Schlachtopfer ja oder nein? (Psalm 51,16)

David behauptet in Psalm 51,18 und Psalm 40,7, dass Gott keine Lust am Schlachtopfer hat. Jedoch widerspricht das völlig Gottes Anordnungen in der Tora.

Zig Mal liest man, dass die Opfer ein lieblicher Geruch für Gott sind. Wenn Gott keine Lust an Schlachtopfer hätte, warum befiehlt er sie dann?


Psalm 51,16
Denn du hast keine Lust an Schlachtopfern, sonst gäbe ich sie; an Brandopfern hast du kein Wohlgefallen.
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4. Mose 29,8
Und ihr sollt dem der HERR ein Brandopfer darbringen als lieblichen Geruch: einen jungen Farren, einen Widder, sieben einjährige Lämmer; ohne Fehl sollen sie euch sein;
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Lösungsvorschläge

Von: Jörg Sander
◷ 12 Mai
(vor 2 Jahren)

4. Mose 29,8 meint das Opfer im übertragenen Sinne: Opfertiere stehen bei Mose allegorisch für menschliche "irdische" Begierden. Werden sie "verbrannt", also der Begierde wird durch den Menschen nicht mehr nachgegangen, dann entsteht eine mit "Feuer" allegorisch beschriebene  Drangsal im Inneren des Menschen: der "Zorn" jenes Gottes oder Herrschers, der die Begierde geschickt hat. Da es bei Gott die Sünde ist, die "verbrannt" werden soll, ist der "Zorn Gottes" das Schuldgefühl, Scham und Angst. Jeder Zigarettenraucher, der versucht hat, sich das Rauchen abzugewöhnen, kennt diesen "Zorn" des Gottes "Reemtsma". Oder stellen Sie sich vor, Sie haben Ihre Frau, die Sie sehr lieben, lange nicht mehr gesehen und freuen sich auf das Wiedersehen. Handeln Sie mal gegen diese Begierde, Ihre Frau zu treffen, und gehen einen Tag vor der Wiederkehr Ihrer Frau ohne Not mit voller Absicht, Ihre Frau nicht zu sehen, ins Ausland, obwohl Sie das genaue Gegenteil eigentlich tun wollen. Die emotionalen Konsequenzen werden enorm sein! Auf diese Weise wird aber auf Dauer die Begierde vernichtet: Der Herrscher schickt Ihnen die Begierde nicht mehr, da Sie ihr sowieso nicht nachgehen. Auf diese Weise ist das "Opfertier", sprich die "Begierde", verbrannt worden. Durch solches Opfern kann man Gott zeigen, dass man willens ist, in sein (geistig-emotionales) Reich aufgenommen zu werden.

Die Juden zur Zeit der Psalme haben aber diese allegorische Bedeutung des Brandopfers nicht erkannt (bis auf den Psalmbeter und die Propheten, vgl. Jesaja 1): Sie verbrennen Tiere buchstäblich. Doch was soll Gott damit, wenn er eigentlich etwas ganz anderes forderte? 

Von: Markus M.
◷ 13 Mai
(vor 2 Jahren)

Sie haben anscheinend zu viel von Augustinus, Origenes oder Philo von Alexandrien gelesen. Die Christenheit hat die allegorische Deutung, wie Sie sie hier bringen, bereits zum Ende des Mittelalters als falsch abgelehnt. Zu behaupten die Juden haben das was Gott ihnen sagte völlig falsch verstanden ist doch ziemlich anmaßend.

Haben Sie noch nie den Propheten Hesekiel gelesen? Da gibt es mehr physische Opfer als Sie sich vorstellen können.