Eine Zeitangabe, die nicht stimmt (Josua 1,11)

Dieser Widerspruch ist ähnlich wie der in 5. Mose 9,1 (Das "heute" das Monate dauert).

Josua sagt, dass sie in 3 Tagen (hebr. שְׁלֹשֶׁת יָמִים) durch den Jordan ziehen werden, jedoch sind die Kundschafter, die davor ausgeschickt werden, mind. 3 Tage unterwegs (Jos. 2,22) und nochmals 3 Tage vergehen am Jordan (Jos. 3,2).


Josua 1,11
Bereitet euch Zehrung; denn in noch drei Tagen werdet ihr über diesen Jordan ziehen, um hinzukommen, das Land in Besitz zu nehmen, welches der HERR, euer Gott, euch gibt, es zu besitzen.
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Josua 2,22
Und sie gingen weg und kamen in das Gebirge und blieben daselbst drei Tage, bis die Nachjagenden zurückgekehrt waren. Und die Nachjagenden suchten sie auf dem ganzen Wege und fanden sie nicht.
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Lösungsvorschläge

Von: Daniel Nixdorf
◷ 24 Februar
(vor 1 Jahr)

Erklärungsmöglichkeit:

Es sind tatsächlich an allen drei Stellen (zumindest ungefähr) 24-Stunden-Zeiträume gemeint, dann müsste Josua kurz nach der Ansprache die Kundschafter losgeschickt haben. Diese kommen dann kurz bevor Josua und das Volk übersetzen zurück an das andere Ufer. Das wäre zwar knapp, aber theoretisch denkbar, d.h. die Zeitangaben in Josua 1 & 2 beziehen sich auf (zumindest nahezu) den selben Zeitraum. Aber was mit den drei zusätzlichen Tagen in Josua 3?

Vielleicht sind damit ja gar keine drei zusätzlichen Tage gemeint, sondern mit „nach 3 Tagen“ bezieht sich auf die ganze bisherige Erzählung seit Beginn der Ankündigung von Josua in Kapitel 1. Allerdings wird in dem Vers vorher explizit erwähnt, dass man am Ufer noch rastete, was das ganze knapp macht vom Zeitraum und auch nahelegt, dass die 3 Tage sich auf einen zusätzlichen Zeitraum des Rastens am Ufer beziehen. Das ist also wohl eher unwahrscheinlich.

D.h. wohl die Ankündigung in Kapitel 1 betraf zunächst nicht das tatsächliche Übersetzen und den Abschluß des Vorgangs, sondern wann der Prozess des Übertretens beginnen wird – hier in dem Fall mit dem Lagerwechsel ans Ufer. Ähnlich wie bei einem Feldzug, wenn man aus der Heimat auszieht und dann erstmal irgendwo in Frontnähe rastet, das aber schon zum Feldzug dazuzählt obwohl noch nicht direkt gekämpft wird. Das wäre zwar dann mathematisch/ kalendarisch/ ankündigungstechnisch (wie so oft im Leben) nicht ganz exakt, aber wäre plausibel und es ist ja dann nach den angekündigten 3 Tagen auch etwas passiert. Zwar noch nicht das vollendete Überqueren des Jordans an sich, aber immerhin schon mal der Wechsel ans Ufer und die allerletzten Züge/ Schritte/ Vorbereitung dahin. Es handelt sich ja auch um heils- und weltgeschichtlich einmalige und wegweisende Vorgänge, denen es wohl eher nicht entspricht möglichst kompakt und schnell über die Bühne zu gehen, sondern schon verständlich warum das in verschiedenen „Akten“ bzw. mehreren Schritten abläuft (inkl. immer noch mal einem kurzen Zwischen-Puffer zur Vorbereitung).