Die biblische Sintflut - Mythos oder Realität
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Datierung der Sintflut
- Probleme mit der Frühdatierung der Sintflut
- Ist die Sintflut moralisch gerechtfertigt?
- Änderungen in der LXX
- Flutberichte
- Der Bau der Arche
- Sintflutmodelle und Sintflutgeologie
- Sonstige Ungereimtheiten und offene Fragen
- Tabelle Chronologie
- Literaturverzeichnis
Verwendete Bibelstellen
Die angegebenen Bibelstellen entstammen, wenn nicht anders angegeben, der revidierten Elberfelder Übersetzung von 1985 oder 2006.
Abkürzungen
LXX = Septuaginta
MT = Masoretischer Text
AT = Altes Testament
NT = Neues Testament
Einleitung
Wenn es um die Glaubwürdigkeit der Bibel geht, wird manchmal als Argument die Sintflut eingebracht. Man müsse sich doch nur die Muschel-Fossilien in den Alpen[1] anschauen und da wäre doch klar, dass einmal die ganze Welt unter Wasser gestanden sei, so das Argument, welches ich von Freunden gehört hatte[2].
Ebenso gibt es ja weltweit Flutberichte, was darauf hindeutet, dass es eine weltweite Sintflut gegeben haben muss. Und dann wären da noch die perfekten Maße der Arche, welche darauf hindeuten, dass nur Gott der Konstrukteur davon sein kann.
Im Gegensatz dazu heißt es aus der modernen Wissenschaft:
„A worldwide deluge, such as the one described in Genesis, is incompatible with modern scientific understanding of natural history, especially geology and paleontology.“[3]
Mehrere Bücher und Beträge von evangelikalen Autoren versuchen darum die Glaubwürdigkeit des Sintflutberichtes mit Argumenten zu untermauern (siehe Literaturverzeichnis).
Das Ganze ist auch verständlich, denn wenn sich herausstellt, dass der Sintflutbericht nur ein Mythos ist, dann verliert die Bibel (das AT und das NT[4]) ihre Glaubwürdigkeit und kann nicht mehr ernst genommen werden.[5]
In dieser Ausarbeitung soll nun den oben genannten Argumenten nachgegangen werden. Des Weiteren werden Fragen aufgeworfen, die sich beim Lesen des Flutberichtes stellen und über die vermutlich die wenigsten Christen jemals nachgedacht haben.
Datierung der Sintflut
Die Bibel bieten ein durchgehendes Geschlechtsregister von Adam bis Jesus. In den Genealogien in Genesis 5 und 11 sind zudem Altersangaben zu finden. D. h. man kann die Zeit von Adam bis Abraham nachrechnen. In Exodus 12,40-41 findet man die Zeitangabe von Abraham[6] bis zum Auszug unter Mose aus Ägypten und in 1. Könige 6,1 die Zeitangabe vom Auszug bis zum Tempelbau unter König Salomo. Ab dann wird es etwas schwieriger, da man nicht genau weiß, welche Könige nebeneinander regiert haben (oft wird von einer Regierungsdauer gesprochen, obwohl es bereits eine Koregentschaft mit einem anderen König gab)[7].
Da man das Datum der Erschaffung der Welt nicht kennt[8], muss man umgekehrt rechnen, also von einem bekannten Datum zurück. Dieses Datum, welches man annehmen muss ist das Datum, wann Salomo den Tempel gebaut hat. Roger Liebi, der seine Doktorarbeit über den Jerusalemer Tempel geschrieben hat, kommt hier auf das Jahr 967[9] und beruft sich unter anderem auf die Chronologie von Edwin R. Thiele[10].
Demnach kommt man auf eine Datierung der Sintflut auf das Jahr 2244 v. Chr. (Berechnung siehe Tabelle im Anhang).
Da diese Zeitangabe sehr jung ist und zu zahlreichen Problem führt (siehe nächstes Kapitel) versuchen sich manche Ausleger auf die Zahlenangaben der LXX zu stützen. Die LXX hat in der Genealogie in Gen. 5 und 11 bei fast jeder Person ein um exakt 100 Jahre höheres Alter angegeben! So war z. B. Adam nicht 130 Jahre alt, als er Seth bekam, sondern 230 Jahre. Warum die Übersetzer der LXX hier das Alter fast durchgehend höher ansetzen ist unbekannt. Jedenfalls kann es sich hier nicht um Abschreibfehler handeln, sondern es muss eine bewusste Abänderung vorgenommen worden sein.
Meine Vermutung ist, dass die Übersetzer der LXX im 3. Jhdt. v. Chr. anhand ihrer Chroniken[11] merkten, dass die Zahlenangaben des MT nicht stimmen können. Sie versuchten darum die Altersangaben zu korrigieren, damit der Bibeltext nicht an Glaubwürdigkeit verliert.
Wenn man sich jedoch auf die Altersangaben der LXX beruft, muss man plausibel erklären können, warum diese Zahlenangaben glaubwürdiger (älter bzw. originaler) sein sollten als die des MT.
Hier noch eine Übersicht von anderen Autoren, wann sie die Flut datieren:
Name | Datierung (v. Chr.) |
Quelle |
Paul Gerhard Zint | 2578 | Chronologie der Bibel |
Josephus Flavius | 2577[12] | Antiquitates Judaicae 8,3,1 vgl. mit De Bello Judaico 6,4,8 |
Roger Liebi | 2463 | Zur Chronologie des Alten Testaments |
Zeugen Jehovas | 2370 | Die biblische Sintflut: Mythos oder Wirklichkeit? |
James Ussher | 2349 | The Annals of the Old Testament |
Answers in Genesis | 2348 | The Flood |
Richard Wiskin | 2300 | Die Bibel und das Alter der Erde, Hänssler 1996 |
Junker & Hartmann | 2300 | Bibel - Schöpfung – Evolution, CV 2009, S. 170 |
Tovia Singer | 2112 | https://www.youtube.com/watch?v=MFc36cWKNOw |
Judentum | 2104 | Kalender Erklärungen: Jahre |
Interessant ist, dass sich immer weniger Theologen trauen die Sintflut zu datieren, obwohl dies ja vom biblischen Bericht her möglich ist. Vermutlich merken sie, dass wenn sie am biblischen Bericht festhalten würden, sie eine ganze Menge Schwierigkeiten bekommen.
Probleme mit der Frühdatierung der Sintflut
Geht man davon aus, dass sich die Sintflut um ca. 2300 v. Chr. ereignet hat, stößt man unweigerlich auf eine ganze Anzahl an Problemen. Hinzu kommt auch das, dass die Schaffung der Welt dann im Jahr 3900 v. Chr. stattfand und die gesamte Menschheit noch keine 6000 Jahre alt ist. Man befindet sich hier also als Vertreter des Junge-Erde-Kreationismus.
Wissenschaftliche Datierungsmethoden
Grundsätzlich müssten dann fast alle Datierungsmethoden der modernen Wissenschaft falsch sein, denn diese gehen von einem viel größeren Zeitrahmen aus.
Dazu gehören beispielsweise die Dendrochronologie[13], Warvenchronologie[14], Eisbohrkerndatierung[15], Thermolumineszenzdatierung[16], Datierung anhand von Archäomagnetismus[17] oder Paläomagnetismus[18] und die ganzen radiometrischen Datierungen, wie z.B. Kalium-Argon-Datierung[19], Uran-Blei-Datierung[20], Oberflächenexpositionsdatierung[21], Datierung mittels Wolfram-182 Isotopen[22] u.v.a. (siehe Evidence against a recent creation)[23]
Bei all diesen Datierungen kommt man auf weit höhere Altersangaben. Ist es wirklich redlich all diese Datierungsmethoden, die auf ganz unterschiedlichen Beobachtungen beruhen, in Frage zu stellen und als falsch zu bezeichnen?
Entwicklung der Schrift
Aktuell geht man davon aus, dass die Hieroglyphen und die Keilschrift die ältesten Schriften der Welt sind. Beide werden auf ca. 3200 v. Chr. datiert[24]. Ob es sich bei den noch älteren Schriftenzeichen der Jiahu-Schrift und Vinča-Schrift um eine echte Schrift handelt ist nicht hundertprozentig gesichert.
Abbildung 1: Entwicklung der Schrift ab dem 4. Jtd. v. Chr.
Wenn man nun bedenkt, dass bis zur babylonischen Sprachverwirrung, die gesamte Welt nur eine einzige Sprache hatte (und somit auch nur, falls schon vorhanden, eine Schrift), so wie es in Gen. 11,1 heißt, und die ganze Begebenheit jedoch erst einige Generationen nach der Sintflut spielt, dann hat man hier ein ernstes Zeitproblem.
Nimrod, der laut dem biblischen Bericht in Gen. 10,10 die Stadt Babylon baute, lebte in der 4. Generation nach Noah. Ebenso müssen erst genügend Nachkommen gezeugt werden, damit man eine Stadt und ein riesen Turm, der an den Himmel reicht, überhaupt fertigen kann. Ein paar Hundert Menschen scheinen hier bei weitem zu wenig, wenn man an die Pyramiden in Ägypten denkt. Herodot berichtet hier von zehnmal 10.000 Mann die 20 Jahre lang an der Cheops-Pyramide gebaut haben[25].
Schätzungsweise kann somit die Sprachverwirrung frühestens um 2100 v. Chr. stattgefunden haben. Bis die zerstreuten Menschen danach eine eigene Schrift entwickelt haben dauert es sicher nochmals einiges an Zeit. D.h. wir haben hier eine Diskrepanz von ca. 1000 Jahren.
Pyramiden & Pharaonen
Wo wir schon bei den Pyramiden waren, sei hier angemerkt, dass die Entstehungszeit der Pyramiden von Gizeh um 2620 bis 2500 v. Chr. datiert werden, wobei diese nicht mal die ältesten Pyramiden sind[26]. Diese Pyramiden weisen natürlich auch Hieroglyphen auf, denn diese gab es ja bereits seit einigen Hundert Jahren.
Als erster König Ägyptens wurde Menes[27] identifiziert. Dieser regierte in der 1. Dynastie um 3000 v. Chr. und gilt als die Person, die Ober- und Unterägypten miteinander vereint hat.
Vor Menes gab es in der prädynastischen Zeit noch weitere Pharaonen[28], die allerdings nur durch Tonritzungen bezeugt sind. Die meisten Pharaonen sind jedoch durch archäologische Ausgrabungen und ägyptischen Königslisten[29], zum Teil mit ihrer Regierungszeit und nach Dynastien geordnet, ziemlich gut gesichert.
Abbildung 2: Vollständige Königsliste im Totentempel von Sethos I.
Selbst eine Korrektur der ägyptischen Chronologie um circa 200 Jahre, wie sie z.B. David Rohl, Peter James, John Bimson, Uwe Zerbst und Pieter van der Veen vertreten, hilft hier nicht weiter. Nach biblischer Chronologie dürfte alles was mit Ägypten zu tun hat frühestens um ca. 2100 v. Chr. auftauchen.
Vor den ersten Pharaonen gab es allerdings bereits die Naqada-Kultur und davor die Badari-Kultur und wiederum davor die Fayum-A-Kultur (5. Jtd. v. Chr.) und die Merimde-Kultur (6. Jtd. v. Chr.). Wie passen diese Kulturen in die Zeitgeschichte, die die Bibel vorgibt?
Jericho
Die bekannte britische Archäologin Kathleen Kenyon hat im Tell es-Sultan in den Jahren 1951-1958 die Stadt Jericho, die aus der Bibel bestens bekannt ist, ausgegraben. Sie zählt zu einer der ältesten Städte überhaupt. Erste Siedlungsspuren stammen aus dem Neolithikum (10. Jtd. v. Chr.). Um ca. 8300 v. Chr. bekam die Stadt eine Stadtmauer und einen Turm[30]. Mehrmals wurde die Stadt zerstört und wiederaufgebaut und neu besiedelt.
Auch hier gab es keine Flutschicht, welche die Stadt bedeckte. Der Tell (Siedlungshügel) ist oberirdisch und gut sichtbar.
Abbildung 3: Grabungsgelände von Tell es-Sultan
Interessant sind auch die Ausgrabungen aus Çatalhöyük[31] in der heutigen Türkei. Die Siedlung hatte ihre Blütezeit um 7000 v. Chr.
Sumerer
Die Sumerer sind ein Volk, dessen Geschichte bis ins 6. Jtd. v. Chr. zurückreicht! Hier gibt es unterschiedliche nachweisliche Besiedelungen. Besonders bekannt ist die Stadt Uruk die in der Obed-Zeit und später in der Uruk-Zeit[32] besiedelt war. Wir reden hier von der Zeit um 4000 v. Chr. Ausgrabungen bestätigen die verschiedenen Besiedelungsschichten, welche übrigens nicht unter einer dicken Flutschicht begraben waren.
Wie auch in Ägypten gibt es hier Königslisten. Diese sind „mit sumerischen und akkadischen Herrschern aus der Zeit vom Ende des vierten bis zum Beginn des zweiten Jahrtausends v. Chr. mit Namen, Herrschaftsort und Dauer der jeweiligen Regentschaft niedergeschrieben“[33]. Hier reicht die Zeit auf ca. 2800 v. Chr. (1. Dynastie) zurück.
Verschiedene Kulturen
Wenn man an den Sintflutbericht der Bibel glaubt, hat die Sintflut jegliche Kultur vollständig ausgelöscht und vermutlich unter einer geologischen Flutschicht begraben. Jegliche Kultur, vor allem die Kulturen, die auch eine unterschiedliche Sprache haben, können also erst nach der Sintflut aufgekommen sein.
Weltweit gibt es jedoch die verschiedensten Kulturen, die wesentlich älter sind als das hier berechnete Sintflutdatum.
Man schaue sich nur einmal folgende Liste der archäologischen Kulturen an und werfe einen Blick auf die Zeitstellung: Liste archäologischer Kulturen
Oder man denke an die chinesische Kultur. Ein Blick auf die rechte Tabelle der neolithischen Kulturen Chinas lässt einem regelrecht den Atem stocken, wenn man sieht, was hier alles erforscht und ausgegraben wurde: Liste neolithischer Fundstätten in China
Wie lässt sich so etwas mit einer völligen Auslöschung der Menschheit und der vorsintflutlichen Kultur erklären? Sind die Nachkommen Noahs nach China ausgewandert und haben dort das vorsintflutliche Erbe angetreten und die alte Kultur weitergeführt? Oder sind sämtliche Jahreszahlen einfach nur falsch?
Sonstiges
Auf Wikipedia werden für jedes Jahrtausend die wichtigsten Ereignisse aufgelistet. Hier lohnt sich ein Blick in 6. – 3. Jahrtausend. Bei jedem Ereignis kann man sich die Frage stellen, ob das mit einer Sintflut und einer geologischen Flutschicht vereinbar ist. Hier ein paar Beispiele aus dem 5. Jahrtausend v. Chr.[34]
- „Um 5000 v. Chr.: Reisanbau (Nasskultur) in China (Hemudu-Kultur)“
Es ist schwer vorstellbar, dass Noah Kenntnis von Reisanbau hatte und seine Nachkommen mit dem Wissen nach China gingen und dort den Reisanbau wieder neu belebten. Man muss bedenken, dass sämtliche Chinesen bei der Sintflut starben. Oder nimmt man an, dass es vor der Sintflut noch keine Chinesen gab? - „Um 5000 v. Chr.: Die Ursprünge des Protoindoeuropäischen sind möglicherweise in der Samara-Kultur zu vermuten.“
Sprache vor der babylonischen Sprachverwirrung? - „Um 4700 v. Chr.: Erste Megalithanlagen in Europa.“:
Warum sind die Steine nicht unter einer Flutschicht begraben? Ziemlich sicher sind die aufrechtstehenden Steine während der turbulenten Sintflut umgeworfen worden. Demnach muss sie danach wieder jemand aufgestellt haben. Nur warum sollte das jemand machen? - „Um 4500 v. Chr.: Domestizierung des Wasserbüffels in China.“
Die domestizierten Wasserbüffel und die Chinesen müssten bei der Sintflut ja umgekommen sein. Man müsste danach also wieder neu anfangen Wasserbüffel zu domestizieren. - „Um 4000 v. Chr.: Entwicklung des Webstuhls im Irak.“
Das Wissen um den Webstuhl müsste mit der Sintflut untergegangen sein.
Höhlenmalereien
Aus christlicher Sicht würde man Höhlenmalereinen (nach der Uran-Thorium-Datierung und Radiokarbondatierungen sind diese ca. 30-40.000 Jahre alt) in die Zeit vor die Sintflut datieren. Wenn jetzt jedoch die gesamte Erde unter Wasser stand, müssen demnach auch alle Höhlen für ein Jahr unter Wasser gestanden sein. Wenn eine Höhle so lange unter Wasser steht, kann dann eine Farbe an der Wand dies überleben, ohne zu verwischen oder zu verschwimmen? Und sollten sich nicht marine Mikroorganismen an der Wand und den Malereien absetzen? Und dass es keine geologischen Ablagerungen (Sedimente) innerhalb der Höhlen gibt ist auch äußerst sonderbar.
Abbildung 4: Höhlenmalerei eines Steppenbisons in der Höhle von Altamira, Spanien (ca. 15.000 Jahre alt)
Ist die Sintflut moralisch gerechtfertigt?
Seit Beginn der Schöpfung sind 1656 Jahre vergangen. Die Menschheit ist in diesem Zeitraum vermutlich auf mehrere Millionen Menschen angewachsen. „Und der HERR sah, dass die Bosheit des Menschen auf der Erde groß war…“ (Gen. 6,5) und beschließt daraufhin alle Menschen inkl. Tiere auszulöschen.
Der einzige Weg das Problem (die Bosheit des Menschen) zu beheben war demnach die gesamte Vernichtung der Menschheit? Hätte Gott sich damals nicht auch einen besseren, humaneren Weg überlegen können? Gott hätte einfach einen Engel schicken können, der alle bösen Menschen vernichtet (vgl. 2. Kö. 19,35), dann wären zumindest die Tiere verschont geblieben. Tiere können nicht sündigen. Warum werden sie dann bestraft?
Was hatte Gott davon alle Menschen und Tiere zu vernichten? Danach (und ebenso heute) war es nicht besser als davor. Wozu ein Exempel statuieren, wenn das Strafgericht niemanden davon abhält böse zu sein? Gott musste ja wissen, dass es danach genauso weitergeht wie davor und trotzdem hat er sich für den Tod von Millionen Menschen entschieden.
Man kann natürlich einwenden, dass man Gott nicht vorschreiben darf, was er mit seiner Schöpfung macht (vgl. Jer. 18,4ff; Röm. 9,20f). Die Frage ist nur, ob dann Gott auch moralisch und gerecht handelt, oder gilt dieser Maßstab für ihn nicht? Laut 5. Mo. 24,16 und Hes. 18,20 sollen die Kinder nicht für die Sünde der Väter sterben. Warum löscht Gott dann aber auch die Kinder aus? Konnte ein Baby bereits sündigen? Wenn hier mit Erbsünde[35] argumentiert wird, dann müssten ja Noahs Söhne ebenso sündig sein. Und ein Opfer zur Vergebung der Sünden gab es damals noch nicht.
In Pr. 7,20 und Röm. 3,10 heißt es „Da ist kein Gerechter (צַדִּיק), auch nicht einer…“ Offensichtlich widersprechen diese Verse aber Gen. 6,9[36]. Dort heißt es nämlich „Noah war ein gerechter (צַדִּיק) Mann, vollkommen unter seinen Zeitgenossen.“ Gibt es nun einen Gerechten oder gibt es keinen Gerechten? Und warum durfte Noah seine Familie mitnehmen? Waren seine Frau, seine drei Söhne und seine drei Schwiegertöchter buchstäblich die einzigen unter Millionen, die gerecht waren um der Vernichtung zu entgehen?
Gottes Schöpfung führt zum Tode Unschuldiger
Die Erde ist bei weitem nicht perfekt. Aufgrund von Plattentektonik und Kontinentalverschiebung gibt es immer wieder Erdbeben welche Tsunamis auslösen. Diese Erdbeben[37], Tsunamis[38] und Vulkanausbrüche[39] verursachen jährlich tausende unschuldige Todesopfer. Warum hat Gott nach der Sintflut dieses Problem, welches so viel Leid verursacht, nicht behoben? Was hat er davon?
Die meisten Christen nehmen an, dass der Auslöser für die Plattentektonik die Sintflut war. Manche nähmen an, dass die Plattentektonik erst nach der Sintflut einsetzte[40], da man sonst die Frage wie die Tiere an ihre Orte[41] kamen nur schwer beantworten kann.
Warum hat Gott die Welt so konstruiert, dass Erdbeben und Vulkanausbrüche überhaupt möglich sind? Gott hätte mit Leichtigkeit eine Erde schaffen können, wo diese Naturkatastrophen nicht vorkommen.
Christen behaupten gerne, dass wir in einer gefallenen Schöpfung leben. Allerdings gibt es keine Bibelstelle, die dies behauptet. Gerne wird Röm. 8,22 zitiert: „Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung zusammen seufzt und zusammen in Geburtswehen liegt bis jetzt.“ Jedoch ist nicht klar, was hier eigentlich ausgesagt werden soll. Wie kann Materie seufzen bzw. klagen? Der Vers bietet maximal eine undeutliche Beschreibung das es der Schöpfung (was auch immer damit gemeint ist) nicht gut geht. Den Grund, warum das so ist und warum Gott die Erde strafen sollte liefert der Vers jedoch nicht.[42]
Man kann sich auch die Frage stellen, warum es Elemente in dieser Welt gibt, die schädlich, giftig bzw. tödlich sind. Wozu gibt es Thallium oder Polonium oder generell radioaktive Elemente (alle Elemente mit einer höheren Ordnungszahl als 82 / Blei)? Man könnte ja noch argumentieren, dass eine Tollkirsche oder ein Fliegenpilz erst durch den Sündenfall giftig wurden. Bei den Elementen kann man dieses Argument jedoch eher schwer anwenden. Die Frage ist auch, warum Gott eine genießbare Kirsche wegen dem Sündenfall zu einer ungenießbaren, giftigen Kirsche machen sollte.
Und warum tauchen diese giftigen Elemente, Früchte, Pilze oder Gewächse nach der Sintflut wieder auf? Hat Gott nicht in Gen. 8,21 gesagt, dass er den Erdboden nicht noch einmal verfluchen möchte?
Änderungen in der LXX
Liest man die griechische Übersetzung (geschrieben im 3. Jhdt. v. Chr.) des Flutberichtes, so stellt man folgende Änderungen fest:
Gen. | Bemerkung |
6,6 | Das Gott etwas reut, das er geschaffen hat (also seine eigene Tat) ist für einen allwissenden Gott nicht gerade förderlich, darum ändert die LXX das „Reuen“ gegen „Nachdenken“. Ebenso in V. 7, wo es gegen „in Zorn geraten“ ausgetauscht wird. |
6,9 | „Noah wandelte mit Gott“ wird ausgetauscht zu „Noah gefiel Gott“, denn es ist unwahrscheinlich, dass Gott noch mit den Menschen wandelt (wie bei Henoch in Gen. 5,22 steht hier das Wort הלך (halach) „gehen“). |
6,14 | Als Wort für Arche (κιβωτὸν) wird dasselbe verwendet wie für die Bundeslade in Ex. 25,10. Es ist ein anderes als das Wort, welches bei der Rettung von Mose in Ex. 2,3 verwendet wird. Statt Goferholz[43] wird mit „viereckige Hölzer“ übersetzt. Statt Kammern soll Noah Nester (νοσσιὰς) machen. Auch im MT steht eigentlich Nester (קִנִּ֖ים). Das Wort wird an allen 12 anderen Stellen in der Bibel für ein Vogelnest verwendet. |
6,16 | Von einem Fenster liest man in der LXX nichts, dafür steht „Nach oben hin verjüngend wirst du den Kasten machen“. Der MT verwendet auch nicht das normale Wort für Fenster חלּון (challon), sondern das Wort צהר (zohar), welches Mittag[44] bedeutet und eigentlich eine Zeitangabe ist! |
6,19 | Statt dem allgemeinen Wort für Tiere, präzisiert die LXX und schreibt „Haustiere und von allen Kriechtieren und von allen Wildtieren“. |
7,3 | Nach dem MT soll Noah von den Vögeln jeweils 7 Paare mitnehmen. Nach der LXX nur 7 Paare von den reinen Vögeln, denn es gibt auch unreine Vögel, von denen Noah aber nur 2 Paar mitnehmen soll. Damit soll wohl einem Widerspruch vorgebeugt werden, wonach es in den Kaschrut in Lev. 11,13ff ja auch unreine Vögel gibt. |
7,11 | Der MT berichtet vom 17. Tag, die LXX vom 27. Tag, also 10 Tage später. Ebenso in 8,4. |
8,5 | Der MT berichtet vom 10. Monat, die LXX vom 11. Monat. |
8,7 | Die LXX gibt den Vers folgendermaßen wieder: „Und er schickte den Raben aus, um zu sehen, ob das Wasser zurückging. Und nachdem er weggegangen war, kehrte er nicht zurück, bis das Wasser von der Erde weggetrocknet war“ Der Rabe kehrt also nicht zurück und das ist auch der Grund, warum Noah danach eine Taube ausschickt (weil der Rabe ja nicht zurückkam). Im MT ist hingegen nicht klar, warum Noah vom Raben zur Taube wechselt. |
8,21 | Die Vorstellung, dass Gott ein Herz hat, dürfte den Übersetzern fremd vorgekommen sein, deswegen übersetzten sie „Und Gott der Herr sagte, indem er dachte“ statt „und der Herr sprach in seinem Herzen“. So auch in Gen. 6,6. |
8,22 | Statt „Sommer und Winter“ liest man in der LXX „Sommer und Frühling“.[45] |
Anhand der Übersetzung sieht man, dass bewusste Änderungen eingebaut wurden. Probleme, die der MT liefert wurden bereinigt und das Gottesbild adaptiert[46]. Man sollte hierbei bedenken, dass die LXX die Bibel der ersten Christen war. Die NT-Autoren lasen und zitierten daraus, für sie war es das Wort Gottes und für die meisten Kirchenväter war sie von Gott inspiriert.
Hier noch ein detaillierteres Beispiel wie die LXX Fehler bereinigt:
Die Frage, die sich beim Lesen des MT stellt, ist, wie viele Vögel-Paare Noah mit auf die Arche genommen hat? Hier gibt es nämlich einen Widerspruch[47].
In Gen. 7,1 steht „auch von den Vögeln des Himmels je sieben, ein Männliches und ein Weibliches“. Die Vögel stehen im Kontext der reinen Tiere (was den Kaschrut in Lev. 11,13ff aber widerspricht) und somit sollen 7 Paare mitgenommen werden.
In Gen. 7,8 liest man jedoch „und von den Vögeln und von allem, was auf dem Erdboden kriecht, kamen je zwei zu Noah in die Arche, ein Männliches und ein Weibliches“. Demnach kamen nur je 2 Paare Vögel mit!
Die Übersetzer der LXX bemerkten offenbar diesen Fehler und erweiterten den Text, indem sie nochmals explizit zwischen reinen und unreinen Vögeln unterschieden. Gen. 7,3 lautet darum in der LXX folgendermaßen (das Unterstrichene ist eine Hinzufügung):
„und von den reinen Flugtieren des Himmels je sieben, männlich und weiblich, und von den nicht reinen Flugtieren je zwei, männlich und weiblich“
Allerdings beleibt die Frage offen, woher Noah wusste, welche Tiere rein und welche unrein waren? Erst 800 Jahre später teilte Gott dem Mose mit, welche Tiere rein und unrein sind (siehe Lev. 11).
Dass es zurzeit Noahs schon Speisegesetze gab schließt jedoch Gen. 9,3 aus, denn dort heißt es: „Alles, was sich regt, was da lebt, soll euch zur Speise sein“.
Wenn man die Septuaginta zitiert, was die meisten Autoren des NT gemacht haben[48], dann zitiert man immer eine adaptierte Übersetzung und nicht den Originaltext. In solch einer Übersetzung haben sich auch nachweislich Fehler eingeschlichen. Problematisch wird dies dann, wenn man wie Jakobus in Apg. 15,13-20 eine theologische Entscheidung aufgrund eines Übersetzungsfehlers trifft (Details dazu in meiner Ausarbeitung siehe Fußnote 46).
Flutberichte
Weltweit gibt es hunderte Flutberichte[49]. Immer wieder wird die große Anzahl an Überlieferungen hergenommen und damit argumentiert, dass es aufgrund der vielen Berichte eine weltweite Sintflut gegeben haben muss. Schaut man sich die Berichte jedoch im Detail an, fällt auf, dass diese oft nur im Entferntesten etwas mit einem historischen Gedächtnis an die biblische Sintflut zu tun haben und somit von dieser nicht abstammen können. Diese Berichte lassen sich auch ganz anders erklären als mit einer weltweiten Sintflut oder dem historischen Noah (siehe Kapitel „Erklärungen für die Flutberichte“).
Hier ein paar Beispiele:
Im Popol Vuh („Buch des Rates“) der Quiché-Mayas liest man von Göttern, die den Menschen aus Holz eine Harz-Flut schicken, woraufhin diese vernichtet werden und die Affen entstehen[50]. In dem Buch findet man jedoch auch christliche Anklänge. Der Grund dafür ist, dass der Dominikaner-Priester Francisco Ximénez die Maya-Schriften ins Spanische übersetzte und es hier einen christlichen Einfluss gab. So schreibt er in einer Präambel: „This we shall write now under the Law of God and Christianity; we shall bring it to light because now the Popol Vuh, as it is called, cannot be seen any more.“[51]
In einer isländischen Edda wird der Riese Ýmir getötet, aus seinen Wunden fließt so viel Blut, dass darin das ganze Geschlecht der Riesen ertrankt. „Börs Söhne tödteten den Riesen Ymir, und als er fiel, da lief so viel Blut aus seinen Wunden, daß sie darin das ganze Geschlecht der Hrimthursen ertränkten bis auf Einen, der mit den Seinen davon kam: den nennen die Riesen Bergelmir. Er bestieg mit seinem Weib ein Boot (Wiege) und rettete sich so, und von ihm kommt das (neue) Hrimthursengeschlecht“[52]
Dieser Bericht namens Gylfaginning („Gylfis Täuschung“), der zu den Flutberichten gezählt wird, stammt jedoch von dem Dichter Snorri Sturluson der dies im Jahr 1220 für den norwegischen König verfasste.
In China gibt es die unterschiedlichsten Flutlegenden[53]. Diese lassen sich auf eine große Überflutung zur Zeit des Herrschers Yao (ca. 2300 v. Chr.) zurückführen. Zu seiner Zeit ereignete sich eine gewaltige Überflutung des Gelben Flusses und der Jangtse-Ebene, die mehrere Jahre lang andauerte.[54]
In christlicher Literatur[55] wird oft darauf hingewiesen, dass das chinesische Zeichen für Schiff 船 aus den Zeichen 八 (Acht) + 口 (Münder) + 舟 (Schiff) besteht, also „8 Personen in einem Schiff“, was auf die Arche-Noah (in welcher 8 Personen waren) zurückzuführen ist.
Jedoch ist diese Bedeutung wohl eher nachträglich hineingelegt worden. Das Zeichen 八 kann auch einfach nur „viele“ bedeuten und man könnte das Zeichen ebenso mit „viele Personen in einem Gefäß“ übersetzen. Bezüglich der Herkunft des Zeichens für „Acht“ liest man bei Wikipedia: „八 is two bent lines indicating the original meaning of "to divide". This character is later borrowed to mean "eight" because of homonymy, making the original meaning obsolete.“[56] Demnach ist die Zuordnung zur Zahl 8 erst spät entstanden.
Aus dem Hinduismus kennt man den Mythos rund um den König Manu Satyavrata / Shraddhadeva / Vaivasvata. Er soll einen Fisch namens Matsya großgezogen haben, der ihn anschließend vor einer großen Flut warnte. Daraufhin baute bzw. bekam er ein Boot und der Fisch zog das Boot mit einem Seil bzw. der Schlange Vasuki, welche an seinem Horn festgemacht war, durch das Meer auf den Himalaya. Der Fisch entpuppte sich dann als Avatar von Vishnu bzw. Brahma[57].
Bezüglich der Anzahl der Personen im Boot gibt es unterschiedliche Angaben. Mal war Manu der einzige Überlebende[58], mal hatte er die 7 großen Rishis mit an Board[59] und ein anderes Mal war auch seine Familie mit dabei.
Von dieser Legende gibt es unterschiedliche Fassungen. Diese findet man u.a. in der Matsya-Purana und der Bhagavata-Purana. Datiert wird die erste auf das 3.-5. Jhdt. n. Chr.[60] und die zweite auf 8.-10. Jhdt. n. Chr.[61] Laut Alain Daniélou „A brief history of India“[62] wurde die Legende von den Sumerern übernommen, ebenso urteilt der Sanskritologe Eugéne Burnouf[63].
Aus dem Iran ist die Geschichte von Dschamschid (auch Yima genannt) überliefert. Sie findet sich in der Avesta im Teil Vendidâd. Generell ist es schwer die Avesta zu datieren, da wir nur Abschriften aus dem Mittelalter haben. Der Vendidad Text dürfte aber zu den jüngsten Texten gehören[64].
Der Schöpfergott Ahura Mazda beauftragt Yima eine Festung (Vara) zu bauen. Nach einer anderen Übersetzung ist es eine ca. 3 x 3 km große Höhle. Dorthin soll er paarweise makellose Menschen, Tieren und Pflanzen bringen, da er die Menschheit aufgrund von Überbevölkerung vernichten möchte. Als Mittel für die Vernichtung soll es einen besonders strengen Winter mit einer anschließenden Schneeschmelze geben, die Überschwemmungen hervorruft[65].
Ob sich solche Berichte auf die biblische Sintflut zurückführen lassen ist doch äußerst fragwürdig.
Große Unterschiede in der Überlieferung
In den indonesischen Sagen sind böse Geister schuld an der Sintflut und nur eine einzige Frau, die mit ihrem Haar in den Ästen eines Baumes hängengeblieben war, überlebte[66]. In einer australischen Legende trinkt ein riesiger Frosch alle Wasservorkommnisse aus. Er musste von anderen Tieren zum Lachen gebracht werden, damit er das Wasser wieder ausspuckt. So entstand eine große Flut, von der dann ein Fischerpelikan die Welt rettete.[67] Eine chinesische Legende berichtet von einem Drachen, der mit dem Kopf so heftig gegen das Himmelsgewölbe stießt, dass die den Himmel stützende Säulen umfielen und das Himmelgewölbe samt dem darin enthaltenen Wasser auf die Erde stürzte und sie mit Wasser überflutete[68]. Auf den Fidschiinseln gibt es eine Legende, in welcher zwei Bewohner der Insel einen heiligen Vogel getötet hatten, der unter dem Schutz des Gottes Ndengen stand. Dieser Gott bestrafte daraufhin die Menschen mit einer großen Flut. Die Übeltäter bauten jedoch einen hohen Turm und versammelten darin alle Männer und Frauen sämtlicher Fidschiinseln, welche dann überlebten.
Wenn sich alle Berichte auf ein Urereignis, nämlich der Sintflut, zurückführen lassen, warum sind die Berichte dann teilweise so völlig unterschiedlich? Wenn Noah der Erbauer der Arche war und die gesamte Menschheit gerettet hat, warum wird sein richtiger Name dann nicht wenigstens in einer einzigen anderen Flutgeschichte überliefert?
Die Menschen, die die Geschichte ihren Nachkommen erzählten, spielten ja nicht Stille Post. Warum sind alle Überlieferungen unterschiedlich und nicht eine ist ident wie die andere? Angeblich hatten die Menschen ja damals ein so gutes Gedächtnis, zumindest wird dies immer behauptet, wenn es um die Überlieferung der Bibel und der darin enthaltenen Geschichten geht.
War die Sintflut weltweit?
Archer listet einige Theologen auf, welche auch an eine lokale Sintflut denken:
“The Jamieson, Fausset, and Brown Commentary (JFB) indicates that the Hebrew text does not necessarily imply a universal flood. L. M. Davies also conceded that the flood was not necessarily universal, although he pointed to such distant phenomena as the frozen mammoths of Siberia as evidence for a very extensive and sudden inundation. (Unfortunately, however, for this correlation, the latest of the Siberian mammoths is conjectured by paleontologists to be earlier than 30,000 b.c.) J. W. Dawson denies that the Hebrew author had in mind a literally universal flood.”[69]
Jedoch bieten Drüeke[70] und Whitcomb & Morris[71] eindeutige und einleuchtende Argumente, warum der biblische Bericht von einer weltweiten Flut spricht.
Wäre die Sintflut nur lokal gewesen, hätte Gott sein Wort aus Gen. 9,11 „Und keine Flut soll mehr sein, um die Erde zu zerstören“ bereits mehrfach gebrochen.
Erklärungen für die Flutberichte
Es gibt mehrere Möglichkeiten die unterschiedlichen Flutberichte zu erklären. Einige davon werden hier vorgestellt. Weitere Theorien finden sich u.a. bei Fruhstorfer.[72]
Missionars-Hypothese
„Christliche Missionare hätten diese biblische Geschichte Menschengruppen in aller Welt erzählt. So sei es vielen Völkern möglich gewesen, den Flutbericht bzw. verschiedene Elemente daraus in ihre jeweilige Kultur zu übernehmen und durch Ausschmückungen zu eigenen Mythen umzuformen.“[73]
Möglich wäre das bei Erzählungen aus Ländern bzw. Gebieten, die eine Missionierung erfahren haben bzw. wo die Berichte von Missionaren aufgezeichnet wurden (siehe Popol Vuh bei den Mayas). Die Geschichte über den hawaiianische Noah namens Nu'u[74] wäre ein weiteres mögliches Beispiel. Hawaii wurde seit Beginn des 19. Jahrhunderts massiv missioniert. Die meisten Hawaiier traten zum Christentum über und die Ausübung der alten Religion wurde verboten.[75] Gegenbewegungen wie die Kaoni-Bewegung[76] (ab 1868) haben eine synkretistisch-religiöse Glaubensvorstellung, verwenden also Elementen der traditionellen und christlichen Religion.
Ein weiteres Beispiel wäre die Missionierung von Mikronesien im 16. Jhdt. Auch hier vermischten sich anschließen die alten Glaubensvorstellungen mit christlicher Religion.[77] Generell gab es in ganz Polynesien eine radikale Missionstätigkeit und einen christlichen Einfluss auf die Ur-Religionen.
Des Weiteren gab es bereits im 15. und 16. Jahrhundert zahlreiche spanische und portugiesische Missionare, die das Christentum in den Ländern Amerikas einführten. Wie dies aussehen konnte zeigt das Requerimiento-Dokument von 1513, welches den Ureinwohnern vorgelesen wurde:
„Deshalb bitte ich euch und fordere euch auf, so gut ich kann, recht zu beachten, was ich euch gesagt habe, und euch die rechte Zeit zu nehmen, es zu bedenken und zu überlegen und die Kirche anzuerkennen als Herrin und Vorgesetzte der ganzen Welt und den Hohenpriester, der Papst genannt wird, in ihrem Namen und den König und die Königin Johanna, unsere Herren, an seiner Statt als Vorgesetzte und Herren und Könige dieser Inseln und des Festlandes aufgrund der besagten Schenkung und zuzustimmen und Freiheit zu geben, dass diese religiösen Väter euch das Gesagte erklären und predigen. Wenn ihr dies tut, werdet ihr gut tun und werdet ihr dasjenige tun, wozu ihr verpflichtet seid. Wenn ihr es aber nicht tut oder es in boshafter Weise aufschiebt, so tue ich euch kund, dass ich mit der Hilfe Gottes mit Gewalt eindringen werde gegen euch und euch bekriegen werde in jeder Art und Weise, wie ich kann, und euch unterwerfen werde unter das Joch und den Gehorsam der Kirche und ihrer Hoheiten. Und eure Personen und eure Frauen und Kinder werde ich gefangen nehmen und zu Sklaven machen und als solche sie verkaufen und über sie verfügen, wie seine Hoheit es gebietet, und werde euch eure Güter nehmen und euch allen Schaden und Böse antun, wie ich kann, … und ich erkläre, dass die Tötungen und Schäden, die sich daraus ergeben werden, zu euren Schulden gehen und nicht zu denen seiner Hoheit noch der Herren, die mit mir gekommen sind. …“[78]
Einfluss aus älteren bekannten Flutgeschichten
Bei Flutberichten die jünger sind als der biblische Bericht oder der Gilgamesch-Epos (das trifft auf die meisten Berichte zu) wird sich immer die Frage stellen, ob der jüngere Bericht nicht vom älteren beeinflusst wurde. Gerade auch dann, wenn der Bericht in geografischer Nähe zu Mesopotamien entstanden ist.
Als Beispiel wäre hier die Flutgeschichte in der Edda zu nennen, welche vom isländischen Dichter Snorri Sturluson stammt, oder der indische Manu. Auch der Bericht der Deukalionische Flut[79] aus der griechischen Mythologie, niedergeschrieben in der Bibliothek Apollodors (1. Jhdt. n. Chr.) wäre hier zu nennen.
Eisschmelze
Die letzte Eiszeit[80] begann 115.000 Jahren und endete vor etwa 11.700 Jahren. Nordamerika und Nordeuropa waren unter einer Eisdecke begraben wovon die heutigen Gletscher noch zeugen. Der Meeresspiegel sank um mehr als 100 Meter ab, da die Wassermassen in den Eisschilden gebunden wurden. Nach dem Ende der Eiszeit schmolzen die gewaltigen Eismassen wieder ab und es kam weltweit zu Überflutungen[81]. Hier ist es klar, dass die besiedelten (Küsten-)Gebiete, die unter dem Meeresspiegel lagen, alle wieder überflutet wurden.
„Am Ende der Kaltzeit ereigneten sich in den verschiedenen Regionen der Erde katastrophale Überflutungen. Diese werden auch Gletscherläufe genannt, wenn der Damm eines Eisstausees bricht. Zu den größten dieser Ereignisse zählen die Missoula-Fluten in Nordamerika mit dem Abfließen des Eisstausees Lake Missoula. In Asien gab es eine Serie verheerender Gletscherläufe in ähnlicher Größenordnung, die Altai-Fluten in der heutigen Republik Altai. Weitere große Überflutungen waren die des Lake Bonneville (im heutigen Utah) (Bonneville-Flut), bei den Großen Seen, die ebenfalls kaltzeitliche Relikte sind, und nordöstlich davon, im Champlainmeer, wo Meerwasser weit ins Landesinnere eindrang, welches zuvor vom Eisschild niedergedrückt wurde.“[82]
Als Langzeitfolge der Eisschmelze könnte es auch zur Schwarzmeerflut[83] gekommen sein. Untersuchungen am Meeresboden des Mittelmeeres haben gezeigt, dass das Mittelmeer einmal ausgetrocknet war[84]. Die Straße von Gibraltar hatte noch nicht existiert und das Mittelmeer war von Atlantik getrennt. Durch höhere Temperaturen verdunstete das gesamte Mittelmeer. Gips- und Salzablagerungen am Meeresboden bestätigen dies. Durch eine Senkung rund um Gibraltar aufgrund von Tektonik konnte Wasser vom Atlantik in den Mittelmeerraum eindringen. Die kleine Öffnung wurde immer größer und immer mehr Wasser drang durch. „Es habe wahrscheinlich nur wenige Monate bis maximal zwei Jahre gedauert, bis die Wassermassen das Mittelmeer wieder vollkommen aufgefüllt hatten.“[85] beschreiben Wissenschaftler diese Katastrophe. Man nimmt an, dass das Wasser um 10 Meter pro Tag gestiegen ist. Sollten zu dem Zeitpunkt, als dies eingetreten ist, bereits Menschen im Mittelmeerraum gelebt haben, ist es verständlich, dass diese Flutkatastrophe in der Geschichte der damals lebenden Menschen überliefert wurde.
Meteoriteneinschlag
Der Mond und auch die Erde sind übersät mit Krater[86], die durch Einschläge von Asteroiden bzw. Meteoriten entstanden sind. Wann sollen diese nach biblischer Chronologie entstanden sein?[87]
Einschlagkrater findet man in den unterschiedlichsten geologischen Schichten. Der Chicxulub-Krater an der Küste Mexikos, mit einem Durchmesser von ca. 180 km, befindet sich in der Kreide-Paläogen-Grenze, in welcher nach biblischem Verständnis bereits Menschen gelebt haben müssen[88], da sich in Schichten darunter Lebewesen finden lassen.
Ein solcher oder ähnlicher Einschlag ins Meer[89] bringt eine gewaltige Flutwelle hervor, die ganze Landstriche zerstört und sämtliches Leben im Umkreis auslöscht. Überleben könnte man so etwas nur wenn man sich auf einen Berg befindet, der zu hoch für die Flutwelle ist. Auch hier wäre es verständlich, wenn sich Geschichten entwickeln, wo Menschen auf einem Berg überlebt haben und natürlich würde die Flutwelle als Strafe der Götter angesehen werden.
Bei einem Meteoriten-Einschlag ins Wasser wird ein Großteil der Impaktenergie für das Emporschleudern und Verdampfen der Wassermassen verbraucht[90]. Und auch hier ist klar, dass dieses Wasser sich irgendwo als gewaltige Regenfälle niederschlägt.
Die österreichischen Geologen Alexander und Edith Tollmann versuchen in ihrem Buch „Und die Sintflut gab es doch“[91] auf 550 Seiten zu zeigen, dass die Sintflut auf einen Kometen zurückzuführen sei, dessen Teile vor ca. 10.000 Jahren auf der Erde eingeschlagen sind. Auch für Koch[92] ist dies die plausibelste Erklärung[93].
Tatsächliches Flutereignis
Vermutlich lässt sich ein Großteil der Flutberichte auf eine tatsächliche, meist lokale, Überflutung zurückführen[94]. Dass es weltweit andauernd zu Überflutungen kommt und alle paar hundert bzw. tausend Jahre auch mal eine mit katastrophischem Ausmaß (sog. Kataklysmus) dabei ist wird niemanden überraschen.
Flutkatastrophen gab und gibt es immer wieder. Das Dartmouth Flood Observatory, welches Überschwemmungen seit dem Jahr 1985 aufzeichnet, registriert allein in den letzten 35 Jahren über 670.000 Tote und mehr als 650 Millionen Menschen, die ihre Heimat verloren haben![95]
Größere Überschwemmungen, ausgelöst durch Hochwasser, treten selbst heute noch in Österreich alle paar Jahre auf und waren in Wien vor der Donauregulierung ein regelmäßiges Problem. Auch St. Petersburg wurde z.B. seit der Stadtgründung 295 Mal überschwemmt[96]. Weltweit ereignen sich Überschwemmungen andauernd.[97]
Auch Tsunamis, ausgelöst durch Erdrutsche oder Erdbeben verursachen enorme Überflutungen[98]. Das Erdbeben im Indischen Ozean im Jahr 2004 ist vielen sicher noch in Erinnerung. Die dadurch entstandenen Tsunamis forderten rund eine Viertel Million Menschenleben.
Denken man auch noch an Tsunamis, die durch Meteoriteneinschläge (siehe Kapitel Meteoriteneinschlag) entstanden sind, so ist es nicht verwunderlich, dass es auf der ganzen Welt und in den meisten Kulturen Sintflutberichte gibt. Die Menschen in der Antike konnten sich solche Naturkatastrophen wissenschaftlich natürlich nicht erklären und erklärten sie somit durch das Wirken überirdischer Wesen, Mächte oder Götter.
So schreibt auch Neidhard: „Dass in den Mythen aus aller Welt von einer großen Flut berichtet wird, beweist auch keine geologisch globale Flut: Denn man kann diese Mythen entweder (1) durch viele lokale Fluten in verschiedenen Landstrichen erklären oder (2) durch Erinnerung an eine einzige große lokale Flut, welche vor langer Zeit den Lebensraum der gemeinsamen Vorfahren der heute verstreuten Völker traf.“[99]
Und auch Baumgart berichtet: „Die Theorien in der Forschung variieren: Man dachte an archäologisch nachgewiesene Überflutungen in und um Ur (4. Jahrtausend v. Chr.), Schuruppak (ca. 2800 v. Chr.) oder Kisch (ca. 2600 v. Chr.). Gegenwärtig wird breit die sog. Schwarzmeerflutung diskutiert (ca. 5600 v. Chr. oder früher).“[100]
Auch Georg Gerland, der zahlreiche Flutmythen gesammelt hat, kommt zu dem Schluss:
„Wir haben nur partielle Flutereignisse, Fluterzählungen, und zwar meist Mythologeme[101] einzelner Völker und Völkerstämme. Diese Berichte werden im Gedächtnis der Völker festgehalten als Mythologeme, aber sie verschmelzen von Volk zu Volk nicht miteinander, und auch der semitische, biblische Bericht ist nur ein lokaler Mythus, der mit der Ausbreitung des Christentums sich allmählich über die ganze Erde verbreitet hat.“[102]
Städte und Metropolen wurden in alter Zeit von den Menschen meist an Flüssen gebaut. Das Wasser war nicht nur als Trinkwasser lebenswichtig, sondern auch für den Handel notwendig. Und jeder Fluss tritt irgendwann einmal über die Ufer. So ist es kein Wunder, dass fast alle[103] Kulturen Überschwemmungsberichte und Flutgeschichten in ihrer Überlieferung haben.
Der britische Archäologe Leonard Woolley, der in der Zeit von 1922 bis 1934 Königsgräber in Ur in Mesopotamien ausgegraben hat, hat dort eine Flutschicht von 3,5 Metern festgestellt. Er berichtet: „An dieser Stelle war der reine Schlammboden ungefähr drei und einen halben Meter dick, und außer einer kaum wahrnehmbaren Schicht von dunklerem Lehm war er durch und durch vollkommen gleichförmig. Die mikroskopische Analyse bewies, daß er unter dem Einfluß sanfter Strömungen vom Wasser abgelagert worden war. Seine Bestandteile stammten vom mittellauf des Euphrats. Unter der Schlammablagerung lag eine Schicht mit Zeugnissen menschlicher Besiedelung …“[104]
Fazit
Das Argument der vielen Flutberichte ist schwach, da sich alle Flutberichte anhand einer der oben genannten Theorien erklären lassen.
Wenn es nur um die Anzahl geht, sollte man folgendes bedenken: In diversen Überlieferungen gibt es in unterschiedlichen Ländern Berichte über einen Wal bzw. eine Schildkröte, die so groß wie eine Insel sind. Seeleute können sich darauf verirren, worauf das Tier dann meistens untertaucht die die Seeleute sterben. Solche Tiere sind unter dem Namen Lyngbakr, Zaratan, Jasconius, Aspidochelone oder Imap Umassoursa bekannt.
Man liest davon auch im Talmud (Baba Batra 73b). Dort heißt es:
„Ferner erzählte Rabba b. Bar Hana: Einst reisten wir auf einem Schiffe und sahen einen Fisch, auf dessen Rücken sich Sand angesetzt hatte, worauf Gras hervorgewachsen war. Da wir nun glaubten, es sei Land, stiegen wir auf ihn ab und backten und kochten auf seinem Rücken. Als ihm aber heiß wurde, drehte er sich um, und wenn das Schiff nicht in unserer Nähe wäre, würden wir ertrunken sein.“[105]
Ein solcher Fisch ist auch aus Sindbad der Seefahrer aus dem Märchen Tausendundeine Nacht bekannt. Dort heißt es:
„Wehe, ihr Reisenden! kommt schnell auf das Schiff, lasst alle eure Gerätschaften im Stiche und rettet nur schnell euer Leben vor dem Untergange, denn die Insel, auf der ihr seid, ist nichts als ein großer Fisch, der nun zu wenig Wasser hat und nicht auf dem Lande leben kann. Auch hat der Wind den Sand von ihm weggeblasen, und da er jetzt das Feuer auf seinem Rücken spürt, fängt er an, sich zu bewegen und wird nun mit euch ins Meer tauchen; kommt daher schnell aufs Schiff und rettet euer Leben.“[106]
Abbildung 5: Lyngbakr und Zaratan
Die Schildkröte mit einer Insel darauf ist wohl die kleinere Form der Weltschildkröte[107]. Weltweit gibt es Überlieferungen, dass die ganze Welt von einer Schildkröte getragen wird.
So heißt es z. B. in der einer Überlieferung der Irokesen (nordamerikanische Indianer): „Various animals tried to swim to the bottom of the ocean to bring back dirt to create land. Muskrat succeeded in gathering dirt, which was placed on the back of a turtle. This dirt began to multiply and also caused the turtle to grow bigger. The turtle continued to grow bigger and bigger and the dirt continued to multiply until it became a huge expanse of land.“[108]
Auch im Hinduismus und in der chinesischen Mythologie gibt es ähnliche Berichte. Mal wird die Welt von einer Schildkröte, dann von Elefanten[109] oder auch von einer Schlange getragen.
Ebenso gibt es weltweit Überlieferungen über riesige Schlangen, Seeschlangen und Seeungeheuer. Tiamat[110] in der babylonischen Mythologie, die Midgardschlange[111] in der germanischen Mythologie oder Umibōzu[112] im japanischen Volksglauben sind nur einige Beispiele dafür. Es würde aber bei weitem den Rahmen sprengen hier auf alle Schlangen-Mythen einzugehen. Ebenso gibt es in einem Großteil der weltweiten Kulturen Berichte über Drachen (so auch in der Bibel).
Nur weil es weltweit ähnliche Überlieferungen gibt, bedeutet das noch nicht, dass die überlieferte Geschichte auch wirklich wahr ist! Wobei sich dann auch die Frage stellt, warum gerade der biblische Flutbericht wahr sein soll.
Wer hat von wem abgeschrieben?
Wie den meisten wohl bekannt ist, gibt es auch einen babylonischen Sintflutbericht. Dieser befindet sich auf der 11. Tafel des Gilgamesch-Epos und geht auf den noch älteren Atraḫasis-Epos zurück.
Gilgamesch der König von Uruk ist auf der Suche nach Unsterblichkeit, dabei begegnet er Uta-napišti, der ihm von seinen Erlebnissen währen einer großen Flut erzählt[113].
Interessant und auffällig sind die Gemeinsamkeiten. Gott bzw. die Götter wollen die Menschheit vernichten und schicken eine Flut. Beide Protagonisten (Noah und Uta-napišti) werden gewarnt und beauftragt eine Arche zu bauen. Diese Arche soll Stockwerke haben und mit Pech abgedichtet werden. In der Arche werden Familie, Tiere und Vögel für die Rettung mitgenommen. Beide Personen lassen Vögel ausfliegen, um zu sehen, ob das Land bereits trocken ist und nachdem beide Archen auf einem Berg gelandet sind, bringen die Überlebenden ein Opfer.
Die Gemeinsamkeiten sind so stark und auffällig[114], dass eine jeweils eigenständige Entwicklung völlig unwahrscheinlich ist. Die Berichte müssen sich demnach gegenseitig beeinflusst haben. Zugespitzt gesagt: Entweder die Autoren der Bibel haben vom Gilgamesch-Epos abgeschrieben, oder die Babylonier haben von der Bibel abgeschrieben.
Die Frage ist nun, was hier wahrscheinlicher ist.
Bibel oder Babel?[115]
Von den Textfunden her sind jedenfalls die Keilschrifttexte älter als die biblischen Texte[116].
Die ältesten Bibeltexte sind aus Qumran. Dort fand man in der Höhle 6[117] Reste aus Gen. 6,13-21. Diese Fragmente sind sehr schlecht erhalten. Emanuel Tov datiert sie auf ca. 250-150 v. Chr.[118] Weitere Texte aus den Kapiteln 7-9 wurden in Qumran nicht gefunden.
Bezüge zur Sintflut findet man noch in 1Q20/1QapGen. Das ist ein apokrypher Bericht Noahs über die Sintflut in der Ich-Form. Eine Nacherzählung von Genesis findet sich noch in 4Q422 und ein Kommentar dazu in 4Q252. Diese Texte werden auf das 1. Jhdt. v. Chr. datiert[119].
Der älteste Fund des Atraḫasis-Epos wird aufgrund eines Kolophons auf die Regierungszeit von Hammurabis Urenkel Ammi-Saduqa (1646-1626 v. Chr.) datiert, wobei die Erzählung natürlich älter ist.[120] Die ältesten Funde des Gilgamesch-Epos datiert man auf ca. 1800 v. Chr.[121]
Beide Datierungen sind älter als der Exodus und die Niederschrift der Genesis!
Der Gilgamesch-Epos war weit verbreitet und es gibt Versionen in verschiedenen Sprachen (Akkadisch, Hurritisch und Hethitisch). Die meisten Textfunde stammen aus der Bibliothek des Aššurbanipal. Sämtliche dort gefundenen Keilschrifttafeln stammen aus dem 7. Jhdt. v. Chr.
Weitere Überlegungen:
Es ist jedenfalls nicht möglich, dass die Babylonier sich vom schriftlichen biblischen Bericht inspirieren ließen, denn die Niederschrift unter Mose geschah frühestens um 1500 v. Chr., da war das Gilgamesch-Epos aber bereits weit verbreitet. Die einzige Möglichkeit wäre, dass die Babylonier von der mündlichen Tradition der Sintfluterzählung der Juden gehört hatten. Nur wann und wo soll das stattgefunden haben? In Ägypten vielleicht? Sollten sich die Babylonier von einer Geschichte inspirieren lassen, die ihnen ausländische Sklaven erzählt haben? Oder hatten sie es von Abraham gehört?[122] Nur warum sollten die Babylonier einer Geschichte glauben, die ihnen ein abtrünniger, andersgläubige Nomade erzählt, der tausende Kilometer weit entfernt wohnt, und darauf ihre eigene Geschichte aufbauen?
Der umgekehrte Weg ist hier doch um einiges Wahrscheinlicher. Die Israeliten waren immerhin im babylonischen Exil und wurden dort in der Geschichte der Babylonier unterrichtet. Daniel und seine Freunde mussten beispielsweise die Schrift und Sprache der Chaldäer lernen (siehe Dan. 1,4). Das bedeutet, dass Sie die Keilschrift lernten und keilschriftliche Texte lasen. Mit ziemlicher Sicherheit war ihnen der Gilgamesch-Epos dadurch bekannt, vielleicht mussten sie ihn sogar abschreiben, so wie Schüler in Babylon es damals machten.[123]
Hier ist es dann überhaupt nicht abwegig anzunehmen, dass das Gedankengut der Israeliten durch die babylonische Geschichte und das Exil beeinflusst wurde und die Israeliten einiges von den Babyloniern übernommen haben. Es ist kein Geheimnis, dass die Monatsnamen des israelischen Kalenders auf die babylonische Gefangenschaft zurückzuführen sind. Der erste Monat im Judentum hieß Abib und wurde nach dem Exil in Nisan (vom akkadischen Nisanu[124]) umgetauft, ebenso die meisten anderen Monatsnamen. Des Weiteren wurden die Sprache und Schrift übernommen! Statt Hebräisch sprach man immer mehr Aramäisch. Nicht umsonst sind Teile des Buches Daniel in Aramäisch geschrieben. Statt mit Alt- bzw. Paläo-Hebräischen Buchstaben zu schreiben begann man in aramäischer Schrift zu schreiben[125] (der sog. Quadratschrift[126]). Man kann hier gut nachvollziehen, wie die Israeliten massiv von den Babyloniern beeinflusst wurden.
Es ist auch gut möglich, dass bei der Tempelzerstörung 568 v. Chr. die biblischen Aufzeichnungen, die man damals hatte, verloren gingen bzw. verbrannten. Unwahrscheinlich ist es, dass die Sklaven hier Papyrusrollen mitnehmen durften[127], denn es war ja gerade die Absicht der Babylonier die Sklaven zu assimilieren. Viele Juden waren dann bereits so assimiliert, dass sie gar nicht mehr nach Israel zurück wollten, nachdem ihnen Kyros es wieder erlaubte. Somit mussten wahrscheinlich die biblischen Berichte neu geschrieben werden[128] und es wäre nachvollziehbar, dass hier auch babylonische Geschichte mit einfloss[129].
Wie lassen sich die unterschiedlichen Maßangaben der Arche plausibel erklären?
Interessant ist, dass die Arche aus dem Gilgamesch-Epos ein Würfel von 60 x 60 x 60 Meter ist[130] und somit eine äußerst schlechte Schwimmstabilität aufweist. Wenn man davon ausgeht, dass der biblische Bericht der ältere ist, muss man sich fragen, warum die Babylonier den Text/Bericht so abänderten, dass aus einem schwimmstabilen Schiff ein schwimmunfähiger Würfel wird. Umgekehrt hingegen ist es wieder völlig nachvollziehbar. Die Israeliten merkten, dass die Maße in der Geschichte nicht stimmen konnten und änderten sie darum auf plausiblere Maße.
Es ist doch auch logisch, dass man beim Abschreiben eher etwas bewusst verbessert (siehe auch die LXX), als dass man etwas verschlechtert bzw. unglaubwürdiger macht.
Woolley, der mehrere antike Städte in Mesopotamien ausgegraben[131], und eine 3,5 Meter dicke Schlammschicht in Ur gefunden hat fasst zusammen: „Eine Schlammablagerung von drei und einem halben Meter im Maximum setzt wohl eine Fluthöhe von mindestens 7,5 Meter voraus. In dem ebenen, tiefliegenden Mesopotamien würde eine Überschwemmung von diesem Ausmaß ein Gebiet von ungefähr 500 km Länge und 150 km Breite überfluten. Das ganze fruchtbare Land zwischen den Elamischen Bergen und der hochgelegenen Syrischen Wüste wäre verschwunden, jedes Dorf wäre zerstört worden, und nur einige der alten Städte, die hoch auf ihren gemauerten Hügel lagen, wären der Katastrophe entgangen. […] Wir haben bewiesen, daß es wirklich eine Flut gegeben hat, und in Anbetracht der Tatsachen dürfen wir wohl behaupten, daß es sich um die Flut der sumerischen Königslisten und um die der sumerischen Legenden sowie der Geschichte des Alten Testamentes handelt. Natürlich brauchen nicht alle Einzelheiten der Geschichte wahr zu sein. Der Hintergrund jedoch ist eine historische Tatsache, aber der Moralist wie auch der Dichter haben den Bericht ausgeschmückt, um ihn ihren verschiedenen Zwecken anzupassen. […] Noah baute seine Arche aus leichtem mit Asphalt gedichtetem Holz. Zufällig fanden wir oben auf der Flutablagerung einen großen Klumpen Asphalt mit dem Abdruck des Korbes, in dem er verpackt gewesen war. So habe ich selbst in Hits am mittleren Euphrat beobachtet, wie der Asphalt für den Transport auf dem Strom in Körbe verpackt wird. Es war nicht eine allgemeine Sintflut, sondern eine riesige Flute im Tale des Euphrat und Tigris, die das ganze bewohnbare Land zwischen den Bergen und der Wüste überschwemmte. Aber für die Bewohner des Tales war das die ganze Welt. Der größte Teil jenes Volkes muß umgekommen sein, und nur wenige entmutigte Überlebende beobachteten von den Mauern der Stadt, wie die Wasser endlich zurückgingen. Kein Wunder, daß sie in dieser Katastrophe die Strafe der Götter für eine sündige Generation sahen und dieses Ereignis in einem religiösen Gedicht berichteten. Und wenn es einer Familie gelungen war, zu Schiff dem überschwemmten Tiefland zu entfliehen, so wurde das Familienoberhaupt natürlich zum Helden der Sage erwählt.“[132]
Der Bau der Arche
Maße der Arche
Die Bibel gibt die Maße der Arche in Gen. 6,15 mit 300 Ellen Länge, 50 Ellen Breite und 30 Ellen Höhe an[133]. Es ist jedoch unklar, wie lang eine Elle damals genau war.
Werner Gitt[134] gibt die Größe mit 43,75 cm an (berechnet anhand der angegebenen Maße des Siloah-Tunnels), Roger Liebi[135] beruft sich hingegen auf die althebräische Elle mit 52,5 cm.
Die Arche hatte demnach die Maße (L x B x H) von:
Kleine Elle: 131,25 x 21,86 x 13,13 Meter
Große Elle: 157,50 x 26,25 x 15,75 Meter
Das größte Holzschiff, dass nach der Arche, jemals gebaut wurde war die Wyoming[136]. Dieses Schiff hatte die Länge von 100,4 m (ohne Klüverbaum) und eine Breite von 15,2 m. Es war also um einiges kleiner als die Arche und musste trotzdem mit 90 Eisendiagonalbändern pro Seite und durch Eisenblechsegmente am Kiel verstärkt werden. Der Grund dafür ist, dass eine so großes Holzschiff ohne Verstärkung auseinanderbrechen würden.
Stabilität der Arche
In evangelikalen Werken wird oft der Beitrag „Das sonderbarste Schiff der Weltgeschichte“[137] von Werner Gitt zitiert. Hier kommt Gitt zu der Feststellung:
„Kein anderes als das biblisch bezeugte Breiten-zu-Höhen-Verhältnis hätte ausgeführt werden dürfen, um die beiden Einflussgrößen – hohe Schwimmstabilität und möglichst geringer Materialeinsatz – optimal zu kombinieren.“[138]
Hierzu sei folgendes angemerkt: Um die Berechnungen von Gitt nachvollziehen zu können muss man wohl Mathematiker oder Ingenieur sein. Mir war es jedenfalls nicht immer möglich ihnen exakt zu folgen. Zumal mir auch nicht klar ist, wie man eine Aussage zur Schwimmstabiliät machen kann, ohne die Länge des Schiffes in die Berechnung miteinzubeziehen.
Gitt berechnet den optimalen Materialeinsatz und kommt zu dem Ergebnis, dass dieser bei 0,5 (B/H) am geringsten ist (siehe Bild 5 in seinem Beitrag). Er erwähnt jedoch nicht, mit welchem Wert hier die Arche abschneidet. Rechnet man nach, kommt man auf den Wert 1,66, was sich deutlich von 0,5 unterscheidet. Damit hat Gitt indirekt nachgewiesen, dass die Arche jedenfalls schon mal keinen optimalen Materialeinsatz aufweist.
Warum Gitt sich hier überhaupt auf die Berechnung des geringen Materialeinsatzes stürzt leuchtet mir nicht ein. Noah hatte 120 Jahre lang Zeit und es wäre hier doch egal, ob er etwas mehr Bäume für die Arche benötigt. Wichtig bei der Arche ist allein die Stabilität und Festigkeit und nicht wie viele Bäume er dafür braucht.
Um die Schwimmstabiliät zu berechnet, muss Gitt Annahmen treffen![139] Diese trifft er natürlich genau so, dass am Ende seiner Berechnung ein optimaler Abszissenwert von B/H = 1,67 herauskommt, der überraschend gut mit den Maßen der biblischen Arche (B/H = 50/30 = 1,667) übereinstimmt. Eine Annahme die Gitt hier trifft ist die Eintauchtiefe h0/H der Arche, welche er mit 0,3 annimmt (also 30% der Arche sind unter Wasser). Bei einer Berechnung von Jan Hartmann[140] kommt dieser jedoch auf ein h0/H von 0,162 (Tiefgang von 2,43m bei einer Höhe der Arche von 15m). Setzt man diesen Wert in Gitts Formeln ein, kommt man natürlich auf ganz andere Werte (auf ein B/H von unter 1).
Der Tiefgang/Eintauchtiefe der Arche ist jedenfalls von der Beladung abhängig. Da man jedoch nicht wirklich weiß, wie schwer die Arche, die Tiere, die Nahrung und das beladene Frischwasser war, kann man hier eigentlich auch keine ernsthaften Aussagen treffen bzw. Berechnungen durchführen.
Waren die Maße der Arche aber wirklich optimal, wie es z. B. auch Martin Ernst[141] von Wort und Wissen und Roger Liebi[142] in ihren Vorträgen behaupten?
Die Arche weist eine Länge von 300 Ellen und eine Breite von 50 Ellen auf. Damit ergibt sich ein Längen-Breiten-Verhältnis von 1:6. Dies soll angeblich das optimale Verhältnis sein, welches auch heute noch bei Containerschiffen verwendet wird. Eine Überprüfung der verschiedenen Containerschiffgrößen der letzten 50 Jahre[143] zeigt jedoch, dass das Verhältnis zwischen 1:6,5 und 1:9,1 liegt. Kein Containerschiff weist hier das Verhältnis von 1:6 auf.
Eine längliche Form des Schiffes ist übrigens nur dann wichtig und relevant, wenn man es lenken kann (siehe nächstes Kapitel).
In folgendem kurzen Video https://www.youtube.com/watch?v=1O8wGjwyS7o (ein Beitrag aus einer National Geographic Doku von 2009) haben Wissenschaftler die Arche nachgebaut und sie einem Wellengang ausgesetzt. Wie man sehen kann, kentert die längliche Arche ziemlich schnell. Der Grund dafür ist, dass die Arche über keine Steuerung verfügt und somit manövrierunfähig ist. Die Wellen erwischen sie darum seitlich und bringen sie schlussendlich zum Kentern.
Im Video wird dann darauf hingewiesen, dass Ankersteine das Problem lösen könnten. Abgesehen davon, dass davon nichts im biblischen Bericht steht, sind die im Video gezeigten Ankersteine lediglich Grabsteine, wie Erwin Komarek auf seiner Webseite nachweist[144].
Interessant ist auch die Frage, warum es bis heute niemand geschafft hat einen schwimmfertigen Nachbau der Arche (aus reinem Holz) anzufertigen. Der Originalnachbau[145] der Arche vom Kreationisten und Präsidenten von Answers in Genesis Ken Ham[146] in Kentucky steht jedenfalls auf Land und der Nachbau[147] im Maßstab 1:2 vom Niederländer Johan Huibers[148] ist auf einem Prahm (eine flache Fähre) montiert.
Die bessere Alternative?
Betrachtet man heutige Rettungsinseln, die auf hoher See dem Wellengang ausgesetzt sind, und somit eine besonders hohe Stabilität gegen Kentern aufweisen müssen, so merkt man, dass diese entweder quadratisch oder rund sind. Der Grund dafür liegt wohl auf der Hand[149].
Schiffe kentern häufig dann, wenn sie seitlich von einer Welle getroffen werden (siehe Video im vorigen Kapitel). Darum benötigen Schiffe eine Steuerung, um auf die Wellen frontal zufahren zu können (hierfür eignet sich eine längliche Form des Schiffes). Hat das Schiff jedoch keine Steuerung, so wie die Rettungsinsel, eignet sich eine längliche Form nicht mehr, hier bietet eine quadratische oder runde Form mehr Stabilität.
Ohne viel berechnen zu müssen, sagt einem auch die Erfahrung, dass ein „Boot“ mit einer Größe von 100 x 100 x 4 Metern eine besseren Schwimmstabiliät aufweist als die Arche! Es hat eine ähnlich große Fläche und ähnliches Volumen wie die Arche. Da es keine Stockwerke hat, wäre es auch einfacher zum Herstellen gewesen.
Abbildung 6: Symbolbild einer schwimmstabileren „Arche“
Allein an dieser Überlegung sieht man schon, dass die Aussage „die Arche bietet die beste Schwimmstabiliät, weil Gott sie entworfen hat“ nicht stimmen kann.
Vor einigen Jahren hat der Assyriologe Irving Finkel eine 3700 Jahre alte Keilschrift-Tontafel entdeckt. Auf ihr befindet sich eine Variante des Gilgamesch bzw. Atraḫasis-Epos. Besonders interessant sind die dort angegebenen Maße der Arche. Sie ist rund und hat eine Fläche von 3600m² (zwei Dritteln eines Fußballfeldes)[150]. Die Arche ähnelt damit einer überdimensionierten Guffa[151] (ein rundes Korbboot, welches man aus Assyrien kennt). Er hat die Arche im Maßstab 1:5 nachbauen lassen. Über den Fund und den Nachbau berichtet er in einem Vortrag im British Museum. Hier eine Aufzeichnung davon: https://www.youtube.com/watch?v=s_fkpZSnz2I
Abbildung 7: Irving Finkels Team auf der Arche
Baumaterial der Arche
Welches Holz verwendete Noah? In Gen. 6,14 heißt es „Mache dir eine Arche aus Gopherholz[152]“. Die Bezeichnung עֲצֵי־גֹ֔פֶר (atsei-gopher) kommt in der Bibel jedoch nur hier vor. Somit ist nicht klar, welches Holz hier eigentlich gemeint ist!
Stabile Bäume gibt es außerdem erst seit dem Oberkarbon[153]. Es ist schwer vorstellbar, dass Noah mit farnähnlichen Bäumen eine stabile Arche bauen konnte, wenn man davon ausgeht, die Sintflut hätte vor dem Karbon stattgefunden.
Hier stellt sich nebenbei auch die Frage, ob der Baum der Erkenntnis wirklich ein Baum war, wie wir uns das heute vorstellen. Wenn es ein Baum war, der Früchte trug, folgt daraus, dass sich die geologischen Schichten des Präkambrium, Kambrium, Ordovizium, Silur und Devon vor dem Sündenfall gebildet haben müssen. Hier hat man jedoch das Problem, dass sich in diesen Schichten bereits tierische Fossilien befinden, was wiederum der Bibel widerspricht, wonach es vor dem Sündenfall ja noch keinen Tod gab (Röm. 5,12-14).
Abbildung 8: Evolution der Bäume
Ähnlich verhält es sich auch mit dem Pech/Asphalt/Harz (Gen. 6,14) mit welchem Noah die Arche wasserdicht bekommen sollte. Das Wort כֹּפֶר (kopher) welches hier verwendet wird, wird an anderen Stellen mit Lösegeld oder Sühne[154] übersetzt. Aus dem assyrischen kenn man das Wort kupru (hat dieselben Konsonanten), welches dort die Bedeutung Erdpech hat. Tatsächlich gibt es in Mesopotamien Naturasphaltvorkommen und so wurden bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. von Europa bis Indien Schiffe mit Naturasphalt abgedichtet.[155] Asphalt (Erdpech) und Bitumen besteht jedoch aus Erdöl bzw. Kerogen und dieses wiederrum aus abgestorbenen Meereskleinstlebewesen, die sich am Meeresboden ansammeln. Es benötigt dann Druck und Hitze, damit das Endprodukt entstehen kann und dieses muss dann auch noch irgendwie an die Oberfläche gelangen, damit man es abbauen kann.
In der irakischen Stadt Hīt gab es leicht erschließbare Vorkommen von Bitumen und es konnte dort bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. gefördert werden[156]. Das asphaltführende Sediment von Hīt wird jedoch ins Miozän (Jungtertiär) gestellt.[157] Zu diesem Zeitpunkt waren aber bereits sämtliche Dinosaurier ausgestorben und die Artenvielfalt enorm. Vermutlich würde niemand die Sintflut hier einordnen.
Die Vermutung es wurde Copal (Baumharz) verwendet ist praktisch unwahrscheinlich. Erstens gibt es keinen Nachweis, dass Baumharz als Dichtungsmaterial verwendet wurde und zweitens lässt es sich nicht wirklich gut verarbeiten.
Man kann sich auch noch die Frage stellen, ob Noah bereits Eisenwerkzeug wie Sägen und Hämmer für den Bau zur Verfügung standen, oder generell Eisen, um das Holz-Gerüst der Arche zu verstärken. Zwar wird Eisenverarbeitung bereits bei Tubal-Kain in Gen. 4,22 erwähnt (um 3.500 v. Chr.?), jedoch scheint dies ziemlich früh. Jedenfalls gibt es keine Funde von Eisenwerkzeug aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Wenn Noah und seinen Söhnen die Eisenverarbeitung bekannt war, was die meisten Christen behaupten, stellt sich die Frage warum das Wissen darüber nach der Sintflut anscheinend verloren ging.
Wenn Noah Schiffe bauen konnte, Werkzeuge hatte, seine Vorfahren bereits Städte erbauten und Eisen schmiedeten, er dieses Wissen sicher seinen Söhnen weitergab, wieso leben bzw. lebten dann die meisten Ureinwohner (die ja alle von Noah abstammen müssen) wie Jäger und Sammler?
Die Tiere auf der Arche
Ein Argument, wenn es darum geht, ob alle Tiere in die Arche passten, lautet, dass Noah nur die Grundtypen mit in die Arche nahm. Also z. B. ein Ur-Katzenartiges Tier, aus welchem sich dann die Hyänen, Mangusten, Leoparden, Löwen und auch die Hauskatze entwickelt hat.
So heißt es auch bei Drüeke „Noah nahm vielleicht nur ein Paar ‚Urhundeartige‘ mit, aus dem sich dann nach der Sintflut die Füchse, Kojoten, Wölfe und Haushunde herausgebildet haben könnten.“[158]
Jedoch zeigt sich, dass im Alten Ägypten im 4. Jahrtausend v. Chr. bereits die unterschiedlichsten Tier-Unterarten vertreten waren.
Im Folgenden sieht man das Messer vom Gebel el-Arak[159] welches aus der Prädynastik stammt (um 3200 v. Chr.). Hier sieht man in der zweiten Reihe Hunde abgebildet, die Halsbänder tragen. In der letzten Reihe sogar einen anderen Hund, der an einer Leine geführt wird. Ebenso sind Löwe, Gazelle, Steinbock und Rind erkennbar.
Abbildung 9: Messer vom Gebel el-Arak
Ein weiteres Beispiel ist folgendes Artefakt, auf welchem die Königstitel von Snofru abgebildet, welcher in der 4. Dynastie (ca. 2670 bis 2620 v. Chr.) regierte. Gut erkennbar sind eine Biene, Kobra, Geier und Falke.
Abbildung 10: Darstellung von Tieren im alten Ägypten
Bienen und Honig gab bereits es im alten Ägypten um 3000 v. Chr. Man hat Tontöpfe aus der 1. Dynastie gefunden, auf welcher eine Hieroglyphe in Form einer „Biene“ abgebildet ist. Einen Beleg für Bienenzucht[160] findet man spätestens in der 5. Dynastie in der Weltkammer des Sonnenheiligtums des Niuserre (2455 bis 2420 v. Chr.).
Des Weiteren ist die Biene das Symbol für Unterägypten und wurde ab der Reichseinigung (um 2980 v. Chr.) auch als Thronname[161] der Pharaonen angeführt.
Was hat Noah nun auf die Arche mitgenommen? Hatte er zwei Bienen dabei? Falls ja, müsste es eine Königin und eine Drohne gewesen sein (männlich und weiblich). Die Drohne stirbt jedoch nach der Begattung der Königin und die Königin kann ohne ein Volk nicht überleben.
Wenn man der Meinung ist Noah hatte einen Grundtyp der Bienen mitgenommen, welche Art soll das gewesen sein? Die Überfamilie der Bienen sind die Apoidea mit heute 30.000 Arten und diese gehören zu den Stechimmen, von welcher heute ca. 50.000 Arten existieren. Es ist unmöglich, dass sich nach der Sintflut innerhalb kürzester Zeit aus dem Grundtyp die unterschiedlichen Arten wie Honigbiene, Hummel, Wespe und Hornisse gebildet haben, zumal die Biene von der Wespe abstammt[162].
Andere Tiere, die man auf ägyptischen Abbildungen findet, sind vor allem heilige Tiere, die auch als Götter verehrt wurden.
Gottheit | Tier |
Sobek | Krokodil |
Mafdet, Kenmet | Panther |
Sachmet, Menhit, Mehit, Mahes, Pachet, Repit, Ruti | Löwe |
Bastet | Katze |
Horus, Haroeris, Month, Re | Falke |
Nechbet | Geier |
Thot | Ibis oder Pavian |
Renenutet, Wadjet | Schlange |
Apophis | Schlange oder Schildkröte |
Ba-djedet, Chnum | Widder |
Benu | Purpurreiher |
Chepre | Skarabäus (Mistkäfer) |
Gengen Wer, Geb | Gans |
Hededet | Skorpion |
Hatmehit | Fisch (vermutlich ein Wels) |
Heket | Frosch |
Ipet, Taweret | Nilpferd |
Janiu | Pavian |
Kakau, Mnevis, Tjaisepef | Stier |
Sepa | Tausendfüßer |
Unut | Hase |
Upuaut | Schakal oder Hund |
Die Liste[163] ist bei weitem nicht vollständig.
Allein die Tatsache, dass man bereits in der Frühzeit des Alten Ägypten (wir reden hier um 4. Jahrtausend v. Chr.) bereits zwischen Panther und Löwe unterschieden wurde, zeigt dass die Behauptung, Noah nahm nur einen Grundtyp mit auf die Arche, sich zeitlich nicht ausgeht!
Eine weitere Frage in diesem Zusammenhang wäre, welche Dinosaurierart Noah mitnahm. Eine Studie von Dale A. Russell[164] schätzt die Zahl der unterschiedlichen Dinosaurier-Arten auf ca. 3400, von welcher circa die Hälfte fossil wissenschaftlich nachweisbar sind[165]. Diese große Anzahl kann sich unmöglich erst nach der Sintflut durch Mikroevolution entwickelt haben! Die Idee, dass Noah nur zwei Ur-Saurier mitnahm ist hier völlig abwegig.
Entweder Noah nahm wesentlich mehr Arten mit auf die Arche, was dann angesichts der vielen unterschiedlichen Dinosaurier[166] hier aber tatsächlich zu einem Platzproblem geführt hätte oder Noah nahm nur ein Paar mit und alle tausenden anderen Dinosaurier Arten mussten sterben[167]. Dies würde aber dem Befehl Gottes in Gen. 6,19 widersprechen, in welchem es heißt, dass Noah von allem Lebendigen, von allem Fleisch, je zwei mit in die Arche bringen soll.
Weil dies ein Problem darstellt, schreibt Drüeke „Viel wahrscheinlicher aber ist, dass die riesigen Dinosaurier auch als Jungtiere gar nicht in der Arche waren und als Wassertiere überleben konnten“[168]. Wie stellt Drüeke sich das vor, dass die Dinosaurier, die größtenteils Landlebewesen waren, ein Jahr lang auf hoher, stürmischer See überlebt haben sollen? Und wozu braucht es dann eine Arche, wenn die Tiere eh außerhalb auch überleben konnten? Das Argument hier ist: Alles was nicht in die Arche passte muss wohl außerhalb überlebt haben (seiner Meinung nach auch die Insekten).
Laut dem biblischen Bericht ist es Noahs Aufgabe die Tiere auszusuchen und in die Arche zu bringen (Gen. 6,19; 7,2). Wenn hingegen Gott dafür zuständig wäre, wäre es unnötig Noah mehrfach darüber zu informieren, welche Tiere und wie viele Paare er mitnehmen soll. Nun stellt sich aber die Frage, wie Noah das Geschlecht bei Insekten auseinanderhalten konnte. Woher wusste er welche Ameise oder welche Fliege männlich und welche weiblich ist. Wie entschied Noah sich bei Arten, die asexuell, parthenogenetisch (nur ein Geschlecht) oder hermaphrodit (Zwitter) sind? Woher wusste Noah, dass es von diesen Arten keine unterschiedlichen Geschlechter gab? Er müsste bei zig Arten jedes Mal bei Gott nachgefragt haben, um sich zu versichern, dass er eh die richtigen zwei Exemplare eingesammelt hat.
Manche Arten sind auch nur in einem Volk überlebensfähig (z. B. Ameisen, Termiten, Bienen). Nahm er da trotzdem nur ein Paar mit?
Da es eher unwahrscheinlich ist, dass Noah alle Arten selbst eingesammelt hat, wird dies dann lieber doch Gott zugeschrieben. D.h. Gott ließ die Tiere auf übernatürliche Weise zur Arche kommen. Das widerspricht zwar dem Bibeltext, scheint hier beim Lesen aber niemanden zu stören.
Sintflutmodelle und Sintflutgeologie[169]
Ein akzeptables, biblisches Sintflutmodell muss erklären, wie die derzeitigen geologischen Schichten inklusive ihrer darin enthaltenen Fossilien zustande kamen. Die herkömmliche Geologie setzt dafür einen Zeitraum von ca. 470 Millionen Jahren an (Kambrium bis Kreide). Je nach Sintflutmodell müssten alle diese Ablagerungen aber innerhalb eines Jahres, während der Sintflut entstanden sein. Die geologischen Schichten weisen Schichtfolgen von mehreren Kilometern Dicke auf. Auch hier muss erklärt werden, woher diese riesigen Mengen an Sediment herkommen.
Ebenso wäre zu erklären, wie es zu der geordneten Abfolge innerhalb der Schichten kam[170]. Man findet von unten nach oben: Wirbellose – Fische – Amphibien – Reptilien – Säugetiere – Menschen. Christen haben darauf keine Antwort. Siehe dazu auch das Eingeständnis von Dr. Harald Binder.
Abbildung 11: Geologische Zeitskala
Das Problem von Kreationisten ist, dass sie kein funktionierendes biblisches Sintflutmodell haben!
Die angebotenen Modelle sind höchst unterschiedlich. Von „die Sintflut hat überhaupt keine Spuren in den Gesteinen hinterlassen“ bis zu „es gab schon vor der Sintflut lokale Überschwemmungen und Katastrophen“ (Devon-Jura-Modell) ist alles dabei.
Modelle wie das Kambrium-Tertiär-Modell, dass Kambrium-Kreide-Modell oder Kambrium-Perm-Modell haben aber alle unlösbare Probleme und widersprechen den fossilen Funden und den Gesteinsablagerungen.
So gut wie alle Modelle haben Erklärungslücken bzw. unlösbare Probleme. Die Hauptprobleme sind nachweisbare Trockenperioden zwischen den Gesteinsschichten (sog. Trockenrisse), das Wachsen von Riffen und Korallen, Fußspuren bzw. Gelege von Landbewohnern innerhalb der Schichten oder die nachweisliche Entwicklung der Graptolithen, welche nicht innerhalb eines Sintflutjahres stattfinden konnte.[171]
Aufgrund dieser unlösbaren Problematik gibt auch die Studiengemeinschaft Wort und Wissen offiziell zu: „Es wurden Belege für vielfache Unterbrechungen des Ablagerungsgeschehens genannt (s. 3.1). Sie treten in allen größeren Schichtabschnitten seit dem Kambrium auf; ihre Bildung kann im Sintflutjahr nicht verstanden werden. Vielmehr überschreitet die Gesamtentstehungszeit aller fossilführenden Schichtgesteine vom Kambrium bis zum Quartär das Sintflutjahr beträchtlich.“[172]
Man versucht nun die geologischen Schichten in die Zeit zwischen Sündenfall und Sintflut zu packen.[173] Jedoch fehlen auch hier plausible Antworten auf die oben angeschnittenen Probleme und es ist völlig unklar, wie kilometerdicke Sedimentschichten des Phanerozoikums innerhalb von ca. 1600 Jahren (von Adam bis Noah) entstanden sein sollen, zumal man ja auch annimmt, dass es vor der Sintflut noch keinen Regen gab[174] (vgl. Gen. 2,5 u. 9,16). Auch das Hauptproblem, wann die Sintflut dann eigentlich stattgefunden haben soll bleibt ungelöst. So heißt es: „Die überaus schwierige Frage, welcher Abschnitt der Schichtenfolge das Sintflutjahr repräsentiert, kann aus unserer Sicht bisher nicht wirklich beantwortet werden.“[175] und auch Drüeke schreibt „Bis heute ist es nicht gelungen, einzelne geologische Schichten eindeutig dem Sintflutjahr zuzuordnen“[176] und „Der Versuch, die naturwissenschaftlichen Interpretationen lückenlos mit dem biblischen Bericht zu korrelieren, gelingt zurzeit nicht befriedigend.“[177]
Gab es in der 2. Auflage des Buches „Sintflut und Geologie“ noch ein eigenes Kapitel, wo „aktuelle“ Sinflutmodelle vorgestellt und diskutiert wurden[178], so verschwand dieses Kapitel in der 4. Auflage. Von Wort und Wissen wird in der aktuellen Auflage zugegeben, dass es ihrerseits noch nicht einmal eine Hypothese dazu gibt. So heißt es: „Die Arbeitsgruppe Geowissenschaften bei Wort und Wissen befasst sich vornehmlich mit biblisch-urgeschichtlicher Geologie und setzt sich selbstverständlich auch mit sintflutgeologischen Vorstellungen auseinander. Dabei handelt es sich aber u.E. lediglich um Ideen, da sie aufgrund mangelnder Plausibilität noch keinen Hypothesen-Charakter erreicht haben. … Von den meisten Mitarbeitern werden die bisherigen ‚Modelle‘ jedoch als unzureichend erachtet, und es gibt tiefgreifende Bedenken, ob es derzeit überhaupt sinnvoll und redlich ist, eine sintflutgeologische Idee nach außen zu vertreten.“[179]
Des Weiteren wird zugegeben:
„Wir können nicht schlüssig aufweisen, wo Beginn und Ende der Sintflut in der geologischen Überlieferung liegen. Es ist unklar, wie die gewaltigen geologischen Prozesse wie etwa die Plattentektonik (Kontinentaldrift) oder die Abkühlung riesiger Magmamassen im biblischen Kurzzeitrahmen erklärt werden sollen. Viele Fragen sind auch offen, wenn es um die Bildung der Menschenrassen, die nachsintflutliche kulturelle Entfaltung der Menschheit und ihre Ausbreitung und um die Deutung vieler archäologischer Befunde im biblisch überlieferten Rahmen geht.“[180]
„Insgesamt scheint es aber doch so, daß die Evolutionstheoretiker in vielen Bereichen Theorien oder Modelle vorweisen können, die nicht selten plausibler erscheinen als unsere eigenen Überlegungen. Dagegen fehlen der Schöpfungslehre besonders im Bereich der Kosmologie, Geowissenschaften und Paläontologie in sich stimmige Gesamt-Szenarien. Wenn es darum geht, die gesamte in 1 Mose 1 – 11 geschilderte biblische Urgeschichte vom Sündenfall, der Sintflut und der Völkerzerstreuung nach dem Versuch des Turmbaus zu Babel mit den Daten der Naturwissenschaften zusammenzubringen, treten große Schwierigkeiten auf.“[181]
„Wenn wir ehrlich sind, müssen wir öfter unser Nichtwissen einräumen, als uns lieb ist.“[182]
Die hier genannten Fakten deuten meiner Meinung nach darauf hin, dass es eine einjährige Sintflut nicht gegeben hat. Darum ist es auch klar, dass selbst christliche Geologen die Sintflut keiner geologischen Schicht zuordnen können. Hätte es eine weltweite katastrophale Flut gegeben, so wie die Bibel sie beschreibt, müsste sich dies auch in der Geologie widerspiegeln – das tut es jedoch nicht!
Sonstige Ungereimtheiten und offene Fragen
Als Gott zu Noah sprach, musste dieser schon Söhne haben (Gen. 6,18), auch der Kontext macht das klar (6,10). Wenn aber Noah erst nach der Zeugung seiner Söhne, also 100 Jahre vor der Flut (5,32), anfing die Arche zu bauen, wie können dann die 120 Jahre in 6,4 eine Gnadenfrist für die Menschen sein?
Die Flut endete im 601. Lebensjahr von Noah (8,13) und Sem zeugte seinen ersten Sohn 2 Jahre nach der Flut, also im 603. Lebensjahr Noahs und er war dabei 100 Jahre alt (11,10). Demnach wurde Sem im 503. Lebensjahr Noahs gezeugt. Damit stimmt die Angabe in 5,32 nicht oder Sem war nicht der Erstgeborene.
Etwas ungewöhnlich ist auch, dass Noah 500 Jahre lang keine Kinder zeugt, dann schnell 3 Kinder zeugt (innerhalb 100 Jahre) und dann weitere 350 Jahre keine Kinder mehr bekommt. Dass er noch weitere Söhne zeugte ist nach 1. Mose 6,10 und 1. Chronik 1,4 eigentlich ausgeschlossen.
Noah hatte 7 Tage Zeit die Arche zu beladen (Gen. 7,4). Hier stellt sich nicht die Frage, wie die ganzen Tiere zur Arche kamen, denn dies schreibt jeder Exeget Gott zu. Die Frage ist eher, wie Noah so schnell die rießen Mengen an Nahrung und Trinkwasser auf die Arche bekam.
Noah wusste ja nicht, wann die Flut kam und konnte somit nicht vorab die Arche beladen. Die Nahrung würde ja auch verderben. Als Gott zu ihm sprach, hatte er 7 Tage Zeit, um alles fertig zu bekommen. Der Biologe John Woodmorappe „berechnete“, dass Noah ca. 2.500 Tonnen an Nahrung und 4.100 Tonnen an Trinkwasser mitnehmen musste[183]. Die Frage ist, wie er diese Masse so schnell auf die Arche bekam.
Bei der Frage, ob es Noah und seiner Familie überhaupt möglich war zigtausend Tiere zu versorgen und den Mist zu beseitigen wird oft eingewendet, dass die Tiere ja möglicherweise in einen Winterschlaf gefallen sind[184]. Dies würde jedoch Gen. 6,21 widersprechen, wo Gott Noah befiehlt Nahrung mitzunehmen, um die Tiere damit zu versorgen. Wären die Tiere in einen Winterschlaf gefallen, hätte Gott Noah nicht damit beauftragen müssen Nahrung für sie mitzunehmen.
Und wovon ernährten sich eigentlich die Fleischfresser während und nach der Sintflut? Was fraß der Löwe, als er aus der Arche stieg?
Laut Gen. 6,19-20 soll Noah ein Männchen und ein Weibchen in die Arche führen. Was machte er jedoch bei Hermaphroditen (Zwitter)?
Und woher wusste er welche Tiere männlich und welche weiblich sind? Gerade beim
"Gewürm des Erdbodens" ist das für den Menschen nicht gerade ersichtlich.
Nachdem die Flut vorüber war schickte Gott als Zeichen des ewigen Bundes einen Regenbogen[185]. Da es diesen anscheinend davor noch nicht gab und er ihn hier als Zeichen einsetzte muss er die physikalischen Gesetze der Lichtbrechung geändert haben. Warum Gott den Bund auch mit den Tieren schließt ist fraglich. Ebenso fraglich ist, ob Gott wirklich immer an seinen Bund denkt, niemanden mehr durch eine Flut zu vernichten, wenn irgendwo auf der Welt ein Regenbogen erscheint. Demnach müsste Gott andauernd an seinen Bund denken (denn irgendwo auf der Welt regnet es immer) und trotzdem gibt es jedes Jahr genügend Überflutungen bei denen zahlreiche Menschen sterben. Natürlich wird man einwenden und sagen der Bund bezieht sich nicht auf kleine Fluten, sondern auf eine vergleichbare gewaltige Sintflut, wo alle Menschen sterben. Der Bund und der Regenbogen ist dann aber völlig unnötig, da sich Gott in Zukunft einfach eine andere Strafe aussucht, nämlich Feuer (2. Petr. 3,10-13).
Wenn sich nach der Sintflut die Tiere vom Berg Ararat über die gesamte Erde ausbreiteten, warum findet man dann Kängurus nur in Australien und auch keine Känguru-Knochen auf irgendwelchen anderen Kontinenten? Das gleiche gilt für Eisbären in der Arktis und Pinguine in der Antarktis.
Wie kamen die Koalas, die ausschließlich Eukalyptusblätter fressen, nach Australien – ohne zu verhungern?[186]
„Würde die Noah-Geschichte stimmen, wäre eine graduell abgestufte Artendichte zu erwarten: Das Mannigfaltigkeitszentrum müsste um den Berg Ararat herum liegen und dann, in Abhängigkeit von der Mobilität der Arten, in konzentrischen Kreisen mit der Entfernung abnehmen. In Wahrheit jedoch sind gerade die immobilsten Tiere oft am Weitesten von diesem imaginären Landungspunkt der Arche entfernt. Zudem wäre man gezwungen anzunehmen, dass z.B. alle Pinguine zum Südpol gewatschelt sind und kein einziger zum Nordpol, wo sie vergleichbare Lebensbedingungen vorgefunden hätten.“[187]
Wie konnten Krankheitserreger als Paar auf der Arche überleben? Viele Krankheitserreger können nur im Menschen oder in Tieren überleben. Masernviren beispielsweise können nicht mehr als ein paar Wochen in einer Population überleben, die weniger als 250.000 Individuen aufweist.[188] Vermutlich hätte auch niemand etwas dagegen gehabt, wenn Krankheitserreger, Stechmücken und Zecken bei der Sintflut vernichtet worden wären. Warum hat Gott diese Tiere gerettet?
Da es nicht genügend Wasser auf diesem Planeten gibt, um die gesamte Erde 8875 Meter zu überfluten, meint man, dass die hohen Berge erst nach der Sintflut entstanden sind. Zumindest muss aber der Ararat (5137 m) völlig unter Wasser gestanden sein, da ja darauf die Arche landete und es der höchste Berg in der Gegend war. Pro Meter Wasser steigt der Wasserdruck jedoch um 0,1 Bar. Da stellt sich nun die Frage, wie eigentlich die Vegetation (Bäume, Sträucher, Blumen udgl.) ein Jahr unter Wasser bei mindestens 500 Bar Druck und völliger Dunkelheit überleben konnte. Innerhalb kürzester Zeit brachte die Taube auch ein frisches Olivenblatt herbei (Gen. 9,11).
„Der schlagendste Beweis gegen die Existenz einer biblischen Sintflut ist die enorme Artenvielfalt von Fauna und Flora. Sie würde es heute nicht geben, wenn sich vor wenigen Tausend Jahren weltweit eine Katastrophe "biblischen Ausmaßes" ereignet hätte. Denn eine Radiation dieses Ausmaßes ist innerhalb nur weniger Jahrtausende nach einem solchen Extinktionsereignis biologisch nicht vorstellbar.“[189]
Die Theorie einer vorzeitlichen Schutzhülle aus Wasser bzw. eines „Himmelozeans“[190] (Gen. 1,6-7) scheitert daran, dass es auf der Erde dann dunkel und kalt gewesen wäre, denn Wasser absorbiert das Sonnenlicht (darum ist es spätestens 60 Meter unter Wasser völlig dunkel).[191]
Wo sind die ganzen Fossilien der Menschen, die bei der Sintflut gestorben sind? Die Antwort von Drüeke in (Drüeke, 2015, S. 115) lautet: „Gott hat dafür gesorgt, dass von dem Menschen keine Spuren aus damaliger Zeit mehr existieren und dass die Lebensräume der Menschen von damals nicht überliefert worden sind.“ Ernsthaft? Gott hat also absichtlich die Fossilen verschwinden lassen? Warum sollte er das machen? Um uns auf eine falsche Fährte (Evolution) zu locken?
Warum findet man keinen Hinweis auf eine Sintflut in Eis-Bohrkernen oder in Jahresringen von Bäumen?
Wenn die Flut global war, gibt es dann nicht ein Problem mit Süß- und Salzwasserfischen? Die Wasser der Flut, wenn sie von oben und unten kamen, waren vermutlich Süßwasser. Das Wasser im Mehr war Salzwasser. Das Wasser der Flut war demnach eine Vermischung. Wäre so etwas nicht tödlich für die Fische?
Auf welche Zeit würde man die vulkanischen Aktivitäten des Mondes einordnen? Der Mond hat eine Kruste, die sich aus einem Magmaozean gebildet hat. Die Auskristallation des Mantelgesteins dauert mehrere Millionen Jahre. Wann sollen die ganzen Krater am Mond entstanden sein? Während der Sintflut? Warum trägt der Mond dann auch Krater auf der uns zugewandten Seite?
Wie passen die verschiedenen Eiszeiten in ein biblisches Sintflutmodell? Wann soll denn die Sturtische, die Marinoische, die Hirnantische oder die Karoo Eiszeit stattgefunden haben?
„Eine weltweite Überflutung hätte den grönländischen Eisschild aufgrund des Auftriebs ‚aus den Angeln‘ heben und abtransportieren müssen. Eine Neubildung, dieses Eisschildes nach der Flut, wäre aufgrund des zu warmen Klimas der letzten 4.400 Jahre nicht möglich gewesen.“[192]
Bestimmte Bereiche der Erdoberfläche weisen eindeutig darauf hin, dass sie nicht unter Wasser standen. Zum Beispiel gibt es in der Auvergne (Frankreich) Kegel aus loser Schlacke und Asche von Vulkanen, die Tausende von Jahren älter sind als die Flut und doch zeigen sie keine Anzeichen dafür, dass sie von den Fluten ausgewaschen oder gestört wurden.[193]
Weitere Argumente, die gegen eine weltweite Flut sprechen findet man hier:
- Was spricht gegen eine weltweite Sintflut?
- Die biblische Sintflut: Mythos oder Wirklichkeit?
- The Fatal Flaws of Flood Geology
- Flood geology (Modern geology and flood geology)
- Global flood auf RationalWiki
- Disproves Noah's Flood by Aron Ra
- Artikelsammlung zum Thema Sintflut und Kreationismus
- A Christian Geologist Explains Why the Earth Cannot Be 6,000 Years Old
Zu guter Letzt noch ein paar Gedanken von Richard Dawkins aus dem Buch „Die Schöpfungslüge“ (S. 303-306):
„Warum sollten alle diese Beuteltiere – von winzigen Beutelmäusen über Koalas und Ohrenbeuteldachse bis zu den Riesenkängurus und Diprodonten – in großer Zahl vom Berg Ararat nach Australien gewandert sein, während keine Eutheria (Anm. Plazentatiere) das Gleiche taten? Welchen Weg nahmen sie? Und warum machte kein einziges Mitglied ihrer langen Karawane unterwegs Station, um sich an Ort und Stelle niederzulassen, beispielsweise in Indien, in China oder an irgendeinem Zufluchtsort entlang der Seidenstraße? Warum marschierte diese gesamte Ordnung der Edentata (sämtliche 20 Arten von Gürteltieren, darunter das ausgestorbene Riesengürteltier, alle sechs Faultierarten einschließlich der ausgestorbenen Riesenfaultiere und alle vier Arten von Armeisenfressern) gradewegs nach Südamerika, ohne unterwegs auch nur eine einzige Spur zu hinterlassen – nicht Haut, noch Haar, noch eine Platte der Körperpanzerung? Warum schloss sich ihnen die gesamte Nagetier-Unterordnung der Caviomorpha an, zu denen Meerschweinchen, Agutis, Pakas, Pampashasen, Wasserschweine, Chinchillas und viele andere gehören – eine große Gruppe typisch südamerikanischer Nagetiere, die sonst nirgendwo vorkommen? Warum landet eine ganze Unterordnung der Kleinaffen, die Breitnasenaffen oder Platyrhini, ausschließlich in Südamerika und sonst nirgendwo? Hätten sich nicht wenigstens ein paar von ihnen sich in Afrika oder Asien den Schmalnasenaffen oder Catarrhini anschließen können? Und hätten nicht mindestens eine Spezies von Schmalnasenaffen auch ihren Weg zusammen mit den Breitnasenaffen in die Neue Welt finden müssen? Warum unternahm alle Pinguine die lange Watschelwanderung nach Sünden in die Antarktis, und nicht ein einziger begab sich in die für sie ebenso angenehme Arktis?
Ein vorzeitlicher Lemur, auch er vermutlich nur eine einzige Spezies, fand sich in Madagaskar wieder. Heute gibt es dort 37 Lemurenarten (und zusätzlich einige ausgestorbene). Das Größenspektrum reicht vom Mausmaki, der kleiner ist als ein Hamster bis zum Riesenlemur, der noch einen Gorilla überragt und an einen Bären erinnert – und erst vor recht kurzer Zeit ausstarb. Und sie alle, jeder Einzelne von ihnen, sind in Madagaskar zu Hause. Lemuren gibt es sonst nirgendwo auf der Erde, und in Madagaskar leben keine Kleinaffen. Wie um alles in der Welt sollen diese Verhältnisse nach Ansicht der Geschichtsleugner entstanden sein? Stiegen alle 37 oder mehr Lemurenarten in einem Trupp von Noahs Gangway herab, um dann erhobenen Hauptes nach Madagaskar zu ziehen, wobei auf der ganzen Länge und Breite der Afrikareise kein einziger Abweichler am Wegesrand zurückblieb?
Warum sollte ein allmächtiger Schöpfer sich entschließen, seine sorgfältig gestalteten Arten auf Inseln und Kontinenten genau nach den Prinzipen zu verteilen, die unwiderstehlich die Vermutung nahelegen, dass sie durch Evolution entstanden sind und sich von ihrem Entstehungsort aus verbreitet haben? Warum sollte er die Lemuren nach Madagaskar und sonst nirgendwo hinsetzen? Warum siedelte er die Breitnasenaffen ausschließlich in Südamerika an, die Schmalnasenaffen nur in Afrika und Asien? Warum gibt es in Neuseeland keine Säugetiere mit Ausnahme der Fledermäuse, die dorthin fliegen konnten? Warum ähneln die Tiere auf Inselketten den Arten auf Nachbarinseln am stärksten, und warum ähneln sie fast immer – weniger stark, aber immer noch unverkennbar – denen auf dem nächstgelegenen Kontinent oder der nächsten großen Insel? Warum siedelte der Schöpfer die Beuteltiere nur in Australien an, wiederum mit Ausnahme der Fledermäuse, die dorthin fliegen konnten, und mit Ausnahme jener, die mit von Menschen gemachten Kanus eintrafen? Wenn wir alle Kontinente und alle Inseln betrachten, jeden See und jeden Fluss, jeden Berggipfel und jedes Gebirgstal, jeden Wald und jede Wüste, lässt sich die Verteilung der Tiere und Pflanzen nur auf eine Weise sinnvoll erklären, nämlich indem wir Darwins Erkenntnissen … folgen“
Tabelle Chronologie
Name / Ereignis | Zeit in Jahren | Geburtsjahr | Datum v. Chr. | Bibelstelle |
Adam | 130 | 0 | 3900 | Genesis 5,3 |
Seth | 105 | 130 | 3770 | Genesis 5,3 |
Enosch | 90 | 235 | 3665 | Genesis 5,6 |
Kenan | 70 | 325 | 3575 | Genesis 5,9 |
Mahalaleel | 65 | 395 | 3505 | Genesis 5,12 |
Jared | 162 | 460 | 3440 | Genesis 5,18 |
Henoch | 65 | 622 | 3278 | Genesis 5,21 |
Methusalah | 187 | 687 | 3213 | Genesis 5,25 |
Lamech | 182 | 874 | 3026 | Genesis 5,28 |
Noah | 500 | 1056 | 2844 | Genesis 5,32 |
Sem | 100 | 1556 | 2344 | Genesis 7,6 |
Sintflut | 1 | 1656 | 2244 | Genesis 8,13 |
Sintflut aus | 1 | 1657 | 2243 | Genesis 11,10 |
Arpakschad[194] | 35 | 1658 | 2242 | Genesis 11,12 |
(Kainan?)[195] | 0 | 1693 | 2207 | Lukas 3,36; Genesis 11,13 (LXX) |
Schelach | 30 | 1693 | 2207 | Genesis 11,14 |
Heber | 34 | 1723 | 2177 | Genesis 11,16 |
Peleg | 30 | 1757 | 2143 | Genesis 11,18 |
Regu | 32 | 1787 | 2113 | Genesis 11,20 |
Serug | 30 | 1819 | 2081 | Genesis 11,23 |
Nahor | 29 | 1849 | 2051 | Genesis 11,24 |
Terach | 70 | 1878 | 2022 | Genesis 11,26 |
Abram | 100 | 1948 | 1952 | Genesis 21,5 |
Isaak | 60 | 2048 | 1852 | Genesis 25,26 |
Jakob | 130 | 2108 | 1792 | Genesis 47,28 |
Umzug nach Ägypten | 215 | 2238 | 1662 | Exodus 12,40 |
Auszug von Ägypten | 480 | 2453 | 1447 | 1. Könige 6,1 |
Beginn Tempelbau | 967 | 2933 | 967 | 1. Könige 6,1 |
Geburt Jesu | 0 | 3900 | 0 |
Literaturverzeichnis
- Andree, R. (1891). Die Flutsagen. Ethnographisch betrachtet. Braunschweig: Vieweg und Sohn.
- Archer, G. (1994). A Survey of Old Testament Introduction. Chicago: Moody Press.
- Baumgart, N. C. (2005). Sintflut / Sintfluterzählung. WiBiLex.
- Bellamy, H. S. (1936). Moons, Myths and Man. London: Faber and Faber Limited.
- Delitzsch, F. (1905). Babel und Bibel - Erster Vortrag. Leipzig.
- Drücke, S. (1994). Zurück in die Zeit der Dinosaurier. Hückeswagen: Christliche Schriftenverbreitung.
- Drüeke, S. (2015). Die Arche Noah - Mythos oder Wahrheit? Hückeswagen: Christliche Schriftenverbreitung.
- Egelkraut, H. (2012). Das Alte Testament. Gießen: Brunnen Verlag.
- Fruhstorfer, K. (1945). Die Noachische Sintflut. Linz: Öberösterreichischer Landesverlag.
- Gerland, G. (1912). Der Mythus von der Sintflut. Bonn: A. Marcus und E. Weber's Verlag.
- Gitt, W. (2000). Das sonderbarste Schiff der Weltgeschichte. Basel: Immanuel-Verlag.
- Haarmann, H. (2005). Geschichte der Sintflut - Auf den Spuren der frühen Zivilisation. München: C. H. Beck.
- Heinzerling, R. (2004). Impaktszenario sprengt Kurzzeitmodell des biblischen Kreationismus. Büdingen.
- Junker, R. (2001). Sündenfall und Biologie. Neuhausen-Stuttgart: Hänssler.
- Koch, H. P. (1998). Der Sintflut-Impakt. Frankfurt: Peter Lang.
- Koch, H. P. (2000). SINTFLUT. Die Bibel berichtet von der Urkatastrophe der Menschheit. Wien-München: Kremayr & Scheriau.
- Kondratow, A. (1987). Die große Sintflut - Mythos und Realität. Leipzig: Urania-Verlag.
- Maul, S. M. (2017). Das Gilgamesch-Epos. München: C. H. Beck.
- Neidhart, L. (2011). Die biblische Urgeschichte – Datierung und Vergleich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Augsburg.
- Nelson, E. R., & Kang, C. H. (1998). Erinnerungen an die Genesis: Die Chinesen und die biblische Urgeschichte. Holzgerlingen: Hänssler.
- Pitman, W., & Ryan, W. (1999). Sintflut - Ein Rätsel wird entschlüsselt. Bergisch Gladbach: Gustav Lübbe Verlag.
- Riem, J. K. (1925). Die Sintflut in Sage und Wissenschaft. Hamburg: Agentur des Rauhen Hauses.
- Stephan, M. (2002). Der Mensch und die geologische Zeittafel. Holzgerlingen: Hänssler.
- Stephan, M. (2005). Entgegnung auf einige Aspekte der Kritik an der biblisch-urgeschichtlichen Geologie. Studiengemeinschaft Wort und Wissen.
- Stephan, M. (Hrsg.). (2015). Sintflut und Geologie. Holzgerlingen: SCM Verlag.
- Stephan, M., & Thomas Fritzsche. (2003). Sintflut und Geologie. Holzgerlingen: Hänssler.
- Stuhlmacher, P. (2012). Biblische Theologie des Neuen Testaments - Bd. 2 (Bd. II). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
- Suess, E. (1892). Das Antlitz der Erde. Wien: F. Tempsky.
- Tollmann, A., & Tollmann, E. (1993). Und die Sintflut gab es doch. Vom Mythos zur historischen Wahrheit. München: Droemer Knaur.
- Whitcomb, J. C., & Morris, H. M. (1977). Die Sintflut. Der Bericht der Bibel und seine wissenschaftlichen Folgen. Neuhausen-Stuttgart: Hänssler.
- Wooley, L. (1956). Ur in Chaldäa – Zwölf Jahre Ausgrabungen in Abrahams Heimat. Wiesbaden: F. A. Brockhaus.
Anmerkung zum Buch von Whitcomb & Morris:
Das Buch „The Genesis Flood“ (deutsche Ausgabe: Die Sintflut), von John C. Whitcomb und Henry M. Morris gilt als Standardwerk unter den Evangelikalen und als massiver Beeinflusser des Junge-Erde-Kreationismus. Mit fast 50 Auflagen und mehr als 300.000 verkauften Exemplaren zählt es zu dem meistgelesensten Buch zum Thema Sintflut.
Die letzte Bearbeitung des Buches stammt aus dem Jahr 1961. Damit ist es fast 60 Jahre alt und dementsprechend veraltet sind auch die meisten Behauptungen aus dem Buch. Hauptkritikpunkt in dem Buch ist der Aktualismus[196] (im Buch Uniformitätsprinzip genannt) welcher 1830 von Charles Lyell geprägt wurde. Immer wieder liest man im Buch Sätze wie z.B.: „Das Uniformitätsprinzip ist zweifelslos unzureichend, solche Bewegungen zu erklären.“ (S. 208) oder „Dessen ungeachtet versagt das fundamentale Axiom der Uniformität, daß die Gegenwart der Schlüssel zur Vergangenheit sei, völlig dabei, diese Phänomene zu erklären“ (S. 195). Was dabei allerdings missachtet wird ist die Tatsache, dass das biblische Konzept einer weltweiten Sintflut innerhalb eines Jahres viele der von Whitcomb & Morris kritisierten Punkte ebenfalls nicht erklären kann! Dazu kommt, dass es für viele, der von den Autoren genannten Kritikpunkte, mittlerweile ganz gute und plausible Erklärungen gibt.
Whitcomb & Morris kritisieren in ihrem Buch immer wieder die Uniformität und legen sie dabei äußerst streng aus, wobei dies in der heutigen Geologie ja keineswegs der Fall ist. Natürlich geht man heutzutage davon aus, dass es in der Erdgeschichte katastrophale Ereignisse und auch Kataklysmen gegeben hat. Eiszeiten, Massenaussterben, Super-Erdbeben, Meteoriten-Impakte, Vulkanität, Tsunamis, Überflutungen udgl. hat es natürlich gegeben und dies wird auch heute von kaum einen Geologen bezweifelt. Siehe dazu:
- Kataklysmen in der Geologie
- Kataklysmentheorie (Bewertung aus heutiger Sicht)
- Katastrophismus (Neuere katastrophistische Ansätze)
Somit liest sich das Buch aus heutiger Sicht eher mühsam bzw. verstaubt und immer wieder kommt einem der Gedanke „das ist aber eine veraltete Darstellung der Dinge…“
Fußnoten
[1] Dass die Fossilien-Funde der Alpen auf das Tethysmeer zurückgehen und dieses aufgefalten wurde, als sich (vereinfacht ausgedrückt) die Afrikanische Platte gegen die Eurasische Platte gedrückt hat, war mir anfangs noch nicht klar. Siehe dazu: Fossilien Video & (Pitman & Ryan, 1999, S. 119)
[2] Auch die Kirchenväter Tertullian oder Eusebius von Caesarea betrachteten die Versteinerungen als Zeugen der Sintflut.
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Flood_myth
[4] Neutestamentliche Bezüge zur Sintflut findet man in: Mt. 24,37-39; Lk. 17,27; Hebr. 11,7; 1. Petr. 3,20; 2. Petr. 2,5; 3,6. Demnach gehen die NT-Autoren davon aus, dass es sich beim Flutbericht um einen Tatsachenbericht handelt.
[5] „Wenn sich Jesus und seine Apostel über die Autorität und Historizität der Anfangskapitel der Bibel täuschten, dann könnte das Christentum tatsächlich nicht den Anspruch erheben, die wahre Offenbarung Gottes an den Menschen zu sein.“ (Whitcomb & Morris, 1977, S. 21)
[6] Die 430 Jahre müssen sich auf die Zeit von Abraham bis zum Exodus beziehen und nicht auf die Zeit der Gefangenschaft. Siehe dazu auch die Übersetzung der LXX: „Die Aufenthaltszeit der Israeliten, die sie im Land Ägypten und im Land Kanaan zubrachten, war 430 Jahre“. Dass sich die 430 Jahre nicht allein auf die Gefangenschaft beziehen können, zeigt auch der Stammbaum von Kehat. Kehat lebte bereits als Jakob nach Ägypten kam. Kehat wurde 133 Jahre, sein Sohn Amram 137 Jahre (Ex. 6,18-20) und dessen Sohn Mose 80 Jahre, als das Volk auszog. Das Volk kann also max. 350 Jahre in Gefangenschaft gewesen sein und nicht 430 Jahre (2. Mose 12,40). Siehe auch 4. Mo. 26,59 und 4. Mo. 3,27-28.
[7] Siehe dazu die unterschiedlichen Datierungen: Liste der Könige Israels
[8] Auf den jüdischen Kalender und die Datierung durch James Ussher, der den Zeitpunkt mit dem Jahr 4004 v. Chr. ansetzte (Ussher-Lightfoot-Kalender), soll hier nicht weiter eingegangen werden.
[9] Roger Liebi, Der Messias im Tempel, CLV Bielefeld 2007, S. 69; So auch im Lexikon zu Bibel, SCM Witten 2013, S.1282
[10] Chronologie der israelitischen Könige nach Thiele
[11] Manethos Chronik Aegyptiaca, in welchem er die Geschichte Ägyptens wiedergibt, war höchstwahrscheinlich bekannt, ebenso das Werk Babyloniaká von Berossos, in welchem er übrigens die Sintflut erwähnt.
[12] Josephus behauptet in De Bello Judaico 6,4,8 der zweite Tempel wurde 1130 Jahre, 7 Monate und 15 Tage nach der Erbauung des ersten Tempels zerstört. Seiner Meinung nach hat also Salomo den Tempel im Jahr 1060 v. Chr. fertiggestellt. In Antiquitates Judaicae 8,3,1 behauptet er die Sintflut fand 1440 Jahre vor dem Beginn des Tempelbaus statt. Nach 1. Könige 6,38 dauerte der Tempelbau 7 Jahre. Demnach datiert Josephus die Sintflut auf das Jahr 2577 v. Chr. Eine weitere Datierung findet man in Antiquitates Judaicae 1,3,3 dort schreibt er, dass die Sintflut 2656 Jahre nach Erschaffung der Welt stattfand. Diese Zahl unterliegt aber womöglich einem Abschreibfehler und meint 1656 Jahre.
[13] Dendrochronologie (bis 12.483 Jahre in die Vergangenheit)
[14] Warvenchronologie (bis 76.000 Jahre in die Vergangenheit)
[15] Eisbohrkerne (ca. 800.000 Jahre in die Vergangenheit)
[16] Thermolumineszenzdatierung
[17] Archäomagnetische Datierung
[21] Oberflächenexpositionsdatierung
[22] https://idw-online.de/de/news138356
[23] Die immer wieder aus kreationistischer Sicht kritisierte C-14 Radiokohlenstoffdatierung erwähne ich hier nur in der Fußnote. Zur Zuverlässigkeit dieser siehe: Wie zuverlässig sind radiometrische Altersbestimmungen?
[25] Diodor von Sizilien schätzte die Anzahl sogar auf 360.000 Mann.
[26] Die Djoser-Pyramide aus der 3. Dynastie ist noch älter.
[29] Königsliste von Abydos (Sethos I.) - Königsliste von Sakkara - Königsliste von Karnak
[35] Die Erbsünde ist eine Erfindung des Christentums. Das Judentum hingegen kennt keine Erbsünde. Siehe dazu auch: https://www.youtube.com/watch?v=9Kg8Lu74jR4 & https://www.youtube.com/watch?v=5qoxZdfzxfQ
[36] Und sie widersprechen auch Lk. 1,6 „Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn.“
[39] Liste großer historischer Vulkanausbrüche
[41] Z.B. das Känguru und der Koala nach Australien, die Eisbären in die Arktis und die Lamas nach Südamerika
[42] „Weshalb ist die ganze Schöpfung in den Fall des Menschen mit hineingerissen worden? Eine letztgültige Antwort auf diese Frage soll nicht gegeben werden und ist wohl auch nicht möglich. Röm. 8,19ff. hebt diesen Zusammenhand nur hervor, ohne ihn näher zu begründen“ (Junker, 2001, S. 26)
[43] Die Bezeichnung עֲצֵי־גֹ֔פֶר kommt nur hier vor. Somit ist nicht klar, welches Holz hier eigentlich gemeint ist.
[44] Der einzige Zusammenhang zwischen Mittag und Licht ist, dass zur Mittagszeit die Sonne am höchsten steht und das meiste Licht abgibt. Wie genau dieses „Fenster“ auszusehen hat, welches Mose bauen soll, ist völlig unklar.
[45] Die Erklärung von Martin Rösel dazu lautet: „Die LXX hat hier am Ende »Sommer und Frühling«, was zunächst überrascht. Doch im ägyptischen Kalender gibt es nur drei Jahreszeiten mit vier Monaten: Überschwemmung (Winter), Hitze (Sommer) und Aufsprießen und Ernte (Frühjahr). Folglich werden Sommer und Frühjahr als unfruchtbarste und fruchtbarste Jahreszeit gegenübergestellt.“ (http://www.thlz.com/artikel/13464/)
[46] Dies ist hier keine Ausnahme, sondern zieht sich durch die gesamte LXX, wie ich in meiner Ausarbeitung „Kanon, Septuaginta und Inspiration“ zeige.
[47] In der historisch-kritischen Theologie wird dies auf unterschiedliche Sintflutberichte zurückgeführt. D.h. es gab unterschiedliche Berichte, die hier miteinander vereint wurden.
[48] Nach Archer/Chirichigno (Archer, Gleason L.; Chirichigno, Gregory, 1983. Old Testament Quotations in the New Testament, Moody Press) gibt es nur 33 Zitate, bei denen sich die NT Autoren auf den MT gestützt haben. In allen anderen 353 Fällen folgen sie der LXX.
[49] In (Riem, 1925) werden 268 Flutberichte aufgelistet. (Bellamy, 1936, S. 120) spricht von über 500. Und (Andree, 1891) gib ca. 100 wieder.
Siehe auch: List of flood myths
[50] http://12koerbe.de/arche/cordan-2.htm
[51] Popol Vuh (Father Ximénez's source)
[52] Die Edda (Simrock 1876)/Snorra-Edda/Gylfaginnîng (Kapitel 7)
[53] Flood Mythology of China; Great flood and procreation; Sinking city myth
[54] „The Chinese Heritage“, S. 69ff
Great Flood (China) & (Suess, 1892, S. 90f)
[55] (Nelson & Kang, 1998) Erinnerungen an die Genesis
[56] https://en.wiktionary.org/wiki/%E5%85%AB
[57] (Fruhstorfer, 1945, S. 148)
[58] Klaus K. Klostermaier, 2007. A Survey of Hinduism. (S. 97)
[59] Bhagavata-Purana (8.24.32-37)
[61] Origin of the Bhagavata Purana
[62] A brief history of India S. 19
[63] (Kondratow, 1987, S. 60)
[64] https://iranicaonline.org/articles/avesta-holy-book
[65] https://iranicaonline.org/articles/jamsid-i Abschnitt „Yima and the vara“ Dschamschid (Yima im Avesta) & http://www.avesta.org/vendidad/vd2sbe.htm
[66] (Kondratow, 1987, S. 64)
[67] (Kondratow, 1987, S. 65)
[68] (Kondratow, 1987, S. 64)
[69] (Archer, 1994, S. 215)
[70] (Drüeke, 2015, S. 27ff)
[71] (Whitcomb & Morris, 1977, S. 37-69)
[72] (Fruhstorfer, 1945, S. 153-177)
[73] Roger Liebi, 2018, „Herkunft und Entwicklung der Sprachen“, CLV Bielefeld, S. 155
[74] https://www.oxfordreference.com
[76] Traditionelle Religionen Ozeaniens
[77] Micronesian mythology (Region)
[80] Dass es eine Eiszeit gab, geben auch konservative Christen zu. Roger Liebi meint jedoch, sie habe nur ca. 500 Jahre gedauert und fand nach der Sintflut statt: https://www.youtube.com/watch?v=yZRDdOLSu7M Ebenso urteilt (Drücke, 1994, S. 15)
Offen bleibt jedoch die Frage, wann die nachgewiesenen Eiszeiten im Quartär, im Karbon/Perm, im Ordovizium und mehrfach im Präkambrium stattgefunden haben sollen.
[81] Outburst flood
Beispielsweise: Agassizsee (Abfluss des Sees und der Einfluss auf das Erdklima)
[82] Letzte Kaltzeit (Überschwemmungen)
[83] Black Sea deluge hypothesis
[84] Argumente dafür finden sich bei (Haarmann, 2005) und (Pitman & Ryan, 1999)
[85] Forscher enträtseln die Urzeit-Katastrophe am Mittelmeer
[86] Liste der Einschlagkrater der Erde & Earth Impact Database
[87] Siehe dazu auch die berechtigte Kritik von (Heinzerling, 2004) am biblischen Kreationismus.
[88] Nach aktueller Chronologie hat es bei der Entstehung des Chicxulub-Kraters noch keinen modernen Menschen (Homo sapiens) gegeben. Jedoch gibt es genügend andere Einschlagkrater, die in den letzten 2 Millionen Jahren entstanden sind, wo es Menschen bereits gegeben hat.
[89] 71 Prozent der Erdoberfläche sind von Meeren bedeckt. Demnach ist klar, dass der Großteil der Meteoriten ins Meer einschlägt. Diese Einschläge sind jedoch leider oft nicht nachweisbar, da im Meer (wenn es tief genug ist) kein Krater entsteht und die Überreste des Meteoriten auf den Meeresgrund sinken.
[90] (Koch, SINTFLUT. Die Bibel berichtet von der Urkatastrophe der Menschheit, 2000, S. 26)
[91] (Tollmann & Tollmann, 1993)
[92] (Koch, Der Sintflut-Impakt, 1998)
[93] Siehe dazu auch Younger Dryas impact hypothesis
[94] So (Andree, 1891, S. 152) und (Suess, 1892, S. 91-92)
[95] Flood Observatory Colorado
[96] Sankt Petersburg (Lagebeschreibung und Wirkung der Ostseenähe)
[99] (Neidhart, 2011, S. 32)
[100] (Baumgart, 2005)
[101] Ein einzelnes mythologisches Element oder Motiv innerhalb einer Mythologie.
[102] (Gerland, 1912, S. 118)
[103] Nur in den Wüstengebieten in Afrika gibt es keine Flutberichte. (Lynch & Roberts: African Mythology, A to Z, S. 45)
[104] (Wooley, 1956, S. 25.28)
[108] Turtle Island (Native American folklore)
[113] Gilgamesch-Epos (Der Inhalt des Zwölftafel-Epos) (Tafel XI)
[114] Am deutlichsten wird das bei den ausgesendeten Vögeln. Noah lässt einen Raben und eine Taube fliegen. Uta-napišti lässt eine Taube, eine Schwalbe und einen Raben fliegen. So eine Geschichte können sich zwei unterschiedliche Personen nicht jeweils eigenständig ausdenken.
„The resemblances to the Genesis narrative are such as to suggest a common origin in ancient oral tradition“ (Archer, 1994, S. 222)
[115] Die Überschrift ist angelehnt an den Babel-Bibel-Streit aus dem beginnenden 20. Jahrhundert, in welchem Friedrich Delitzsch die Abhängigkeit biblischer Texte aus der babylonischen Kultur zu zeigen versuchte. https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/14345/ & (Delitzsch, 1905)
[116] „Die Texte sind also älter als die biblischen und waren wohl auch im kanaanäischen Umfeld bekannt.“ (Egelkraut, 2012, S. 122)
[118] Emanuel Tov: SOME ASPECTS OF THE TEXTUAL HISTORY OF THE TORAH
[119] Jeremy Daniel Lyon, 2014: „Qumran Interpretation of the Genesis Flood“ (UMI 3581123)
[120] „Die mündliche Überlieferung von Erzählungen der Abendteuer und Heldentaten des Gilgamesch dürfte bin in die Zeit des frühen dritten vorchristlichen Jahrtausends zurückgehen“ (Maul, 2017, S. 15)
[121] Stephanie Dalley, 2000: „Myths from Mesopotamia: Creation, the Flood, Gilgamesh, and Others“ & (Delitzsch, 1905, S. 33) & (Whitcomb & Morris, 1977, S. 71)
[122] In der sumerischen Königsliste (datiert auf die Zeit wo auch Abraham gelebt haben könnte), taucht die Flut jedenfalls bereits auf: Sumerische Königsliste
[123] „Lektüre und Studium des Gilgamesch-Epos waren im Babylon Alexanders des Großen, so wie in den vorhergehenden Jahrhunderten, ein fester Bestandteil der schulischen Ausbildung.“ (Maul, 2017, S. 13)
[125] Hebräisches Alphabet (Geschichte)
[127] Eine Tora-Rolle oder Jesaja-Rolle ist so groß, dass eine Person, die sie trägt, nicht noch eine Hand für etwas anderes frei hat. Dazu kommt das Gewicht einer Tora-Rolle von ca. 15kg.
[128] Dass dies auch passiert ist, sieht man an den alten biblischen Textfunden. Der überwiegende Großteil davon ist in der quadratischen aramäischen Schrift geschrieben und nicht in Althebräisch.
[129] „Die Legende von der großen Sintflut wurde durch die Verfasser der Bibel aus Babylonien übernommen, die Babylonier entlehnten sie von den Sumerern, diese aber hatten sie von den Obeidern [er meint damit die Menschen der Obed-Kultur], die die Überschwemmungskatastrophe überstanden, wie Leonard Wolleys Ausgrabungen erwiesen haben.“ (Kondratow, 1987, S. 61)
[130] Gilgamesch-Epos Tafel XI: „Am fünften Tage entwarf ich des Schiffes Außenbau; Ein Feld groß war seine Bodenfläche, je zehnmal zwölf Ellen hoch seine Wände, zehnmal zwölf Ellen ins Geviert der Rand seiner Decke. Ich entwarf seinen Aufriß und stellte es dar: Sechs Böden zog ich ihm ein, in sieben Geschosse teilt‘ ich es ein.“ https://www.lyrik.ch/spur1/gilgame/gilgam11.htm & (Maul, 2017, S. 142; 186)
Was hier beschrieben wird ist ein Etemenanki (ein dem Gott Marduk geweihter Zikkurat). Dieser hatte eine quadratische Grundfläche und sieben Stockwerke, genau wie die Arche im Epos. Uta-napišti ist hier also mit einem schwimmenden Heiligtum unterwegs.
[131] (Pitman & Ryan, 1999, S. 62-66)
[132] (Wooley, 1956, S. 33-34)
[133] Damit ist sie exakt 3 Mal so groß wie das Libanonwaldhaus von Salomo in 1. Könige 7,2
[134] (Gitt, 2000, S. 7)
[135] https://www.youtube.com/watch?v=mGaJ-GAfFkY&t=13m29s
[137] (Gitt, 2000)
[138] (Gitt, 2000, S. 2)
[139] Gitt schreibt: „Das gilt auch für Bild 15, das uns gestattet, das Verhältnis B/H präzise zu bestimmen, unter der Bedingung, dass wir die Zahlenwerte für h0/H und yG/H kennen. Da die Bibel uns diese beiden Zahlenwerte nicht liefert, müssen wir sie so gut wie möglich abschätzen.“ (Gitt, 2000, S. 45)
[140] „Die Arche Noah 2017 Teil 1“, Seite 7 auf https://www.technikgeschichte.org/2017-1/
[141] https://www.youtube.com/watch?v=F9odrN5iB5A&t=44m23s
[142] https://www.youtube.com/watch?v=mGaJ-GAfFkY&t=20m3s
[143] Ich hab die Werte anhand folgender Liste berechnet: Containerschiff (Entwicklung der Schiffsgröße)
[144] https://www.diebibel-diewahrheit.at/140.html
[145] https://arkencounter.com/noahs-ark/
[146] https://answersingenesis.org/de/ken-ham/
[147] http://www.diearchenoah.com/
[148] Der Grund für den Bau der Arche war übrigens ein Traum im Jahr 1992 in welchem er sah, dass die Niederlande überflutet werden. Eine "Arche Noah" voll mit Plastiktieren
[149] So schreibt auch Gitt: „Dass eine solche Archenform mit B/H = 5 immer stabil ist, empfinden wir auch schon rein intuitiv aus unserer alltäglichen Erfahrung, da sie alle einem Brett ähneln. Noch nie haben wir beobachtet, dass sich ein flaches Brett im Wasser aufrichtet und dann diese Hochkantlage auch noch beibehält.“ (Gitt, 2000, S. 28)
[150] Babylonian tablet shows how Noah's ark could have been constructed
[152] Luther und Schlachter übersetzen mit Tannenholz.
[153] Das Olivenblatt aus Gen. 8,11 müsste von einem Olivenbaum stammen. Diese Baumart gehört zu den Bedecktsamern (Angiospermen). Die ältesten fossil überlieferten Bedecktsamer stammen aus der mittleren Trias, wovon sich die Olivenbäume erst einmal Mikroevolutionär entwickeln mussten. Bedecktsamer (Ursprung der Blütenpflanzen)
[154] Die Grundbedeutung hier ist wohl, dass die Sünde bedeckt bzw. verhüllt כפר (kaphar) wird.
[155] Asphalt (Antike) & Bitumen (Geschichte)
[157] (Stephan, Sintflut und Geologie, 2015, S. 199)
[158] (Drüeke, 2015, S. 90)
Allerdings: Gott musste ja bereits bei der Schöpfung diese Ur-Arten geschaffen haben. Das würde bedeuten, dass sich in den nächsten 1656 Jahren keine weiteren Unterarten entwickelt haben. Oder geht Drüecke davon aus, dass all die Unterarten, die in der Zeit zwischen Sündenfall und Sintflut entstanden sind, nicht mit auf die Arche durften?
[159] Messer vom Gebel el-Arak
[160] Honigernte (Altes Ägypten)
Imkerei im Alten Ägypten
[162] Die Fossilgeschichte der Bienen und ihrer nächsten Verwandten (Hymenoptera: Apoidea)
[163] Liste ägyptischer Götter
[164] „China and the lost worlds of the dinosaurian era“. In: Historical Biology. Bd. 10, Nr. 1, 1995
[165] Jedes Jahr kommen ca. 30 neue Arten hinzu laut Michael J. Benton: „Fossil quality and naming dinosaurs“. In: Biology Letters. Bd. 4, Nr. 6, 2008
[166] Systematik der Dinosaurier
[167] Whitcomb und Morris behaupten, ohne es näher zu begründen: „Es ist jedoch wohl wahrscheinlich, daß solche Tiere überhaupt nicht in die Arche aufgenommen wurden, weil es beabsichtigt war, daß sie aussterben sollten.“ (Whitcomb & Morris, 1977, S. 102-103) Da drängt sich natürlich die Frage auf, warum Gott Tiere schaffen sollte, um sie dann später aussterben zu lassen?
[168] (Drüeke, 2015, S. 109)
[169] Wort und Wissen spricht nicht mehr von Sintflutgeologie sondern von „biblisch-urgeschichtlicher Geologie“.
[170] Diese Gliederung und Benennung der Schichten geschahen bereits vor dem Durchbruch der Evolutionslehre, sind von dieser also unabhängig. Siehe dazu (Stephan, Sintflut und Geologie, 2015, S. 39; 109) & (Stephan, Der Mensch und die geologische Zeittafel, 2002, S. 28)
[171] Weitere und ausführlichere Problemdarstellungen finden sich in Kapitel 5 bei (Stephan, Sintflut und Geologie, 2015)
[172] Manfred Stephan 2003: Warum vertritt WORT UND WISSEN eine biblische Kurzzeit-Erdgeschichte, aber kein geologisches Sintflut-Modell?
[173] Siehe dazu die Kritik von Rüdiger Heinzerling: „Zur 'biblisch-urgeschichtlichen Geologie' der Studiengemeinschaft Wort und Wissen“
Dem entgegen behauptet (Drücke, 1994, S. 13) „Die folgende Zeitspanne bis zur Sintflut weist keine geologische Aktivität auf.“ Und auch Whitcomb & Morris argumentieren in ihrem Buch dagegen: „Weiterhin ist es wohl wahrscheinlich, daß man, wenn überhaupt, relativ wenige dieser Schichten in die Zeit zwischen dem Fall und der Flut datieren kann. Dies hautsächlich deswegen, weil die geologische Aktivität in dieser Zeit sehr schwach gewesen zu sein scheint und Ablagerungen, die zustande gekommen sein könnten, höchst wahrscheinlich von der Flut umgearbeitet wurden.“ (Whitcomb & Morris, 1977, S. 256)
[174] (Whitcomb & Morris, 1977, S. 258); Die Entgegnung von (Stephan, Entgegnung auf einige Aspekte der Kritik an der biblisch-urgeschichtlichen Geologie, 2005, S. 13-15) mit Bezug auf die Taufe ist nicht überzeugend, da die Taufe kein Bundeszeichen ist. Die von Stephan angegebenen Bibelstellen machen das auch nicht deutlich.
[175] Ebd.
[176] (Drüeke, 2015, S. 145)
[177] (Drüeke, 2015, S. 139)
[178] (Stephan & Thomas Fritzsche, Sintflut und Geologie, 2003, S. 101)
[179] (Stephan, Sintflut und Geologie, 2015, S. 259)
[180] Die naturwissenschaftliche Forschung von “Wort und Wissen” – eine Bilanz
[181] Ebd.
[182] Ebd.
[183] Noah’s Ark: A Feasibility Story, Inst. for Creation Research, 2003, S. 10 u. S. 48
[184] (Whitcomb & Morris, 1977, S. 104-108); (Drüeke, 2015, S. 122-123)
[185] Das hebräische Wort קשׁת (keschet), das hier verwendet wird, bezeichnet an allen anderen Stellen einen Kriegsbogen/Pfeilbogen und keinen Regenbogen.
[186] Die Frage stellte sich auch schon Augustinus. In seinem 16. Buch über den Gottesstaat zieht er in Erwägung, dass z.B. Engel die Tiere auf die entlegenen Gebiete gebracht haben könnten.
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1934-6.htm
[187] Wie kam der Koala-Bär zur Arche?
[188] Keeling, M.J. & B.T. Grenfell, 1997. Disease extinction and community size: modeling the persistence of measles. Science 275: 65-67.
[189] Vom Dilemma der Kreationisten
[190] (Whitcomb & Morris, 1977, S. 110); (Drüeke, 2015, S. 50-51)
[192] Oliver Wolschke: Die biblische Sintflut: Mythos oder Wirklichkeit?
[193] (Archer, 1994, S. 217)
[194] Arpakschad wird 2 Jahre nach der Sintflut gezeugt.
[195] Kainan wird nur im NT bei Lukas und in der LXX erwähnt. Der Masoretische Text kennt diese Person nicht. Im ältesten Papyrus (P75), der von Lukas Kap. 3 vorhanden ist, fehlt Kenan. Da Kenan ebenfalls in Lk. 3,37 vorkommt, ist es wahrscheinlich, dass es sich in V. 36 um Dittographie (Doppelschreibung) handelt.
[196] „Die Gegenwart ist der Schlüssel zur Vergangenheit“ D.h. man nimmt dabei an, dass die vergangenen geologischen Aktivitäten mit den Aktivitäten in der Gegenwart ident sind.