Das "heute" das Monate dauert (5. Mose 9,1)

In 5. Mose 9,1 sagt Mose, dass das Volk heute (hebr. הַיֹּום) über den Jordan ziehen wird.

Jedoch stirbt Mose und die Israeliten beweinen ihn 30 Tage (5. Mose 34,8) und ziehen erst später mit Josua über den Jordan (Josua 1,11).

Siehe auch: Eine Zeitangabe, die nicht stimmt (Josua 1,11)


5. Mose 9,1
Höre, Israel! Du gehst heute über den Jordan, um hineinzukommen, Nationen in Besitz zu nehmen, größer und stärker als du, Städte, groß und befestigt bis an den Himmel,
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Josua 1,11
Bereitet euch Zehrung; denn in noch drei Tagen werdet ihr über diesen Jordan ziehen, um hinzukommen, das Land in Besitz zu nehmen, welches der HERR, euer Gott, euch gibt, es zu besitzen.
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Lösungsvorschläge

Von: Daniel Nixdorf
◷ 24 Februar
(vor 2 Jahren)

Erklärungsmöglichkeit:

Der temporale Begriff ist nicht genau auf einen Tag festgelegt, sondern kann auch ganze Zeitperioden benennen (gestern, morgen, heute … längerer Zeitraum etc.). Man kann das Wort mit „heute” übersetzen, aber auch wie die Schlachter 2000 mit „jetzt” im Sinne von „jetzt [demnächst] ziehen wir/ ihr über den Jordan …” oder „in diesen Tagen/ Zeiten, wo ihr über den Jordan zieht …“.
Laut Wörterbuch (hier von https://stepbible.org, wo man Zugriff auf diverse Bibelübersetzungen und Originaltexte hat), bezeichnet der Begriff folgendes: „יוֹם (yom) 'day' (H3117G)

Dieses Wort kommt über ~2320 mal vor.

Bedeutung:
day/when/time/period
1) day, time, year
1a) day (as opposed to night)
1b) day (24 hour period)
1b1) as defined by evening and morning in Genesis 1
1b2) as a division of time
1b2a) a working day, a day's journey
1c) days, lifetime (pl.)
1d) time, period (general)
1e) year
1f) temporal references
1f1) today
1f2) yesterday
1f3) tomorrow”

https://www.stepbible.org/?q=version=ESV|reference=Deut.9&options=HNVUG

Es gibt auch Leute, die demenstprechend mutmaßen, dass man die 7 Tage der Genesis nicht unbedingt als exakte 24-Stunden-Tage interpretieren muss, da diese Zeitintervalle evtl. erst mit der Erschaffung von Sonne, Mond & Sternen entstanden sind etc. … jedenfalls gibt es wohl, wie hier in der Quelle dargelegt auch andere Verwendungen des Wortes im Alten Testament, die nicht nur genau jeweils einen 24-Stunden-Tag meinen sondern auch generell eine (unbestimmte) Zeitperiode/ -raum:

„Das hebräische Wort yom (übersetzt auf Deutsch „Tag“) kann mehrere Bedeutungen haben. Es kann sich auf den Zeitraum von 24 Stunden beziehen, den die Erde benötigt, um sich um ihre eigene Achse zu drehen (z. B. „ein Tag hat 24 Stunden“). Das Wort „Tag“ kann sich auf den Zeitraum zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang beziehen (z. B. „es ist tagsüber ganz schön heiß, aber abends kühler“). Und es kann sich auf eine unbestimmte Zeit beziehen (z. B. „damals, in den Tagen meines Großvaters…“). In 1. Mose 7,11 wird es in Bezug auf einen 24-Stunden-Zeitraum benutzt. In 1. Mose 1,16 wird auf den Tag als Zeit des Tageslichtes zwischen Sonnenuntergang und –aufgang verwiesen. Und es wird auch für eine unbestimmte Zeitdauer in 1. Mose 2,4 verwendet. Wie sollte man also yom in 1. Mose 1,5 - 2,2 verstehen, wo Aufzählungszahlen in Verbindung mit dem Wort Tag verwendet werden (z. B. der erste Tag, der zweite Tag, ….der siebte Tag)? Geht es hier um 24-Stunden Zeiträume oder etwas Anderes? Könnte yom, so wie es hier verwendet wurde, auch einen unbestimmten Zeitraum bedeuten?“ https://www.gotquestions.org/Deutsch/24-studen-tage.htm

Von: Markus M.
◷ 24 Februar
(vor 2 Jahren)

Was du hier schreibst mag für יום (jom) stimmen, aber nicht für הַיֹּום (hajom) mit bestimmten Artikel. Dies ist immer mit heute oder jenem Tag zu übersetzen!

Es ist zwar nett, dass die stepbible die Verwendung von 1f2 „morgen“ und 1f3 „übermorgen“ angibt, jedoch fehlt hierfür die Quelle!
Außerdem ist sepbible kein Wörterbuch! Das nächste Mal schau bitte im Gesenius nach.

Dass es Leute gibt, die „die 7 Tage der Genesis nicht unbedingt als exakte 24-Stunden-Tage interpretieren“ mag schon sein, hat aber nichts mit dem Problem hier zu tun, da bei den Tagesaufzählungen in Genesis 1 nicht הַיֹּום (hajom) steht, ebenso in Genesis 2,4.

Du müsstest also zeigen, dass הַיֹּום (hajom) in der Bibel auch für einen längeren Zeitraum gebraucht wird, auf was aber keines deiner Zitate hindeutet.

Von: Daniel Nixdorf
◷ 25 Februar
(vor 2 Jahren)

StepBible ist natürlich selbst kein Wörterbuch, greift aber logischerweise auf eines zurück bzw. auf Konkordanzen wie Strong’s. Daraus werden ja dann auch die Querverweise und Übersetzung zu einzelnen hebräischen oder griechischen Wörtern angezeigt. Falls die genaue Quelle von StepBible interessiert, die dort für Hebräisch als Wörterbuch verwendet wird, bitte dort nachschauen. Ob man dann dieser folgt oder einer anderen ist doch letztlich Präferenzsache. Es gibt jedenfalls nicht nur das eine Wörterbuch und sowieso ganz selten eine genaue Festlegung für Übersetzungen. Auch wenn man aus anderen Sprachen wie z.B. Englisch übersetzt findet sich für einen englischen Begriff oft viele deutsche Varianten. An sich nichts Ungewöhnliches.

Zu den Leuten, die die Tage der Genesis als 24-Stunden-Tage sehen gehöre ich selbst nicht, erwähnte es aber da es schon auch in einem gewissen Zusammenhang steht. Immerhin geht es nicht um ein völlig anderes hebräisches Wort, sondern um dasselbe nur mit bestimmtem Artikel. Insofern schon gut zu wissen für den Kontext. Oft ergeben sich ja Dinge und Verständnis für Wörter, Übersetzungen, Verwendungen, Varianten etc. durch Vergleiche mit anderen Stellen – wenn auch hier nicht direkt dasselbe aber ähnlich.

Im Grunde genommen bedeutet ein bestimmter Artikel sinngemäß nichts anderes als anstatt zu sagen „Tag“ oder „Zeiten zu sagen „der/dieser Tag“ oder eben „die/diese Zeiten“ … oder wie man es manchmal auch findet eher sprichwörtlich mit „hier und heute“ oder wie es die Schlachter übersetzt mit „jetzt“.

Insofern gilt dafür vermutlich ähnliches wie für „yom“ selbst. Man kann es versuchen auf „genau jetzt“ festzunageln (Tag X) oder was naheliegt auch als damals gebräuchliche Redewendung/ Sprichwort verstehen für: „in diesen Tagen/ in diesen Zeiten …“.

Z.Vgl. … für „yo.mam“ bspw. könnte man sagen „am Tag“ oder „zur Tageszeit“ … wo aber auch offen wäre ob nun genau heute oder generell am Tag. Bei hajom an sich ist ja auch sprachlich noch nicht die Information enthalten ob „an dem Tag X“ oder „an dem Tag Y“ gemeint ist, sondern das bräuchte auch noch mal einen Zusatz bzw. ergibt sich aus dem Kontext, weswegen man auf (genau) heute festgelegt ist.

Das muss aber trotzdem nicht eine generelle Verwendung wie „in diesen Zeiten / Tagen“ oder wie es die Schlachter 2000 macht mit „jetzt“ im Sinne von „jetzt demnächst“ auch als breiteren Zeitraum verstanden ausschließen. Die Anhaltspunkte, dass auch letzteres möglich ist kommen wie gesagt aus der breiteren Verwendung des Begriffs yom an sich und auch weil es bei der Verwendung u.a. in 5. Mose 9 naheliegt. Aber das sind sicherlich „nur“ Anhaltspunkte und keine Beweise, aber die brauche ich persönlich bei so einer naheliegenden Sache bzw. sehr wahrscheinlichen Missverständnis wie hier nicht.

Vielleicht wenn man tiefer gräbt und mehr Zeit investiert in Hebräisch, Textgeschichte etc. würden sich auch andere Stellen finden, wo das in eine ähnliche Richtung interpretiert werden kann. Auch ist nicht alles, was selbst das führende Wörterbuch genau definieren mag nach aktuellem Forschungsstand vor einigen tausend Jahren genau so gewesen, sondern kann sich auch als unvollständig herausstellen. Letztlich kann man es auch umdrehen und sagen: um das als klaren Widerspruch in der Bibel bezeichnen zu können (an dem sich aber in der Textgeschichte des Alten Testaments wohl eher weniger Leute gestört haben?!) müsste man beweisen, dass man das Wort auch mit bestimmtem Prädikat in der hebräischen Geschichte immer nur auf „genau heute“ gemünzt benutzt hat und niemals auch genereller gemeint für „zu dieser Zeit/ in diesen Tagen“. Ansonsten bleibt der Spielraum bestehen mit den gegebenen naheliegenden Anhaltspunkten auch anderes zu vermuten und sich an der (etwas gröber gefassten) Zeitangabe hier in dem Vers nicht zu stören.

Von: Markus M.
◷ 25 Februar
(vor 2 Jahren)

Was du hier schreibst ist definitiv falsch! Du versuchst anhand der deutschen Sprache ein hebräisches Wort umzudeuten. Was du hier schreibst kann nur jemand schreiben, der kein Hebräisch kann.

Man kann hajom nicht eine längere Zeitspanne als einen Tag unterschieben. Dass hajom „heute“ oder „an diesem Tag“ bedeutet lernt man im 1. Semester im Hebräischkurs. Es bedeutet nicht „in diesen Zeiten“!

Und ich muss auch nicht beweisen, dass es nirgendwo anders eine andere Bedeutung hat. Es ist deine Aufgabe, wenn du entgegen der Hebräischen Sprache und entgegen einem Hebräischwörterbuch eine These aufstellst.

Von: Daniel Nixdorf
◷ 25 Februar
(vor 2 Jahren)

Man kann das zwar alles schnell und einfach abtun/ abhandeln, aber die Dinge sind doch oft komplexer und es steckt mehr dahinter. Das zeigt sich ja auch bei anderen Stellen, wo es sich evtl. um Missverständnisse handelt oder Dinge im Nachhinein vielleicht zu eng gesehen wurden aufgrund der - auch hinsichtlich des zeitlichen Abstands zu damals – beschränkten/ verengten Sichtweise einiger moderner Übersetzer und Ausleger. Es ist auch nicht generell so, dass einzelne Worte oder Ausdrücke im Kontext gesehen nicht eine weitere Bedeutung haben können, wie in anderen Sprachen auch. Bspw. sprichwörtliche Bedeutungen, was es nicht nur im Deutschen gibt sondern in der Sprachgeschichte, Literatur & Kommunikation der Menschen generell eine große Rolle spielt. Auch und besonders im Hebräischen mit vielen literarischen Konstrukten und Sprichwörtern/ Bildern/ Metaphern/ Allegorien, wozu man nicht unbedingt Hebräisch gelernt haben muss.

Beweisen muss hier (hoffentlich?!) niemand etwas, deswegen ja auch die Formulierung oben „man kann es auch umdrehen und sagen: (…) um das zu können (...) man müsste beweisen“ ausdrücklich im Konjunktiv. An diesem Beispiel sieht man ja schon wie missverständlich Sprache und Kommunikation sein kann, und das gilt sicherlich nicht nur für das moderne Deutsch, sondern mindestens genauso auch für jahrtausendealte Texte. Das mit dem Hebräischkurs im 1. Semester mag ja sein, heißt aber doch noch lange nicht dass es vor zwei- bis dreitausend Jahren und speziell in dem Kapitel hier nur und ausschließlich genauso verwendet worden ist.

Wenn der eine Begriff Tag und Zeiten meint, ist es nicht so abwegig dass man mit demselben Begriff (wenn auch vielleicht sehr selten) mit Prädikat auch Tag und Zeiten gemeint haben könnte, nur eben spezifisch „der/ die“. Das damit zu 99,9 % und vermutlich mittlerweile in der Jetzt-Zeit zu 100% „heute/jetzt“ geworden und „der/dieser Tag“ quasi so zu einem Synonym geworden sein könnte für das Wort „heute" wäre ja nicht so abwegig. Zumal es ja vom Wortstamm her für „heute" auch gar kein eigenes Wort im Hebräischen zu geben scheint, sondern nur diese Umschreibung in Form von „der/dieser Tag“. Da kann man schon die nicht allzu ferne Vermutung aufstellen, dass der Begriff ursprünglich auch eine andere Verwendung hatte - zumal das ja ohne bestimmten Artikel sogar recht sicher der Fall gewesen ist. 

Das ist aber wohl eher eine Frage für Sprachgeschichte und –entwicklung und weniger für einen (einfachen) Hebräischkurs aus der heutigen Sicht. Wie gesagt: „Vielleicht wenn man tiefer gräbt und mehr Zeit investiert in Hebräisch, Textgeschichte etc. würden sich auch andere Stellen finden, wo das in eine ähnliche Richtung interpretiert werden kann. (…) Ansonsten bleibt der Spielraum bestehen mit den gegebenen naheliegenden Anhaltspunkten auch anderes zu vermuten und sich an der (etwas gröber gefassten) Zeitangabe hier in dem Vers nicht zu stören.“

P.S.: Oben war mir noch bzgl. der 24-Stunden-Dauer der Genesis-Tage ein Verschreiber passiert. Eigentlich wollte ich sagen: „Zu den Leuten, die die Tage der Genesis NICHT als 24-Stunden-Tage sehen gehöre ich selbst nicht (…)“. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr merke ich wie relativ das Zeitthema eigentlich ist. Insofern halte ich sehr lange Zeiträume (Jahrtausende oder gar –millionen) auch für unplausibel, aber die Frage ob es jetzt ganz exakte 24-Stunden-Tage waren oder nicht, ist m.E. vernachlässigbar – zumal wie gesagt Sonne, Mond und Sterne und die spätere irdische Zeitrechnung ja erst im Laufe dazukamen. Und generell Themen wie Kalender, Zeitmessung etc. dann neben Sprachen, Literatur & Kommunikation noch mal so variable, komplizierte Themen sind, wo ein Menschenleben sowieso nicht reicht dass komplett zu erfassen.

Von: Markus M.
◷ 25 Februar
(vor 2 Jahren)

Der Fall hier ist nicht komplex sondern simpel. Hajom bedeutet "heute". Die von dir vorgeschlagene erweiterte Wortbedeutung ist schlichtweg falsch.

Dass es auch früher so verstanden wurde zeigt auch die Übersetzung des Wortes in mit σήμερον in der LXX.

PS: Die Schöpfungstage waren 24-Stunden-Tage wie 2. Mose 20,11 deutlich macht.

Von: Daniel Nixdorf
◷ 27 Februar
(vor 2 Jahren)

Vielleicht kann man das Hebräische („hayom“ von „yom“) vom Prinzip her etwas mit dem Englischen vergleichen („today“ von „day“). Im Deutschen hat man dann noch ein gesondertes Wort dafür („heute“) und nicht nur wie in obigen Fällen eine Umformung von Tag („der/dieser Tag“ von „Tag“). Aber völlig gleich ob man es nun ganz exakt mit „heute“ übersetzt oder wie sich auch im Netz findet mit „heutzutage“, „hier und heute“ oder die Schlachter 2000 es genau in dem Vers tut mit „jetzt“ – der Begriff mag tatsächlich in allererster Linie den momentanen 24-Stunden-Tag bezeichnen (oder damals je nach Kalender den Zeitraum von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang).

Und auch bei „heute journal“ oder „Israel HaYom“ mag es sich um tagesaktuelle Formate bzw. Zeitungen handeln. Und trotzdem spiegeln diese auch immer die aktuelle Zeit ab („hayom“ im Sinne von „heutzutage“) in der sie geschrieben sind. Ob das eine Epoche/ Periode ist (die dann Historiker und Kommentatoren einordnen) oder man zu unserer Zeit bspw. sagen würde „heute, wo wir mit der Inflation konfrontiert sind ...“ wäre doch den Leuten klar, dass es zwar tagesaktuell um’s hier und jetzt geht („hayom“ als „hier und heute“ oder „jetzt“) aber eben auch mitschwingt, dass es auch um eine generelle, größere Zeit handelt. Und so macht es doch auch hier Sinn. Tagesaktuell symbolisiert durch den Tag an dem Moses zum Volk sprach („hayom“ als „heute“), aber doch auch genauso bildhaft für die Zeit, die sich da gerade ereignete und die Leute miterlebten – der Übergang von Exodus zur Landnahme des Gelobten Landes und Übergang seiner Führung zu der Josuas mit der anschließenden Überquerung des Jordan einige Zeit später. Und so finden sich recht sicher auch noch bei weiterer Suche mehr Beispiele in Deutsch, Englisch und auch im Hebräischen (ob damals oder heute) Beispiele, die das ähnlich wie 5. Mose 9,1 auch handhaben.

P.S.: Bzgl. 2. Mose 20,11 werden die 6 bzw. 7 Tage der Schöpfungswoche erwähnt, aber 24 Stunden wohl nicht direkt. Vielleicht kann man das reininterpretieren wegen des Vergleichs da mit den damals aktuellen Tageszeiten/-rythmus. Aber wie gesagt Kalender & Zeitmessung wären wohl eher ein Extra-Thema und insbesondere im Hebräischen spielt das genau wie die Mathematik (egal ob bzgl. Finanzen oder generell möglichst super-exaktes Rechnen) ohnehin eine viel geringere Rolle und hat eine deutlich geringere Gewichtung als in anderen Kulturen der damaligen Zeit (Ägypten, Assyrer, Babylonier, Griechen etc.) … also scheinen das in der Bibel auch eher untergeordnete Details zu sein, die für die Grundaussagen nicht so elementar wichtig sind wie vielleicht im Heidentum oder heutigen Vorstellungen.

Von: Markus M.
◷ 27 Februar
(vor 2 Jahren)

Deine Vergleiche mit anderen Sprachen lenken nur vom Thema ab. Nur weil etwas in anderen Sprachen möglich ist oder eine umfassendere Bedeutung hat, heißt das noch nicht, dass dies auch für das Hebräische gilt.

Wenn deine Mutter zu dir sagt: "Heute fahren wir nach München", dann schwingt bei dir doch auch nicht mit, dass es um "eine generelle, größere Zeit handelt". Du gehst davon aus, dass ihr heute abfahrt und nicht erst morgen oder übermorgen. 

PS: Der Vergleichs mit dem Sabbat macht deutlich, dass es 24-Stunden-Tage waren, sonst würde der Vergleich keinen Sinn machen!

Von: Daniel Nixdorf
◷ 27 Februar
(vor 2 Jahren)

Jein, weil das erst durch den Kontext eine andere Bedeutung und Eingrenzung bekommt. Wenn man aber sagt: „Heute im Zeitalter der KI müssen wir uns damit auseinandersetzen“ sieht es schon wieder ganz anders aus und man versteht auch den Aspekt von „heutzutage“ oder „in diesen Tagen/ Zeiten“ darunter. Und die Grundprinzipien von Zeit & Raum wie auch Sprache & Kommunikation funktionieren für alle Menschen mehr oder weniger ähnlich.

Vielleicht gibt es in einer anderen Sprache ein ganz spezielles Wort, was nur für ganz genau hier heute in dieser Sekunde gilt, aber das scheint dieses jedenfalls nicht zu sein. Denn sonst stände im Wörterbuch als Übersetzungsmöglichkeit nicht einfach nur „heute“ sondern noch der explizite Zusatz, dass es nur ganz eingeschränkt funktioniert und nicht durch den Kontext auch erweitert verwendet werden kann. Das tut „today“ oder „heute“ im Deutschen aber und spätestens in der Übersetzung wäre das dann mit „hayom“ auch möglich - solange es eben nicht von Übersetzern explizit eingeschränkt wird. Deswegen auch kein Wunder, dass bei StepBible „hayom“ und „yom“ in einen Topf geworfen werden. Und speziell für letzteres ist die erweiterte Bedeutung ja klar, wie bspw. beim „Tag des Herrn“, welches im Alten & Neuen Testament nicht nur den „Jüngsten Tag“ an sich symbolisiert, sondern auch den größeren Zeitraum vor dem Jüngsten Gerichts (laut 7 Stellen in Daniel & Offenbarung = 3 1/2 Jahre / 42 Monate / 1260 Tage). Das ist nicht intuitiv sondern versteht man erst aus dem Zusammenhang und bei längerer Beschäftigung damit. Selbst für „Stunde“ gibt es (zugegebenermaßen nicht im Hebräischen) das Beispiel es wie Churchill in seiner Rede über „Their Finest Hour“ auf den Heldenmut der britischen Soldaten im ganzen 2. Weltkrieg zu beziehen. Wobei „Stunde der Wahrheit“ oder so was auch wieder ambivalent ist. Sprache lässt da wohl vieles zu.

Insofern liegt jedenfalls die Vermutung nahe, dass sich im Hebräischen – heute wie damals – auch viele Beispiele finden, wo „hayom“ nicht nur die exakte Bedeutung hat wie bei der „heutigen Fahrt nach München“ sondern auch eine erweiterte, wie bei „Heute im Zeitalter der KI passiert das und das.“ … mit etwas Suche & Recherche wird man wohl Beispiele finden.

P.S.: Das meinte ich damit es mit dem Kalender der damaligen Hebräer gleichzusetzen und indirekt davon die 24 Stunden abzuleiten. Direkt gesagt wird es aber im Text nicht. Das kann man, muss es aber nicht sondern kann die Schöpfungswoche auch als teils überirdisches Bild („Typus“) des späteren Abbilds („Antitypus“) der irdischen menschlichen Woche sehen. Ob in der Schöpfungswoche exakt die gleichen Zeiten galten ist ein anderes Thema, zumal eben Sonne, Mond & Sterne als Zeitgeber (die ja bis heute auch leicht variieren) erst während der Schöpfungswoche hinzukamen. Solange man aber nichts anderes weiß ist es trotzdem durchaus plausibel erstmal von 24 Stunden auszugehen.

Von: Markus M.
◷ 27 Februar
(vor 2 Jahren)

Dann schau dir den Kontext an von 5. Mose. Mose ruft das Volk zusammen und sie stehen jenseits des Jordans, bereit ihn zu überqueren. Wir haben sogar eine genau Datumsangabe in 5. Mose 1,3. Die Kapitel 1-30 finden an einem Tag statt, wie auch die Worte "heute" in den Kapitel zeigen, besonders im Kapitel 30. Die Israeliten, welche die Rede von Mose gehört haben, haben doch sicher gedacht, dass es jetzt/heute losgehet und sie den Jordan überqueren und nicht dass es noch ein Monat dauert. 

Wenn du sagst "Heute im Zeitalter...", dann hast du ja zwei Zeitangaben "Heute" und "Zeitalter". Die zeitliche Länge der Aussage kommt jedoch vom zweiten Wort "Zeitalter" und nicht vom Wort "heute". Wir befinden und "heute" am 27.02.23 im Zeitalter (undefinierte Länge) der KI. Morgen kann es schon ganz anders aussehen und ein anderes Zeitalter anbrechen.

"Deswegen auch kein Wunder, dass bei StepBible „hayom“ und „yom“ in einen Topf geworfen werden." Diese Aussage von dir beruht auf einer Fehlinformation, da du scheinbar nicht weist wie die Strongs Konkordanz funktioniert. Die werfen das nicht in einen Topf weil die Wörter eine ähnliche Bedeutung haben, sondern weil hinter beiden Wörtern dieselbe Strongs-Nummer steht. Bei Strongs wird nicht unterschieden, in welcher grammatikalischen Form das Wort steht oder ob es Präfixe oder Suffixe hat. Im akademischen Bereich verwendet man darum keine Morph- und Lemma-Tags sondern eine erweiterte Interlinarübersetzung, welche die Besonderheiten jedes Wortes berücksichtigt.

Von: Daniel Nixdorf
◷ 28 Februar
(vor 2 Jahren)

Es funktioniert aber auch ohne den Zusatz von Zeitalter: „Heute, wo wir mit der KI konfrontiert sind müssen wir das oder das tun."

Auch dann kann sich das heute auf den heutigen Tag beziehen, wo die KI vorhanden ist – aber eben trotzdem auch sinngemäß auf die ganze heutige Epoche („heutzutage“). Man kann auch annehmen, dass die Konsequenz und das „Tun“ d.h. die Aktion genau heute stattfindet und deswegen genau auf heute bezogen ist. Aber auch das ist nicht gesagt und steht nicht explizit da, sondern kann hier in dem Beispiel auch eine generelle Aussage sein: vielleicht fangen wir genau jetzt an diesem Tag mit dem Tun an, vielleicht aber auch nur eine generelle Rede darüber, was jetzt demnächst ansteht (so wie bei Mose). Oder es geht darum heute damit anzufangen aber beschreibt eben eine komplexere Folge von Handlungen, die nicht heute abgeschlossen werden sondern nur heute anfangen und die nächste Zeit mit diesem Prozess beschäftigt sein werden („in diesen Tagen“), wie hier bei der Vorbereitung zum Überqueren des Jordans. Insofern kein Problem Moses zuzugestehen, dass er es so (weiter gefasst) ausdrücken wollte.

Das mit der Strongs-Konkordanz ist gut zu wissen, aber evtl. würde man eben wie in Übersetzern/ Wörterbüchern schon darauf hinweisen, wenn die Verwendung eines Wortes im Vergleich zu einem verwandten Wort nur stark eingeschränkt funktioniert bzw. wenn nicht möglich unterschiedliche Nummern vergeben. Wenn nicht unpräzise nur hier scheint aber - wohl auch per Interlinearübersetzung - in modernen Sprachen dabei einfach "heute" oder "today" herauszukommen, was man nunmal auch weiter gefasst interpretieren und verwenden kann.