Kanon, Septuaginta und Inspiration

Inhaltsverzeichnis

Verwendete Bibelstellen

Die angegebenen Bibelstellen entstammen, wenn nicht anders angegeben, der revidierten Elberfelder Übersetzung von 1985 oder 2006. Zitate aus den Apokryphen stammen aus der Luther Übersetzung von 2017.

Abkürzungen

LXX = Septuaginta
MT = Masoretischer Text
BHS = Biblia Hebraica Stuttgartensia
AT = Altes Testament
NT = Neues Testament

Farbschema

Rote Buchstaben sollen deutlich machen, dass in dem Paralleltext etwas anderes steht.
Blaue Buchstaben bezeichnen einen Zusatz. Hier bietet der entsprechende Text mehr Material.
Grünes Wort zeigt eine Bezeichnung für Gott (JHWH, Elohim, Adonai).
Oranges Wort zeigt eine andere Orthografie (Schreibweise).

Hintergrund

Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, habe Kinder- und Jugendstunde durchgemacht und vor 19 Jahren eine Bekehrung erlebt. Danach Bibelschule besucht und angefangen in unserer Brüdergemeinde regelmäßig zu predigen. Dazu noch aus Interesse angefangen Judaistik zu studieren. Für mich war die Bibel immer schon Gottes inspiriertes Wort. So hatte ich es gelernt und so wurde es mir vermittelt. Jedes Wort ist gottgehaucht (2. Tim. 3,16) und hat seinen Sinn, nicht ein Buchstabe ist zu wenig (Mt. 5,18) oder zu viel enthalten.

Die Bibel und auch ihre Entstehungsgeschichte hat mich schon immer fasziniert. Ich hab angefangen Bibeln zu sammeln (und nachdem mir, nach mehr als hundert Bibeln, der Platz ausgegangen ist auch wieder aufgehört) und hab zig Bücher zu diversen Bibelthemen gelesen. Selbst Urtextauseinander-setzungen wie z.B. zwischen Rudolf Ebertshäuser und Martin Arhelger oder Joachim Schmitsdorf habe ich mit Spannung mitverfolgt. Zu historisch-kritischen Auseinander­setzungen habe ich Eta Linnemann gelesen[1] und ihre (nicht gerade durch spannende Rhetorik ausgezeichneten) Vorträge angehört.

Ich dachte ich kenne mich aus, denn biblische Apologetik war immer mein Interessensgebiet.

Als wir in unserer Gemeinde anfingen 1. Mose zu studieren ließen mich jedoch manche Be­obachtungen nicht mehr los. Z.B. wird in 1. Mose 14,14 die Stadt Dan erwähnt. Die Frage, die sich mir hier stellte, war: Warum verwendet Mose, der ja den Pentateuch geschrieben hat[2], hier den Namen Dan, obwohl die Stadt zu seiner Zeit noch gar nicht so hieß. Nach Josua 19,47 hieß die Stadt Leschem und wurde erst zur Zeit Josuas, als der Stamm Dan die Stadt einnahm, nach dem Stammvater Dan benannt. Offensichtlich handelt es sich hier um einen Anachronismus, wo ein späterer Abschreiber den Städtenamen Leschem in Dan umgeändert hat.

Das fand ich schon ärgerlich, dass sich da jemand die Autorität nahm und einfach den Bibeltext nachträglich geändert hat. Wenn es aber bei dieser kleinen Änderung bleiben würde, könnte man ja ein Auge zudrücken, so dachte ich zunächst.

In 1. Mose 36,31 fiel mir dann aber ein weiter Anachronismus auf „Und dies sind die Könige, die im Land Edom herrschten, bevor ein König über die Söhne Israel regierte“. Moment einmal, wie konnte Mose wissen, dass Israel einmal Könige haben wird und warum wird das hier erwähnt?
Ich weiß es gibt Erklärungen zu diesem Vers, z. B. musste Mose, durch das Königsgesetz in 5. Mose 17 oder die Verheißung an Abraham in 1. Mose 17,6, ja wissen, dass Israel einmal Könige haben wird. Aber trotzdem klingt der oben genannte Vers doch sehr nach einer späteren Hinzufügung. Wozu erachtete es Gott nötig diesen Nebensatz „bevor ein König über die Söhne Israel regierte“ einzufügen? Man hätte ihn doch einfach weglassen können und niemanden hätte es gestört.

Weitere Fragen beschäftigten mich, wie z. B. dass in 2. Mose 19,22 bereits Priester erwähnt werden, obwohl diese ja erst in Kap. 28 eingesetzt werden oder die Frage: Wie kann die Zahl der gezählten Männer in 2. Mose 38,26 nämlich 603.550 genau mit der Zahl aus 4. Mose 1,46 übereinstimmen, obwohl die zweite Zählung mindestens ein halbes Jahr später durchgeführt wurde? Siehe dazu auch den Widerspruch hier.

Solche und ein Haufen weitere Fragen, auf die ich keine Antwort fand, landeten in meiner „Ungelöste-Fragen-Liste“, in der Hoffnung irgendwann einmal auf eine plausible Lösung zu stoßen.

Etwa zur selben Zeit meldete ich mich, im Zuge meines Judaistik-Studiums, für das Fach „Jeremia - Die Geschichte eines Propheten und seines Buches vom Ende des Königreiches bis zum Untergang des Jerusalemer Tempels“ an, da ich mir dachte, dass ein bisschen Hintergrundwissen aus jüdischer Sicht sicher nicht schaden kann.

In einer der ersten Vorlesungen behandelte unser Professor Dr. Armin Lange, der ein anerkannter Experte in der Qumran-Forschung ist[3], die Textgeschichte des Buches Jeremia. Dabei erwähnte er, dass die Septuaginta-Fassung des Buches um ca. 1/7 kürzer ist[4] als der Masoretische Text und die kürzere hebräische Vorlage der Übersetzung, seiner Meinung nach, die ursprünglichere Fassung ist.

Obwohl ich fast 20 Jahre gläubig bin und schon eine Menge an Literatur gelesen hatte, ist mir diese Behauptung hier zum ersten Mal untergekommen. Dies lies mich nicht mehr los, denn für mich gab es nur einen perfekt überlieferten Urtext. Der Gedanke, dass es einen ursprünglichen hebräischen Text gab, der wesentlich kürzer war, war für mich unvorstellbar. Dies würde ja bedeuten, dass der Text in unserem Alten Testament von irgendwelchen späteren Schreiben ausgeschmückt wurde!

Sollte das stimmen hätte das, konsequenterweise, katastrophale Auswirkungen auf mein Bibelverständnis und meinen Glauben, denn wie Wayne Grudem es formuliert: „Die genaue Bestimmung des Umfangs des Kanons der Heiligen Schrift ist von allergrößter Bedeutung. Wenn wir Gott absolut vertrauen und gehorchen sollen, müssen wir eine Sammlung von Worten haben, von denen wir sicher sind, dass sie Gottes eigene Worte an uns sind. Wenn die Heilige Schrift irgendwelche Abschnitte enthält, bezüglich derer wir unsere Zweifel hegen, ob sie Gottes Worte sind oder nicht, werden wir sie nicht als von absoluter göttlicher Autorität betrachten, und wir werden ihnen nicht so sehr vertrauen, wie wir Gott selbst vertrauen würden.“[5]

So beschloss ich der Sache auf den Grund zu gehen und mich detailliert mit dem Thema Septuaginta, Qumran, Textkritik und alles was dazu gehört auseinander zu setzen.

Das Ergebnis meiner Recherche, zu der ich tausende Seiten gelesen und Originalquellen durch­forstet habe, füllt nun die nächsten Seiten. Zu den jeweiligen Kapiteln gib es meist eine allgemeine Einleitung. Ich stelle meine Ergebnisse zur Diskussion und hoffe, dass ich irgendwo einen Denkfehler begangen oder eine Quelle falsch interpretiert habe, denn das Ergebnis änderte meine Sichtweise auf die Bibel in nicht gerade positiver Weise.

Der Masoretische Text (MT)

Der alttestamentliche Text, der unseren Bibeln zugrunde liegt, wird allgemein als Masoretischer Text bezeichnet. Der Grund dafür ist, dass die heutige Form des Textes auf die Masoreten (7.-10. Jhdt.) zurückgeht. Die Masoreten fügten zum etablierten hebräischen Konsonantentext die Masora hinzu. Die Masora beinhaltet grob gesagt Vokalisation, Einteilung in Sinnabschnitte, Akzentuierung und Textbeobachtungen. Die maßgeblich daran beteiligte Ben-Ascher-Familie fixierte somit den Text und zeigt autoritativ wie er zu lesen und zu verstehen ist.[6]

Bei ihm handelt es sich nach unseren heutigen Erkenntnissen um eine späte und sicher nicht an allen Stellen ursprüngliche Textform. Durch mancherlei Handschriftenfunde, insbesondere die sensation­ellen Funde in den Höhlen bei Qumran, sind uns Lesarten des alttestamentlichen Textes bekannt geworden, die hinter die masoretische Textbearbeitung zurückreichen.[7]

Wie die Septuaginta (dazu später mehr) und die Funde in Qumran zeigen war der Konsonantentext (man nennt ihn auch protomasoretischer Text) im 1. Jhdt. noch nicht fixiert. Erst nach der Zerstörung des Tempels und durch die Entstehung des Rabbinertums ist eine endgültige Fixierung sichtbar[8].

Bis der Text im 2. Jhdt. angekommen ist, wurde er mehrfach abgeschrieben. Wenn man davon ausgeht, dass Mose den Pentateuch geschrieben hat, wird er diesen in einer protosemitischen Schrift[9] geschrieben haben (die Hebräische Schrift gab es zur Zeit Moses noch nicht). Da Buch-Rollen, egal ob aus Papyrus oder Pergament hergestellt, in einem feuchten Klima nicht lange halten, und durch Gebrauch auch verschleißen, müssen sie spätestens alle paar hundert Jahre abgeschrieben werden. Dazu kommt bei Änderung des Schriftsystems ebenfalls eine erforderliche Abschreibung. So mussten die Rollen, die in protosemitischer Schrift geschrieben wurden, ab dem 12. Jhdt. v. Chr. in Paläo-Hebräisch[10] (auch Althebräisch genannt) umgeschrieben werden. Ab dem 6. Jhdt. v. Chr., und durch das babylonische Exil, etablierte sich die hebräische Quadratschrift[11], welche sich von der aramäischen Schrift[12] heraus entwickelte[13]. Die in Paläo-Hebräisch geschriebenen Rollen mussten somit wieder in die hebräische Quadratschrift umgeschrieben werden, da die jüngere Bevölkerung die alte Schrift nicht mehr lesen konnte.

Bei jedem Abschreibprozess können Fehler passieren, zumal sich viele Buchstaben ähnlich schauen. Beispielsweise:

Gimmel        Pe      Waw      Kaph  

Gimmel  vs.   Pe        Waw  vs.  Kaph (in Paläo-Hebräisch)

Hebräische Schriftentwicklung
Abbildung 1: Hebräische Schriftentwicklung

Aufgrund der Ähnlichkeit der Buchstaben lassen sich die häufigsten Fehler beim Abschreibprozess auch auf Buchstabenverwechslungen zurückführen. Wie oben ersichtlich waren sich schon in der Paläo-Hebräischen Schrift manche Buchstaben sehr ähnlich. Schlimmer wird es in der hebräischen Quadratschrift, da sich hier vermehrt Buchstaben ähneln.

ת / ה / ח oder ד / ר oder י / ו Verwechslungen waren besonders häufig.

Eine Auflistung der Abschreibfehler findet sich in dem Buch Die Lese-Und Schreibfehler Im Alten Testament[14] von Friedrich Delitzsch oder Analekten zur Textkritik des Alten Testaments[15] von Felix Perles.

Zusätzlich zu der Änderung der Schrift wurde in vorchristlicher Zeit auch noch der Kon­sonantentext erweitert, nämlich um Hilfsvokale (Matres lectionis). Wenn einem Wort solche Hilfsvokale (י ו א ה) hinzugefügt wurden spricht man von Plene-Schreibung (im Gegensatz zur defektiven Schreibung).

Beispiel für die Schreibweise des Namens „David“:

Plene-Schreibung: דויד (z. B. in 1. Chr. 2,15)

Defektiv-Schreibung: דוד (z. B. in Rut 4,22)

Text-Korrekturen

Als sich der Konsonantentext im frühen 2. Jhdt. n. Chr. gefestigt hatte, wagten es die Abschreiber und später die Masoreten nicht mehr den Text zu verändern. Trotzdem gibt es zahlreiche Änderungsvorschläge, welche die Schreiber eingefügt haben, um zu zeigen, dass etwas mit dem Konsonantentext nicht stimmen kann. Die Fachbegriffe für diese Korrekturen sind Puncta extra­ordinaria, Nun inversum, Litterae suspensae, Litterae majusculae[16]. In Summe geht es hier aber nur um wenige Korrekturen.

Bedeutender, von der Menge her gesehen, sind jedoch die sogenannten Ketiv-Qere-Vorschläge (Geschriebenes und zu Lesendes), welche die Masoreten an den Rand des Textes gesetzt haben. Wenn im MT etwas stand (Ketiv / Geschriebenes), die Masoreten jedoch der Meinung waren man müsste das Wort anders lesen (Qere / Gelesenes), markierten sie das Wort und schrieben das zu lesende Wort an den Rand.

So steht z. B. in Jes. 49,5 im MT וְיִשְׂרָאֵ֖ל לֹא יֵאָסֵ֑ף wörtlich: „und Israel wird nicht gesammelt“. Dementsprechend übersetzt es auch die Schlachter2000, die Elberfelder 1905 oder die Luther 1912.

Die Masoreten setzt jedoch bei dem Vers bei לֹא ein ק (für Ketiv) an den Rand und schrieben לֹו darüber, um anzudeuten, dass man nicht לֹא („nicht“) sondern לֹו („zu ihm“) lesen soll.

Screenshot des Codex Leningradensis
Abbildung 2: Screenshot des Codex Leningradensis auf dem der MT beruht

Neuere Bibelübersetzungen, wie z. B. die Elberfelder 2006, Luther 2017 oder NeÜ übersetzen aus diesem Grund: „und Israel zu ihm gesammelt werde“. Somit hat der Bibelvers eine andere Bedeutung, denn es macht einen Unterschied, ob Israel wieder gesammelt wird oder nicht!

Spannend sind hier auch die Funde aus Qumran, zu denen ich später noch genauer kommen werden. Die Große Jesajarolle (1QJesa) bestätigt nämlich die masoretische Lesart לֹו („zu ihm“).

Screenshot der großen Jesajarolle (Col. XLI, 2)
Abbildung 3: Screenshot der großen Jesajarolle (Col. XLI, 2)

Die Jesajarolle aus Höhle 4 (4Q58) bestätigt hingegen die MT-Lesart לֹא („nicht“).

Screenshot der Jesajarolle 4Q58 (Col. VI, 11)
Abbildung 4: Screenshot der Jesajarolle 4Q58 (Col. VI, 11)

Interessanterweise findet sich in der Zeile darüber ein Beispiel für „Puncta extraordinaria“[17]. Bei dem Gottesnamen JHWH wurden unterhalb und oberhalb Punkte bei den vier Buchstaben gesetzt. Diese Punkte werden in der Textforschung als Tilgungszeichen verstanden. Der Abschreiber war somit der Meinung, dass dieses Wort nicht in den Text gehört.

Im MT der BHS findet sich somit auch nur אֶת אֱלֹהָי und nicht אֶת יְהוָה אֱלֹהָי.

Nicht alle Ketiv-Qere-Vorschläge sind so gravierend, jedoch gibt es ganze 1353 Ketiv-Qere Ab­weichungen[18], also mehr als einen pro Bibelseite.

Hier könnte man sich aber schon mal die Frage stellen, welcher Text denn der Richtige ist? Der, der abgeschrieben wurde und im Bibeltext steht, oder der den die Masoreten als richtig empfanden und stattdessen daneben geschrieben haben. In neueren Bibelübersetzungen werden die Vorschläge der Masoreten meist umgesetzt. Dabei sollte man aber bedenken, dass es sich hier lediglich um die Meinung von jüdischen Gelehrten aus dem Mittelalter handelt.

Kanonbildung

Wann genau und in welchem Umfang der hebräische alttestamentliche Kanon festlag ist schwer zu sagen, da es in der vorchristlichen Zeit im Judentum kein Buch mit einem festen Einband (Codex) gab, wo die autoritativen Texte dazwischen eingebunden waren.

Das Judentum kennt vermutlich seit dem Buch Jesus Sirach (2. Jhdt. v. Chr.) eine Dreiteilung der Bibel. So heißt es im Prolog des Buches (geschrieben um 117 v. Chr.[19]): „Vieles und Großes ist uns gegeben durch das Gesetz und die Propheten und die Schriften

Wobei die Luther-Bibel hier schon interpretiert. Für „die Schriften“ steht im Griechischen „καὶ τῶν ἄλλων“ was wörtlich übersetzt „und die anderen“ bedeutet. „So belegt der Prolog des Sirachbuches maximal einen zweigliedrigen ,Kanon‘.[20]

In einer fragmentarischen Rolle aus Qumran (4QMMTd Col. IV, 10) ist von dem „Buch Moses, den Büchern der Propheten und David[21] die Rede. David steht hier vermutlich stellvertretend für die Psalmen (dem ersten Buch der Ketuvim).  So ähnlich auch 2. Makkabäer 2,13: „die Bücher über die Könige und Propheten, auch die von David“.

Auch das Neue Testament kennt in Lk. 24,44 die Einteilung in „Gesetz Moses und den Propheten und Psalmen.“, wobei es an den anderen Stellen nur von dem Gesetz und den Propheten spricht:
Mt. 5,17; 11,13; Lk. 16,16; Joh. 1,45; Apg. 24,14; 28,23.

Im heutigen Judentum spricht man jedenfalls vom Tanach (bzw. TaNaK), der Einteilung der Bibel in Tora (Gesetz/Weisung), Nevi’im (Propheten) und Ketuvim (Schriften)[22].

Dass zur Tora die 5 Bücher Mose gehören dürfet ziemlich klar sein. Unklar ist jedoch welchen Umfang z. B. die Propheten oder die Schriften hatten. Laut Mischna ist im 1. Jhdt. n. Chr. noch nicht klar, ob Hohelied und Kohelet (Prediger) zum Kanon gehören oder nicht (mJadajim III,5). Interessanterweise werden Hohelied und Kohelet nicht im Neuen Testament zitiert.

Auch der Umfang der Psalmen ist unklar. In Qumran fand man eine gut erhaltene Psalmenrolle (11QPsa) in welcher 40 biblische Psalmen (in unterschiedlicher Reihenfolge) sowie 4 apokryphe Psalmen (Psalm 151-155) und 4 nichtbiblische Texte vorhanden waren. Psalm 151 kannte man bereits aus der LXX und die Psalmen 154 und 155 aus der Peschitta (syrische Bibelübersetzung).

Die Psalmenrolle wird zwischen 30 und 50 n. Chr. datiert und könnte zeigen, dass zur Zeit Jesu der Umfang der Psalmen noch nicht fixiert war[23].

Nun stellt sich auch die Frage, ob die klassischen AT Apokryphen wie Judit, Tobit, Baruch, Jesus Sirach, Zusätze zu Daniel und Esther im damaligen offenen Kanon enthalten waren, denn immerhin wurden die meisten von ihnen von Juden im 3.-2. Jhdt. v. Chr. ins Griechische übersetzt und fanden somit Eingang in die Septuaginta. Und nicht nur das, auch die syrische Peschitta und die lateinische Vulgata[24] enthalten die Apokryphen[25].

Alle drei großen Majuskelhandschriften des 4. und 5. Jhdt. (Codex Vaticanus, Codex Sinaiticus und Codex Alexandrinus) enthalten zusätzlich zum jüdischen Tanach auch noch Judit, Tobit, Jesus Sirach, Weisheit Salomos, die Erweiterungen in Daniel und Ester sowie Psalm 151. Auch im Chester-Beatty-Papyrus 967[26], welcher aus dem 2. Jhdt. stammt und die Bücher Hesekiel, Daniel und Ester enthält, findet man bei Daniel die apokryphen Zusätze.

Wie also sah der Textumfang beim Buch Esther oder Daniel im 1. Jhdt. aus? In der LXX haben beide Bücher jedenfalls erhebliche Zusätze zum hebräischen Text („Stücke zu Ester“, „Gebet des Asarja“, „Lobgesang der drei Freunde Daniels im Feuerofen“, „Susanna im Bade“, „Bel und der Drache“).

In den Samuelbüchern gibt es ebenfalls große Unterschiede in den Textzeugen. Z. B. ist das Kapitel 17 in der LXX um 44% kürzer als im MT. Siegfried Kreuzer schreibt dazu in seiner Einleitung zur Septuaginta: „Der Text von 1-2Königtümer hat eine komplexe und bewegte Geschichte durchgemacht. Seine ursprüngliche Gestalt wurde nach und nach Rezensionen und Revisionen unterzogen…“[27]
(Anmerkung: 1-2 Königtümer ist in der LXX unser 1.-2. Samuel)

Ähnlich beurteilt auch der Qumran-Experte Daniel Stökl Ben Ezra die Texte: „Bei anderen Büchern, allen voran Jeremia, und 1. Samuel - 2. Könige unterscheiden sich die Handschriften ganz erheblich und bezeugen die Existenz unterschiedlicher Rezensionen und die Unabgeschlossenheit ihrer Redaktionsgeschichte.“[28]

Selbst wenn man also mit Sicherheit sagen kann, dass z.B. das Buch Jeremia zum Kanon gehört, ist noch immer unklar, welche Textform zum Kanon gehört. Wie schon erwähnt gibt es von Jeremia eine Langform, welche sich in unserer Bibel wiederfindet und eine Kurzform (um ca. 14 % kürzer), welche sich in der LXX und in Qumrantexten (4QJerb,d) wiederfindet. Dazu kommt, dass die LXX Version von Jeremia eine andere Struktur aufweist:

Unterschiedliche Kapitel-Stellung im Buch Jeremia
Abbildung 5: Unterschiedliche Kapitel-Stellung im Buch Jeremia

Also selbst wenn der genaue Umfang der Bücher feststehen würde, was nicht der Fall ist, so dürfte der Text(umfang) in manchen Büchern zur Zeit Jesu noch nicht festgestanden sein[29]. Das NT bietet auch Hinweise dazu. So zitiert Paulus in 1. Kor. 2,9 eine Bibelstelle, die so nicht im AT steht (weder im MT noch in der LXX). Auch Stephanus macht in Apg. 7,26 eine Aussage, die sich nicht in unserer Bibel findet.

Zur Zeit Jesu dürften verschiedene Gruppen auch verschiedene autoritative Schriften (Kanon?) gehabt haben. Die Samariter beispielsweise akzeptierten nur die 5 Bücher Mose. Sie hatten den Samaritanischen Pentateuch, der in einigen Stellen vom MT abweicht. Die Sadduzäer hielten ebenfalls nur die 5 Bücher Mose für autoritativ[30]. Für die Jachad Qumran Gemeinschaft (möglicherweise Essener) waren auch noch eine Vielzahl andere Schriften autoritativ (z. B. Tempelrolle, Jubiläenbuch, 1. Henochbuch, Damaskusschrift, Kriegsrolle)[31]. Und nicht zuletzt lasen, wie wir noch sehen werden, Juden und Christen die griechische Septuaginta!

Wenn für die ersten Christen die LXX maßgeblich war (man kann sagen sie war ihre Bibel), stellt sich die Frage, warum wir heutzutage den MT als maßgeblich erachten? Paulus und andere Schreiber des NT lasen und zitierten aus der LXX. Diese weicht aber, je nach Buch, deutlich von dem Text ab, den wir heutzutage in unserer Bibel haben. Würde „back to the roots“ nicht bedeuten zur LXX zurückzukehren?

Wann ist mit einer Fixierung des Kanons zu rechnen?

Ein Anhaltspunkt bietet Flavius Josephus, er schrieb gegen Ende des 1. Jhdt. in seiner Apologie gegen Apion: „Es [gibt] bei uns nicht Tausende von Büchern, die nicht übereinstimmen und sich widersprechen, sondern nicht mehr als zweiundzwanzig Bucher, welche die Niederschrift des ganzen Zeitraums enthalten und zu Recht Vertrauen gefunden haben. Und von diesen stammen fünf von Moses, welche die Gesetze umfassen und die Überlieferung vom Ursprung der Menschheit bis zu seinem eigenen Ende; dieser Zeitraum ist nur wenig kurzer als dreitausend Jahre. Vom Tod des Moses bis zur Herrschaft des Artaxerxes, des Königs der Perser nach Xerxes, haben die auf Moses folgenden Propheten die Begebenheiten ihrer Zeit aufgezeichnet in dreizehn Büchern; die übrigen vier enthalten Hymnen an Gott und Lebensanweisungen für die Menschen.“[32]

Laut Josephus gibt es also 5 Mosebücher, 13 Bücher, die in der Zeit zwischen Mose und Artaxerxes entstanden sind und 4 Hymnen bzw. Lebensanweisungen, in Summe 22 Bücher. Nach der heutigen jüdischen Zählung hat der Tanach jedoch 24 Bücher[33]. Welche Bücher Josephus genau meint bleibt jedenfalls unklar[34].

Hier sei noch angemerkt, dass es bei Josephus um einen jüdischen Kanon geht. Der christliche Kanon hingegen orientiert sich an der LXX, welche mehr Bücher beinhaltet.

Eine endgültige Auflistung der 24 Einzelbüchern erscheint erst im Babylonischen Talmud (5.-7. Jhdt. n. Chr.) in Baba Batra 14b[35].

Da die LXX zur Bibel der Christen wurde[36] und es in den ersten Jahrhunderten immer wieder zu Streitigkeiten mit Juden kam (Irenäus: Gegen die Häresien; Justin: Dialog mit dem Juden Tryphon; Johannes Chrysostomus: Homilie zu Matthäus; Eusebius: Chronik) begann eine allmähliche Ablehnung der LXX bei den Juden und Rückbesinnung auf den MT. Dies führte schlussendlich zur vollständigen Verwerfung der LXX. So heißt es im Traktat Sefer Tora 1,8 das der Tag, an dem die Tora für König Ptolemäus ins Griechische übersetzt wurde, für Israel schlimmer gewesen sei, als der Tag, an dem sie das Goldene Kalb angefertigt hatten[37].

Karin Schöpflin welche auf WiBiLex[38] den wissenschaftlichen Artikel zu „Kanon (AT)“ geschrieben hat, schreibt zum Abschluss der Kanonisierung des Schriftenbestandes folgendes:

Der hebräische Kanon erwächst also aus einem sich allmählich herausbildenden Konsens, der – soweit wir es heute beurteilen können – nicht durch einen offiziellen Beschluss eines dazu ermächtigten Gremiums formell bestätigt wurde, sondern durch den entsprechenden Gebrauch dieser Schriftensammlung in Gottesdienst und Lehre. Die endgültige Verfestigung des Kanons in der zweiten Hälfte des 1. Jh.s n. Chr. erfolgt gerade zu dieser Zeit, weil die historischen Lebensumstände der jüdischen Glaubensgemeinschaft einmal mehr nach einer Klärung ihrer Identität verlangten. Nach der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. und der Vertreibung aus Jerusalem als Folge des Bar-Kochba-Aufstandes 132/133 ergab sich angesichts des endgültigen Verlusts der kultischen Mitte die Notwendigkeit einer gemeinsamen Orientierungsbasis und zugleich einer Abgrenzung nach außen, nämlich gegen apokalyptisch ausgerichtete Gruppierungen und vor allem gegenüber den Christen, die die Septuaginta (und damit einen etwas umfangreicheren Kanon) zunehmend für sich vereinnahmten.“

Auch Peter Stuhlmacher datiert die Fixierung des Kanons in die zweite Hälfte des 1. Jhdt.: „Da Philo ca. 40 n.Chr. noch ebenso unbestimmt von Gesetz, Propheten, Hymnen und ‚den anderen (Büchern)‘ redet (Vit Cont 25) wie der Sirachprolog und auch in Lk 24,44 die Trias Gesetz, Propheten und Psalmen das Ganze der Heiligen Schrift bezeichnet, kann der genaue Bestand der Schriften erst zwischen dem ersten (66–74 n.Chr.) und zweiten (132 –135 n.Chr.) jüdischen Aufstand festgelegt worden sein.“[39]

Ebenso Adrian Schenker: „In der Forschung herrscht heute hinsichtlich des Bibeltextes in den drei letzten vorchristlichen Jahrhunderten überwiegend die Vorstellung, der hebräische Bibeltext sei damals pluriform gewesen, bis er gegen Ende des 1. Jh. n. Chr. vereinheitlicht und normiert worden sei.“[40]

Ist es angesichts der oben genannten Zitate legitim zu sagen, dass es zur Zeit Jesu bereits einen abgeschlossenen AT Kanon gab? Wir haben jedenfalls keinen genauen Hinweis, welche Bücher Jesus oder Paulus als autoritativ ansah. Jesus selbst redet immer unspezifisch vom Gesetz und den Propheten. Welche Bücher er zu den Propheten rechnete und ob er das Buch Esther oder das Hohelied dazu zählte ist völlig unklar.

Es dauerte noch einige Jahrhunderte bis sich in der Christenheit ein Kanon herauskristallisierte. Und dieser Kanon, der von der Großkirche im 4 Jahrhundert akzeptiert wurde, enthielt unglücklicher­weise die Apokryphen (siehe nächstes Kapitel).

Antike Kanonlisten

Die Bezeichnung „Kanon“, so wie wir ihn heute verstehen[41], finden sich zum ersten Mal erst um 360 n. Chr. bei dem Konzil von Laodicea und später 367 im 39. Osterbrief des Bischofs Athanasius von Alexandria[42]. Athanasius listet dort die kanonischen Bücher des AT und NT auf. Er rechnet jedoch das Buch des Baruch und den Brief des Jeremia mit dazu und lässt das Buch Esther weg.

Folgende Liste von historischen Kanon-Erwähnungen soll zeigen, dass der Umfang des christlichen AT Kanons keineswegs fixiert war und auch nicht dem jüdischen Kanon entsprach.

Datierung
(n. Chr.)
Autor Abweichungen zum hebräischen Kanon Quelle
Ca. 170 Melito von Sardes + Weisheit Salomos[43]- Esther- Klagelieder[44] Kirchengeschichte Eusebius IV 26,13–14
Ca. 220 Origenes[45] + Brief des Jeremia    + (Makkabäer)[46]- Dodekapropheton[47] Kirchengeschichte Eusebius VI 25,1-2
Ca. 350 Cyrill von Jerusalem + Baruch+ Brief des Jeremia Katechesen an die Täuflinge IV, 35
Ca. 360 Synode von Laodicea + Baruch+ Brief des Jeremia Synodenbeschluss
(wird aber angezweifelt[48])
367 Athanasius von Alexandria + Baruch+ Brief des Jeremia- Esther 39. Osterbrief[49]
382 Synode von Rom + Apokryphen (Judit, Tobit, Weisheit Salomos, 1. / 2. Makkabäer, Jesus Sirach) Dekret von Papst Damasus
396 Augustinus[50] + Apokryphen (Judit, Tobit, Weisheit Salomos, 1. / 2. Makkabäer, Jesus Sirach) De doctrina christiana II, 8
397 Dritte Synode von Karthago + Apokryphen (Judit, Tobit, Weisheit Salomos, 1. / 2. Makkabäer, Jesus Sirach) Codex Canonum Ecclesiæ Africanæ
391 Hieronymus - Prolog zu den Königbüchern

Eine ausführliche Liste findet sich hier Der alttestamentliche Kanon zur Zeit der Kirchenväter und hier The Canon of Scripture und bei Hennings (siehe Fußnote 53).

Von Tertullian und Ambrosius von Mailand sind keine Kanonlisten überliefert, allerdings verteidigt Tertullian das Buch Henoch in De cultu feminarum I,3 und Ambrosius schreibt einen Kommentar zum Buch Tobit (De Tobia).

Der Befund zeigt eindeutig, dass fast alle Kirchenväter unterschiedliche Bücher mit dazu genommen haben. Auffallen ist, dass die griechische Ostkirche die klassischen Apokryphen weglässt und dafür das Buch Baruch und den Brief des Jeremias zum Kanon rechnen. Die lateinische Westkirche hingegen zählt die Apokryphen vollständig mit dazu. Vermutlich aufgrund der Vetus Latina.

Heutzutage verwenden die meisten östlichen Kirchen (Koptische Kirche, Äthiopische Kirche[51], sowie die griechisch-orthodoxe Kirche, die russisch-orthodoxe und die syrisch-orthodoxe) weiterhin den Umfang der LXX samt ihren Apokryphen.

Hieronymus ist der einzige, den ich gefunden habe, der sich in seiner Kanonliste an den hebräischen Kanon mit den 24 Büchern hält. Allerdings zitiert er in seinem Mahnschreiben an Julian einen Vers aus Jesus Sirach 22,6 und bezeichnet das Buch als scriptura sancta: „Die Heilige Schrift sagt: Ein Wort zur Unzeit ist wie Musik in Tagen der Trauer.“[52]  Dies ist kein Einzelfall auch in anderen Briefen zitiert er Stellen aus Jesus Sirach.

Wenn die ersten Christen die LXX lasen und die Kirchenväter Apokryphen zitieren[53] und in ihre Kanonlisten mit aufnehmen, muss die Frage geklärt werden, warum diese in unseren (evangelikalen) Bibeln fehlen. Dazu später mehr.

Die Septuaginta (LXX)

Septuaginta[54] oder ihre Abkürzung LXX ist die allgemeine Bezeichnung für die griechische Bibel. Zu ihrer Entstehung gibt es eine Legende, welche im Aristeasbrief (ca. 100 v. Chr.) aufgeschrieben ist. In dem Brief wird berichtet, dass der König Ptolemaios II. (285-247 v. Chr.) für die große Bibliothek in Alexandria auch das jüdische Gesetz aufnehmen wollte. Dazu schrieb man einen Brief an den Hohepriester Eleasar nach Jerusalem, welcher 72 Weise (6 von jedem Stamm) mit Schriftrollen nach Ägypten schickte. Dort angekommen übersetzten die Gelehrten die Tora (in dem Brief ist nur vom Gesetz, also den 5 Büchern Mose, die Rede) in 72 Tagen („indem sie durch gegenseitige Vergleiche in einem Wortlaut übereinkamen[55]) ins Griechische.

Die Geschichte wird auch von Flavius Josephus (Antiquitates, XII, 11-118) berichtet, welcher den Ariseasbrief als Quelle verwendete. Später wird die Erzählung von Philon von Alexandria (De vita Mosis, II, 31-42) ausgeschmückt:

In Abgeschiedenheit […] verdolmetschten sie wie unter göttlicher Eingebung nicht jeder in anderen, sondern alle in den gleichen Ausdrücken für Begriffe und Handlungen, als ob jedem von ihnen unsichtbar ein Lehrer diktierte.“[56]

Auch Irenäus († um 200 n. Chr.) schmückt den ursprünglichen Bericht weiter aus:

Um aber sicher zu gehen, und weil er fürchtete, dass sie vielleicht auf Verabredung die Wahrheiten der Schrift in ihrer Übersetzung verbergen möchten, sonderte er sie voneinander ab und ließ alle dieselbe Schrift übersetzen, und so machte er es mit allen Büchern. Als diese nun vor Ptolomäus zusammen kamen und ihre Übersetzungen verglichen, da sagten alle zum Ruhme Gottes und zur Beglaubigung des göttlichen Charakters der Schriften dasselbe mit denselben Worten und denselben Ausdrücken von Anfang bis zu Ende, sodass auch die anwesenden Heiden erkannten, dass unter göttlicher Inspiration die Schriften übersetzt waren.“[57]

Ebenso Clemens von Alexandrien († um 215 n. Chr.):

Als nun jeder einzelne für sich jedes prophetische Buch übersetzt hatte, stimmten die gesamten Übersetzungen, als man sie miteinander verglich, sowohl dem Sinn als dem Wortlaut nach überein; denn Gottes Wille war auf das Verständnis griechischer Ohren bedacht.“[58].

Waren es anfangs noch 72 Älteste, die in gemeinschaftlicher Arbeit die Tora übersetzten, ist es später ein göttlich inspiriertes Werk, welches 70 Übersetzer unabhängig voneinander und wortwörtlich gleich übersetzten. Damit sollte die Autorität des Bibeltextes untermauert werden.

Ob Ptolemaios II. wirklich die Übersetzung für seine Bibliothek beauftragte, oder ob die Übersetzung aufgrund des hebräischen Sprachverlustes der hellenistisch-jüdischen Bevölkerung in Alexandria notwendig wurde (die Muttersprache der Juden war Griechisch), ist nicht eindeutig geklärt[59].

Fakt ist jedoch, dass um 300 v. Chr. mit ersten Übersetzungen ins Griechische begonnen wurde[60] und der griechische Text für die Juden in Alexandria und später darüber hinaus auch in Judäa zum Bibeltext wurde, den man lesen und verstehen konnte.

Unterschiede zwischen dem MT und der LXX

Wie schon erwähnt weicht die LXX in vielen Fällen (je nach Buch unterschiedlich) vom MT ab. Hier die größten Unterschiede:

Buch Unterschiede
Esther Die LXX enthält eine Langfassung, die um ca. 100 Verse länger ist[61]
Jeremia Die LXX enthält eine Kurzfassung, die um ca. 3000 Wörter kürzer ist (ca. 1/7 des Textes), außerdem ist die Anordnung der Kapitel anders
Daniel Hier sind zwei unterschiedliche griechische Übersetzungen bekannt, welche beide umfangreiche Zusätze enthalten[62]
Hiob Die LXX enthält eine Kurzfassung, die um ca. 1/6 kürzer ist. Dafür gibt es eine Rede der Frau Hiobs und einen längeren Schlussteil des Buches
1. Könige Die LXX bietet durchschnittlich ein bis zwei Differenzen pro Vers
Chronik Die Genealogien sind in der Regel kürzer
Samuel In der LXX ist Kap. 17-18 um 44% kürzer (39 von 88 Versen fehlen)
Deuteronomium Das Lied des Mose (Kap. 32) ist um 6 Verse länger
Josua + Richter Die LXX enthält Zusätze. Hier gibt es auch unterschiedliche Textvarianten, so dass es einen A-Text und einen B-Text gibt
Hesekiel Die LXX enthält meist kürzere Lesarten
Psalmen Die Überschriften sind meist umfangreicher, es gibt einen zusätzlichen Psalm (151) und diverse theologische Änderungen (siehe nächste Seite)
Ruth Die LXX bietet eine Reihe von Varianten, Auslassungen, Zusätzen und Umstellungen

Dazu sind in der LXX noch folgende Apokryphen (im katholischen Sprachgebrauch heißen sie Deutero­kanonische Schriften) hinzugekommen: Judit, Tobit, Makkabäer, Oden, Jesus Sirach, Weisheit Salomos, Baruch, Brief des Jeremia und die Erweiterungen in Daniel (Susanna, Bel und der Drache).

Inhaltliche Änderungen in den Psalmen

Die LXX Psalmen weisen eigentlich eine inhaltlich gute Übereinstimmung mit dem MT auf. Trotzdem gibt es inhaltliche Änderungen, wo man das Gottesbild angepasst hat. Hier einige Beispiele:

Kap. MT LXXDE Begründung der Änderung
84,12

Denn Gott, der HERR, ist Sonne und Schild

Denn Erbarmen und Wahrheit liebt Gott, der Herr…

Gott soll nicht als Sonne bezeichnet werden.

18,32

Und wer ist ein Fels als nur unser Gott?

Und wer ist ein Gott außer unserem Gott?

Gott soll nicht als Fels dargestellt werden.

18,47

Gepriesen sei mein Fels

und gepriesen sei mein Gott

s.o.

19,15

HERR, mein Fels und mein Erlöser!

Herr, mein Helfer und mein Erlöser.

s.o.

28,1

Zu dir, HERR, rufe ich; mein Fels

Zu dir, Herr, schrie ich, mein Gott

s.o.

42,10

Sagen will ich zu Gott, meinem Fels

Ich werde zu Gott sagen: Mein Beistand bist du

s.o.

97,7

Fallt vor ihm nieder, alle Götter!

Fallt vor ihm nieder, alle seine Engel!

Da es keine anderen Götter gibt, wird das Wort Elohim durch Engel ersetzt.

138,1

…ich will dir spielen vor den Göttern.

…und vor den Engeln will ich dir spielen.

s.o.

72,4

…bringe Hilfe den Kindern des Armen, und den Unterdrücker zertrete er.

…und die Söhne der Bedürftigen retten und den Verleumder erniedrigen

Das harte Gottesbild wird hier korrigiert.

11,5

Der HERR prüft den Gerechten; aber den Gottlosen und den, der Gewalttat liebt, hasst seine Seele.

Der Herr prüft den Gerechten und den Gottlosen. Wer aber Ungerechtigkeit liebt, hasst seine (eigene) Seele.

s.o.

7,12

Gott ist ein gerechter Richter und ein strafender Gott an jedem Tag.

Gott ist ein gerechter, starker und langmütiger Richter, der nicht jeden Tag (seinen) Zorn aufkommen lässt.

s.o.

9,21

Lege Furcht auf sie, HERR

Setze, Herr, einen Gesetzgeber über sie ein.

 

17,15

Ich aber, ich werde dein Angesicht schauen

Ich aber werde in Gerechtigkeit vor deinem Angesicht erscheinen.

Da man Gott nicht schauen kann (2. Mo. 33,20), erscheint der Mensch nur vor Gott.

63,3

So schaue ich im Heiligtum nach dir…
Eigentlich wörtlich: So, wie ich im Heiligtum Dich geschaut

So erschien ich bei dir im Heiligtum

s.o.

7,5

…wenn ich Böses vergolten dem, der mit mir Frieden hält

…wenn ich vergolten hätte denen, die mir Böses vergelten

David soll nicht in dem Licht erscheinen als hätte er jemanden Böses vergolten, der eigentlich mit ihm Frieden hält.

10,16

verschwunden sind die Nationen aus seinem Land.

Geht unter, Völkerschaften, (und verschwindet) aus seinem Land.

Da andere Völker noch im Land sind, würde der Vers nicht stimmen, darum wird er umgedeutet.

16,2

Du bist mein Herr; es gibt kein Glück für mich außer dir

Mein Herr bist du, denn meine Güter brauchst du nicht.

Möglicherweise wurde hier umgedeutet, da es ja schon noch Glück (w. Gutes) außerhalb von Gott gibt.

Bei den hier genannten Beispielen handelt es sich offensichtlich nicht um Abschreibfehler, sondern um redaktionelle Eingriffe des Übersetzers.

Auffallend ist, dass sich der Schreiber vermeiden will, dass Gott als Fels angesehen wird. Das zieht sich durch die ganzen Psalmen. Weitere Stellen sind, neben den oben genannten: Kap. 31,3.4; 62,3.7.8; 71,3; 73,26; 78,35; 89,27; 92,16; 94,22; 144,1. Allerdings ist dies nicht nur ein Phänomen der Psalmen, sondern der ganzen griechischen Bibel. Überall wo in der Bibel Gott mit einem Felsen verglichen wird, übersetzt die LXX dies anders!

LXX Rezensionen

Da die griechischen Übersetzungen manchmal sehr frei waren, wurde die LXX in verschiedenen Rezensionen von jüdischer Seite überarbeitet und dem aktuell autoritativen hebräischen Text angeglichen.

Man spricht hier von den Rezensionen des Aquila (Neuübersetzung um ca. 130 n. Chr.), Symachus (ca. 170 n. Chr.) und Theodotion. Die Rezension von Theodotion (der genaue Umfang ist nicht klar) soll nach kirchlicher Tradition um 190 n. Chr. geschehen sein, allerdings finden sich „theodo­tianische“ Lesarten bereits im Neuen Testament und bei Flavius Josephus. Man nimmt darum an, dass es sich bei Theodotion um eine ältere vorchristliche sog. kaige[63] Rezension handelt bzw. er diese einarbeitet. Man spricht heutzutage deshalb von der kaige-Theodotion-Rezension.

Diese Rezensionen hat Origenes um 245 n. Chr. in seine Hexapla[64] aufgenommen und sind uns zum Teil erhalten.

Eine christliche Rezension wird dem Presbyter Lukian von Antiochia († 312) zugeschrieben. Man nennt den Text lukanische[65] Rezension bzw. antiochenischer Text. Er enthält einige Lesarten die in der Forschung als noch älter als die kaige-Theodotion-Rezension gelten und dem originalen Septuagintatext (Old Greek) am nächsten stehen[66].

Textgeschichtliche Entwicklung nach aktueller Forschung
Abbildung 6: Textgeschichtliche Entwicklung nach aktueller Forschung

Sprache und Schrift zur Zeit Jesu

Im 1. Jhdt. waren in Israel mehrere Schriften und Sprachen geläufig. In Joh. 19,20 liest man, dass die Anklageschrift Jesu in Hebräisch, Lateinisch und Griechisch am Kreuz angebracht wurde. Alan R. Millard geht in seinem Buch „Pergament und Papyrus, Tafeln und Ton - Lesen und Schreiben zur Zeit Jesu“ (Brunnen Verlag, 2000) ab Seite 82 detailliert auf die Nutzung und Verbreitung von Aramäisch, Griechisch, Hebräisch und Latein ein. Er kommt zu dem Schluss, dass es in großem Ausmaß Belege für Zweisprachigkeit (Griechisch und Aramäisch) gab[67].

Im Folgenden ein paar allgemeine Fakten, um dies zu untermauern:

Münzfunde:

Der hasmonäische König und Hohepriester Alexander Jannäus (103–76 v. Chr.), lies Münzen prägen die auf der einen Seite eine Griechische und auf der anderen Seite eine Paleo-Hebräische Legende zeigte (Hendin 1150). Die späteren Münzen von Herodes dem Großen und Herodes Antipas hatten nur mehr eine griechische Legende (Hendin 1252, 1201), ebenso der Tyrische Schekel, mit welchem die Tempelsteuer bezahlt wurde (Hendin 919). Der römische Denar von Kaiser Tiberius aus Lk. 20,24 hingegen trug eine lateinische Legende (BMC 48-60).

Neues Testament:

Den Evangelien nach sprach Jesus Aramäisch[68]. „Ephata“, „Talita kum“ oder „Abba“ sind aramäische Begriffe.

Manche dieser Begriffe mussten den Lesern der Evangelien erklärt werden. Eine Erklärung mach natürlich nur dann Sinn, wenn die Lesergruppe diese Sprache nicht mehr verstand. Beispiele:

Paulus konnte Aramäisch (Apg. 21,40) und Griechisch (Apg. 21,37), er verfasste alle seine Briefe in Griechisch, wenn auch teilweise mithilfe eines Sekretärs (Röm. 16,22).

In den Evangelien begegnen uns Personen mit Namen unterschiedlicher Herkunft. Z.B.:

Archäologie

Auf vielen Ossuarien (Knochenkästen) fand man aramäische, hebräische und griechische Namen und Buchstaben, teilweise sogar gemischt (British Museum Inv. Nr. 126395, Objekt WCO23178).

Gewichtssteine, die man in Israel gefunden hatte, zeigen griechische Aufschriften mit Datum und Gewichtsangabe.

Eine Warntafel[69] aus dem herodianischen Tempel, auf der das Betreten für Nichtjuden untersagte wurde, war auf Griechisch geschrieben (Israel-Museum, IAA Inv. Nr. 1936-989).

Kommunikation mit Händlern, Kaufleuten, Steuereintreibern, Regierungsbeamten und ausländ­ischen Soldaten erforderte die griechische Sprache. Wollte man Waren an Pilger verkaufen, die zu den drei Festen nach Israel pilgerten oder ihnen eine Übernachtung anbieten, so musste man mit ihnen in Griechisch sprechen (vgl. Apg. 2,8-10).

Einige Schriftrollen, die man in Qumran und in Nachal Chever gefunden hat, sind in Griechisch geschrieben und bezeugen den Gebrauch des Griechisch im 1 Jhdt. in Israel. So z.B. die Zwölfprophetenrolle[70] (8HevXIIgr) oder der Papyrus pap4QLXXLevb.

So kann man folgendes zur Sprache zusammenfassen[71]:

Nicht außer Acht lassen darf man die Tatsache, dass die weit größere jüdische Bevölkerung in der Griechisch-sprechenden Diaspora lebte und deshalb die LXX lasen. Nach Dexinger (TRE Bd. 17, 343) lebten in Palästina zwischen 700.000 und 2,5 Millionen Juden und in der Diaspora 2 bis 7 Millionen Juden.

In welcher Sprache lasen die Christen ihre Bibel?

Nachdem Griechisch und Aramäisch die gängige Sprache in Judäa gewesen ist und Hebräisch wohl nur mehr bei der religiösen Elite eine Rolle spielte, stellt sich die Frage, in welcher Sprache die ersten Christen ihre Bibel lasen. Dazu finden wir im NT einige Hinweise.

In der Verteidigungsrede des Stephanus in Apg. 7 dürfte er den Septuaginta-Text im Gedächtnis gehabt haben, denn er sagt in V. 14, dass Jakob mit 75 Seelen nach Ägypten zog. Im masoretischen Text in 1. Mose 46,27 steht jedoch 70 Seelen. Die LXX hingegen liest 75 Seelen, genau wie es Stephanus zitiert.

Der Kämmerer aus Äthiopien kaufte sich in Jerusalem eine griechische Jesaja-Rolle (Apg. 8,28). Die Verse 32-33 aus Jesaja 53,7-8 sind der LXX entnommen.

Beim Apostelkonzil in Apg. 15,16-17 zitiert Jakobus Verse aus Amos 9,11-12 aus der LXX. Diese unterscheiden sich jedoch vom MT.

In Apg. 15,16-17 liest man:

Nach diesem will ich zurückkehren und wieder aufbauen die Hütte Davids, die verfallen ist, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten; damit die übrigen der Menschen den Herrn suchen und alle Nationen, über die mein Name angerufen ist, spricht der Herr, der dieses tut.“

In Amos 9,11-12 heißt es jedoch:

An jenem Tag richte ich die verfallene Hütte Davids auf, ihre Risse vermauere ich, und ihre Trümmer richte ich auf, und ich baue sie wie in den Tagen der Vorzeit, damit sie den Überrest Edoms und all die Nationen in Besitz nehmen, über denen mein Name ausgerufen war, spricht der HERR, der dies tut.“

Zum Vergleich in Amos 9,11-12 heißt es in der LXX:

An jenem Tag werde ich aufstellen die eingefallene Hütte Davids und werde ihre Ruinen wieder aufbauen und ihre Trümmer wieder aufstellen, und ich werde sie wieder aufbauen ganz wie in den Tagen der Vorzeit, sodass die Übriggebliebenen der Menschen und alle Völker, über denen mein Name ausgerufen ist, (sie) aufsuchen werden«, spricht der Herr, der dies macht.[72]

Zwei Unterschiede sind besonders auffällig:

  1. Der MT hat für Edom אֱדֹום stehen. Unvokalisiert und ohne Matres lectionis stand im hebräischen Original, welches der Übersetzer der LXX las, nur die Konsonanten אדם. Der griechische Übersetzer vokalisierte es anders nämlich אָדָם (adam) was mit Menschen übersetzt wird (gr. ἄνθρωπος).
  2. Der MT hat für „in Besitz nehmen“ das Wort יִירְשׁוּ (jireschu) stehen. Die LXX jedoch übersetzt ἐκζητήσωσιν „suchen / aufsuchen“, was auf Hebräisch יִדְרֹשׁוּ (jidroschu) heißen würde. Demnach hat der griechische Übersetzer ein Jud י mit einem Dalet ד verwechselt und somit einen Text mit anderer Bedeutung geschaffen! Solche Verwechslungen sind häufig anzutreffen, da die Buchstaben, wenn sie undeutlich geschrieben wurden leicht zu verwechseln waren.

Demnach liegt in der griechischen Übersetzung der LXX ein Fehler aufgrund einer Buchstaben­verwechslung und einer falschen Vokalisierung vor. Dieser Fehler findet sich nun aber auch im Neuen Testament und Jakobus argumentiert mit diesem fehlerhaften Text! Damit verändert er auch die Aussage des Textes.

Der MT Text in Amos 9 sagt aus, dass Gott eines Tages die verfallene Hütte Davids aufrichten wird, zu dem Zweck, dass sie den Überrest von Edom und alle Nationen in Besitz nehmen. D.h. ein davidischer König wird an der Spitze stehen und über alle Reiche herrschen.

Jakobus versteht den Text jedoch durch die andere Übersetzung folgendermaßen: Gott wird die verfallene Hütte Davids aufrichten, die Nationen werden das sehen und aufgrund der eingetretenen Wiederherstellung den Herrn suchen.

Während bei Amos die Nationen beherrscht werden, sind sie in der Apostelgeschichte Menschen, die den Herrn suchen und ebenso Anteil an der Gemeinschaft haben.

Für mich stellt diese neutestamentliche Verwendung des AT ein großes Problem dar, weil es eine Inspiration, so wie ich sie bis jetzt verstanden habe, völlig über Board wirft. Wenn der MT inspiriert ist, warum hat es dann der Heilige Geist zugelassen, dass Jakobus ihn falsch versteht und damit fälschlicherweise argumentiert?

Selbst William MacDonald weiß sich in seinem Kommentar dazu nicht anders zu helfen als zu sagen, dass der Heilige Geist die ursprünglich inspirierten Worte verändert hat:

Jakobus zitiert Amos 9,11.12 so, dass sich der Wortlaut vom Originaltext im AT stark unterscheidet. Ein Teil dieser Unterschiede erklärt sich dadurch, dass Jakobus offensichtlich die griechische Bibelübersetzung des AT zitiert. Dennoch bestehen in dem Zitat auch noch Unterschiede zur Septuaginta. Eine Erklärung ist, dass derselbe Heilige Geist, der zunächst die Worte inspiriert hat, nun ihre Veränderung erlaubt, um damit ein vorliegendes Problem zu lösen.[73]

Bett oder Stab?

Ähnliches sieht man im Vergleich von 1. Mose 47,31 mit Hebr. 11,21. Die Übersetzung des hebräischen Textes in Genesis lautet:

Und Israel neigte sich <anbetend> nieder am Kopfende des Bettes.“ 

Im Hebräerbrief heißt es dann aber:

Durch Glauben segnete Jakob sterbend einen jeden der Söhne Josefs und betete an über der Spitze seines Stabes.

Das Zitat stammt hier eindeutig aus der LXX, denn dort steht im Griechischen ῥάβδου (Stab). Offensichtlich hat der Übersetzer der LXX die hebräischen Konsonanten מטּה als מַּטֶּה (matteh = Stab) statt מִּטָּֽה (mittah = Bett) gelesen.

Wieder stellt sich die Frage: Wenn der Schreiber des Hebräerbriefes durch Gottes Geist inspiriert war, warum nimmt er dann die offensichtlich falsche Übersetzung?

Der fehlende Kenan

Vergleicht man den Stammbaum in 1. Mo. 11 mit dem Stammbaum in Lk. 3 fällt auf, dass im Stamm­baum von Lukas eine zusätzliche Person angegeben wird, nämlich Kenan (V. 36). Im MT fehlt dieser Name (auch in 1. Chr. 1,18 wird er nicht erwähnt[74]). Die LXX bezeugt jedoch den Namen in V. 12-13:

Und Arphaxad lebte 135 Jahre, da zeugte er Kainan. Und Arphaxad lebte, nachdem er Kainan gezeugt hatte, 430 Jahre und er zeugte Söhne und Töchter und er starb. Und Kainan lebte 130 Jahre, da zeugte er Sala. Und Kainan lebte, nachdem er Sala gezeugt hatte, 330 Jahre und er zeugte Söhne und Töchter und er starb.“[75]

Auch im Stammbaum von Sem in 1. Mo. 10,22-24 ist in der LXX Kainan vorhanden:

Die Söhne des Sem: Ailam und Assur und Arphaxad und Lud und Aram und Kainan. 23Und die Söhne des Aram: Os und Ul und Gather und Mosoch. 24Und Arphaxad zeugte Kainan, und Kainan zeugte Sala, Sala aber zeugte Eber.“

Da der Name Kenan als Nachfolger des Arphachsads sonst nirgendwo in der Bibel erwähnt wird, ist klar, dass Lukas als er den Stammbaum Jesu niederschrieb die LXX als Quelle vor sich hatte!

Der Sohn den Menschen und der Alte an Tagen

In Off. 1,13-14 liest man vom Sohn des Menschen (=Jesus), dass sein Haupt und sein Haar weiß wie Wolle, wie Schnee, sind. Diese Beschreibung der Person geht auf Daniel 7,9 und 13 zurück. Liest man den Abschnitt im hebräischen Text geht es eigentlich um zwei Personen, nämlich um den „Alten an Tagen“ und dem Menschensohn, der zu ihm kommt (V. 13):

„(9) Ich schaute, bis Throne aufgestellt wurden und einer, der alt war an Tagen, sich setzte. Sein Gewand war weiß wie Schnee und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle, sein Thron Feuerflammen, dessen Räder ein loderndes Feuer. (13)… und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen. Und er kam zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihn.“

Streng genommen haben wir hier eine Beschreibung von Gott als den Vater der alt an Tagen ist, weiße Haare hat usw. Und um den (Menschen-)Sohn, der zu dem Vater kommt. Johannes schreibt jedoch die Eigenschaften des Vaters dem Sohn zu. Wie kommt er dazu?

Die Antwort findet sich in der LXX (und belegt auch im Papyrus 967) dort ist nämlich in V. 13 folgender Text überliefert:

ἤρχετο ὡς υἱὸς ἀνθρώπου, καὶ ὡς[76] παλαιοῦ ἡμερῶν παρῆν

D.h.: „… es kam einer wie ein Menschensohn und wie ein Uralter (wörtl.: Alter der Tage) war er da.

Demnach ist nach der LXX der Menschensohn und der Uralte eine Person, genauso wie es in Johannes in Offenbarung 1 beschreibt. Der MT würde diese Interpretation nicht zulassen, die LXX jedoch schon. Demnach hat Johannes die LXX gelesen und den Text entsprechend verarbeitet.

Screenshot des Papyrus 967
Abbildung 7: Screenshot des Papyrus 967 (um 200 n. Chr. geschrieben)

Kann man Gott sehen?

Die Aussage in Joh. 1,18 („Niemand hat Gott je gesehen“)[77] ist dann verständlich, wenn man davon ausgeht, dass die Juden damals die Septuaginta gelesen haben. In der LXX werden nämlich Begebenheiten wo Menschen im AT Gott gesehen haben anders übersetzt:

Stelle MT LXX
Ex. 19,3 „Und Mose stieg hinauf zu Gott“ „Und Mose stieg hinauf auf den Berg Gottes“
Ex. 24,10 „und sie sahen den Gott Israels“ „und sie sahen den Ort, wo der Gott Israels sich hingestellt hatte
Num. 12,8 „mit ihm rede ich von Mund zu Mund, im Sehen und nicht in Rätselworten, und die Gestalt des HERRN schaut er“ „Von Mund zu Mund werde ich mit ihm reden, in einer sichtbaren Gestalt und nicht in Rätsel, und den Glanz/Herrlichkeit (δόξα) des Herrn hat er gesehen.“
Ps. 17,15 „Ich aber, ich werde dein Angesicht schauen…“ „Ich aber werde in Gerechtigkeit vor deinem Angesicht erscheinen.“

Hätte Johannes „Niemand hat Gott je gesehen“ auch dann geschrieben, wenn er den MT gelesen hätte?

Der feminine Baal

Eine besonders spannende Stelle ist Römer 11,4. Hier zitiert Paulus aus 1. Könige 19,18. Die deutsche Übersetzung in Röm. 11,4 lautet „Ich habe mir siebentausend Mann übrigbleiben lassen, die vor Baal das Knie nicht gebeugt haben.

Hier steht im Griechischen τῇ Βάαλ mit weiblichem Artikel! Die Frage stellt sich, warum Paulus diesen Vers mit falschem Artikel zitiert, wo er doch in der LXX (τῷ Βααλ) und im MT (בַּעַל) zweifelslos männlich ist?

Um das zu verstehen muss man etwas ausholen. Es wird vermutet, dass es beim Vorlesen des Götzennamens Baal zu einer Ersatzlesung kam[78]. D.h. man sprach nicht „(der) Baal“ aus, sondern das Ersatzwort „(die) Schande“. Ähnlich wie man statt dem Tetragramm (JHWH) das Ersatzwort Adonai liest. Wie lässt sich diese Vermutung begründen?

Beobachten kann man dies bei Namen. In 1. Chronik 8,34 heißt es „Und der Sohn Jonathans war Merib-Baal“ (hebr. מְרִיב בָּעַל). In 2. Sam. 4,4 heißt es jedoch „Und Jonatan, der Sohn Sauls, hatte einen an beiden Füßen gelähmten Sohn. […] Und sein Name war Mefi-Boschet.“ (hebr. מְפִיבֹשֶׁת)

Boschet (בֹּשֶׁת) ist das hebräische Wort für „Schande“, welches Im Hebräischen feminin ist.

Dasselbe Phänomen haben wir auch beim Sohn Sauls. Nach 1. Chr. 9,39 heiß ein Sohn Esch-Baal (אֶשְׁבָּעַל). In 2. Sam. 2,10 heißt er auf einmal Isch-Boschets (אִישׁ־בֹּשֶׁת).

Ebenso bei Gideon, der in Ri. 9,28 Jerubbaals (יְרֻבַּעַל) und in 2. Sam. 11,21 Jerubbeschets (יְרֻבֶּשֶׁת) heißt.

Offensichtlich wurden die Namen im 2. Samuelbuch abgeändert! Baal wurde doch Boschet ersetzt und dies hatte auch Auswirkungen auf die Übersetzung. Deutlich wird in 1. Könige 18,19. Hier ist von „450 Propheten des Baal“ die Rede. Die LXX übersetzt hier mit „450 Propheten der Schande“ (man beachte den femininen Artikel: τῆς σἰσχύνη).

Interessant ist auch der Zusammenhang zwischen Schande und Baal in Jeremia 11,13.

Genauer Infos und Überlegungen zu diesem Thema finden sich in der Anmerkung zu Richter 2,13 in der Septuaginta Deutsch (S. 248) oder bei Stefan Schorch „Baal oder Boschet? Ein umstrittenes theophores Element zwischen Religions- und Textgeschichte."[79]

Man kann nun daraus schließen, dass Paulus eine griechische Handschrift vor sich hatte, welche in 1. Könige 19,18 ursprünglich τῇ αἰσχύνῃ steht hatte, was nach der lukanischen Rezension in τῇ Βάαλ geändert wurde[80].

Das Moselied

In 5. Mose 32 findet man das sog. Lied des Moses. Der Vers 43 ist hier besonders interessant, denn es gibt hier in der LXX und in einem Qumran-Text[81] eine Variante mit Zusätzen.

MT (ELB) 4QDeutq LXXDE Oden 2

Lasst jauchzen, ihr Nationen, sein Volk!

 

 

 

Denn er rächt das Blut seiner Knechte,

 

und Rache wendet er auf seine Gegner zurück,

 

 

und sein Land, sein Volk entsühnt er.

 

 

הַרְנִ֤ינוּ גֹויִם עַמֹּו

 

כִּ֥י דַם־עֲבָדָ֖יו יִקֹּ֑ום

 וְנָקָם יָשִׁ֣יב לְצָרָיו

 

 וְכִפֶּ֥ר אַדְמָתֹ֖ו עַמֹּֽו

Jauchzt, ihr Himmel, mit ihm[2],


und werft euch vor ihm nieder, all ihr Götter!

 

Denn er rächt das Blut seiner Söhne,

 

und Rache übt er an seinen Feinden.

 

Und seinen Hassern vergilt er,

und entsühnte das Land seines Volkes.

 

 

הרנינו שמים עמו

והשתחוו לו כל אלהים

כי דם בניו יקום

ונקם ישיב לצריו

ולמשנאיו ישלם

ויכפר אדמת עמו

Freut euch, ihr Himmel, zusammen mit ihm,


und alle Söhne Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen!


Freut euch, ihr Völker, zusammen mit seinem Volk,


und alle Engel Gottes sollen für ihn stark werden,


denn (für) das Blut seiner Söhne wird Strafe verhängt,
und er wird Strafe verhängen


und den Feinden mit rechtmäßiger Strafe vergelten,

 

und denen, die (ihn) hassen, wird er (es) vergelten,


und der Herr wird das Land seines Volkes reinigen.

Freut euch, ihr Himmel, zusammen mit ihm,

 

und alle Engel Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen!

Freut euch, ihr Völker, zusammen mit seinem Volk,

 

und alle Söhne Gottes sollen für ihn stark werden,

denn (für) das Blut seiner Söhne wird Strafe verhängt,

und er wird Strafe verhängen


und den Feinden mit rechtmäßiger Strafe vergelten,

 

und denen, die (ihn) hassen, wird er (es) vergelten,

 

und der Herr wird das Land seines Volkes reinigen.

Die LXX und der Text aus Qumran bieten einen längeren Vers. Es scheint als würden diese auf einen ursprünglicheren Text zurückgehen. Der MT hingegen dürfte gekürzt sein.

Die Gründe für diese Ansicht sind folgende:

  1. Es ist wahrscheinlicher, dass die Textpassage über die Proskynese der Götter getilgt wurde, da sie nicht ins monotheistische Gottesbild passte, als dass sie später hinzugedichtet wurde.
  2. Der Qumran Text hat einen poetischen Aufbau, der aus drei Parallelismen besteht. Dagegen fehlt im MT im ersten und letzten Halbsatz jeweils eine parallele Aussage.
  3. In Hebräer 1,6 zitiert der Schreiber den Vers „und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten“. Dieser Vers ist eindeutig ein Zitat aus dem Moselied, da er sich sonst an keiner anderen Stelle im AT findet. Die Bezeichnung „Engel Gottes“ und „Söhne Gottes“ sind austauschbar, wie ein Vergleich mit den Oden[83] oder die Textvarianten (LXX vs. 4QDeutj) in 5. Mose 32,8 zeigen.

Der Textbefund zeigt ziemlich deutlich, dass 4QDeutq und die LXX einen älteren Text bewahrt haben und der MT aus theologischen Gründen gekürzt wurde. Der Schreiber des Hebräerbriefes dürfte dementsprechend als Vorlage die LXX und nicht den MT gehabt haben.[84]

NT Zitate aus dem AT

Es ist allgemein bekannt, dass die Schreiber im NT hauptsächlich aus der LXX zitieren. Die meisten Septuagintazitate stammen dabei aus dem Psalter und dem Jesajabuch (gefolgt von Exodus, Deuteronomium und Genesis).

Eine genaue Anzahl wann wie oft der MT bzw. die LXX zitiert wird ist schwierig herauszufinden. Erstens ist nicht immer klar, wann es sich um ein Zitat handelt und wann es nur eine Anspielung ist und zweitens kann ein Autor so aus der LXX zitieren als ob es aussehen würde wie, wenn er aus dem MT zitiert (z.B. wenn die LXX Übersetzung sehr wörtlich ist, oder wenn die LXX der nach der Kaige-Revision dem MT angepasst wurde).

Nach Fernández Marcos weichen die neutestamentlichen Schriftzitate in 212 Fällen vom MT ab, während sie sich in 185 Fällen von der LXX unterscheiden[85].

Nach Archer/Chirichigno hingegen gibt es nur 33 Zitate, bei denen sich die NT Autoren auf den MT gestützt haben. In allen anderen 353 Fällen folgen sie der LXX[86].

Für das Neue Testament kommt jedenfalls der Septuaginta als der Sammlung der heiligen Schriften mindestens der gleiche Stellenwert wie dem hebräischen Text zu. Denn für die griechisch-sprechenden Christinnen und Christen der ersten Stunde war die Septuaginta die Heilige Schrift.[87]

Beispiele zur Fehlerhaftigkeit des MT

Im Folgenden soll gezeigt werden, dass der MT oft einen Text beinhaltet, der offensichtlich nicht richtig bzw. ursprünglich sein kann. Solche falschen Lesarten stehen größtenteils in unserer Bibel und werden als Wort Gottes betrachtet. Es wird darüber gepredigt und der Text ausgelegt, obwohl es einen besseren Text z. B. in der LXX geben würde. Dies sollte uns zum Nachdenken anregen.

Ringmauern oder Berge?

In Jes. 45,2 liest man laut MT dass Gott die Ringmauern (ELB) oder das Hügelige (SCHL) einebnen wird. Die LXX lies hingegen Berge. Das hebräische Wort וַהֲדוּרִים ist sonst unbekannt und kommt an keiner anderen Stelle vor.

MT LXX + 1QJesa
„die Ringmauern“ (ELB)
וַהֲדוּרִים
„die Berge“
והררים

Da die Lesart der LXX von der Jesaja-Rolle aus Qumran (1QJesa XXXVIII 8) gestützt wird, dürfe im MT ein Fehler vorliegen. Der Fehler geht auf eine Resch-Dalet-Verwechslung zurück, welcher dann (beim Hinzufügen der matres lectionis) ein weiteres Waw als Vokalbuchstabe eingefügt wurde.

Jesajarolle aus Qumran
Abbildung 8: Screenshot der Jesajarolle mit der Lesart „die Berge“

 

Der rufende Löwe in Jesaja 21,8

Wörtlich übersetzt beginnt Jes. 21,8 mit „Da rief ein Löwe“ (hebr. וַיִּקְרָא אַרְיֵה).

Da dies in dem Kontext keinen Sinn macht, hat sich schon der Übersetzer der LXX schwergetan und das Ganze mit καὶ κάλεσον Ουριαν („und rufe Uria“) übersetzt. Der Name Uria (אוּריּה) und Löwe (אַרְיֵה) sehen im Hebräischen (ohne Vokale und ohne Matres lectionis) gleich aus.

Der Fund der Jesajarolle in Qumran zeigte jedoch, dass es auch eine andere Textüberlieferung gab, die mehr Sinn macht:

MT LXX (rek.) 1QJesa XVI 22
„Und er rief wie ein Löwe“
וַיִּקְרָא אַרְיֵה
„Und rufe Uria“
וַיִּקְרָא אוּרִיָּה
„Und es rief der Späher“
וַיִּקְרָא הָרֹאֶה

Der Text aus Qumran und auch die syrische Übersetzung haben „Späher“ statt „Löwe“, was im Kontext des Verses besser passt.

Jesajarolle aus Qumran
Abbildung 9:  Screenshot der Jesajarolle von Jes. 21,8

Haus der Blutschuld

In 2. Sam. 21,1 befragt David Gott, um den Grund für die Hungersnot im Land zu erfahren. Gott antwortet ihm „Wegen Saul und wegen des Hauses der Blutschuld, weil er die Gibeoniter getötet hat“.

Die Bezeichnung „Haus der Blutschuld“ ist unverständlich und kommt auch sonst nicht in der Bibel vor. Die LXX liest stattdessen „Auf Saul und auf seinem Haus liegt die Ungerechtigkeit wegen einer Blutschuld, weil er die Gibeoniter getötet hat“. Die andere Lesart ergibt sich durch eine andere Worttrennung. Zieht man den Artikel von דָּמִים zum voranstehenden Nomen und liest das ה als archaischen Suffix 3.sg.m. heißt es nicht mehr „wegen des Hauses“ sondern „auf seinem (Sauls) Haus“. Das אֶל (el = wegen) kann anders vokalisiert eben auch als עַל (al = auf) gelesen werden.

MT LXX
„und wegen des Hauses der Blutschuld“
וְאֶל־בֵּית הַדָּמִים
„und auf seinem Haus liegt Blutschuld“
וְעַל־בֵּיתה דָּמִים

Die SCHL2000, LUT84 und LUT2017 und andere Übersetzungen haben diesen Fehler bereits behoben und eingearbeitet.

Werden die Städte oder die Zeugen verworfen?

In Jesaja 33,8 steht, dass die „Städte“ verworfen werden. Die Große Jesajarolle aus Qumran (1QJesa XXVII 8) hingegen liest „Zeugen“.

MT 1QJesa
„die Städte verworfen“
מָאַס עָרִים
„die Zeugen verworfen“
מָאַס עֵדִים

Hier dürfte wieder eine Rech-Dalet Verwechslung vorliegen. Im MT steht ein Resch. In der Jesaja-Rolle steht jedoch ein Dalet. Der Text aus Qumran macht mehr Sinn, denn es ist wahrscheinlicher Zeugen zu verwerfen als Städte.

Bernhard Duhm hat diese Emendation[88] übrigens bereits im Jahr 1902 (also vor Qumran) in seinem Buch „Das Buch Jesaja“ vorgeschlagen.

Ein oder drei Stiere?

In 1. Sam. 1,24 nimmt Hanna laut MT drei Stiere mit nach Silo um dort zu opfern. Die LXX liest jedoch statt drei Stiere nur einen dreijährigen Stier. Diese Lesart ist plausibler, da in V. 25 vom Stier, der geopfert wird, im Singular gesprochen wird. Die LXX liefert demnach die bessere Lesart.

MT LXX
„drei Stiere“
בְּפָרִים שְׁלֹשָׁה
„dreijährigen Stier“
בְּפָרִ מְשֻׁלָּשׁ (rekonstruiert)

Ohne Matres lectionis und mit anderer Worttrennung ergibt es einen anderen Sinn.

Psalm 145 (144LXX)

Die LXX bietet hier einen zusätzlichen Vers. Nach Vers 13 ist folgender Vers eingeschoben:

   „Zuverlässig ist der Herr in seinen Worten
   und fromm in allen seinen Werken.“

Man könnte natürlich behaupten der MT ist korrekt und der Übersetzer der LXX hat etwas dazu gedichtet, jedoch ist die Sachlage hier eindeutig - dem masoretischen Text fehlt etwas.

Dieser Psalm zählt nämlich zu den sog. akrostischen Psalmen. Ein Akrostichon ist eine Versform bei der die Anfangsbuchstaben jedes Verses hintereinander gelesen einen Sinn ergeben. Psalm 145 ist wie Psalmen 9+10, 25, 34, 37, 111, 112, 119 ein alphabetischer Psalm. D.h. die Anfangsbuchstaben jedes Verses beginnen mit dem hebräischen Alphabet.

D.h. Vers 1 beginnt mit א (Aleph) Vers 2 mit ב (Beth) usw. Im MT fehlt jedoch die נ-Strophe, welche in der LXX aber erhalten ist. Der Psalm hat 21 Verse, das hebräische Alphabet jedoch 22 Buchstaben. Hier ist also eindeutig ersichtlich, dass dem MT der Vers im Laufe der Überlieferungsgeschichte abhanden­gekommen ist oder absichtlich gelöscht wurde. Denn so ein Fehler sollte einem Abschreiber eigentlich auffallen.

In der großen Psalmenrolle 11Q5 die man in Qumran gefunden hat findet man (neben einigen apokryphen Psalmen) auch den Psalm 145. Dieser hat die נ-Strophe ebenfalls erhalten:

נאמן אלוהים בדבריו וחסיד בכול מעשיו

Zusätzlich hat der Psalm in 11Q5 nach jedem(!) Vers den Satz:

ברוך יהוה וברוך שמו לעולם ועד

Gepriesen sei der Herr und gepriesen sei sein Name für immer und ewig.

 

Abweichungen in parallelen Texten

Gerade bei innerbiblischen Parallelen kann man deutlich sehen, ob der Text gut überliefert wurde. Ein Vergleich zwischen Esr. 2,2 und Neh. 7,7 zeigt folgendes:

Esr. 2,2 Neh. 7,7

עִם־זְרֻבָּבֶל יֵשׁוּעַ נְחֶמְיָה שְׂרָיָה רְעֵלָיָה מָרְדֳּכַי בִּלְשָׁן

מִסְפָּר בִּגְוַי רְחוּם בַּעֲנָה

עִם־זְרֻבָּבֶל יֵשׁוּעַ נְחֶמְיָה עֲזַרְיָה רַעַמְיָה נַחֲמָנִי מָרְדֳּכַי בִּלְשָׁן מִסְפֶּרֶת בִּגְוַי נְחוּם בַּעֲנָה

die kamen mit Serubbabel, Jeschua, Nehemia, Seraja, Reelaja, Mordokai, Bilschan, Mispar, Bigwai, Rechum, Baana.

die kamen mit Serubbabel, Jeschua, Nehemia, Asarja, Raamja, Nachamani, Mordokai, Bilschan, Misperet, Bigwai, Nechum, Baana.

Hier sind man, dass bei Seraja offensichtlich die Buchstaben ע und ז zu einem ש verschmolzen sind. Ajin und Zajin schauen zusammengeschrieben so aus wie ein Schin. Solche Ligaturen sind mehrfach bekannt und wurden auch in der Mischna erwähnt: „Wenn jemand ein Chet schreiben will, aber zwei Zajin schreibt…“ (mShabb. 12,5). 

Verwechslungen gab es auch bei נ + ו zu ם. (z.B. in Jos. 5,1 oder 2. Kö. 22,4 vs. 2. Chr. 34,9).

Abgesehen von der Ligatur gibt es in Nehemia die Einfügung eines weiteren Namens (Nachamani) und weitere Buchstabenänderungen.

Generell stellt sich hier wieder die Frage der Inspiration. Offensichtlich können nicht beide Texte inspiriert sein, da einer ja fehlerhaft ist. Auch stellt sich die Frage, warum hier jemand einfach einen Namen hinzufügt, oder einen Namen wegstreicht, je nachdem welcher Text der ursprünglichere ist. Welche Absicht steckt dahinter?

Eine Frage, die ich mir oft gestellt habe, ist auch warum es überhaupt Parallelberichte gibt? Was hat sich der Heilige Geist dabei gedacht, das ganze Kapitel in Esra 2 mit einer elends-langen Auflistung an Namen in Nehemia 7,6-72 zu wiederholen? Statt einer unnötigen Wiederholung wäre es doch spannender gewesen etwas darüber zu erfahren ob Esther, die ja die Stiefmutter von Artahsasta (Neh. 2,1) gewesen sein muss, ihn positiv beeinflusst hat bzw. ob Esther und Nehemia sich gekannt hatten. Oder warum nur so wenig Juden wieder nach Israel zurückgekehrt sind?

Warum wird 2. Samuel 22 in Psalm 18 Wort für Wort wiederholt? Natürlich könne man dann auch die Frage stellen, warum in den Chronikbüchern so viel von Könige wiederholt wird…

Auf den nächsten Seiten folgen einige weitere Untersuchungen von Parallelstellen und ihren Abweichungen.

Ps. 14

Ps. 53

לַמְנַצֵּ֗חַ לְדָ֫וִ֥ד

 אָ֘מַ֤ר נָבָ֣ל בְּ֭לִבֹּו אֵ֣ין אֱלֹהִ֑ים הִֽשְׁחִ֗יתוּ הִֽתְעִ֥יבוּ

 עֲלִילָ֗ה אֵ֣ין עֹֽשֵׂה־טֹֽוב׃

יְֽהוָ֗ה מִשָּׁמַיִם֮ הִשְׁקִ֪יף עַֽל־בְּנֵי־אָ֫דָ֥ם לִ֭רְאֹות הֲיֵ֣שׁ

 מַשְׂכִּ֑יל דֹּ֝רֵשׁ אֶת־אֱלֹהִֽים׃

הַכֹּ֥ל סָר֮ יַחְדָּ֪ו נֶ֫אֱלָ֥חוּ אֵ֤ין עֹֽשֵׂה־טֹ֑וב אֵ֝֗ין גַּם־אֶחָֽד׃

הֲלֹ֥א יָדְעוּ֮ כָּל־פֹּ֪עֲלֵ֫י אָ֥וֶן אֹכְלֵ֣י עַ֭מִּי אָ֣כְלוּ לֶ֑חֶם יְ֝הוָ֗ה לֹ֣א קָרָֽאוּ׃

שָׁ֤ם׀ פָּ֣חֲדוּ פָ֑חַד כִּֽי־אֱ֝לֹהִ֗ים

 בְּדֹ֣ור צַדִּֽיק׃

עֲצַת־עָנִ֥י תָבִ֑ישׁוּ כִּ֖י יְהוָ֣ה מַחְסֵֽהוּ׃

מִ֥י יִתֵּ֣ן מִצִּיֹּון֮ יְשׁוּעַ֪ת יִשְׂרָ֫אֵ֥ל בְּשׁ֣וּב יְ֭הוָה שְׁב֣וּת

 עַמֹּ֑ו יָגֵ֥ל יַ֝עֲקֹ֗ב יִשְׂמַ֥ח יִשְׂרָֽאֵל׃

לַמְנַצֵּ֥חַ עַֽל־מָחֲלַ֗ת מַשְׂכִּ֥יל לְדָוִֽד׃

אָ֘מַ֤ר נָבָ֣ל בְּ֭לִבֹּו אֵ֣ין אֱלֹהִ֑ים הִֽ֝שְׁחִ֗יתוּ וְהִֽתְעִ֥יבוּ

 עָ֝֗וֶל אֵ֣ין עֹֽשֵׂה־טֹֽוב׃

אֱֽלֹהִ֗ים מִשָּׁמַיִם֮ הִשְׁקִ֪יף עַֽל־בְּנֵ֫י אָדָ֥ם לִ֭רְאֹות הֲיֵ֣שׁ מַשְׂכִּ֑יל דֹּ֝רֵ֗שׁ אֶת־אֱלֹהִֽים׃

כֻּלֹּ֥ו סָג֮ יַחְדָּ֪ו נֶ֫אֱלָ֥חוּ אֵ֤ין עֹֽשֵׂה־טֹ֑וב אֵ֝֗ין גַּם־אֶחָֽד׃

הֲלֹ֥א יָדְעוּ֮ פֹּ֤עֲלֵ֫י אָ֥וֶן אֹכְלֵ֣י עַ֭מִּי אָ֣כְלוּ לֶ֑חֶם אֱ֝לֹהִ֗ים

 לֹ֣א קָרָֽאוּ׃

שָׁ֤ם׀ פָּֽחֲדוּ־פַחַד֮ לֹא־הָ֪יָה֫ פָ֥חַד כִּֽי־אֱלֹהִ֗ים

 פִּ֭זַּר עַצְמֹ֣ות חֹנָ֑ךְ הֱ֝בִשֹׁ֗תָה כִּֽי־אֱלֹהִ֥ים מְאָסָֽם׃

 

מִ֥י יִתֵּ֣ן מִצִּיֹּון֮ יְשֻׁעֹ֪ות יִשְׂרָ֫אֵ֥ל בְּשׁ֣וּב אֱ֭לֹהִים שְׁב֣וּת עַמֹּ֑ו יָגֵ֥ל יַ֝עֲקֹ֗ב יִשְׂמַ֥ח יִשְׂרָאֵֽל׃

Auffällig ist die Spezifizierung/Einfügung in Ps. 53,1 „nach Machalat. Ein Maskil“.

Der Psalm 53 verwendet an drei Stellen das allgemeine Wort Elohim (Gott) während Psalm 14 den Namen Gottes JHWH liest. Demnach ist die Bezeichnung einfach austauschbar!?

In Vers 6 weichen beide Texte vollständig voneinander ab.

Ps. 40,1.14-18

Ps. 70

לַ֝מְנַצֵּ֗חַ לְדָוִ֥ד מִזְמֹֽור׃

רְצֵ֣ה יְ֭הוָה לְהַצִּילֵ֑נִי יְ֝הוָ֗ה לְעֶזְרָ֥תִי חֽוּשָׁה׃

יֵ֘בֹ֤שׁוּ וְיַחְפְּר֨וּ׀ יַחַד֮ מְבַקְשֵׁ֥י נַפְשִׁ֗י לִסְפֹּ֫ותָ֥הּ יִסֹּ֣גוּ אָ֭חֹור וְיִכָּלְמ֑וּ חֲ֝פֵצֵ֗י רָעָתִֽי׃

יָ֭שֹׁמּוּ עַל־עֵ֣קֶב בָּשְׁתָּ֑ם הָאֹמְרִ֥ים לִ֝֗י הֶאָ֥ח׀ הֶאָֽח׃

יָ֘שִׂ֤ישׂוּ וְיִשְׂמְח֨וּ׀ בְּךָ֗ כָּֽל־מְבַ֫קְשֶׁ֥יךָ יֹאמְר֣וּ תָ֭מִיד יִגְדַּ֣ל

 יְהוָ֑ה אֹֽ֝הֲבֵ֗י תְּשׁוּעָתֶֽךָ׃

וַאֲנִ֤י׀ עָנִ֣י וְאֶבְיֹון֮ אֲדֹנָ֪י יַחֲשָׁ֫ב לִ֥י עֶזְרָתִ֣י וּמְפַלְטִ֣י אַ֑תָּה

 אֱ֝לֹהַ֗י אַל־תְּאַחַֽר׃

לַ֝מְנַצֵּ֗חַ לְדָוִ֥ד לְהַזְכִּֽיר׃

אֱלֹהִ֥ים לְהַצִּילֵ֑נִי יְ֝הוָ֗ה לְעֶזְרָ֥תִי חֽוּשָֽׁה׃

יֵבֹ֣שׁוּ וְיַחְפְּרוּ֮ מְבַקְשֵׁ֪י נַ֫פְשִׁ֥י יִסֹּ֣גוּ אָ֭חֹור

 וְיִכָּלְמ֑וּ חֲ֝פֵצֵ֗י רָעָתִֽי׃

יָ֭שׁוּבוּ עַל־עֵ֣קֶב בָּשְׁתָּ֑ם הָ֝אֹמְרִ֗ים הֶ֘אָ֥ח׀ הֶאָֽח׃

יָ֘שִׂ֤ישׂוּ וְיִשְׂמְח֨וּ׀ בְּךָ֗ כָּֽל־מְבַ֫קְשֶׁ֥יךָ וְיֹאמְר֣וּ תָ֭מִיד יִגְדַּ֣ל

 אֱלֹהִ֑ים אֹ֝הֲבֵ֗י יְשׁוּעָתֶֽךָ׃

וַאֲנִ֤י׀ עָנִ֣י וְאֶבְיֹון֮ אֱלֹהִ֪ים חֽוּשָׁ֫ה־לִּ֥י עֶזְרִ֣י וּמְפַלְטִ֣י אַ֑תָּה

 יְ֝הוָ֗ה אַל־תְּאַחַֽר׃

Psalm 70 ist entweder eine Kurzform von Psalm 40 oder Psalm 40 ist eine Langform von Psalm 70. 

Wieder ist auffällig, dass die Wörter für Gott (JHWH, Elohim und Adonai) anscheinend beliebig austauschbar sind.

1. Chr. 8,29-37

1. Chr. 9,35-44

29 וּבְגִבְעֹ֥ון יָשְׁב֖וּ אֲבִ֣י גִבְעֹ֑ון וְשֵׁ֥ם

 אִשְׁתֹּ֖ו מַעֲכָֽה׃ 

30 וּבְנֹ֥ו הַבְּכֹ֖ור עַבְדֹּ֑ון וְצ֥וּר וְקִ֖ישׁ וּבַ֥עַל וְנָדָֽב׃ 

31 וּגְדֹ֥ור וְאַחְיֹ֖ו וָזָֽכֶר׃ 

32 וּמִקְלֹ֖ות הֹולִ֣יד אֶת־שִׁמְאָ֑ה וְאַף־הֵ֗מָּה נֶ֧גֶד

 אֲחֵיהֶ֛ם יָשְׁב֥וּ בִירוּשָׁלִַ֖ם עִם־אֲחֵיהֶֽם׃ ס 

33 וְנֵר֙ הֹולִ֣יד אֶת־קִ֔ישׁ וְקִ֖ישׁ הֹולִ֣יד אֶת־שָׁא֑וּל

 וְשָׁא֗וּל הֹולִ֤יד אֶת־יְהֹֽונָתָן֙ וְאֶת־מלְכִּי־שׁ֔וּעַ

 וְאֶת־אֲבִֽינָדָ֖ב וְאֶת־אֶשְׁבָּֽעַל׃ 

34 וּבֶן־יְהֹונָתָ֖ן מְרִ֣יב בָּ֑עַל וּמְרִ֥יב בַּ֖עַל הֹולִ֥יד

 אֶת־מִיכָֽה׃ ס 

35 וּבְנֵ֖י מִיכָ֑ה פִּיתֹ֥ון וָמֶ֖לֶךְ וְתַאְרֵ֥עַ וְאָחָֽז׃ 

36 וְאָחָז֙ הֹולִ֣יד אֶת־יְהֹועַדָּ֔ה וִיהֹֽועַדָּ֗ה הֹולִ֛יד

 אֶת־עָלֶ֥מֶת וְאֶת־עַזְמָ֖וֶת וְאֶת־זִמְרִ֑י וְזִמְרִ֖י הֹולִ֥יד

 אֶת־מֹוצָֽא׃ 

37 וּמֹוצָ֖א הֹולִ֣יד אֶת־בִּנְעָ֑א רָפָ֥ה בְנֹ֛ו אֶלְעָשָׂ֥ה בְנֹ֖ו אָצֵ֥ל בְּנֹֽו׃

38 וּלְאָצֵל֮ שִׁשָּׁ֣ה בָנִים֒ וְאֵ֣לֶּה שְׁמֹותָ֗ם עַזְרִיקָ֥ם׀

 בֹּ֨כְרוּ֙ וְיִשְׁמָעֵ֣אל וּשְׁעַרְיָ֔ה וְעֹבַדְיָ֖ה וְחָנָ֑ן כָּל־אֵ֖לֶּה

 בְּנֵ֥י אָצַֽל׃

35 וּבְגִבְעֹ֛ון יָשְׁב֥וּ אֲבִֽי־גִבְעֹ֖ון יְעוּאֵל וְשֵׁ֥ם

 אִשְׁתֹּ֖ו מַעֲכָֽה׃ 

36 וּבְנֹ֥ו הַבְּכֹ֖ור עַבְדֹּ֑ון וְצ֣וּר וְקִ֔ישׁ וּבַ֥עַל וְנֵ֖ר וְנָדָֽב׃ 

37 וּגְדֹ֣ור וְאַחְיֹ֔ו וּזְכַרְיָ֖ה וּמִקְלֹֽות׃ 

38 וּמִקְלֹ֖ות הֹולִ֣יד אֶת־שִׁמְאָ֑ם וְאַף־הֵ֗ם נֶ֧גֶד

 אֲחֵיהֶ֛ם יָשְׁב֥וּ בִירֽוּשָׁלִַ֖ם עִם־אֲחֵיהֶֽם׃ ס 

39 וְנֵר֙ הֹולִ֣יד אֶת־קִ֔ישׁ וְקִ֖ישׁ הֹולִ֣יד אֶת־שָׁא֑וּל

 וְשָׁא֗וּל הֹולִ֤יד אֶת־יְהֹֽונָתָן֙ וְאֶת־מַלְכִּי־שׁ֔וּעַ

 וְאֶת־אֲבִינָדָ֖ב וְאֶת־אֶשְׁבָּֽעַל׃ 

40 וּבֶן־יְהֹונָתָ֖ן מְרִ֣יב בָּ֑עַל וּמְרִי־בַ֖עַל הֹולִ֥יד

 אֶת־מִיכָֽה׃ 

41 וּבְנֵ֖י מִיכָ֑ה פִּיתֹ֥ון וָמֶ֖לֶךְ וְתַחְרֵֽעַ׃ 

42 וְאָחָז֙ הֹולִ֣יד אֶת־יַעְרָ֔ה וְיַעְרָ֗ה הֹולִ֛יד

 אֶת־עָלֶ֥מֶת וְאֶת־עַזְמָ֖וֶת וְאֶת־זִמְרִ֑י וְזִמְרִ֖י הֹולִ֥יד

 אֶת־מֹוצָֽא׃ 

43 וּמֹוצָ֖א הֹולִ֣יד אֶת־בִּנְעָ֑א וּרְפָיָ֥ה בְנֹ֛ו אֶלְעָשָׂ֥ה בְנֹ֖ו  אָצֵ֥ל בְּנֹֽו׃

44 וּלְאָצֵל֮ שִׁשָּׁ֣ה בָנִים֒ וְאֵ֣לֶּה שְׁמֹותָ֗ם עַזְרִיקָ֥ם׀

 בֹּ֨כְרוּ֙ וְיִשְׁמָעֵ֣אל וּשְׁעַרְיָ֔ה וְעֹבַדְיָ֖ה וְחָנָ֑ן אֵ֖לֶּה

 בְּנֵ֥י אָצַֽל׃ פ

Folgende Unterschiede fallen auf:

Es scheint so als ob der Abschnitt 9,35-44 ein späterer Text ist, der einige Ungereimtheiten von 8,29-37 beseitigt.

Ps. 18,2

2. Sam. 22

לַמְנַצֵּ֤חַ׀ לְעֶ֥בֶד יְהוָ֗ה לְדָ֫וִ֥ד אֲשֶׁ֤ר דִּבֶּ֨ר׀

לַיהוָ֗ה אֶת־דִּ֭בְרֵי הַשִּׁירָ֣ה הַזֹּ֑את בְּיֹ֤ום הִֽצִּיל־יְהוָ֘ה

 אֹותֹ֥ו מִכַּ֥ף כָּל־אֹ֝יְבָ֗יו וּמִיַּ֥ד שָׁאֽוּל׃

וַיֹּאמַ֡ר אֶרְחָמְךָ֖ יְהוָ֣ה חִזְקִֽי׃

יְהוָ֤ה׀ סַֽלְעִ֥י וּמְצוּדָתִ֗י וּמְפַ֫לְטִ֥י אֵלִ֣י

 צ֭וּרִי אֶֽחֱסֶה־בֹּ֑ו מָֽגִנִּ֥י וְקֶֽרֶן־יִ֝שְׁעִ֗י מִשְׂגַּבִּֽי׃

מְ֭הֻלָּל אֶקְרָ֣א יְהוָ֑ה וּמִן־אֹ֝יְבַ֗י אִוָּשֵֽׁעַ׃

5

אֲפָפ֥וּנִי חֶבְלֵי־מָ֑וֶת וְֽנַחֲלֵ֖י בְלִיַּ֣עַל יְבַֽעֲתֽוּנִי׃

חֶבְלֵ֣י שְׁאֹ֣ול סְבָב֑וּנִי קִ֝דְּמ֗וּנִי מֹ֣וקְשֵׁי מָֽוֶת׃

בַּצַּר־לִ֤י׀ אֶֽקְרָ֣א יְהוָה֮ וְאֶל־אֱלֹהַ֪י אֲשַׁ֫וֵּ֥עַ יִשְׁמַ֣ע מֵהֵיכָלֹ֣ו קֹולִ֑י וְ֝שַׁוְעָתִ֗י לְפָנָ֤יו׀ תָּבֹ֬וא בְאָזְנָֽיו׃

וַתִּגְעַ֬שׁ וַתִּרְעַ֨שׁ׀ הָאָ֗רֶץ וּמֹוסְדֵ֣י הָרִ֣ים יִרְגָּ֑זוּ וַ֝יִּתְגָּֽעֲשׁ֗וּ כִּי־חָ֥רָה לֹֽו׃

עָ֘לָ֤ה עָשָׁ֨ן׀ בְּאַפֹּ֗ו וְאֵשׁ־מִפִּ֥יו תֹּאכֵ֑ל גֶּ֝חָלִ֗ים בָּעֲר֥וּ מִמֶּֽנּוּ׃

10

וַיֵּ֣ט שָׁ֭מַיִם וַיֵּרַ֑ד וַ֝עֲרָפֶ֗ל תַּ֣חַת רַגְלָֽיו׃

וַיִּרְכַּ֣ב עַל־כְּ֭רוּב וַיָּעֹ֑ף וַ֝יֵּ֗דֶא עַל־כַּנְפֵי־רֽוּחַ׃

יָ֤שֶׁת חֹ֨שֶׁךְ׀ סִתְרֹ֗ו סְבִֽיבֹותָ֥יו סֻכָּתֹ֑ו חֶשְׁכַת־מַ֝֗יִם

 עָבֵ֥י שְׁחָקִֽים׃

מִנֹּ֗גַהּ נֶ֫גְדֹּ֥ו עָבָ֥יו עָבְר֑וּ בָּ֝רָ֗ד וְגַֽחֲלֵי־אֵֽשׁ׃

וַיַּרְעֵ֬ם בַּשָּׁמַ֨יִם׀ יְֽהוָ֗ה וְ֭עֶלְיֹון יִתֵּ֣ן קֹלֹ֑ו בָּ֝רָ֗ד וְגַֽחֲלֵי־אֵֽשׁ׃

15

וַיִּשְׁלַ֣ח חִ֭צָּיו וַיְפִיצֵ֑ם וּבְרָקִ֥ים רָ֝ב וַיְהֻמֵּֽם׃

וַיֵּ֤רָא֨וּ׀ אֲפִ֥יקֵי מַ֗יִם וַֽיִּגָּלוּ֮ מֹוסְדֹ֪ות תֵּ֫בֵ֥ל

 מִגַּעֲרָ֣תְךָ֣ יְהוָ֑ה מִ֝נִּשְׁמַ֗ת ר֣וּחַ אַפֶּֽךָ׃

יִשְׁלַ֣ח מִ֭מָּרֹום יִקָּחֵ֑נִי יַֽ֝מְשֵׁ֗נִי מִמַּ֥יִם רַבִּֽים׃

יַצִּילֵ֗נִי מֵאֹיְבִ֥י עָ֑ז וּ֝מִשֹּׂנְאַ֗י כִּֽי־אָמְצ֥וּ מִמֶּֽנִּי׃

יְקַדְּמ֥וּנִי בְיֹום־אֵידִ֑י וַֽיְהִי־יְהוָ֖ה לְמִשְׁעָ֣ן לִֽי׃

20

וַיֹּוצִיאֵ֥נִי לַמֶּרְחָ֑ב יְ֝חַלְּצֵ֗נִי כִּ֘י חָ֥פֵֽץ בִּֽי׃

יִגְמְלֵ֣נִי יְהוָ֣ה כְּצִדְקִ֑י כְּבֹ֥ר יָ֝דַ֗י יָשִׁ֥יב לִֽי׃

כִּֽי־שָׁ֭מַרְתִּי דַּרְכֵ֣י יְהוָ֑ה וְלֹֽא־רָ֝שַׁ֗עְתִּי מֵאֱלֹהָֽי׃

כִּ֣י כָל־מִשְׁפָּטָ֣יו לְנֶגְדִּ֑י וְ֝חֻקֹּתָ֗יו לֹא־אָסִ֥יר מֶֽנִּי׃

וָאֱהִ֣י תָמִ֣ים עִמֹּ֑ו וָ֝אֶשְׁתַּמֵּ֗ר מֵעֲוֹנִֽי׃

25

וַיָּֽשֶׁב־יְהוָ֣ה לִ֣י כְצִדְקִ֑י כְּבֹ֥ר יָ֝דַ֗י לְנֶ֣גֶד עֵינָֽיו׃

עִם־חָסִ֥יד תִּתְחַסָּ֑ד עִם־גְּבַ֥ר תָּ֝מִ֗ים תִּתַּמָּֽם׃

עִם־נָבָ֥ר תִּתְבָּרָ֑ר וְעִם־עִ֝קֵּ֗שׁ תִּתְפַּתָּֽל׃

כִּֽי־אַ֭תָּה עַם־עָנִ֣י תֹושִׁ֑יעַ וְעֵינַ֖יִם רָמֹ֣ות תַּשְׁפִּֽיל׃

כִּֽי־אַ֭תָּה תָּאִ֣יר נֵרִ֑י יְהוָ֥ה אֱ֝לֹהַ֗י יַגִּ֥יהַּ חָשְׁכִּֽי׃

30

כִּֽי־בְ֭ךָ אָרֻ֣ץ גְּד֑וּד וּ֝בֵֽאלֹהַ֗י אֲדַלֶּג־שֽׁוּר׃

הָאֵל֮ תָּמִ֪ים דַּ֫רְכֹּ֥ו אִמְרַֽת־יְהוָ֥ה צְרוּפָ֑ה מָגֵ֥ן ה֝֗וּא לְכֹ֤ל׀ הַחֹסִ֬ים בֹּֽו׃

כִּ֤י מִ֣י אֱ֭לֹוהַּ מִבַּלְעֲדֵ֣י יְהוָ֑ה וּמִ֥י צ֝֗וּר זוּלָתִ֥י אֱלֹהֵֽינוּ׃

הָ֭אֵל הַמְאַזְּרֵ֣נִי חָ֑יִל וַיִּתֵּ֖ן תָּמִ֣ים דַּרְכִּֽי׃

מְשַׁוֶּ֣ה רַ֭גְלַי כָּאַיָּלֹ֑ות וְעַ֥ל בָּ֝מֹתַ֗י יַעֲמִידֵֽנִי׃

35

מְלַמֵּ֣ד יָ֭דַי לַמִּלְחָמָ֑ה וְֽנִחֲתָ֥ה קֶֽשֶׁת־נְ֝חוּשָׁ֗ה זְרֹועֹתָֽי׃

וַתִּתֶּן־לִי֮ מָגֵ֪ן יִ֫שְׁעֶ֥ךָ וִֽימִינְךָ֥ תִסְעָדֵ֑נִי וְֽעַנְוַתְךָ֥ תַרְבֵּֽנִי׃

תַּרְחִ֣יב צַעֲדִ֣י תַחְתָּ֑י וְלֹ֥א מָ֝עֲד֗וּ קַרְסֻלָּֽי׃

אֶרְדֹּ֣וף אֹ֭ויְבַי וְאַשִּׂיגֵ֑ם וְלֹֽא־אָ֝שׁוּב עַד־כַּלֹּותָֽם׃

אֶ֭מְחָצֵם וְלֹא־יֻ֣כְלוּ ק֑וּם יִ֝פְּל֗וּ תַּ֣חַת רַגְלָֽי׃

40

וַתְּאַזְּרֵ֣נִי חַ֭יִל לַמִּלְחָמָ֑ה תַּכְרִ֖יעַ קָמַ֣י תַּחְתָּֽי׃

וְֽאֹיְבַ֗י נָתַ֣תָּה לִּ֣י עֹ֑רֶף וּ֝מְשַׂנְאַ֗י אַצְמִיתֵֽם׃

יְשַׁוְּע֥וּ וְאֵין־מֹושִׁ֑יעַ עַל־יְ֝הוָ֗ה וְלֹ֣א עָנָֽם׃

וְֽאֶשְׁחָקֵ֗ם כְּעָפָ֥ר עַל־פְּנֵי־ר֑וּחַ כְּטִ֖יט חוּצֹ֣ות אֲרִיקֵֽם׃

תְּפַלְּטֵנִי֮ מֵרִ֪יבֵ֫י עָ֥ם תְּ֭שִׂימֵנִי לְרֹ֣אשׁ גֹּויִ֑ם עַ֖ם

 לֹא־יָדַ֣עְתִּי יַֽעַבְדֽוּנִי׃

45

לְשֵׁ֣מַֽע אֹ֭זֶן יִשָּׁ֣מְעוּ לִ֑י בְּנֵֽי־נֵ֝כָ֗ר יְכַחֲשׁוּ־לִֽי׃

בְּנֵי־נֵכָ֥ר יִבֹּ֑לוּ וְ֝יַחְרְג֗וּ מִֽמִּסְגְּרֹֽותֵיהֶֽם׃

חַי־יְ֭הוָה וּבָר֣וּךְ צוּרִ֑י וְ֝יָר֗וּם אֱלֹוהֵ֥י יִשְׁעִֽי׃

הָאֵ֗ל הַנֹּותֵ֣ן נְקָמֹ֣ות לִ֑י וַיַּדְבֵּ֖ר עַמִּ֣ים תַּחְתָּֽי׃

מְפַלְּטִ֗י מֵאֹ֫יְבָ֥י אַ֣ף מִן־קָ֭מַי תְּרֹומְמֵ֑נִי מֵאִ֥ישׁ חָ֝מָ֗ס תַּצִּילֵֽנִי׃

50

עַל־כֵּ֤ן׀ אֹודְךָ֖ בַגֹּויִ֥ם׀ יְהוָ֑ה וּלְשִׁמְךָ֥ אֲזַמֵּֽרָה׃

מִגְדֹּל יְשׁוּעֹ֪ות מַ֫לְכֹּ֥ו וְעֹ֤שֶׂה חֶ֨סֶד׀ לִמְשִׁיחֹ֗ו לְדָוִ֥ד וּלְזַרְעֹ֗ו עַד־עֹולָֽם׃

וַיְדַבֵּ֤ר דָּוִד֙

 לַֽיהוָ֔ה אֶת־דִּבְרֵ֖י הַשִּׁירָ֣ה הַזֹּ֑את בְּיֹום֩ הִצִּ֨יל יְהוָ֥ה אֹתֹ֛ו מִכַּ֥ף כָּל־אֹיְבָ֖יו וּמִכַּ֥ף שָׁאֽוּל׃

וַיֹּאמַ֑ר יְהוָ֛ה סַֽלְעִ֥י וּמְצֻדָתִ֖י וּמְפַלְטִי־לִֽי׃

 יְהוָ֛ה סַֽלְעִ֥י וּמְצֻדָתִ֖י וּמְפַלְטִי־לִֽי׃

אֱלֹהֵ֥י צוּרִ֖י אֶחֱסֶה־בֹּ֑ו מָגִנִּ֞י וְקֶ֣רֶן יִשְׁעִ֗י מִשְׂגַּבִּי֙ וּמְנוּסִ֔י מֹשִׁעִ֕י מֵחָמָ֖ס תֹּשִׁעֵֽנִי׃

מְהֻלָּ֖ל אֶקְרָ֣א יְהוָ֑ה וּמֵאֹיְבַ֖י אִוָּשֵֽׁעַ׃

5

כִּ֥י אֲפָפֻ֖נִי מִשְׁבְּרֵי־מָ֑וֶת נַחֲלֵ֥י בְלִיַּ֖עַל יְבַעֲתֻֽנִי׃

חֶבְלֵ֥י שְׁאֹ֖ול סַבֻּ֑נִי קִדְּמֻ֖נִי מֹֽקְשֵׁי־מָֽוֶת׃

בַּצַּר־לִי֙ אֶקְרָ֣א יְהוָ֔ה וְאֶל־אֱלֹהַ֖י אֶקְרָ֑א וַיִּשְׁמַ֤ע

 מֵהֵֽיכָלֹו֙ קֹולִ֔י וְשַׁוְעָתִ֖י בְּאָזְנָֽיו׃

וַתְגָּעַשׁ וַתִּרְעַשׁ֙ הָאָ֔רֶץ מֹוסְדֹ֥ות הַשָּׁמַ֖יִם יִרְגָּ֑זוּ וַיִּֽתְגָּעֲשׁ֖וּ כִּֽי־חָ֥רָה לֹֽו׃

עָלָ֤ה עָשָׁן֙ בְּאַפֹּ֔ו וְאֵ֥שׁ מִפִּ֖יו תֹּאכֵ֑ל גֶּחָלִ֖ים בָּעֲר֥וּ

 מִמֶּֽנּוּ׃

10

וַיֵּ֥ט שָׁמַ֖יִם וַיֵּרַ֑ד וַעֲרָפֶ֖ל תַּ֥חַת רַגְלָֽיו׃

וַיִּרְכַּ֥ב עַל־כְּר֖וּב וַיָּעֹ֑ף וַיֵּרָ֖א עַל־כַּנְפֵי־רֽוּחַ׃

וַיָּ֥שֶׁת חֹ֛שֶׁךְ סְבִיבֹתָ֖יו סֻכֹּ֑ות חַֽשְׁרַת־מַ֖יִם

 עָבֵ֥י שְׁחָקִֽים׃

מִנֹּ֖גַהּ נֶגְדֹּ֑ו בָּעֲר֖וּ גַּחֲלֵי־אֵֽשׁ׃

יַרְעֵ֥ם מִן־שָׁמַ֖יִם יְהוָ֑ה וְעֶלְיֹ֖ון יִתֵּ֥ן קֹולֹֽו׃

15

וַיִּשְׁלַ֥ח חִצִּ֖ים וַיְפִיצֵ֑ם בָּרָ֖ק וַיְּהֻמֵּם

וַיֵּֽרָאוּ֙ אֲפִ֣קֵי יָ֔ם יִגָּל֖וּ מֹסְדֹ֣ות תֵּבֵ֑ל

 בְּגַעֲרַ֣ת יְהוָ֔ה מִנִּשְׁמַ֖ת ר֥וּחַ אַפֹּֽו׃

יִשְׁלַ֥ח מִמָּרֹ֖ום יִקָּחֵ֑נִי יַֽמְשֵׁ֖נִי מִמַּ֥יִם רַבִּֽים׃

יַצִּילֵ֕נִי מֵאֹיְבִ֖י עָ֑ז מִשֹּׂ֣נְאַ֔י כִּ֥י אָמְצ֖וּ מִמֶּֽנִּי׃

יְקַדְּמֻ֖נִי בְּיֹ֣ום אֵידִ֑י וַיְהִ֧י יְהוָ֛ה מִשְׁעָ֖ן לִֽי׃

20

וַיֹּצֵ֥א לַמֶּרְחָ֖ב אֹתִ֑י יְחַלְּצֵ֖נִי כִּי־חָ֥פֵֽץ בִּֽי׃

יִגְמְלֵ֥נִי יְהוָ֖ה כְּצִדְקָתִ֑י כְּבֹ֥ר יָדַ֖י יָשִׁ֥יב לִֽי׃

כִּ֥י שָׁמַ֖רְתִּי דַּרְכֵ֣י יְהוָ֑ה וְלֹ֥א רָשַׁ֖עְתִּי מֵאֱלֹהָֽי׃

כִּ֥י כָל־מִשְׁפֹּטֹו לְנֶגְדִּ֑י וְחֻקֹּתָ֖יו לֹא־אָס֥וּר מִמֶּֽנָּה׃

וָאֶהְיֶ֥ה תָמִ֖ים לֹ֑ו וָאֶשְׁתַּמְּרָ֖ה מֵעֲוֹנִֽי׃

25

וַיָּ֧שֶׁב יְהוָ֛ה לִ֖י כְּצִדְקָתִ֑י כְּבֹרִ֖י לְנֶ֥גֶד עֵינָֽיו׃

עִם־חָסִ֖יד תִּתְחַסָּ֑ד עִם־גִּבֹּ֥ור תָּמִ֖ים תִּתַּמָּֽם׃

עִם־נָבָ֖ר תִּתָּבָ֑ר וְעִם־עִקֵּ֖שׁ תִּתַּפָּֽל׃

וְאֶת־עַ֥ם עָנִ֖י תֹּושִׁ֑יעַ וְעֵינֶ֖יךָ עַל־רָמִ֥ים תַּשְׁפִּֽיל׃

כִּֽי־אַתָּ֥ה נֵירִ֖י יְהוָ֑ה וַיהוָ֖ה יַגִּ֥יהַּ חָשְׁכִּֽי׃

30

כִּ֥י בְכָ֖ה אָר֣וּץ גְּד֑וּד בֵּאלֹהַ֖י אֲדַלֶּג־שֽׁוּר׃

הָאֵ֖ל תָּמִ֣ים דַּרְכֹּ֑ו אִמְרַ֤ת יְהוָה֙ צְרוּפָ֔ה מָגֵ֣ן ה֔וּא לְכֹ֖ל הַחֹסִ֥ים בֹּֽו׃

כִּ֥י מִי־אֵ֖ל מִבַּלְעֲדֵ֣י יְהוָ֑ה וּמִ֥י צ֖וּר מִֽבַּלְעֲדֵ֥י אֱלֹהֵֽינוּ׃

הָאֵ֥ל מָעוּזִּ֖י חָ֑יִל וַיַּתֵּ֥ר תָּמִ֖ים דַּרְכֹּו

מְשַׁוֶּ֥ה רַגְלָיו כָּאַיָּלֹ֑ות וְעַ֥ל בָּמֹותַ֖י יַעֲמִדֵֽנִי׃

35

מְלַמֵּ֥ד יָדַ֖י לַמִּלְחָמָ֑ה וְנִחַ֥ת קֶֽשֶׁת־נְחוּשָׁ֖ה זְרֹעֹתָֽי׃

וַתִּתֶּן־לִ֖י מָגֵ֣ן יִשְׁעֶ֑ךָ וַעֲנֹתְךָ֖ תַּרְבֵּֽנִי׃

תַּרְחִ֥יב צַעֲדִ֖י תַּחְתֵּ֑נִי וְלֹ֥א מָעֲד֖וּ קַרְסֻלָּֽי׃

אֶרְדְּפָ֥ה אֹיְבַ֖י וָאַשְׁמִידֵ֑ם וְלֹ֥א אָשׁ֖וּב עַד־כַּלֹּותָֽם׃

וָאֲכַלֵּ֥ם וָאֶמְחָצֵ֖ם וְלֹ֣א יְקוּמ֑וּן וַֽיִּפְּל֖וּ תַּ֥חַת רַגְלָֽי׃

40

וַתַּזְרֵ֥נִי חַ֖יִל לַמִּלְחָמָ֑ה תַּכְרִ֥יעַ קָמַ֖י תַּחְתֵּֽנִי׃

וְאֹ֣יְבַ֔י תַּ֥תָּה לִּ֖י עֹ֑רֶף מְשַׂנְאַ֖י וָאַצְמִיתֵֽם׃

יִשְׁע֖וּ וְאֵ֣ין מֹשִׁ֑יעַ אֶל־יְהוָ֖ה וְלֹ֥א עָנָֽם׃

וְאֶשְׁחָקֵ֖ם כַּעֲפַר־אָ֑רֶץ כְּטִיט־חוּצֹ֥ות אֲדִקֵּ֖ם אֶרְקָעֵֽם׃

וַֽתְּפַלְּטֵ֔נִי מֵרִיבֵ֖י עַמִּ֑י תִּשְׁמְרֵ֨נִי֙ לְרֹ֣אשׁ גֹּויִ֔ם עַ֥ם

 לֹא־יָדַ֖עְתִּי יַעַבְדֻֽנִי׃

45

בְּנֵ֥י נֵכָ֖ר יִתְכַּֽחֲשׁוּ־לִ֑י לִשְׁמֹ֥ועַ אֹ֖זֶן יִשָּׁ֥מְעוּ לִֽי׃

בְּנֵ֥י נֵכָ֖ר יִבֹּ֑לוּ וְיַחְגְּר֖וּ מִמִּסְגְּרֹותָֽם׃

חַי־יְהוָ֖ה וּבָר֣וּךְ צוּרִ֑י וְיָרֻ֕ם אֱלֹהֵ֖י צ֥וּר יִשְׁעִֽי׃

הָאֵ֕ל הַנֹּתֵ֥ן נְקָמֹ֖ת לִ֑י וּמֹורִ֥יד עַמִּ֖ים תַּחְתֵּֽנִי׃

וּמֹוצִיאִ֖י מֵאֹֽיְבָ֑י וּמִקָּמַי֙ תְּרֹ֣ומְמֵ֔נִי מֵאִ֥ישׁ חֲמָסִ֖ים תַּצִּילֵֽנִי׃

50

עַל־כֵּ֛ן אֹודְךָ֥ יְהוָ֖ה בַּגֹּויִ֑ם וּלְשִׁמְךָ֖ אֲזַמֵּֽר׃

מִגְדִיל יְשׁוּעֹ֣ות מַלְכֹּ֑ו וְעֹֽשֶׂה־חֶ֧סֶד לִמְשִׁיחֹ֛ו לְדָוִ֥ד

 וּלְזַרְעֹ֖ו עַד־עֹולָֽם׃ פ

Im Folgenden sollen nur die groben Unterschiede erwähnt werden. Generell auffallend ist, dass Psalm 18 viel Plene-Schreibungen hat (orange markiert), was darauf hindeutet, dass der Text jünger ist. Auffällig oft wird ein Waw eingefügt. Es gibt zweimal eine Buchstabenvertauschung und mehrmals Buchstaben­verwechslungen, wobei hier nicht klar ist, ob es eine unbewusste Verwechslung oder absichtlich gewollte Änderung ist.

Jer. 52,12-31

2 Kö. 25,8-30

12

וּבַחֹ֤דֶשׁ הַֽחֲמִישִׁי֙ בֶּעָשֹׂ֣ור לַחֹ֔דֶשׁ הִ֗יא שְׁנַת֙ תְּשַֽׁע־עֶשְׂרֵ֣ה שָׁנָ֔ה לַמֶּ֖לֶךְ נְבוּכַדְרֶאצַּ֣ר מֶֽלֶךְ־בָּבֶ֑ל בָּ֗א נְבֽוּזַרְאֲדָן֙ רַב־טַבָּחִ֔ים עָמַ֛ד לִפְנֵ֥י מֶֽלֶךְ־בָּבֶ֖ל בִּירוּשָׁלִָֽם׃

13

וַיִּשְׂרֹ֥ף אֶת־בֵּית־יְהוָ֖ה וְאֶת־בֵּ֣ית הַמֶּ֑לֶךְ וְאֵ֨ת כָּל־בָּתֵּ֧י יְרוּשָׁלִַ֛ם וְאֶת־כָּל־בֵּ֥ית הַגָּדֹ֖ול שָׂרַ֥ף בָּאֵֽשׁ׃

14

וְאֶת־כָּל־חֹמֹ֥ות יְרוּשָׁלִַ֖ם סָבִ֑יב נָֽתְצוּ֙ כָּל־חֵ֣יל כַּשְׂדִּ֔ים אֲשֶׁ֖ר אֶת־רַב־טַבָּחִֽים׃

 

 

15

וּמִדַּלֹּ֨ות הָעָ֜ם וְֽאֶת־יֶ֥תֶר הָעָ֣ם׀ הַנִּשְׁאָרִ֣ים בָּעִ֗יר

 וְאֶת־הַנֹּֽפְלִים֙ אֲשֶׁ֤ר נָֽפְלוּ֙ אֶל־מֶ֣לֶךְ בָּבֶ֔ל וְאֵ֖ת יֶ֣תֶר הָֽאָמֹ֑ון הֶגְלָ֕ה נְבוּזַרְאֲדָ֖ן רַב־טַבָּחִֽים׃

16

וּמִדַּלֹּ֣ות הָאָ֔רֶץ הִשְׁאִ֕יר נְבוּזַרְאֲדָ֖ן רַב־טַבָּחִ֑ים

 לְכֹרְמִ֖ים וּלְיֹגְבִֽים׃

17

וְאֶת־עַמּוּדֵ֨י הַנְּחֹ֜שֶׁת אֲשֶׁ֣ר לְבֵית־יְהוָ֗ה וְֽאֶת־הַמְּכֹנֹ֞ות וְאֶת־יָ֧ם הַנְּחֹ֛שֶׁת אֲשֶׁ֥ר בְּבֵית־יְהוָ֖ה שִׁבְּר֣וּ כַשְׂדִּ֑ים וַיִּשְׂא֥וּ אֶת־כָּל־נְחֻשְׁתָּ֖ם בָּבֶֽלָה׃

18

וְאֶת־הַ֠סִּרֹות וְאֶת־הַיָּעִ֨ים וְאֶת־הַֽמְזַמְּרֹ֜ות וְאֶת־הַמִּזְרָקֹ֣ת וְאֶת־הַכַּפֹּ֗ות וְאֵ֨ת כָּל־כְּלֵ֧י הַנְּחֹ֛שֶׁת

 אֲשֶׁר־יְשָׁרְת֥וּ בָהֶ֖ם לָקָֽחוּ׃

19

וְאֶת־הַ֠סִּפִּים וְאֶת־הַמַּחְתֹּ֨ות וְאֶת־הַמִּזְרָקֹ֜ות וְאֶת־הַסִּירֹ֣ות וְאֶת־הַמְּנֹרֹ֗ות וְאֶת־הַכַּפֹּות֙ וְאֶת־הַמְּנַקִיֹ֔ות אֲשֶׁ֤ר זָהָב֙ זָהָ֔ב וַאֲשֶׁר־כֶּ֖סֶף כָּ֑סֶף לָקַ֖ח רַב־טַבָּחִֽים׃

20

הָעַמּוּדִ֣ים׀ שְׁנַ֗יִם הַיָּ֤ם אֶחָד֙ וְהַבָּקָ֞ר שְׁנֵים־עָשָׂ֤ר נְחֹ֨שֶׁת֙ אֲשֶׁר־תַּ֣חַת הַמְּכֹנֹ֔ות אֲשֶׁ֥ר עָשָׂ֛ה הַמֶּ֥לֶךְ שְׁלֹמֹ֖ה לְבֵ֣ית יְהוָ֑ה לֹא־הָיָ֣ה מִשְׁקָ֔ל לִנְחֻשְׁתָּ֖ם כָּל־הַכֵּלִ֥ים הָאֵֽלֶּה׃

21

וְהָעַמּוּדִ֗ים שְׁמֹנֶ֨ה עֶשְׂרֵ֤ה אַמָּה֙ קֹומָה הָעַמֻּד הָאֶחָ֔ד

 וְח֛וּט שְׁתֵּים־עֶשְׂרֵ֥ה אַמָּ֖ה יְסֻבֶּ֑נּוּ וְעָבְיֹ֛ו אַרְבַּ֥ע אַצְבָּעֹ֖ות נָבֽוּב׃

22

וְכֹתֶ֨רֶת עָלָ֜יו נְחֹ֗שֶׁת וְקֹומַ֨ת הַכֹּתֶ֥רֶת הָאַחַת֮ חָמֵ֣שׁ אַמֹּות֒ וּשְׂבָכָ֨ה וְרִמֹּונִ֧ים עַֽל־הַכֹּותֶ֛רֶת סָבִ֖יב הַכֹּ֣ל נְחֹ֑שֶׁת וְכָאֵ֛לֶּה לַֽעַמּ֥וּד הַשֵּׁנִ֖י וְרִמֹּונִֽים׃

23

וַיִּֽהְיוּ֙ הָֽרִמֹּנִ֔ים תִּשְׁעִ֥ים וְשִׁשָּׁ֖ה ר֑וּחָה כָּל־הָרִמֹּונִ֥ים מֵאָ֛ה עַל־הַשְּׂבָכָ֖ה סָבִֽיב׃

24

וַיִּקַּ֣ח רַב־טַבָּחִ֗ים אֶת־שְׂרָיָה֙ כֹּהֵ֣ן הָרֹ֔אשׁ וְאֶת־צְפַנְיָ֖ה כֹּהֵ֣ן הַמִּשְׁנֶ֑ה וְאֶת־שְׁלֹ֖שֶׁת שֹׁמְרֵ֥י הַסַּֽף׃

25

וּמִן־הָעִ֡יר לָקַח֩ סָרִ֨יס אֶחָ֜ד אֲֽשֶׁר־הָיָ֥ה פָקִ֣יד׀ עַל־אַנְשֵׁ֣י הַמִּלְחָמָ֗ה וְשִׁבְעָ֨ה אֲנָשִׁ֜ים מֵרֹאֵ֤י פְנֵי־הַמֶּ֨לֶךְ֙ אֲשֶׁ֣ר נִמְצְא֣וּ בָעִ֔יר וְאֵ֗ת סֹפֵר֙ שַׂ֣ר הַצָּבָ֔א הַמַּצְבִּ֖א

 אֶת־עַ֣ם הָאָ֑רֶץ וְשִׁשִּׁ֥ים אִישׁ֙ מֵעַ֣ם הָאָ֔רֶץ הַֽנִּמְצְאִ֖ים בְּתֹ֥וךְ הָעִֽיר׃

26

וַיִּקַּ֣ח אֹותָ֔ם נְבוּזַרְאֲדָ֖ן רַב־טַבָּחִ֑ים וַיֹּ֧לֶךְ אֹותָ֛ם אֶל־מֶ֥לֶךְ בָּבֶ֖ל רִבְלָֽתָה׃

27

וַיַּכֶּ֣ה אֹותָם֩ מֶ֨לֶךְ בָּבֶ֧ל וַיְמִתֵ֛ם בְּרִבְלָ֖ה בְּאֶ֣רֶץ חֲמָ֑ת

 וַיִּ֥גֶל יְהוּדָ֖ה מֵעַ֥ל אַדְמָתֹֽו׃

 

Jeremia 40,7-9

7

וַיִּשְׁמְעוּ֩ כָל־שָׂרֵ֨י הַחֲיָלִ֜ים אֲשֶׁ֣ר בַּשָּׂדֶ֗ה הֵ֚מָּה וְאַנְשֵׁיהֶ֔ם

 כִּֽי־הִפְקִ֧יד מֶֽלֶךְ־בָּבֶ֛ל אֶת־גְּדַלְיָ֥הוּ בֶן־אֲחִיקָ֖ם בָּאָ֑רֶץ וְכִ֣י׀ הִפְקִ֣יד אִתֹּ֗ו אֲנָשִׁ֤ים וְנָשִׁים֙ וָטָ֔ף וּמִדַּלַּ֣ת הָאָ֔רֶץ מֵאֲשֶׁ֥ר לֹֽא־הָגְל֖וּ בָּבֶֽלָה׃

8

וַיָּבֹ֥אוּ אֶל־גְּדַלְיָ֖ה הַמִּצְפָּ֑תָה וְיִשְׁמָעֵ֣אל בֶּן־נְתַנְיָ֡הוּ וְיֹוחָנָ֣ן וְיֹונָתָ֣ן בְּנֵֽי־קָ֠רֵחַ וּשְׂרָיָ֨ה בֶן־תַּנְחֻ֜מֶת וּבְנֵ֣י׀ עֹופַי

 הַנְּטֹפָתִ֗י וִֽיזַנְיָ֨הוּ֙ בֶּן־הַמַּ֣עֲכָתִ֔י הֵ֖מָּה וְאַנְשֵׁיהֶֽם׃

9

וַיִּשָּׁבַ֨ע לָהֶ֜ם גְּדַלְיָ֨הוּ בֶן־אֲחִיקָ֤ם בֶּן־שָׁפָן֙ וּלְאַנְשֵׁיהֶ֣ם לֵאמֹ֔ר אַל־תִּֽירְא֖וּ מֵעֲבֹ֣וד הַכַּשְׂדִּ֑ים שְׁב֣וּ

 בָאָ֗רֶץ וְעִבְד֛וּ אֶת־מֶ֥לֶךְ בָּבֶ֖ל וְיִיטַ֥ב לָכֶֽם׃

 

Jeremia 41,1-2

1

וַיְהִ֣י׀ בַּחֹ֣דֶשׁ הַשְּׁבִיעִ֗י בָּ֣א יִשְׁמָעֵ֣אל בֶּן־נְתַנְיָ֣ה בֶן־אֱלִישָׁמָ֣ע מִזֶּ֣רַע הַ֠מְּלוּכָה וְרַבֵּ֨י הַמֶּ֜לֶךְ וַעֲשָׂרָ֨ה אֲנָשִׁ֥ים אִתֹּ֛ו אֶל־גְּדַלְיָ֥הוּ בֶן־אֲחִיקָ֖ם הַמִּצְפָּ֑תָה וַיֹּ֨אכְלוּ שָׁ֥ם לֶ֛חֶם יַחְדָּ֖ו בַּמִּצְפָּֽה׃

2

וַיָּקָם֩ יִשְׁמָעֵ֨אל בֶּן־נְתַנְיָ֜ה וַעֲשֶׂ֥רֶת הָאֲנָשִׁ֣ים׀ אֲשֶׁר־הָי֣וּ אִתֹּ֗ו וַ֠יַּכּוּ אֶת־גְּדַלְיָ֨הוּ בֶן־אֲחִיקָ֧ם בֶּן־שָׁפָ֛ן בַּחֶ֖רֶב וַיָּ֣מֶת אֹתֹ֑ו אֲשֶׁר־הִפְקִ֥יד מֶֽלֶךְ־בָּבֶ֖ל בָּאָֽרֶץ׃

 

 

Der V. 26 hat keine Entsprechung bei Jeremia

 

Zurück zu Jeremia 52

31

וַיְהִי֩ בִשְׁלֹשִׁ֨ים וָשֶׁ֜בַע שָׁנָ֗ה לְגָלוּת֙ יְהֹויָכִ֣ן מֶֽלֶךְ־יְהוּדָ֔ה בִּשְׁנֵי֤ם עָשָׂר֙ חֹ֔דֶשׁ בְּעֶשְׂרִ֥ים וַחֲמִשָּׁ֖ה לַחֹ֑דֶשׁ נָשָׂ֡א אֱוִ֣יל מְרֹדַךְ֩ מֶ֨לֶךְ בָּבֶ֜ל בִּשְׁנַ֣ת מַלְכֻתֹ֗ו אֶת־רֹאשׁ֙ יְהֹויָכִ֣ין מֶֽלֶךְ־יְהוּדָ֔ה וַיֹּצֵ֥א אֹותֹ֖ו מִבֵּ֥ית הַכְּלִיא

32

וַיְדַבֵּ֥ר אִתֹּ֖ו טֹבֹ֑ות וַיִּתֵּן֙ אֶת־כִּסְאֹ֔ו מִמַּ֗עַל לְכִסֵּ֧א מְלָכִים אֲשֶׁ֥ר אִתֹּ֖ו בְּבָבֶֽל׃

33

וְשִׁנָּ֕ה אֵ֖ת בִּגְדֵ֣י כִלְאֹ֑ו וְאָכַ֨ל לֶ֧חֶם לְפָנָ֛יו תָּמִ֖יד

 כָּל־יְמֵ֥י חַיָּֽו׃

34

וַאֲרֻחָתֹ֗ו אֲרֻחַת֩ תָּמִ֨יד נִתְּנָה־לֹּ֜ו מֵאֵ֧ת מֶֽלֶךְ־בָּבֶ֛ל דְּבַר־יֹ֥ום בְּיֹומֹ֖ו עַד־יֹ֣ום מֹותֹ֑ו כֹּ֖ל יְמֵ֥י חַיָּֽיו׃

8

וּבַחֹ֤דֶשׁ הַֽחֲמִישִׁי֙ בְּשִׁבְעָ֣ה לַחֹ֔דֶשׁ הִ֗יא שְׁנַת֙ תְּשַֽׁע־עֶשְׂרֵ֣ה שָׁנָ֔ה לַמֶּ֖לֶךְ נְבֻכַדְנֶאצַּ֣ר מֶֽלֶךְ־בָּבֶ֑ל בָּ֞א נְבוּזַרְאֲדָ֧ן רַב־טַבָּחִ֛ים עֶ֥בֶד מֶֽלֶךְ־בָּבֶ֖ל יְרוּשָׁלִָֽם׃

9

וַיִּשְׂרֹ֥ף אֶת־בֵּית־יְהוָ֖ה וְאֶת־בֵּ֣ית הַמֶּ֑לֶךְ וְאֵ֨ת כָּל־בָּתֵּ֧י יְרוּשָׁלִַ֛ם וְאֶת־כָּל־בֵּ֥ית גָּדֹ֖ול שָׂרַ֥ף בָּאֵֽשׁ׃

10

וְאֶת־חֹומֹ֥ת יְרוּשָׁלִַ֖ם סָבִ֑יב נָֽתְצוּ֙ כָּל־חֵ֣יל כַּשְׂדִּ֔ים

 אֲשֶׁ֖ר רַב־טַבָּחִֽים׃

 

 

11

וְאֵת֩ יֶ֨תֶר הָעָ֜ם הַנִּשְׁאָרִ֣ים בָּעִ֗יר

 וְאֶת־הַנֹּֽפְלִים֙ אֲשֶׁ֤ר נָפְלוּ֙ עַל־הַמֶּ֣לֶךְ בָּבֶ֔ל וְאֵ֖ת יֶ֣תֶר הֶהָמֹ֑ון הֶגְלָ֕ה נְבוּזַרְאֲדָ֖ן רַב־טַבָּחִֽים׃

12

וּמִדַּלַּ֣ת הָאָ֔רֶץ הִשְׁאִ֖יר רַב־טַבָּחִ֑ים

 לְכֹֽרְמִ֖ים וּלְיֹגְבִֽים׃

13

וְאֶת־עַמּוּדֵ֨י הַנְּחֹ֜שֶׁת אֲשֶׁ֣ר בֵּית־יְהוָ֗ה וְֽאֶת־הַמְּכֹנֹ֞ות וְאֶת־יָ֧ם הַנְּחֹ֛שֶׁת אֲשֶׁ֥ר בְּבֵית־יְהוָ֖ה שִׁבְּר֣וּ כַשְׂדִּ֑ים וַיִּשְׂא֥וּ אֶת־נְחֻשְׁתָּ֖ם בָּבֶֽלָה׃

14

וְאֶת־הַסִּירֹ֨ת וְאֶת־הַיָּעִ֜ים וְאֶת־הַֽמְזַמְּרֹ֣ות

 וְאֶת־הַכַּפֹּ֗ות וְאֵ֨ת כָּל־כְּלֵ֧י הַנְּחֹ֛שֶׁת

 אֲשֶׁ֥ר יְשָֽׁרְתוּ־בָ֖ם לָקָֽחוּ׃

15

וְאֶת־הַמַּחְתֹּות֙ וְאֶת־הַמִּזְרָקֹ֗ות

 

 אֲשֶׁ֤ר זָהָב֙ זָהָ֔ב וַאֲשֶׁר־כֶּ֖סֶף כָּ֑סֶף לָקַ֖ח רַב־טַבָּחִֽים׃

16

הָעַמּוּדִ֣ים׀ שְׁנַ֗יִם הַיָּ֤ם הָֽאֶחָד֙

 וְהַמְּכֹנֹ֔ות אֲשֶׁר־עָשָׂ֥ה

 שְׁלֹמֹ֖ה לְבֵ֣ית יְהוָ֑ה לֹא־הָיָ֣ה מִשְׁקָ֔ל לִנְחֹ֖שֶׁת כָּל־הַכֵּלִ֥ים הָאֵֽלֶּה׃

17

שְׁמֹנֶה֩ עֶשְׂרֵ֨ה אַמָּ֜ה קֹומַ֣ת׀ הָעַמּ֣וּד הָאֶחָ֗ד

 

 

 

וְכֹתֶ֨רֶת עָלָ֥יו׀ נְחֹשֶׁת֮ וְקֹומַ֣ת הַכֹּתֶרֶת֮ שָׁלֹ֣שׁ אַמָּה וּשְׂבָכָ֨ה וְרִמֹּנִ֧ים עַֽל־הַכֹּתֶ֛רֶת סָבִ֖יב הַכֹּ֣ל נְחֹ֑שֶׁת וְכָאֵ֛לֶּה לַֽעַמּ֥וּד הַשֵּׁנִ֖י

 

 

 עַל־הַשְּׂבָכָֽה׃

18

וַיִּקַּ֣ח רַב־טַבָּחִ֗ים אֶת־שְׂרָיָה֙ כֹּהֵ֣ן הָרֹ֔אשׁ וְאֶת־צְפַנְיָ֖הוּ כֹּהֵ֣ן מִשְׁנֶ֑ה וְאֶת־שְׁלֹ֖שֶׁת שֹׁמְרֵ֥י הַסַּֽף׃

19

וּמִן־הָעִ֡יר לָקַח֩ סָרִ֨יס אֶחָ֜ד אֲֽשֶׁר־ה֥וּא פָקִ֣יד׀ עַל־אַנְשֵׁ֣י הַמִּלְחָמָ֗ה וַחֲמִשָּׁ֨ה אֲנָשִׁ֜ים מֵרֹאֵ֤י פְנֵֽי־הַמֶּ֨לֶךְ֙ אֲשֶׁ֣ר נִמְצְא֣וּ בָעִ֔יר וְאֵ֗ת הַסֹּפֵר֙ שַׂ֣ר הַצָּבָ֔א הַמַּצְבִּ֖א אֶת־עַ֣ם הָאָ֑רֶץ וְשִׁשִּׁ֥ים אִישׁ֙ מֵעַ֣ם הָאָ֔רֶץ הַֽנִּמְצְאִ֖ים בָּעִֽיר׃

20

וַיִּקַּ֣ח אֹתָ֔ם נְבוּזַרְאֲדָ֖ן רַב־טַבָּחִ֑ים וַיֹּ֧לֶךְ אֹתָ֛ם עַל־מֶ֥לֶךְ בָּבֶ֖ל רִבְלָֽתָה׃

21

וַיַּ֣ךְ אֹתָם֩ מֶ֨לֶךְ בָּבֶ֧ל וַיְמִיתֵ֛ם בְּרִבְלָ֖ה בְּאֶ֣רֶץ חֲמָ֑ת וַיִּ֥גֶל יְהוּדָ֖ה מֵעַ֥ל אַדְמָתֹֽו׃

Der V. 22 fehlt im Buch Jeremia. Es folgen Verse, die bei Jeremia in Kap. 40,7-9 stehen

23

וַיִּשְׁמְעוּ֩ כָל־שָׂרֵ֨י הַחֲיָלִ֜ים הֵ֣מָּה וְהָאֲנָשִׁ֗ים

 כִּֽי־הִפְקִ֤יד מֶֽלֶךְ־בָּבֶל֙ אֶת־גְּדַלְיָ֔הוּ

 

 

 

 וַיָּבֹ֥אוּ אֶל־גְּדַלְיָ֖הוּ הַמִּצְפָּ֑ה וְיִשְׁמָעֵ֣אל בֶּן־נְתַנְיָ֡ה וְיֹוחָנָ֣ן בֶּן־קָ֠רֵחַ וּשְׂרָיָ֨ה בֶן־תַּנְחֻ֜מֶת

 הַנְּטֹפָתִ֗י וְיַֽאֲזַנְיָ֨הוּ֙ בֶּן־הַמַּ֣עֲכָתִ֔י הֵ֖מָּה וְאַנְשֵׁיהֶֽם׃

24

וַיִּשָּׁבַ֨ע לָהֶ֤ם גְּדַלְיָ֨הוּ֙ וּלְאַנְשֵׁיהֶ֔ם

 וַיֹּ֣אמֶר לָהֶ֔ם אַל־תִּֽירְא֖וּ מֵעַבְדֵ֣י הַכַּשְׂדִּ֑ים שְׁב֣וּ בָאָ֗רֶץ וְעִבְד֛וּ אֶת־מֶ֥לֶךְ בָּבֶ֖ל וְיִטַ֥ב לָכֶֽם׃ ס

 

 

25

וַיְהִ֣י׀ בַּחֹ֣דֶשׁ הַשְּׁבִיעִ֗י בָּ֣א יִשְׁמָעֵ֣אל בֶּן־נְ֠תַנְיָה בֶּן־אֱלִ֨ישָׁמָ֜ע מִזֶּ֣רַע הַמְּלוּכָ֗ה וַעֲשָׂרָ֤ה

 אֲנָשִׁים֙

 

 

 

 אִתֹּ֔ו וַיַּכּ֥וּ אֶת־גְּדַלְיָ֖הוּ וַיָּמֹ֑ת וְאֶת־הַיְּהוּדִים֙ וְאֶת־הַכַּשְׂדִּ֔ים אֲשֶׁר־הָי֥וּ אִתֹּ֖ו בַּמִּצְפָּֽה׃

 

 

 

26

וַיָּקֻ֨מוּ כָל־הָעָ֜ם מִקָּטֹ֤ן וְעַד־גָּדֹול֙ וְשָׂרֵ֣י הַחֲיָלִ֔ים וַיָּבֹ֖אוּ מִצְרָ֑יִם כִּ֥י יָרְא֖וּ מִפְּנֵ֥י כַשְׂדִּֽים׃ פ

27

וַיְהִי֩ בִשְׁלֹשִׁ֨ים וָשֶׁ֜בַע שָׁנָ֗ה לְגָלוּת֙ יְהֹויָכִ֣ין מֶֽלֶךְ־יְהוּדָ֔ה בִּשְׁנֵ֤ים עָשָׂר֙ חֹ֔דֶשׁ בְּעֶשְׂרִ֥ים וְשִׁבְעָ֖ה לַחֹ֑דֶשׁ נָשָׂ֡א אֱוִ֣יל מְרֹדַךְ֩ מֶ֨לֶךְ בָּבֶ֜ל בִּשְׁנַ֣ת מָלְכֹ֗ו אֶת־רֹ֛אשׁ יְהֹויָכִ֥ין מֶֽלֶךְ־יְהוּדָ֖ה מִבֵּ֥ית כֶּֽלֶא׃

28

וַיְדַבֵּ֥ר אִתֹּ֖ו טֹבֹ֑ות וַיִּתֵּן֙ אֶת־כִּסְאֹ֔ו מֵעַ֗ל כִּסֵּ֧א הַמְּלָכִ֛ים אֲשֶׁ֥ר אִתֹּ֖ו בְּבָבֶֽל׃

29

וְשִׁנָּ֕א אֵ֖ת בִּגְדֵ֣י כִלְאֹ֑ו וְאָכַ֨ל לֶ֧חֶם תָּמִ֛יד לְפָנָ֖יו

 כָּל־יְמֵ֥י חַיָּֽיו׃

30

וַאֲרֻחָתֹ֗ו אֲרֻחַ֨ת תָּמִ֧יד נִתְּנָה־לֹּ֛ו מֵאֵ֥ת הַמֶּ֖לֶךְ דְּבַר־יֹ֣ום בְּיֹומֹ֑ו כֹּ֖ל יְמֵ֥י חַיָּֽו׃

Folgende Unterschiede fallen auf:

Obwohl der Jeremiatext von der Rechtschreibung her jünger scheint (er verwendet mehr Hilfsvokale) dürfte er dennoch älter sein. Es ist nämlich leichter den Königetext aus verschiedenen Jeremiastücken zusammenzustellen und dabei etwas zu kürzen als umgekehrt. Mit anderen Worten, es ist unwahrscheinlicher, dass Jeremia sich am Königetext bedient hat, ihn erweitert hat und dann in verschiedenen Kapiteln seines Buches eingebaut hat.

Zu den unterschiedlichen Zahlenangaben lässt sich feststellen, dass diese weder auf einen Hörfehler noch auf einen Abschreibfehler zurück gehen können, da die Wörter zu unterschiedlich sind. Sie müssen also redaktionell geändert worden sein!

Das AT bietet noch eine Vielzahl weiterer Parallelen, welche man ebenfalls analysieren sollte. Diese sind aber weit umfangreicher und würden hier wohl den Rahmen sprengen. Zur weiteren Vertiefung könnten noch folgende Stellen untersucht werden:

Die bereits untersuchten Beispiele zeigen jedoch, dass alle Parallelberichte Unterschiede aufweisen! Die Frage stellt sich natürlich, wie diese Unterschiede entstanden sind, denn nur die wenigsten Differenzen lassen sich auf Abschreibfehler zurückführen. Offensichtlich wurden manche Texte bewusst überarbeitet!

Qumran und neue Lesarten

In vielen christlichen Büchern, wo es um die Entstehung der Bibel geht, wird das Thema Qumran nur stiefmütterlich behandelt. Meist liest man, dass die Texte in Qumran die genaue Überlieferung der Masoreten bestätigt hat und das war es dann auch schon[90]. Jedoch stimmt diese Darstellung so nicht. Oft wird auf die Große Jesajarolle verwiesen und gesagt, dass diese ja exakt mit unserem MT überein­stimmt. Abgesehen davon, dass in Höhle 4 auch Jesajatexte gefunden wurden, sollte man fairerweise erwähnen, dass die bekannte Große Jesajarolle (1QJesa) nicht exakt mit unserem MT überein­stimmt. Die Rolle, die dem MT am nächsten steht, ist die Kleine Jesajarolle (1QJesb).

Es wurden aber auch ganz andere biblische Texte gefunden, die sich von unserem MT deutlich unter­scheiden. Als Beispiel soll hier das erste Kapitel aus 4QSama (4Q51) gelten. Ich verwende hier die Darstellung von Craig Davis (Dead Sea Scrolls Bible Translations)[91]. Rote Markierungen bedeuten textliche Abweichungen, blau bedeutet, dass der Text nicht exakt lesbar war und grün bedeutet, dass lediglich die Rechtschreibung anders ist. Relevant sind also nur die roten Stellen:

1 Samuel 1

11 She vowed a vow, and said, “Yahweh of Armies, if you will indeed look at the affliction of your servant, and remember me, and not forget your servant, but will give to your servant a boythen I will give him to Yahweh all the days of his life before you and he will be a Nazirite until the day of his death, and he will not drink wine and strong drinkand no razor shall come cross over on his head.”

12 As she continued praying before Yahweh, Eli saw her mouth.13 Now Hannah she spoke in her heart. Only her lips moved, but her voice was not heardTherefore Eli thought she was drunk. [..]

17 Then Eli answered, “Go in peace; and may the God of Israel grant your petition that you have asked of him.”

18 She said, “Let your servant find favor in your sight.” So the woman went her way, and went to her room, and ate; and her facial expression wasn’t sad any more. [..]

22 But Hannah didn’t go up; for she said to her husband“Not until the child is weaned; then I will bring him, that he may appear before Yahweh, and stay there foreverand I will dedicate him to be a Nazirite forever all the days of his life.”

23 Elkanah her husband said to her, “Do what seems good to you.Wait until you have weaned him; only may Yahweh establish his word. what has gone out from your mouth.”

So the woman waited and nursed her son, until she weaned him. 24 When she had weaned him, she took him up with her to Shiloh, with three bulls, and one ephah of meal a three year old bull, the son of a cow, and bread, and a container of wine, and brought him to Yahweh’s house in Shiloh. The child was young with them. 25 They killed the bull, and brought the child to Eli.When they brought him into the presence of Yahweh, his father slaughtered the sacrifice, as he did annually for Yahweh. Then he brought the child, and he slaughtered the calf, and Hannah his mother brought him to Eli. 26 She said, Oh, my lord, as your soul lives, my lord, I am the woman who stood by you here, praying to Yahweh. [..]

28 Therefore I have also given him to YahwehAs long as he lives he is given to Yahweh.” He So she left him there and she worshiped Yahweh there.

Viele Lesarten stimmen hier mit der LXX überein, wie die vielen Fußnoten auf der Webseite zeigen.

Zu weiteren Textunterschieden siehe die Bücher Qumran[92] (Kapitel 11.2 - Textunterschiede und Redaktionskritik) von Daniel Stökl Ben Ezra oder Handbuch der Textkritik[93] (Kapitel. 7 - Textkritik und Literarkritik) von Emanuel Tov. Beide Bücher sind Standardwerke und sollten gelesen werden.

Tov (Chefredakteur von Discoveries in the Judaean Desert DJD) ordnet die biblischen Textfunde von Qumran folgenden Gruppen zu:

Armin Lange kommt in seinem Handbuch der Textfunde vom Toten Meer[94] zu teils anderen Prozent­angaben. Er gibt z.B. die unabhängigen Handschriften mit ca. 50% an. Die oben erwähnte Samuel­rolle (4QSama) stellt übrigens so einen unabhängigen Texttyp dar.

Die überwiegende Mehrheit der Textfunden sind jedoch nicht-biblischen Ursprungs. Neben den für die Qumran-Gemeinschaft wichtigen Schriften wie die Gemeinschaftsregel, die Damaskusschrift, das Jubiläenbuch, die Kriegsregel, das Buch der Giganten, wurden auch apokryphe Bücher gefunden (z. B. Tobit, Henoch, Jesus Sirach, Brief des Jeremia). Es gibt aber auch Texte wie Genesisapokryphon, Pseudo-Ezechiel, Sabbatopferlieder, Miqsat Maase HaTora (Halachische Aussagen), Pescher (Bibel­auslegungen, Kommentare) zu verschiedenen biblischen Büchern oder auch sog. Rewritten Bible bzw. Reworked Pentateuch, das sind paraphrasierte Bibeltexte die teils eine völlig andere ausgeschmückte Geschichte liefern.

Schaut man sich die Textfunde von Qumran genauer an, sieht man, dass die Textüberlieferung sehr vielfältig (plural) war. Einen fixen Kanon, geschweige denn einen fixen Konsonantentext, hat es dort definitiv nicht gegeben[95]. Viele eher waren unterschiedliche Texttraditionen im Umlauf.

Die Funde haben die Sicht auf den Bibeltext und die Entstehung des Kanons maßgeblich geändert. Da sich die Veröffentlichung der Text-Editionen hinausgezögert hat (die letzten Editionen der DJD wurde erst 2010 veröffentlicht), ist es auch verständlich, dass ältere Bücher über die Entstehungs­geschichte der Bibel noch eine andere Darstellung liefern. Diese Sichtweise sollte aber korrigiert werden.

Nicht unbegründet schreibt darum Alexander Achilles Fischer in seinem Standardwerk „Der Text des Alten Testaments“ zutreffend:

Noch heute kann man in allgemeinen Darstellungen lesen, dass die Qumran-Funde die genaue Überlieferung des Bibeltextes glänzend bestätigt haben. Das Urteil ist in dieser Verallgemeinerung nicht zutreffend, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen wurde nicht der Bibeltext bestätigt, sondern die masoretische Texttradition und damit nur ein Hauptstrom der Textüberlieferung. Zum anderen gilt dies nur für knapp die Hälfte der Bibelhandschriften von Qumran. Andere bezeugen Lesarten, die vom Masoretentext deutlich abweichen, und wieder andere bieten Lesarten, die bislang unbekannt gewesen sind.“[96]

Im Folgenden noch ein Beispiel eines interessanten Fundes aus Qumran.

Gefundener Anfang von 1. Sam. 11

Flavius Josephus berichtet in seinen Jüdischen Altertümern (VI, 68-72) davon, dass Nahasch der König der Ammoniter seinen Kriegsgefangenen das rechte Auge ausstechen lies. Das Alte Testament erwähnt den Titel Nahasch nicht und auch nichts davon, dass er die Gaditer bedrängt hat.

In der Samuelrolle (4QSama), die man in Qumran in Höhle 4 gefunden hat, finden sich neben vielen anderen Lesarten auch 3,5 Verse am Anfang von 1. Sam. 11, welche den Bericht von Flavius Josephus bestätigen.

Zeile 6 Und Nahasch, der König der Ammoniter, unterdrückte die Söhne Gads und die Söhne Rubens sehr, er stach alle ihre
Zeile 7 rechten Augen aus und brachte Furcht und Schrecken über Israel. Und es blieb nicht einer unter den Israeliten jenseits des
Zeile 8 Jordans, dessen rechtes Auge nicht ausgestochen war von Nahasch, dem König der Ammoniter; ausgenommen siebentausend Mann,
Zeile 9 sie waren geflohen vor den Ammonitern und kamen nach Jabesch-Gilead. Einen Monat später ging Nahasch, der Ammoniter, hin und belagerte Jabesch-Gilead […}

Es ist äußerst wahrscheinlich, dass diese Verse im masoretischen Text ausgefallen sind.[97]

Die Editoren der „Dead Sea Scrolls Electronic Library Biblical Texts“ schreiben dazu:

The following passage in 4QSama is one of the single most dramatic discoveries among the biblical scrolls. 4QSama has an entire three-and-a-half-line paragraph missing from the Masoretic Text, the Septuagint, and all other biblical manuscripts. The first-century historian Josephus, however, documents that the passage was in the ancient form of the Bible that he used. The New Revised Standard Version of the Bible has incorporated the passage into its translation.“[98]

Fazit

Bei der Herausgabe neuer Bibelübersetzung greift man ab Anfang des 20. Jhdt. beim NT auf die besten griechischen Lesarten zurück[99]. Diese sind im Novum Testamentum Graece[100] (Nestle-Aland) zusammengefügt und sind somit ein künstlicher, rekonstruierter Text. Beim NT ist dies mittlerweile akzeptiert und die meisten deutschen Bibeln verwenden diesen Grundtext.

Beim AT jedoch greift man auf einen mittelalterlichen Text (Codex Leningradensis) zurück[101], der als Ausgangspunkt der Übersetzung gilt[102]. Wie hier jedoch deutlich wurde ist dieser an vielen Stellen nicht immer der beste Text. Wünschenswert wäre es, für das AT ebenfalls die besten Lesarten zu ermitteln, um einen möglichst originären Text zu erstellen. Von diesem textkritisch erarbeiteten Text (der die Qumranfunde und die LXX besser miteinbezieht) sollte dann die Übersetzung des AT erfolgen[103].

Mit der HBCE (The Hebrew Bible: A Critical Edition) wird der Versuch unternommen solch einen Bibeltext zu erstellen. Man versucht einen sog. Archetyp (frühest ableitbarer Text) zu rekonst­ruieren.

Our concept of a critical edition extends beyond the establishment of the earliest attainable text of each book. [..,] Although many variants are simply the result of scribal error, others are deliberate revisions, motivated by the desire to explain, update, harmonize, and even expurgate the text. Our critical edition therefore moves both backward and forward in time - backward to the earliest inferable texts and editions, and forward to the plethora of changes and interpretations that occurred during the textual life of the Hebrew Bible.“[104]

Leider wurde erst ein Buch herausgegeben (Proverbs im Jahr 2015). Es bleibt abzuwarten ob ein eklektischer Text akzeptiert wird und unser etablierten AT-Text eine Veränderung erfahren wird.

Eine andere Überlegung wäre, warum wir Christen eigentlich nicht generell die LXX als Grundlage her nehmen? Für die Christen des 1. Jhdt. war sie es jedenfalls! Sie haben darin gelesen, sie studiert und damit argumentiert. Hätte es im 4. Jhdt. keinen Hieronymus gegeben, würden wir dann heute nicht weiterhin die LXX lesen?

Mit der Septuaginta Deutsch liegt jedenfalls seit 2009 auch eine deutsche Übersetzung vor.

Inspiration

In der Kirchengeschichte wurde schon viel über Inspiration debattiert. Ist die Bibel Gottes Wort, oder enthält sie Gottes Wort? Man unterschied zwischen Verbalinspiration[105] (ähnlich einem Diktat wie beim Koran) und einer Realinspiration bzw. Personalinspiration[106], wonach Gott die Autoren inspiriert hat, die dann seinen Willen in ihren Worten niedergeschrieben haben. Eines ist aber klar, in den letzten Jahrhunderten wenden sich immer mehr Theologen von einer Inspirationslehre und einer damit einhergehenden Irrtumslosigkeit der Bibel ab[107].

List man den ersten Satz der Einleitung aus dem Buch „Die Septuaginta und die Endgestalt des Alten Testaments“ von Kristin De Troyer, heißt es dort: „In dem vorliegenden Buch geht es darum auf­zuzeigen, wie biblische Texte immer wieder umgeschrieben wurden.“ [108] Tausende Monografien von (historisch-kritischen?) Theologen würden dies wohl ebenso bestätigen.

Kann man angesichts solcher Aussagen und der hier vorgestellten Beispiele und Darstellungen noch davon ausgehen, dass wir einen wortwörtlich, von Gott inspirierten Text vor uns liegen haben?

Die Frage, die ich mir dabei stelle, ist, ob die Bibel eigentlich selbst Aussagen darüber macht, dass alles was in ihr geschrieben ist inspiriert ist? Beanspruchen beispielsweise ein Estherbuch, ein Jonabuch oder die Psalmen eigentlich eine Inspiration? Wenn man nur den Text an sich liest würde man ehrlich gesagt bei den wenigsten Büchern der Bibel auf diese Idee kommen.

Warum die biblischen Bücher für uns Christen trotzdem als inspiriert gelten, liegt an Aussagen wie 2. Timotheus 3,16 „Alle Schrift ist von Gott eingegeben[109] und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit.“ und 2. Petrus 1,21 „Denn niemals wurde eine Weissagung durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern von Gott her redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist.“

Aber was genau meint Paulus, wenn er von πᾶσα γραφὴ („Alle Schrift“) spricht? Wer definiert den Umfang dieser Worte?

Immer wenn es um die Autorität der Bibel ging, habe ich diesen Bibelvers zitiert, um zu zeigen, dass das Alte und das Neue Testament θεόπνευστος (gottgehaucht) ist. Aber war das redlich?

Exegetisch korrekt ausgelegt spricht Paulus hier doch nur vom Alten Testament (vgl. V. 15)[110]. Und logischerweise kann er Briefe, die nach dem 2. Timotheusbrief geschrieben wurden, ja noch gar nicht gemeint haben. Wenn Paulus also vom AT spricht, stellt sich noch immer die Frage, von welchem Umfang er spricht? Meint er den jüdischen oder den christlichen nach der LXX[111]? Ist für Paulus die Langfassung oder die Kurzfassung des Jeremia gottgehaucht? Welche Daniel-Version ist von Gott eingegeben? Der MT (kürzer), die LXX (länger mit Zusätzen) oder der LXX-Text nach Theodotion? Zählt das Gebet Asarjas und das der drei Männer im Feuerofen dazu oder nicht?

Wenn man ehrlich ist, muss man sich eingestehen, dass es nicht klar ist, welche Bücher Paulus hier zu den Schriften dazu rechnet und welche nicht. Und selbst wenn wir wüssten, welche Bücher er meint, ist noch immer nicht klar, welche Textform er meint. Er selbst zitiert ja aus unterschiedlichen Textformen, was die Sache nicht gerade einfach macht.

In meinen Ausführungen habe ich mich auf die Textgeschichte des AT beschränkt und bin absichtlich nicht auf die Entstehung und Kanonisierung des NT eingegangen. Die Frage, die aber zu beantworten bleibt, ist wie es möglich ist, dass offensichtliche falsch übersetzte Zitate in das NT eindringen (wie z.B. das Zitat von Jakobus in Apg. 15). Wenn Gottes Geist hinter solchen Aussagen steckt, warum lässt er so etwas zu? Und warum war es Gott nicht ein Anliegen auch bei den Abschriften und Übersetzungen sein Wort zu bewahren[112]? Es wird immer damit argumentiert, dass der Urtext (den wir ja nicht haben) fehlerlos und inspiriert war[113]. Was hilft uns das, wenn offensichtlich die Abschriften nicht mehr fehlerlos sind? Warum hat Gottes es zugelassen, dass es verschiedene Textformen und Texttraditionen gibt, die uns nun das Leben schwer machen? Und was ist mit den vielen Hinzufügungen und Änderungen im Text, die es definitiv gegeben hat?

Eine einfache Antwort darauf gibt es meines Erachtens nicht. Ob man an einer Irrtumslosigkeit und Inspiration festhalten kann, mag jeder Leser selbst beurteilen. Für mich ist es jedenfalls nicht mehr möglich daran festzuhalten.

Im Römer 10,17 heißt es nach Luther: „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber aus dem Wort Gottes.“ Wie kann man dann überhaupt noch glauben, wenn das Fundament, nämlich das Wort Gottes, ins Schwanken gerät?

Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten,
worauf soll der Glaube ruhn?
- Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf

Exkurs: Gibt es im NT Anspielungen auf außerkanonische Bücher?

Das Hauptargument gegen die Kanonisierung der Apokryphen lautet, dass diese nicht von Jesus oder den Schreibern des NT zitiert werden. Dem soll hier nachgegangen werden.

Im Appendix „loci citati vel allegati“[114] des Novum Testamentum Graece 28 findet man Parallel­stellen und Anspielungen aus dem AT. Dort sind z. B. zum Sirachbuch 137 Eintrage und zur Weisheit Salomos 99 Einträge zu finden. Die allermeisten davon sind jedoch unspezifisch und zeigen nur eine thematische Verwandtschaft auf, wie z. B. Sir. 51,23-27:

Kommt her zu mir, ihr Ungebildeten, und wohnt im Haus der Bildung! Warum wollt ihr noch warten und eure Seelen dürsten lassen? Ich habe meinen Mund aufgetan und gesprochen: Kauft euch Weisheit – ganz ohne Geld! Beugt euren Nacken unter ihr Joch und nehmt ihre Erziehung an. Sie ist nahe und leicht zu finden. Seht mich an: Ich habe eine kleine Zeit Mühe und Arbeit gehabt und habe großen Trost (wörtl. Ruhe) gefunden.

Hier soll es aber nicht um Verse gehen, die ähnlich klingen, sondern um Verse, wo eine wort­wörtliche Übereinstimmung vorliegt.

Zitiert Markus aus Jesus Sirach?

Mk. 10,19 Sir. 4,1
Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis reden; du sollst nichts vorenthalten; ehre deinen Vater und deine Mutter! Mein Kind, lass den Armen nicht Not leiden, und verschließe nicht deine Augen vor den Bedürftigen.
μὴ φονεύσῃς, μὴ μοιχεύσῃς, μὴ κλέψῃς, μὴ ψευδομαρτυρήσῃς, μὴ ἀποστερήσῃς, τίμα τὸν πατέρα σου καὶ τὴν μητέρα. Τέκνον, τὴν ζωὴν τοῦ πτωχοῦ μὴ ἀποστερήσῃς καὶ μὴ παρελκύσῃς ὀφθαλμοὺς ἐπιδεεῖς.

In Mk. 10,19 wird Jesus gefragt, was man tun muss, um ewiges Leben zu bekommen. Jesus antwortet „Die Gebote weißt du“ und listet dann einige Gebote auf. Vergleicht man diese mit den 10 Geboten im AT fällt folgendes auf. Jesus erwähnt nur die Verpflichtungen Menschen gegenüber, dabei stellt er „Vater und Mutter ehren“ an die letzte Stelle und lässt „du sollst nicht begehren“ aus. Stattdessen fügt das Gebot „du sollst nichts vorenthalten“ ein (dies fehlt übrigens auch in den Parallel­berichten in Mt. 19,18-19 u. Lk. 18,20). Im Griechischen stehen dafür nur zwei Worte nämlich μὴ ἀποστερήσῃς. Dies entspricht wortwörtlich einer Aufforderung im Buch Jesus Sirach 4,1[115]. In der deutschen Lutherübersetzung ist es komisch übersetzt, aber der griechische Text zeigt eindeutig die Übereinstimmung.

Das Wort ἀποστερήσῃς kommt in der LXX nur an einer Stelle vor, nämlich im Buch Sirach. Im NT kommt es ebenfalls nur an einer Stelle vor, nämlich in Markus 10.

Die Frage die sich hier also zu Recht stellt ist: Warum fügt Markus hier ein Gebot ein, welches nicht im AT vorkommt und welches die anderen Synoptiker auch nicht überliefern? Und reicht eine Übereinstimmung von zwei Wörtern aus, um zu beweisen, dass es sich um ein Zitat aus einem apo­kryphen Buch handelt?

Ein Wort, dass nur an einer Stelle in der Bibel vorkommt nennt man übrigens Hapax legomenon. Ein weiteres solches Hapax findet man in Hebr. 1,3 dort wird Jesus als Ausstrahlung bezeichnet (gr. ἀπαύγασμα). In der LXX kommt dieses Wort auch nur einmal vor, nämlich in der Weisheit Salomos 7,26, wo die Weisheit so bezeichnet wird. Viele Ausleger deuten ja Jesus als die personifizierte Weisheit aus Sprüche 8. Ob der Schreiber des Hebräerbriefes daran gedacht hat und darum dieses Wort gewählt hat ist natürlich fraglich.

Zitiert Paulus aus Jesus Sirach?

2. Tim. 2,19 Sir. 17,26
Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit! Kehre zum Höchsten zurück und wende dich vom Unrecht ab.
καί ἀποστήτω ἀπὸ ἀδικίας πᾶς ὁ ὀνομάζων τὸ ὄνομα κυρίου. ἐπάναγε ἐπὶ ὕψιστον καὶ ἀπόστρεφε ἀπὸ ἀδικίας

Das Zitat ist nicht exakt denn ἀποστήτω und ἀπόστρεφε sind vom Sinn her zwar ähnlich, aber doch nicht ident. Hier könnte man höchstens von einer Ähnlichkeit sprechen.

Empfang des Gesetzes durch Engel

Gal. 3,19 und Apg. 7,53 (und eventuell Hebr. 2,2) berichten, dass das Gesetz durch Engel empfangen bzw. übermittelt worden ist. Wie kommen die Schreiber auf diese Idee, die sich ja nicht im AT findet?

Die Idee stammt möglicherweise aus dem Buch der Jubiläen, eine jüdische apokryphe Schrift aus dem 2. Jhdt. v. Chr. Dort heißt es in Kap. 1,27 und 2,1:

„(27) Dann sprach er (Gott) zum Engel des Angesichtes: Schreib für Moses vom Schöpfungsbeginn auf bis zur Zeit, wo mein Heiligtum bei ihnen für alle Ewigkeit gebaut wird! […]

(1) Dann sprach der Angesichtsengel zu Moses nach dem Wort des Herrn: „Schreib die ganze Schöpfungsgeschichte auf […][116]

Strack/Billerbeck sind jedoch der Meinung, dass „die Anwesenheit von Engeln bei der Gesetzgebung altjüdisches Traditionsgut ist[117] und liefern dazu Beispiele von diversen jüdischen Schriften, die allerdings alle jünger als das Jubiläenbuch sind.

Z.B. Josephus, Antiquitates XV 5,3: „Was Hellenen u. Barbaren übereinstimmend für das Frevel­hafteste halten, das haben sie (die Araber) unsren Gesandten angetan, indem sie sie hinmordeten, da doch die Hellenen die Herolde für heilig u. unverletzlich erklärten u. wir das Beste unsrer Lehren u. das Heiligste in den Gesetzen durch Engel von Gott (διʼ ἀγγέλων παρὰ τοῦ θεοῦ) gelernt haben.“

Pesikta Rabbati 21 (103b): „In einer Überlieferung, die in ihrer Hand (mit den Zurückgekehrten) aus dem Exil heraufgekommen ist, fand man geschrieben: Zwei Myriaden von den אַלְפֵי שִׁנְאָן unter den Engeln fuhren mit Gott hernieder auf den Berg Sinai, um Israel die Tora zu geben.“

Ob die Schreiber das Jubiläenbuch kannten und ihre Idee daraus ableiteten, oder ob es allgemein bekanntes Wissen war, lässt sich nach 2000 Jahren schwer feststellen. Merkwürdig ist jedoch, dass es drei Erwähnungen im NT gibt, aber das AT nichts davon berichtet.

Weitere Stellen die Anklänge haben, jedoch nicht wortwörtlich übereinstimmen sind folgende:

Fazit

Man muss zugeben, dass der Befund eher schwach ist. Außer Anspielungen und Anklänge, die man auch anders erklären kann, gibt es wenig Übereinstimmung, wenn dann nur in einzelnen überein­stimmenden Worten.

Allerdings muss man sich auch eingestehen, dass das Nichtzitieren eines Buches noch kein Kriterium für den Ausschluss aus dem Kanon ist. Acht alttestamentliche Bücher[118] werden ebenso wenig im NT zitiert und zählen trotzdem zum Kanon.

Vermutlich waren den neutestamentlichen Schreibern die Apokryphen bekannt, mit einer Zitat­einleitungsformel (z. B. „die Schrift sagt“ oder „wie geschrieben steht“) werden sie jedoch nicht verwendet, im Gegensatz zu den Kirchenvätern.[119] Karl-Heinz Vanheiden führt in Bibel und Gemeinde 2/2010 einige Beispiele auf, wo sich diese auf die Apokryphen berufen. Er schließt mit der Feststellung: „Offenbar haben die Christen der ersten Jahrhunderte keinen wesentlichen Unterschied zwischen apokryphen und kanonischen Schriften gemacht.“ und „Im Gegensatz zum Neuen Testament finden wir bei den Kirchenvätern die Septuaginta mit den Apokryphen im allgemeinen Gebrauch.“[120]

Exkurs zur Inspiration

Falschzuweisungen im NT

Wenn die Bibel von Gott inspiriert ist, dann darf sie keine Fehler beinhalten. Gott verwendet zwar fehlerhafte Menschen für die Niederschrift und lässt auch gottlose Menschen zu Wort kommen (Ps. 53,2), trotzdem ist es klar, dass wenn Gott den Schreibern etwas eingibt, dieses auch korrekt sein muss. Wäre dem nicht so, würde sich die Bibel von keinem anderen Geschichtsbuch unterscheiden.

Nun gibt es aber tatsächlich ein paar Stellen die Problematisch sind.

In Mt. 27,9-10 heißt es:

Da wurde erfüllt, was durch den Propheten Jeremia geredet ist, der spricht: ‚Und sie nahmen die dreißig Silberlinge, den Preis des Geschätzten, den man geschätzt hatte seitens der Söhne Israels, und gaben sie für den Acker des Töpfers, wie mir der Herr befohlen hat.‘“

Matthäus sagt also, dass das Zitat mit den 30 Silberlingen aus dem Propheten Jeremia stammt. Allerdings stammt das Zitat aus Sacharja 11,12-13!

Als Erklärung wird meist genannt, dass Jeremia stellvertretend für die Propheten steht und Sacharja somit einschließt. So z.B. bei MacArthur:

In der Reihenfolge der ‚Propheten‘ stand meistens Jeremia zuerst, und daher wurden die Propheten manchmal insgesamt mit seinem Namen bezeichnet.“[121]

Oder auch bei MacDonald:

Matthäus schreibt diese Prophezeiung Jeremia zu, während sie offensichtlich aus Sacharja stammt. Er nennt hier wahrscheinlich Jeremia als Autor, weil dieser Prophet als erster in der von ihm benutzten und zitierten Buchrolle stand. Dies war nach der alten Anordnung so, wie sie in vielen hebräischen Manuskripten erhalten und aus der talmudischen Tradition geläufig ist.“[122]

Dazu ist zu sagen, dass Jeremia (aufgrund der Länge) sicher eine Einzelrolle war. Pergament oder Papyrusrollen können nur eine bestimmte Länge haben und Jeremia ist eines der längsten Bücher im AT. Dass es eine Rolle gab, die zu Jeremia noch zusätzlich einen anderen Propheten hatte, ist unwahrscheinlich. Auch steht Jeremia nicht an erster Stelle der „Propheten“. Die erste Kanonliste im Judentum (Bava Batra 14b), der heutige gängige Tanach und auch die älteste vollständige hebräische Handschrift, der Codex Leningradensis, zählt Josua an erster Stelle der Propheten und nicht Sacharja. Sacharja zählte schon immer zum Dodekapropheton (den 12 kleinen Propheten), wo an erster Stelle aber Hosea steht.

Zu behaupten Jeremia stand an erster Stelle der Propheten ist einfach unredlich, da es dafür keine Belege gibt.

Nicht ganz so problematisch, aber doch bedenklich ist Mk. 1,2-3, wo der Evangelist Markus ein Misch-Zitat aus Maleachi 3,1 und Jesaja 40,3 allein dem Propheten Jesaja zuweist[123].

Er schreibt: „wie in dem Propheten Jesaja geschrieben steht: ‚Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg bereiten wird.‘“

Dies steht aber wie gesagt in Mal. 3,1. Erst der nächste Vers ist dann ein Zitat aus Jes. 40,3.

Natürlich wäre es aus unserer Sicht besser gewesen, wenn er geschrieben hätte „wie geschrieben steht in den Propheten“, aber es besteht durchaus die Wahrscheinlichkeit, dass es damals gängige Praxis war bei einem Doppel- oder Mischzitat nur den wichtigeren Autor zu nennen.

In Johannes 10,34 sagt Jesus: „Jesus antwortete ihnen: Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: ‚Ich habe gesagt: Ihr seid Götter‘?

Jesus zitiert hier aus Psalm 82,6 was streng genommen nicht zu dem Gesetz[124] zählt. Die Psalmen zählen nach dem Tanach zu den Ketuvim (Schriften). Jesus selbst bringt in Lk. 24,44 ja die Einteilung des AT in das Gesetz Moses, den Propheten und den Psalmen. Warum er hier den Psalm als Gesetz bezeichnet ist fraglich.

Auch Paulus bezeichnet in 1. Korinther 14,21 ein Zitat aus Jesaja mit „im Gesetzt steht geschrieben“. Bevor man hier Jesus oder Paulus einen Fehler zuschreibt wird man also eher davon ausgehen, dass das Gesetz hier im weiteren Sinne verstanden wird und stellvertretend für das gesamte AT steht.

 

Stellen die im AT nicht existieren

Manchmal kommt es vor, dass man im NT einen alttestamentlichen Bezug findet und versucht diesen im AT nachzuschlagen, dann aber scheitert, weil es diesen Vers oder diesen Bezug im AT gar nicht gibt. Hier ein paar Beispiele:

In 1. Korinther 2,9 steht: „sondern wie geschrieben steht: ‚Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.‘

Dieses Zitat, was ja durch die Einleitungsformel im AT stehen muss, wird oft Jes. 64,3 zugeschrieben (so MacArthur, MacDonald, Hieronymus u.v.a.), jedoch steht dort lediglich:

Kein Ohr hörte, kein Auge sah <je> einen Gott außer dir, der an dem handelt, der auf ihn harrt.

Abgesehen von zwei Wörtern (Auge und Ohr) passt hier objektiv gesehen der Vers überhaupt nicht. Dass Gott denen etwas bereitet hat, die ihn lieben steht hier einfach nicht!

Man könnte sich fragen, ob Paulus vielleicht aus der LXX zitiert, aber auch dort findet sich keine Parallele, da heißt es: „Seit Ewigkeit haben wir nicht gehört und unsere Augen nicht gesehen einen Gott außer dir und deine Werke, die du denen erweisen willst, die auf Barmherzigkeit harren.“

Nüchtern betrachtet muss man festhalten, dass Paulus hier etwas zitiert, dass man so nicht im MT oder in der LXX findet.[125]

In Jakobus 4,5 steht: „Oder meint ihr, dass die Schrift umsonst rede: ‚Eifersüchtig sehnt er sich nach dem Geist, den er in uns wohnen ließ‘?

Abgesehen davon, dass dieser Vers schwer zu übersetzen ist und in sich schon einen Haufen Probleme mit sich bringt[126], findet man dieses Zitat nicht im AT. Jeglicher Versuch eine geeignete Quelle im MT oder im der LXX zu finden scheitern und es bleibt die Frage: Woraus zitiert Jakobus hier eigentlich?

Warum bezeichnet Jakobus etwas als Schrift (γραφή) das sich nicht in unserer Bibel wiederfindet?

In Epheser 5,14 steht: „Deshalb heißt es: ‚Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten! und der Christus wird dir aufleuchten!‘

Die Verwendung der Einleitungsformel von διὸ λέγει („Deshalb heißt es“) bezeichnet eindeutig, wie auch Eph. 4,8 und Jak. 4,6 deutlich machen, ein Zitat aus dem AT. Wiederum findet man es dort jedoch nicht. Oft meint man Paulus verwende ein Mischzitat aus Jes. 26,19 u. 60,1, jedoch sind die Verse inhaltlich zu weit entfernt und das Schlüsselwort Christus (Χριστός) kommt dort auch nicht vor[127]. Strack/Billerbeck bezeichnen den Apostel eines „lapsus memoriae“[128] (Gedächtnisfehler). Sollt es ein solcher wirklich sein, würde das aber gegen eine Inspirationslehre sprechen.

In Apostelgeschichte 7,26 steht: „Am folgenden Tag erschien er bei ihnen, als sie sich stritten, und trieb sie zum Frieden, indem er sagte: Ihr Männer, ihr seid Brüder, warum tut ihr einander unrecht?

Stephanus berichtet hier von Mose wo dieser seine Brüder Unrecht leiden sah (V. 24). Die Geschichte dazu findet man in 2. Mo. 2,11-14. Dort liest man aber nichts von der Aussage, die Mose hier gemacht haben soll.

Demnach muss Stephanus hier außerbiblisches Wissen haben, ähnlich wie auch Paulus in 2. Timo­theus 3,8, wo er Jannes und Jambres nennt, die in der Mosegeschichte ebenfalls nicht erwähnt werden. Jedoch stellt sich hier die berechtigte Frage, wie eine Aussage, die nicht in der Tora niedergeschrieben wurde, so lange Zeit außerbiblisch überlebt hat, dass man sie nach 1500 Jahren noch zitieren kann.

In 1. Korinther 10,8 steht: „Auch lasst uns nicht Unzucht treiben, wie einige von ihnen Unzucht trieben, und es fielen an einem Tag dreiundzwanzigtausend.“

Liest man die Stelle in 4. Mo. 25,8[129] nach ist dort jedoch von 24.000 Gefallenen die Rede.

Wolff schreibt dazu: „Die Zahlenangabe des Paulus beruht wohl auf einer Verwechslung mit Num. 26,62, wo die Anzahl der gemusterten Israeliten mit 23000 angegeben wird. Auch der Vermerk, dass sie alle an einem Tag umkamen, findet sich nicht im Alten Testament.[130]

Acht weitere Lösungsmöglichkeiten finde man auf Seite 537 bei Eckhard Schnabel[131], die aber allesamt nicht wirklich befriedigen.

Problematisch sind auch Stellen wie z. B: 2. Korinther 4,6, wo Gott gesagt haben soll: „Aus Finsternis wird Licht leuchten!“ Das hat war eine Parallele in 1. Mo. 1,3 ist jedoch sehr frei wiedergegeben. Ebenso Johannes 7,38: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“[132] Hier gibt es verschiedene Anklänge z.B. in Jes. 58,11 oder Ps. 78,16 aber ein wörtliches Zitat ist es nicht. Oder Lukas 11,49 wo die Weisheit Gottes gesagt haben soll: „Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden, und einige von ihnen werden sie töten und verfolgen […]“ Ist mit Weisheit Gottes der Heilige Geist gemeint und wo hat er dies gesagt?

Wiederum stellt sich die Frage, wie die Verwendung solcher Zitate zu einer Inspirationslehre passt? Dass die Autoren des NT oftmals sehr frei zitieren und AT Bibelstellen anders verstehen und deuten als wir, müssen wir anerkennen. Aber wie ist es möglich, dass sie etwas als Schrift bezeichnen, dass sich in unserem Bibeltext nicht finden lässt? Lag ihnen ein anderer Text oder eine andere Schrift zugrunde oder zitierten sie aus einer apokryphen Schrift, die uns nicht mehr erhalten ist?

Wenn die Bibel vom Heiligen Geist inspiriert ist, warum bereiten uns dann eine ganze Menge von Versen ein solches Kopfzerbrechen (geschweige denn von unterschiedlicher Auslegung)? Schon die Kirchenväter wussten sich bei problematischen Versen oft nicht wirklich zu helfen und flüchteten in eine allegorische Auslegung. Warum hat der Geist Gottes diese schwierigen Stellen nicht einfach deutlicher formuliert bzw. dem Autor geholfen es deutlicher niederzuschreiben?

Der Befund deutet doch eher darauf hin, dass hier fehlerhafte Menschen am Werk waren, die den ein oder anderen Fehler in den Bibeltext (vermutlich unbewusst) eingebaut haben, als dass hier der Heilige Geist einen irrtumslosen Text geschaffen hat.


Fußnoten

[1] Z.B. Linnemann, Eta, 1999. Original oder Fälschung - Historisch-kritische Theologie im Licht der Bibel, CLV

[2] 2. Mo. 17,14; 24,4; 34,27; 4. Mo. 33,2; 5. Mo. 31,9.22.24-36; Jos. 8,31-34; Mk. 12,19; Joh. 5,46; Röm. 10,5; Hebr. 9,19

[3] Zusammen mit Emanuel Tov (Chefredakteur von Discoveries in the Judaean Desert) veröffentlichte er das mehrbändige Werk Textual History of the Bible über die Textgeschichte sämtlicher alttestamentlicher Bücher. Sein CV.

[4] Karrer, Martin; Kraus, Wolfgang (Hg.), 2009. In Septuaginta Deutsch: Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, S. 1288

[5] Grudem, Wayne, 2013. Biblische Dogmatik: Eine Einführung in die Systematische Theologie, Bonn; Hamburg: VKW; arche-medien, S. 61

[6] Details siehe Kelley, Page H., Daniel S. Mynatt, Timothy G. Crawford, 2003. Die Masora Der Biblia Hebraica Stuttgartensia : Einführung Und Kommentiertes Glossar. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft

[7] Textgrundlage Bibelübersetzung

[8] Die Textfunde aus dem 2. Jhdt. aus den Fluchthöhlen des Bar-Kochba-Aufstands stimmen Großteils mit dem MT überein im Gegensatz zu den Funden aus dem 1. Jhdt. aus Qumran.

[9] Protosemitisches Alphabet  E. Tov spricht auch von protokanaanäischen Schrift.

[10] Althebräische Schrift

[11] Hebräisches Alphabet Nach Talmudischer Tradition wurde die Schrift durch Esra eingeführt (bSan 21b; vgl. bMeg 9a; tSanh 5.7)

[12] Aramäische Schrift

[13] Der amerikanische Filmemacher Timothy Mahoney versucht in seinem Film „Die Mose Kontroverse“ zu zeigen, dass sich Aramäisch, Phönizisch und Althebräisch von einem proto-sinaitischen Alphabet ableitet.

[14] Die Lese-und Schreibfehler im Alten Testament

[15] Analekten zur Textkritik des Alten Testaments

[16] Details dazu siehe https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/15273/ unter Punkt 2.5

[17] Es gibt insgesamt 15 Stellen im Tanach, wo die Masoreten diese Punkte gesetzt haben. Diese sind in der Masora magna zu Num. 3,39 vermerkt.

[18] Qere und Ketiv – Bibel-Lexikon

[19]Genauer als das Sirachbuch … lässt sich kein Werk der israelitisch-jüdischen Literatur aus vorchristlicher Zeit datieren und soziologisch einordnen.“ Markus Witte, 2012. Der Kanon heiliger Schriften des antiken Judentums im Spiegel des Buches Ben Sira/Jesus Sirach in Kanon in Konstruktion und Dekonstruktion, de Gruyter, S. 237

[20] a.a.O. S. 238

[21] Some of the Fragments of 4QMMT (Zeile 95)

[22] Die Unterteilung in Tora, Propheten und Schriften wird Rabban Gamaliel II. (um 90 n. Chr.) zugeschrieben. In bSanh 90b heißt es: „Die Sadduzäer fragten den Rabban Gamliel: Woher lässt sich (aus der Schrift) beweisen, dass Gott die Toten auferwecken wird? Er antwortete ihnen: Aus der Tora u. aus den Propheten u. aus den Kethubim
(hebr. מן התורה ומן הנביאים ומן הכתובים)

[23] Allerdings setzt Apg. 13,33 eine bekannte Zählung voraus, da dort von einem zweiten Psalm die Rede ist. Siehe dazu aber den kritischen Apparat (in P45 fehlt z. B. die Zahlenangabe).

[24] Bei der Synode von Rom im Jahr 382 wurden die Apokryphen als zum Kanon gehörend bestätigt (siehe auch Dritte Synode von Karthago um 397) und Hieronymus wurde beauftragt die bestehende Vetus Latina (diese beinhaltete bereits die Apokryphen) zu überarbeiten. Er schuf damit die sogenannte Vulgata.

[25] Im katholischen Kontext spricht man hier von Deuterokanonischen Schriften.

[26] Kreuzer, Siegfried, 2015. Geschichte, Sprache Und Text : Studien Zum Alten Testament Und Seiner Umwelt. Berlin: De Gruyter. Beihefte zur Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft; Band 479. S. 437ff

[27] Karrer, Martin; Siegfried, Kreuzer; Wolfgang, Kraus, 2016. Handbuch Zur Septuaginta : Einleitung in die Septuaginta. Gütersloher Verlagshaus, S. 215

[28] Stökl Ben Ezra, Daniel, 2016. Qumran - Die Texte vom Toten Meer und das antike Judentum. Tübingen: Mohr Siebeck Seite 203

[29] Siehe auch bei Hübner, Hans, 1990. Biblische Theologie des Neuen Testament Bd. 1 Prolegomena den Abschnitt 1.1.2 „Die Heilige Schrift der neutestamentlichen Autoren“

[30] Jesephus, Antiquitates XVIII 1,16; Hippolyt, Refut. 9,29; Origenes, Contra Celsum 1,49; vgl. Apg. 23,8; Vanheiden, Karl-Heinz, in Jäger, Hartmut; Kotsch, Michael (Hg.), 2019. Go(o)d News : Die Bibel ist Gottes Wort, CV Dillenburg, S. 22; Neudorfer, Heinz-Werner, 2017. Der zweite Brief des Paulus an Timotheus, Gießen: Brunnen, S. 225

[31] Siehe Peter Flint, Scriptures in the Dead Sea Scrolls: The Evidence from Qumran, in: Sh.M. Paul et al. (Hg.), Emanuel: Studies in Hebrew Bible, Septuagint, and Dead Sea Scrolls in Honor of Emanuel Tov, VTSup 94, Leiden 2003, S. 269-304

[32] Josephus, Flavius. Contra Apionem 1,38-40, Übersetzung nach Siegert; geschrieben um 94-96 n. Chr.

[33] Die Bücher Hesekiel, Kohelet, Sprüche, Esther und das Hohelied waren unter den verschiedenen jüdischen Gelehrten und Rabbinern bis ins 3. Jhdt. n. Chr. noch umstritten. Siehe dazu die ausführliche Darstellung in Strack/Billerbeck IV, S. 425-433. Zu Sprüche (bT Edujot 5,3; Shabbat 30b), Hoheslied (Mischna Jadajim 3,5; bT Megilla 7a), Kohelet (Mischna Jadajim 3,5; Avot de-Rabbi Nathan 1,2), Ruth und Esther (bT Megilla 7a), Hesekiel (bT Shabbat 13b), vgl. Baba Qamma 92b vor Jesus Sirach zu den Schriften gezählt wird.

[34] Siehe dazu den Beitrag „Flavius Josephus und die Entstehung des Kanons Heiliger Schriften“ von Oliver Gußmann in Kanon in Konstruktion und Dekonstruktion; Hrsg. von Eve-Marie Becker, De Gruyter, 2011
In Antiquitates, X, 78-79 schreibt Josephus interessanterweise "Der Seher Jeremias verfasste aus diesem Anlass einen Trauergesang, der heute noch vorhanden ist ... vielmehr hat auch der Prophet Ezekiel zwei Bücher darüber geschrieben und uns hinterlassen." Welche zwei Bücher meint er hier?

[35] Bava Batra 14b

[36] Vanheiden, Karl-Heinz Die Bedeutung der Septuaginta vgl. Hans Hübner, Biblische Theologie des Neuen Testaments, Bd. 1, S. 45 u. 64; Stuhlmacher, Peter, 2012. Biblische Theologie des Neuen Testaments : Bd. 2 : Von Der Paulusschule bis zur Johannesoffenbarung : Der Kanon und seine Auslegung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 291 u. 303

[37] Tractate Sefer Torah 1.8 vgl. Soferim 1,7 und Strack/Billerbeck Bd. IV, S. 414

[38] Kanon (AT) auf WiBiLex (April 2009)

[39] Stuhlmacher, Peter, 2012. Biblische Theologie des Neuen Testaments : Bd. 2 : Von Der Paulusschule bis zur Johannesoffenbarung : Der Kanon und seine Auslegung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 289

[40] Schenker, Adrian in: Kratz, Reinhard G.; Bernhard Neuschäfer, 2013. Die Göttinger Septuaginta : Ein Editorisches Jahrhundertprojekt, Berlin, De Gruyter, S. 157

[41] Frühere Erwähnungen verstehen den gr. Begriff κανών noch in einem anderen Sinn. Flavius Josephus versteht ihn in Antiquitates 10,49 im Sinne eines Vorbilds („David war das Vorbild (Kanon) des Josia“). Ähnlich auch Paulus in Gal. 6,16 wo er den Begriff als Richtschnur bzw. Maßstab versteht.

[42] 39. Festbrief des heiligen Athanasius

[43] In der deutschen Übersetzung liest man „Salomons Sprüche oder Weisheit“ wohingegen in Englisch „the Proverbs of Solomon, Wisdom also“ steht. Im Original steht „Σολομῶνος Παροιμίαι ἡ καὶ Σοφία“. Da Melito in seiner Passahomilie jedoch aus der Weisheit Salomos zitiert ist anzunehmen, dass er die Weisheit dazu zählt.

[44] Es wäre jedoch möglich, dass Melito die Klagelieder als ein Teil des Buches Jeremia versteht.

[45] Wobei Origenes selbst das Buch Susanna (13. Kapitel von Daniel) als inspiriert verteidigt (Homilies on Leviticus 1,3 und in Epistola ad Africanum) und in seinem Kommentar zum Römerbrief Tobit 4,16 sechs-Mal zitiert (Commentary on the Epistle to the Romans).

[46] So nach der deutschen Übersetzung „Außerdem noch die Geschichte der Makkabäer“. Das griechische ἔξω meint aber nicht „außerdem“, sondern außerhalb!

[47] In der Forschung ist man sich einig, dass er das Zwölfprophetenbuch einfach vergessen hat.

[48] Der Grund ist, dass die Kanonliste in der ersten Fassung der lateinischen Übersetzung des Dionysius Exiguus fehlt.

[49]Es handelt sich nicht um einen kirchenrechtlich verbindlichen Erlaß, sondern (nur) um ein bischöfliches Hirtenschreiben, in dem Athanasius den ihm unterstehenden Gemeinden Klarheit über die alt- und neutestament­lichen Schriften verschaffen will, die unbedenklich im Gottesdienst verlesen werden können.“ Stuhlmacher, Peter, 2012. Biblische Theologie des Neuen Testaments : Bd. 2 : Von Der Paulusschule bis zur Johannesoffenbarung : Der Kanon und seine Auslegung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 300

[50] Für Augustinus galten die Zusätze in der LXX als von Gottes Geist eingegeben: „… was sich in der Septuaginta findet und im hebräischen Texte fehlt, das wollte derselbe Geist lieber durch die siebzig Übersetzer als durch die Propheten selbst mitteilen, wodurch er darauf hinwies, daß die einen wie die anderen Propheten seien“ in Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat XVIII, 43

[51] Mit den akzeptierten Büchern Henoch, 4. Esra und 3. Makkabäer gehen sie noch über die Apokryphen hinaus.

[52] Mahnschreiben an Julian CXVIII, 1

[53] Siehe dazu die Ausführung in Hennings, Ralph, 1994. Der Briefwechsel zwischen Augustinus und Hieronymus und ihr Streit um den Kanon des Alten Testaments. Leiden: E.J. Brill, S. 147ff

[54] Der Begriff wurde durch dem Märtyrer Justin († um 165) geprägt, der den lateinischen Begriff in seinem Buch „Dialogus cum Tryphone“ verwendete.

[55] Brief des Aristeas 302

[56] Über das Leben Mosis 31ff

[57] Contra Haereses, III, 21, 2 auch zitiert bei Eusebius in Historia Ecclesiastica, V, 8

[58] Stromateis I, XXII

[59] Siehe dazu auch die Einleitung von Siegfried Kreuzer: "Einleitung in die Septuaginta"

[60] Im Vorwort zum Buch Jesus Sirach, welches um 117 v. Chr. geschrieben wurde, wird berichtet, dass das Gesetz, die Propheten und die übrigen Bücher bereits in griechischer Sprache vorlagen.

[61] Im Buch Esther der LXX fügt der Übersetzer außerdem mehre Male den Namen Gottes ein (kyrios). In MT werden diese nicht erwähnt. Est. 2,20; 4,8; 6,1 (und 4,9(14).11(16); 7,2 in der sog. lukanischen Rezension).

[62] In der Vulgata im Vorwort zu Daniel schreibt Hieronymus: „Den Propheten Daniel lesen die Kirchen des Herrn und Erlösers nicht nach den 70 Übersetzern, gebrauchen vielmehr die Ausgabe Theodotions. Warum das so kam, weiß ich nicht. … Aber das eine kann ich bestätigen: dass (jene) von der Wahrheit ziemlich abweicht und völlig zu Recht verworfen wurde.“

[63] Ein Merkmal und Namensgeber dieser Rezension ist die Übersetzung des hebräischen גם („auch“) mit καίγε („und auch“) statt nur mit καί („und“).

[64] Eine sechsspaltige Synopse des AT https://de.wikipedia.org/wiki/Hexapla

[65] Die Bezeichnung geht auf Hieronymus zurück, der in seiner Vorrede zur Chronik von diesem Texttyp sprach, der von dem Märtyrer Lukian von Antiochia erstellt wurde.

[66] Siehe z.B. die Ausführung von Siegfried Kreuzer „Textformen Urtext und Bearbeitungen in der Septuaginta der Königebücher“ in Die Septuaginta - Entstehung, Sprache, Geschichte, S. 384-403

[67] So auch Siegert, Folker, 2016. Einleitung in Die Hellenistisch-jüdische Literatur. Berlin: De Gruyter. S. 32-33: „Allmählich wird rezipiert, was Saul Lieberman in den 40er-Jahren, sodann Martin Hengel (Judentum und Hellenismus 108–120) und zuletzt Pieter van der Horst (Japheth 9–26) im Detail nachgewiesen haben, dass nämlich Judäa seit dem Einzug des Hellenismus mehr sprachig war.“

[68] Sog. biblisches Aramäisch
Schon zur Zeit Hiskias (ca. 700 v. Chr.) gab es Juden, die (Alt-)Aramäisch verstanden (siehe Jesaja 36,11).
Aramäisch entwickelte sich zur Reichssprache im Achämenidenreich. Für die Juden wurde es im babylonischen Exil zur Alltagssprache und blieb es später. In den späteren Büchern des AT findet man darum auch aramäische Textabschnitte (Dan. 2,4b - 7,28; Esra 4,8 - 6,18 und 7,12 - 7,26).

[69] Warninschrift vom Herodianischen Tempel

[70] Zwölfprophetenrolle vom Nachal Chever
Durch den sensationellen Fund einer griechischen Zwölfprophetenrolle in Naḥal Ḥever – sensationell alleine schon deswegen, weil damit deutlich wurde, dass auch in Palästina das Alte Testament auf Griechisch gelesen wurde – ergab sich ein neues Bild der Textgeschichte. Die Zwölfprophetenrolle von Naḥal Ḥever belegt eine Revision des alten griechischen Textes der LXX („Old Greek“) auf der Basis des masoretischen Textes.“ (Kreuzer, Siegfried, 2015. Geschichte, Sprache Und Text : Studien Zum Alten Testament Und Seiner Umwelt. Berlin: De Gruyter. Beihefte Zur Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft; Band 479. S. 357)

[71] So auch Martin Rösel in Dietrich, Walter (Hrsg.), 2017, Die Welt der Hebräischen Bibel, Stuttgart: Kolhammer, S. 69

[72] Karrer, Martin; Kraus, Wolfgang (Hg.), 2009. In Septuaginta Deutsch: Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, S. 1184

[73] MacDonald, William, 2018. Kommentar zum Neuen Testament. Bielefeld: CLV, S. 543

[74] In der LXX bricht der Text in 1. Chr. 1,17 genau nach Arphaxad ab und beginnt dann wieder bei V. 24 mit Sala. D.h. die Verse 18-23 fehlen in der LXX.

[75] Karrer, Martin; Kraus, Wolfgang (Hg.), 2009. In Septuaginta Deutsch: Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, S. 13

[76] Die Theodotion-LXX hat ἕως („zu“) stehen, was als Revision hin auf den aramäischen Text von Dan. 7 zu erklären ist.

[77] Siehe dazu 2. Mo. 19,21 u. 33,20, wo Gott sagt, dass man sein Angesicht nicht sehen und am Leben bleiben kann.

[78]Verwendung des femininen Artikels τῇ (Βάαλ) statt des maskulinen Artikels (τῷ Βααλ, LXX) ist in der lukianischen Revision belegt. Die Verwendung des feminimen Artikels mit dem maskulinen Substantiv Βάαλ [Baal] geht auf den jüdischen Brauch zurück, statt des maskulinen בַּעַל [ba‘al] das feminine Wort בּוֹשֶׁת ([bēschät], „Schändlichkeit“) oder die feminine Wendung עֲבוֹדָה זָרָה ([‘abōdāh sārāh], „fremder“, d.h. „unerlaubter Gottesdienst“, „Götzendienst“) zu lesen, um die Möglichkeit, den Namen Jahwes auszusprechen, auszuschließen.“ in Schnabel, Eckhard J., 2016. Der Brief des Paulus an die Römer: Kapitel 6–16, Witten: SCM R. Brockhaus, S. 428; Siehe dazu auch den Eintrag zu Baal im Bauer/Aland Wörterbuch, 1988, S. 261

[79] In Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft 112.4 (2000), S. 598-611

[80] Siehe dazu auch den Beitrag von Siegfried Kreuzer in: Die Septuaginta - Entstehung, Sprache, Geschichte, S. 393ff

[81] https://www.deadseascrolls.org.il (4Q44)

[82] Wenn man עַמֹּו („sein Volk“) anders vokalisiert (ein Hireq statt ein Patach), kann man auch עִמֹּו („mit ihm“) übersetzen.

[83] Die Oden sind eine christliche Zusammenstellung von 14 Liedern aus der LXX und dem NT. Sie finden sich u.a. im Codex Alexandrinus aus dem 5. Jhdt. und dem Codex Turicensis aus dem 7. Jhdt.

[84] Auch Römer 15,10 zitiert 5. Mose 32,43 exakt aus der LXX und, wie μετὰ τοῦ λαοῦ αὐτοῦ („mit seinem Volk“) zeigt, aus der Textvariante die im MT nicht vorhanden ist.

[85] Fernández Marcos, Natalio, 2000. The Septuagint in Context. Introduction to the Greek Version of the Bible, Leiden: Brill, S. 324

[86] Archer, Gleason L.; Chirichigno, Gregory, 1983. Old Testament Quotations in the New Testament, Moody Press

[87] Die Septuaginta - Entstehung, Eigenständigkeit und Gebrauch

[88] Lat. emendatio = „Verbesserung“. So wird eine mutmaßlich richtige Lesart verstanden, die aber von keinem Textzeugen belegt ist. Eine andere Bezeichnung dafür ist Konjektur.

[89] Die LXX hat hier interessanterweise „24. des zwölften Monats“.

[90] Z.B. Zeitschrift Fundamentum 4/2003 S. 38

[91] 4Q51 Samuel

[92] Stökl Ben Ezra, Daniel, 2016. Qumran : Die Texte Vom Toten Meer Und Das Antike Judentum. Tübingen: Mohr Siebeck, S. 203ff

[93] Tov, Emanuel, 1997. Der Text Der Hebräischen Bibel : Handbuch der Textkritik. Stuttgart: Kohlhammer, S. 259ff

[94] Lange, Armin, 2009. Handbuch der Textfunde vom Toten Meer. Bd 1 : Die Handschriften biblischer Bücher von Qumran und den anderen Fundorten. Tübingen: Mohr Siebeck

[95] Siehe dazu auch den Beitrag „Wie haben die Qumrantexte unsere Sicht des kanonischen Prozesses verändert?“ von Eibert Tigchelaar in Becker, Michael; Frey, Jörg, 2009. Qumran und der biblische Kanon, Neukirchener Verlag

[96] Fischer, Alexander Achilles, 2009. Der Text des Alten Testaments, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, S. 86

[97] Vgl. F. M. Cross, The Ammonite Oppression oft the Tribes of Gad and Reuben: Missing Verses from 1 Samuel 11 Found in 4QSamuela, in Tov, Emanuel, 1980. The Hebrew and Greek Text of Samuel, Proceedings IOSCS, Wien 1980, S. 105-118

[98] Parry, Donald W.; Skinner, Andrew C., “4Q51”, in: Dead Sea Scrolls Electronic Library Biblical Texts.

[99] Man nennt dieses Editionsprinzip „eklektisch“ (auswählend). Siehe Textual criticism (Eclecticism)

[100] Das Novum Testamentum Graece (Nestle-Aland) und seine Geschichte und Das griechische Neue Testament (Obertext und Apparat)

[101] Man nennt dieses Editionsprinzip „diplomatisch“ (urkundengetreu). Siehe Diplomatics (Diplomatic editions and transcription)

[102] So gut wie alle modernen, deutschen Bibelübersetzungen haben im AT die BHS (Biblia Hebraica Stuttgartensia) als Grundlage welche wiederum den MT des Codex Leningradensis aus dem Jahr 1008 als Grundlage hat.

[103] Die Frage, ob ein Urtext überhaupt rekonstruiert werden kann ist mittlerweile umstritten. Erich Zenger schreibt in seiner „Einleitung in das Alte Testament“ unter Punkt 4.3 (4) dazu: „Nach alledem kann die Frage nach ‚dem Urtext‘ nicht mehr gestellt werden, weil aufgrund der Vielfalt der Textzeugen und der Textlinien ein einzelner Ausgangstext weder zu erschließen noch zu erwarten ist.“

[104] Society of Biblical Literature auf https://www.sbl-site.org/HBCE/HBCE_Method.html

[105] Vgl. Jer. 36,2; Jes. 8,1; Ex. 34,27f

[106] Vgl. Lk. 1,1-4; 1. Kor. 7,10

[107] Zum historischen Abriss siehe „Die Inspiration der Schrift“ in Maier, Gerhard, 2005. Biblische Hermeneutik, Wuppertal: R. Brockhaus, S. 79-118

[108] De Troyer, Kristin, 2005. Die Septuaginta und die Endgestalt des Alten Testaments : Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte alttestamentlicher Texte. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 9

[109] Die Übersetzung „Jede von Gott eingehauchte Schrift ist auch nützlich...“ wäre vom Griechischen her auch möglich! Siehe dazu die Beispiele bei Neudorfer, Heinz-Werner, 2017. Der zweite Brief des Paulus an Timotheus, Gießen: Brunnen, S. 225 oder die Referenzen bei Oberlinner, Lorenz, 1995. Die Pastoralbriefe : 2 : Kommentar zum zweiten Timotheusbrief. Freiburg im Breisgau: Herder, S. 148 (Fußnote 43)

[110]Hier muss sich „Schrift“ (graphē γραφή) auf die geschriebene Schrift des Alten Testaments beziehen, denn darauf nimmt das Wort graphē γραφή bei jedem einzelnen seiner 51 Vorkommnisse im Neuen Testament Bezug. Außerdem sind die „heiligen Schriften“ des Alten Testaments das, worauf Paulus sich in Vers 15 gerade bezogen hat“ in Grudem, Wayne, 2013. Biblische Dogmatik: Eine Einführung in die Systematische Theologie, Bonn; Hamburg: VKW; arche-medien, S. 82

[111]The only Scriptures Timothy could have ‘known from a child’ were Greek Scriptures, the Septuagint“ in Heath, Dale E., 1994. The Scripture of St. Paul – The Septuagint, A Brief Introduction to the Most Influential Version of Old Testament Scripture Ever Published. Lake City, Florida, S. 23f.

[112]Eines können wir allerdings mit Sicherheit sagen, dass keine der vorliegenden Bibelausgaben, sei es in den Ursprachen, sei es in den Übersetzungen, den Urtext fehlerfrei wiedergibt. Gott hielt es nicht für nötig, dass wir eine fehlerfreie Fassung des Bibeltextes haben sollten.“ in Marshall, Howard, 1986. Biblische Inspiration, Gießen: Brunnen Verlag, S.75

[113] Siehe Artikel X der Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel: „Wir bekennen, dass die Inspiration, streng genommen, nur auf den autographischen Text der Schrift zutrifft, der aber durch die Vorsehung Gottes anhand der zur Verfügung stehenden Handschriften mit großer Genauigkeit ermittelt werden kann.“

[114] Online habe ich den Appendix zur Edition 27 gefunden

[115] Verschiedene Ausleger versuchen die Aufforderung anderen AT Stellen zuzuordnen z.B. 3. Mo. 19,13; 5. Mo. 24,14 oder Mal. 3,5. Dort stehen jedoch andere griechische Wörter, die zwar von der Bedeutung her ähnlich sind, jedoch nicht übereinstimmen.

[116] Jubiläenbuch oder Kleine_Genesis

[117] Strack, Herman L.; Billerbeck, Paul, 1926. Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch : Band 3, München: C. H. Beck, S. 554

[118] Rut, Esra, Nehemia, Ester, Obadja, Nahum, Prediger und das Hohelied

[119] Stuhlmacher, Peter, 2012. Biblische Theologie des Neuen Testaments : Bd. 2 : Von Der Paulusschule bis zur Johannesoffenbarung : Der Kanon und seine Auslegung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 293-294

[120] Seite 41: Bibel und Gemeinde 2/2010

[121] MacArthur, John, 2002. John MacArthur Studien Bibel, Bielefeld: CLV, S. 1359

[122] MacDonald, William, 2018. Kommentar zum Neuen Testament. Bielefeld: CLV, S. 152

[123] Spätere Handschriften korrigieren den Fehler, darum übersetzen z.B. LUT und SCHL „wie geschrieben steht in den Propheten“. In den früheren und besten Manuskripten ist der Fehler jedoch eindeutig zu finden.

[124] Gr. νόμος (nomos), was die griechische Übersetzung von תּורה (Tora) ist.

[125]Betreffs der Herkunft dieses Zitates sind die Meinungen seit alters geteilt. Origines hat eine Zeitlang geschwankt, ob es ein freies Zitat nach Jes 52, 15 sei, oder ob es aus einer verlorengegangenen Schrift stamme. Später erklärt er, daß es einer (jüdischen) Eliasapokalypse entnommen sei. Dieser seiner letzten Meinung folgt der sog. Ambrosiaster u. Euthalius. Auch Clemens Alexandrinus hat vielleicht die Eliasapokalypse als Quelle des Zitats angenommen.“ in Strack, Herman L.; Billerbeck, Paul, 1926. Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch : Band 3, München: C. H. Beck, S. 327f

[126]Im Einzelnen bietet V. 5 „besondere Probleme“. Sie liegen zuerst in der Syntax. Endet die Frage bei ἐν ἡμῖν oder erst bei χάριν in V. 6? Hinzu kommen inhaltliche Probleme: Wo sagt die Schrift so etwas? Wer ist Subjekt im Schriftzitat? Welches πνεῦμα ist gemeint?“ in Maier, Gerhard, 2014. Der Brief des Jakobus, Gießen: SCM R. Brockhaus, S. 182
So wie uns 4,5 f. textlich überliefert sind, bleiben die Verse ein kaum lösbares Problem, in das man mit verschiedenen Mitteln Licht zu bringen versucht.“ in Popkes, Wiard, 2013. Der Brief des Jakobus, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, S. 271

[127] Hieronymus hat versucht das Zitat zu finden, schreibt dann aber in seinem Epheserkommentar: „nunquam hoc scriptum reperi“ (Ich fand es nicht geschrieben).

[128] Strack, Herman L.; Billerbeck, Paul, 1926. Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch : Band 3, München: C. H. Beck, S. 608

[129] Geisler und Howe gehen in ihrem Buch „Antworten auf schwierige Fragen zur Bibel“ (S. 597) fälschlicherweise auf 2. Mose 32,28 ein. Dass Paulus an diese Stelle als Referenz gedacht hat ist unwahrscheinlich, da es in der Stelle nicht um Unzucht geht und dort von nur 3.000 Gefallenen die Rede ist. Ebenso Gleason Archer in seinem Buch „Schwer zu verstehen? Biblische Fragen und Antworten“ (S. 510)

[130] Wolff, Christian, 2011. Der erste Brief des Paulus an die Korinther, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, S. 219

[131] Schnabel, Eckhard J., 2018. Der erste Brief des Paulus an die Korinther, Gießen: SCM R.Brockhaus, S. 537

[132]Ein mit der Wendung καθὼς εἶπεν ἡ γραφή eingeführtes Schriftwort soll das Gesagte unterstreichen, exakt nachgewiesen werden konnte es bisher nicht. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Anspielung auf eine jüdische Auslegungstradition“ in Schnelle, Udo, 2009. Das Evangelium nach Johannes, Leipzig: Ev. Verlagsanstalt, S. 165
Ein gleichlautender Ausspruch findet sich auch im A.T. nicht, weshalb Semler, Paul., Bleek (Beitr. S. 234) u. Weizs. S. 518 an eine apokryphische oder eine verloren gegangene kanonische Schrift dachten, Ew. an ein verloren gegangenes Stück der Proverbien.“ in Keil, Carl Freidrich, 1881. Commentar über das Evangelium des Johannes, Leipzig: Dörffling und Franke, S. 304