Echte biblische Prophetie?

Immer wieder wird behauptet, die Bibel enthalte viele erfüllte Prophetien[1]. Schaut man jedoch genauer hin, merkt man, dass an dieses Prophetien nicht viel dran ist. Damit sich eine Prophetie von anderen Möchtegern-Prophetien wie z.B. von Nostradamus unterscheidet, muss sie folgende Kriterien erfüllen:

  1. Sie muss als Prophezeiung verstanden worden sein, als sie zum ersten Mal geäußert wurde, und darf nicht im Nachhinein als solche bezeichnet werden.
  2. Sie muss tatsächlich in der Vergangenheit prophezeit worden sein und darf nicht einfach im Nachhinein behauptet werden, sie sei prophezeit worden.
  3. Sie muss so spezifisch sein, dass sie nur ein einziges mögliches Ereignis beschreiben kann, das eindeutig verstanden wurde, bevor das Ereignis eintrat.
  4. Sie muss sich innerhalb eines engen Zeitrahmens oder bis zu einem bestimmten(!) Termin erfüllen.
  5. Es muss sich um ein höchst unwahrscheinliches Ereignis handeln, nicht um ein gewöhnliches Ereignis.
  6. Es muss sich um etwas handeln, das Menschen nicht absichtlich herbeiführen können.
  7. Es muss sich buchstäblich erfüllen, nicht auf eine "spirituelle" oder "metaphorische" Weise, die nicht geprüft werden kann.
  8. Die Erfüllung muss gut dokumentiert sein, idealerweise mit beobachtbaren Beweisen.
  9. Sie darf nach der Prophezeiung nicht geändert werden.
  10. Und sie sollte nicht Teil anderer Prophezeiungen mit einer fragwürdigen Erfolgsbilanz sein.

Welche biblische Prophetie erfüllt diese Kritierien?

Sie möchten wissen, ob an den Messias-Prophetien aus dem Matthäusevangelium etwas dran ist, dann lesen Sie hier weiter: Erfüllt Jesus die Prophetien im Matthäusevangelium?

Siehe dazu auch: https://www.philoclopedia.de/2016/12/08/prophetie/ und https://truth2u.org/365-messianic-prophecies-missing-in-action/

[1] Werner Gitt behauptet z.B.:„Sucht man nach einem auffälligen Merkmal, das die Bibel von allen anderen Büchern der Weltgeschichte unterscheidet, dann sind es zweifellos die in Raum und Zeit bereits erfüllten Prophetien. 3268 Aussagen haben sich genauso zugetragen, wie sie oft mehrere Jahrhunderte zuvor angekündigt worden waren. Es ist keine einzige Prophetie bekannt, die sich anders erfüllt hat, als sie vorausgesagt war. Hiermit hat uns Gott ein einzigartiges Kriterium zur Prüfung der Wahrheit an die Hand gegeben. Mit dieser Messlatte erweist sich die Bibel als das Buch der Wahrheit. Zur Bibel gibt es nichts Vergleichbares.“ („So steht’s geschrieben“, S. 128, CLV-Verlag, 8. Auflage, 2011)
Mit dieser enormen Zahl, von 3.268 Zukunftsvoraussagen, wird dann auch in christlichen Traktaten Werbung gemacht. Siehe: Gott kann man beweisen!

Unerfüllte Prophetie

Statt erfüllter Prophetie hat die Bibel aber einige unerfüllte Prophezeiungen zu bieten:

  • Die Ägypter sollen in Patros (Oberägypten) gesammelt werden und dort in Zukunft nur mehr ein niedriges Königreich sein und sich nie mehr über eine andere Nation erheben.
    Hesekiel 29,13-15: "Denn so spricht der Herr, HERR: Am Ende von vierzig Jahren werde ich die Ägypter aus den Völkern sammeln, wohin sie versprengt wurden; und ich werde das Geschick Ägyptens wenden und sie in das Land Patros, in das Land ihrer Herkunft, zurückbringen, und dort werden sie ein niedriges Königreich sein. Und es wird niedriger sein als die <anderen> Königreiche und sich nicht mehr über die Nationen erheben; und ich will sie vermindern, so daß sie nicht mehr über die Nationen herrschen."
    Ägypten ist nachweislich kein kleines Königreich und im Jahr 1821 hat es sogar über den Sudan geherrscht.
  • Juden die nach Ägypten ziehen um sich dort aufzuhalten werden eines unnatürlichen Todes sterben.
    Jeremia 42,17: "Und es wird geschehen, alle Männer, die ihr Gesicht dahin gerichtet haben, nach Ägypten zu ziehen, um sich dort als Fremde aufzuhalten, werden sterben durch das Schwert, durch den Hunger und durch die Pest. Und sie werden keinen Entronnenen und Entkommenen haben vor dem Unheil, das ich über sie bringen werde."
    Juden wanderten nach Ägypten aus und lebten dort in Alexandria und errichteten auf Elephantine sogar einen Tempel. In hellenistischer Zeit entstand die nach Babylonien größte Siedlungsdichte in Ägypten. Und nicht umsonst wurde die Septuaginta in Alexandria geschrieben.
  • Damaskus soll keine Stadt mehr sein.
    Jesaja 17,1: "Ausspruch über Damaskus. Siehe, Damaskus hört auf, eine Stadt zu sein, und wird ein Trümmerhaufen."
    Damaskus ist heute nachwievor die Hauptstadt von Syrien in der fast 2 Millionen Menschen leben.
  • Davids Nachkommen sollen immer einen Thron innehaben.
    Psalm 89,4-5: "Einen Bund habe ich mit meinem Auserwählten geschlossen, habe David, meinem Knecht, geschworen: »Bis in Ewigkeit will ich deiner Nachkommenschaft Bestand geben und für alle Geschlechter bauen deinen Thron«." und auch 2. Samuel 7,16: "Dein Haus aber und dein Königtum sollen vor dir Bestand haben für ewig, dein Thron soll feststehen für ewig."
    Dass die davidische Königslinie im Jahr 568 v.Chr. mit Zedekia endet, sollte allgemein bekannt sein. Einen Thron auf dem ein Nachkomme Davids sitzt, gibt es heute nicht mehr.
  • Unbeschnittene und Unreine sollen Jerusalem nicht mehr betreten.
    Jesaja 52,1: "Kleide dich in deine Prachtgewänder, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn nicht mehr länger soll dich ein Unbeschnittener und ein Unreiner betreten."
    Da ich selbst unbeschnitten bin und schon mal in Jerusalem war, hat sich diese Prophetie offensichtlich nicht erfüllt.
  • Das Volk Israel soll einen sicheren Ort haben und nicht mehr in Unruhe geraten.
    2. Samuel 7,10: "Und ich setze für mein Volk, für Israel, einen Ort fest und pflanze es ein, daß es an seiner Stätte <sicher> wohnt und nicht mehr in Unruhe gerät und die Söhne der Ruchlosigkeit es nicht mehr unterdrücken wie früher"
    Es gibt wohl kaum ein Volk, welches öfter vertrieben wurde und nicht in Sicherheit wohnte und wohnt wie das Volk der Juden. Also genau das Gegenteil ist der Fall.
  • Jesu Wiederkunft sollte noch zu Lebzeiten der Apostel stattfinden.
    Matthäus 16,28: "Wahrlich, ich sage euch: Es sind einige von denen, die hier stehen, die werden den Tod keinesfalls schmecken, bis sie den Sohn des Menschen haben kommen sehen in seinem Reich."
    Matthäus 10,23: "Denn wahrlich, ich sage euch, ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird."
    1. Johannes 2,18: "Kinder, es ist die letzte Stunde"
    Offenbarung 3,11: "Ich komme bald"
    Jakobus 5,8: "Denn die Ankunft des Herrn ist nahe gekommen."
    1. Petrus 4,7: "Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge."
    Mittlerweile sind 2000 Jahre vergangen und Jesus ist immer noch nicht wiedergekommen. Von "letzter Stunde" oder "bald" kann man hier nun wirklich nicht mehr reden.

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