Jakob bekommt seinen Namen doppelt (1. Mose 35,10)

Gott erschein Jakob und sagt ihm, dass er nicht mehr Jakob heißen soll, sondern Israel.

Jakob hat den Namen aber bereits in 1. Mose 32,29 bekommen. Er selbst verwendet den neuen Namen bereits in 1. Mose 33,20 als er einen Altar "El Elohe Israel" (Gott, der Gott Israels) nennt.

Warum wird die Namensvergabe hier ein zweites Mal durchgeführt?


1. Mose 35,10
Und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob; dein Name soll hinfort nicht Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name sein. Und er gab ihm den Namen Israel.
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1. Mose 32,28-29
Da sprach er: Nicht Jakob soll hinfort dein Name heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gerungen und hast obsiegt. Und Jakob fragte und sprach: Tue mir doch deinen Namen kund! Da sprach er: Warum doch fragst du nach meinem Namen? Und er segnete ihn daselbst.
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Lösungsvorschläge

Von: Daniel Nixdorf
◷ 24 Februar
(vor 1 Jahr)

Erklärungsmöglichkeit:

1.) Die Namensvergabe in 1. Mose 35 beschreibt wohl nicht noch einmal den selben Vorgang aus 1. Mose 32, sondern eine Bestätigung dessen. Man kann diese Wiederholung vielleicht als doppelt gemoppelt sehen, aber auch einfach als Bestätigung dieses wichtigen Vorgangs. Beim ersten Mal wird der neue Name ja noch mit einer Geschichte (Ringen mit dem Engel) begründet und in dem Zusammenhang die Bedeutung des Namens erläutert (bed. „Gottesstreiter/ der mit Gott kämpft/ Gott kämpft für dich“ etc.), aber beim zweiten Mal fehlt eine speziell auf Jakob bezogene Erklärung und nur die Tatsache der Vergabe dessen neuen Namens wird erwähnt, was wohl noch mal die Wichtigkeit unterstreicht. Wie man in der ganzen Genesis sieht (bei den Stammvätern etc.) insbesondere im Hebräischen ja eine wichtige Sache die Namen und ihre Bedeutungen (siehe auch bspw. später in der Henoch-Tradition der verborgene Name des Messias oder die eschatologischen neuen Namen in Offenbarung 2,17 & 3,12).

Da es ungewöhnlich ist mitten im Leben einen neuen Vornamen zu erhalten, wird dieser Vorgang aus 1. Mose 32 später in 1. Mose 35 noch einmal literarisch bestätigt (man hat sich nicht verlesen ein paar Seiten vorher etc., sondern tatsächlich passiert). Es steht auch explizit dabei, dass es sich um die 2.te Begegnung/ Erscheinung handelt („Und Gott erschien Jakob zum zweitenmal, seitdem er aus Paddan-Aram gekommen war, und segnete ihn.“). Es wird noch einmal der bisherige/ ursprüngliche Name erwähnt ( = der des alten gefallenen Menschen) und dann der neue gottgebene ( = der des neugeborenen, gesegneten Menschen). Diese (Namens-)Transformation symbolisiert eine der wesentlichen Kernaussagen der Bibel in Form des späteren Evangeliums, d.h. Errettung & Wiedergeburt des alten, kranken, sterbenden Menschen.

2.) Die Besonderheit/ das System/ das Warum liegt aber vor allem darin begründet, dass es hier dieses mal nicht mehr nur um den einzelnen Menschen Jakob geht, sondern weit darüber hinaus in der wahren Geburtsstunde des Volkes Israel.

Siehe die Terebinthe von Sichem, die schon bei Abrahams Ankunft in Kanaan eine Rolle spielte (https://www.schlachterbibel.de/de/bibel/1_mose/12/6-9?hl=1#hl) und später wieder bei der letzten Rede Josuas an die 12 Stämme vor seinem Tod (https://www.schlachterbibel.de/de/bibel/josua/24/25-28?hl=1#hl). Dazu der Ort „Beth-El“, der hier auch seinen Namen erhält (bed. u.a. „Haus Gottes/ Der Gott des Gotteshauses“) und auf den späteren Tempel in Jerusalem hinweist als zentralen Wohnort Gottes inmitten Seines auserwählten Volkes Israel, welches hier über den Stammvater Jakob seinen Namen und Auftrag erhält (bed. „Gottesstreiter/ der mit Gott kämpft/ Gott kämpft für dich/ etc.“).

Ähnlich wie auf der Gegenseite bei den Widersachern Gottes der Turmbau von Babel symbolisch stand für das „Gottestor/ Dimensionstor/ Stargate“ zu Gott bzw. den (heidnischen) Göttern ( = im biblischen Verständnis abtrünnige, gefallene Engel). Babel dementsprechend mit der Bezeichnung „Gottespforte/ Pforte zu den Göttern/ Tor zu den Göttern“ etc. und sich das bis ans Ende der Bibel mit der „Hure Babylon“ in der Offenbarung durchzieht.

Im Gegensatz dazu die Israel-Geschichte mit ihrer Verbindung zum wahren biblischen Gott, die nach der Sintflut Fahrt aufnimmt über Abrahams Auszug aus dem heidnischen Ur in Mesopotamien und später insbesondere Jakobs Traum von der Himmelsleiter/ Engelsleiter (https://www.schlachterbibel.de/de/bibel/1_mose/28/10-22?hl=1#hl) und dann seinem Ringen mit dem Engel Gottes in 1. Mose 32 (https://www.schlachterbibel.de/de/bibel/1_mose/32/25-33?hl=1#hl) und wenige Kapitel später im Austreiben und Vergraben der falschen Götzen unter der Terebinthe von Sichem und dem Errichten des Altars von Bethel. Fortgesetzt u.a. im Exodus durch seine Nachfahren die Vertreibung der Heidengötter und Spätantike Verbreitung des Christentums in post-heidnischen Kulturen, um dem in Okkultismus und Paganismus gefangenem Erdkreis etwas entgegenzusetzen ( = Israels Auftrag erst in Form des Volkes und dann der Gemeinde als Abrahams bzw. Jakobs Nachfahren).

Später dann in Fortsetzung davon Moses beim Besteigen des Berges und der Anleitung zu Bundeslade, Stiftshütte/ Tempel als zukünftigen Verbindungspunkten von irdischer und himmlischer Welt und der ganzen Geschichte weiteren Geschichte ab dem Exodus:

„Nathanael antwortete und sprach zu ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel! Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum? Du wirst Größeres sehen als das! Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich [w. Amen, Amen; d.h. „so sei es/ so geschehe es“], ich sage euch: Künftig werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen [ Sohn des Menschen ist eine Bezeichnung für den Messias (vgl. Dan 7,13; 1Mo 3,15; Joh 1,14; 1Tim 3,16; Phil 2,7; Hebr 2,14-18). ]!“ (Johannes 1,49-51)

Das sind in der Bibel so zentrale Themen – angefangen vom Garten Eden als erstem (kosmischen) Tempel auf Erden – bis hin zum Neuen Testament und der Gemeinde der Gläubigen (bzw. deren Herzen) als lebendigem Tempel im Neuen Jerusalem der Offenbarung – dass eine Wiederholung definitiv Sinn macht. Und eben im Kontext der Erzählung in den einzelnen Kapiteln, diesmal in Kapitel 35 nicht nur einfach wiederholt von Kapitel 32 nur auf Jakob als Einzelnem bezogen, sondern gesteigert und ergänzt um das ganze Volk Israel als Jakobs Nachfahren:

„Und Gott erschien Jakob zum zweitenmal, seitdem er aus Paddan-Aram gekommen war, und segnete ihn. Und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob, aber du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel [bed. »Gottesstreiter«; nach anderen: »Fürst Gottes«] soll dein Name sein! Und so gab er ihm den Namen Israel. Und Gott sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige, sei fruchtbar und mehre dich! Ein Volk und eine Menge von Völkern soll von dir kommen, und Könige sollen aus deinen Lenden hervorgehen; das Land aber, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, das will ich dir und deinem Samen nach dir geben! Und Gott erhob sich von ihm an dem Ort, wo er mit ihm geredet hatte. Da richtete Jakob eine Säule auf an dem Ort, wo er mit ihm geredet hatte, einen Gedenkstein, und goß ein Trankopfer darauf aus und schüttete Öl darüber; und Jakob gab dem Ort, wo Gott mit ihm geredet hatte, den Namen Bethel [Beth-El bed. »Haus Gottes«].“ (1. Mose 35,9-15)

Von: M. H.
◷ 16 Januar
(vor 2 Jahren)

Da Gott oft Dinge mehrfach erklärt bzw. immer noch einmal bestätigt, wäre es vielleicht doch nicht ganz unangebracht und auch nicht unschlau, dahinter ein System zu anzunehmen und zu vermuten, meine ich.

Von: Markus M.
◷ 17 Januar
(vor 2 Jahren)

Unzählige Dinge in der Bibel werden nicht mehrfach oder überhaupt nicht erklärt (z.B. die Kaschrut-Gesetze).

Inwiefern soll da ein System dahinterstecken?