Warum muss eine Jungfrau ihren Vergewaltiger heiraten? (5. Mose 22,28-29)

Ein ziemlich bizarres Gebot findet sich in 5. Mose 22,28-29. Hier wird gesagt, dass wer eine Jungfrau vergewaltigt, sie heiraten muss.

Er muss dem Vater des Mädchens einfach ein halbes Kilogram Silber zahlen und darf sie sich zur Frau nehmen, die er dann nicht mehr entlassen darf.

Schlechter kann die Vergewaltigte wohl kaum aussteigen, als dass sie den Rest ihres Lebens auch noch mit ihrem Vergewaltiger verheiratet sein muss.


5. Mose 22,28-29
Wenn ein Mann ein Mädchen findet, eine Jungfrau, die nicht verlobt ist, und ergreift sie und liegt bei ihr, und sie werden gefunden: so soll der Mann, der bei ihr gelegen hat, dem Vater des Mädchens fünfzig Sekel Silber geben; und sie soll sein Weib sein, darum dass er sie geschwächt hat, er kann sie nicht entlassen alle seine Tage.
» Bibelstelle auf Bibleserver anzeigen
« Welches Tier soll an Passah geschlachtet werden?Ein Gebot, an das sich nicht mal Gott hält »


Lösungsvorschläge

Von: Micha
◷ 18 Juli
(vor 9 Monaten)

Wie kommst du zu der Annahme, dass es sich um eine Vergewaltigung handeln sollte? In der Parallelstellen in 2. Mose 22,15-16 ist von einem "Verführen" des Mannes die reden. Die Folgen sind die gleichen wie in 5. Mose 22,28-29.

Von: Markus M.
◷ 18 Juli
(vor 9 Monaten)

In 5. Mose 22,28-29 steht "und ergreift sie [...] weil er ihr Gewalt angetan hat". Was soll das sonst sein als eine Vergewaltigung? 

Nur weil etwas ähnlich klingt, ist es noch keine Parallelstellen.

Von: Micha Käppeler
◷ 19 Juli
(vor 9 Monaten)

Jetzt machst du es dir aber leicht und verwendet eine Bibelübersetzungen die (vermeintlich) das Ausdrückt, was dir Recht ist. In der Übersetzung, die du in der ursprünglichen Frage erwähnt hast heißt es "[...] darum dass er sie geschwächt hat." Es geht also darum, dass die Frau zukünftig weniger Chancen hat einen Mann zu finden, da sie keine Jungfrau mehr ist und der Vater auch keinen Brautpreis mehr für eine Jungfrau verlangen kann.

Gegen das Vorliegen einer Vergewaltigung spricht ferner, dass die beiden "gefunden" bzw. "ertappt" werden. Bei was wurde die Frau denn ertappt? Wie sie vergewaltigt wurde?!? Das ergibt keinen Sinn, zumal es ein paar Verse früher heißt, dass wenn eine Frau auf dem Feld vergewaltigt wird und schreit, aber nicht gehört wird, sie ohne Schuld ist. Bei einem rechtmäßigen Verhalten spricht man aber nicht von ertappen, wenn es ans Licht kommt.

Wenn du dir die Vergewaltigung in der Bibel anschaust wurde auch nicht nach diesem scheinbaren Gebot gehandelt (1. Mose 34 (bevor das Gesetz durch Mose kam), 2. Samuel 23).

Ich sage nicht, dass es nicht sein kann, dass der Mann das vergewaltigt Mädchen zur Frau nehmen musste, aber wenn dem so sein sollte muss man es auch anständig begründen können.

Von: Markus M.
◷ 20 Juli
(vor 9 Monaten)

Ich zitiere hier die Elberfelder 2006 und Luther 2017, die Elberfelder gehört zu den genauesten Übersetzungen. Wenn Sie behaupten die Übersetzer haben hier falsch übersetzt, dann sind Sie in der Pflicht das zu beweisen! Wird aber schwierig, da der Piel von ענה es nicht zulässt, dass die Frau hier freiwillig mitgespielt hat.
Selbst jüdische Kommentatoren wie Ibn Ezra sehen das ziemlich deutlich: „Our verse deals with rape, not with seduction.“

"gefunden" (hebr. מצא) werden alle Personen in dem Kapitel, auch die Frau in V. 25-27 die vergewaltigt wurde. 

Wo in 2. Sam. 23 geht es um Vergewaltigung?

Von: Micha Käppeler
◷ 20 Juli
(vor 9 Monaten)

Du hast wohl nicht verstanden, was ich mit dem ersten Teil meiner Antwort ausdrücken wollte. Mir geht es nicht um die Übersetzung der Elberfelder mit dem Wort "Gewalt". Vielmehr um die Bedeutung, worauf sich die Gewalt bezieht. In diesem Fall eben die Gewalt, die ihr angetan wird, dass sie entjungfert wird, ohne schon einem Ehemann angetraut zu sein, wodurch ihre Chancen in der Zukunft schlechter aussehen. "Gewalt" bezieht sich NICHT an die Vollziehung des Geschlechtsverkehrs an sich bzw. trifft keine Aussage über sie.

Das mit dem gefunden werden schaue ich mir nochmal an.

Gemeint ist natürlich die Vergewaltigung in 2. Samuel 13 (kleiner Tippfehler meinerseits) aber die Stelle sollte dir ja bekannt sein.

Von: Markus M.
◷ 20 Juli
(vor 9 Monaten)

Wenn eine Frau ergriffen wird und ihr beim Sex Gewalt angetan wird, dann ist das eine Vergewaltigung. Punkt!
Sie können gerne weiter versuchen hier ein harmloses Verführen draus zu machen, jedoch liegen Sie falsch, wie auch die von Ihnen genannte Stelle in 2. Sam. 13 beweist. Dort steht in V. 14 "...ergriff sie und tat ihr Gewalt an". Dabei werden die selben hebräischen Wörter verwendet wie in 5. Mose 22,28-29. Wenn also Amnon Tamar vergewaltigt hat (was außer Frage steht), dann handelt es sich auch hier um eine Vergewaltigung.

Von: Verena M.
◷ 9 Januar
(vor 1 Jahr)

Man darf die Bibel nicht als Gottes Wort sehen, sondern als ein geschichtliches Artefakt, dass uns einen Einblick in das Leben und die Weltsicht der Menschen von damals gibt. Aus heutiger Sicht ist dieses Recht total rückständig und menschenverachtend, aber das war auch vor 3000 Jahren, damals herrschte ein echtes Patriarchat. Man darf moderne Befindlichkeiten nicht auf alte Rechtssysteme beziehen! Man muss nüchtern bleiben und darf es nicht werten, man muss es anschauen wie ein Antropologe, der das Archaische selbst im Menschen erforscht, fremde Kulturen und Bräuche. 

Man kann den Ursprung aller sexueller Tabus in zwei Sätzen zusammenfassen: „Wessen Kinder sind das?“ und „Wer bekommt meine Schafe, wenn ich sterbe?“

In Zeiten ohne verlässliche Verhütungsmittel und Vaterschaftstests hatte ein Mann nie die komplette Sicherheit, dass ein Kind auch wirklich das Seine ist. Außer er geht sicher, dass die Frau Jungfrau ist, wenn er sie heiratet und dass Sie ihm auch nie fremdgeht! Ein Mann, der viel harte Arbeit und Ressourcen in die Aufzucht eines Balges steckt, wollte sicher wissen, dass es sein eigen Fleisch und Blut ist! Er wollte nicht den Bastard von jemand anderem aufziehen! Auch heute: Die meisten Menschen, die Kinder wollen, frieren lieber Eizellen ein oder machen sündhaft teure Hormon- und Fruchtbarkeitsbehandlungen, als irgendeinen armen Bastard aus einem Waisenhaus zu adoptieren und in diesen Ressourcen, Zeit und Geld zu investieren! So etwas böses sagen die meisten Menschen nicht laut, aber sie denken es sich unterbewusst und handeln dementsprechend!

Eine Frau weiß, dass ihr Kind ihr eigenes ist, hat sie es ja unter Schmerzen auf die Welt gepresst! Die weibliche Sexualität wurde deshalb viel mehr tabuisiert als die männliche! Nicht aus Frauenhass oder weil man es ihnen nicht gegönnt hätte. Damals war die Vaterschaftssicherheit nur gegeben durch eine starke Reglementierung des weiblichen Sexualverhaltens.

Damals herrschte ein echtes Patriarchat = Ein Vater ernährt seine Tochter, bis sie alt genug ist, verheiratet zu werden, dann ist der Ehemann in der Pflicht, sich um sie zu kümmern. Vor der Industrialisierung und der Erfindung der Dienstleistungsgesellschaft hat man Männer als Arbeitskräfte gebraucht, als Beschützer und Ernährer. Der Ehemann wollte für den Deal, dass er der Arbeitssklave seiner Frau ist, entlohnt werden mit eigenem Nachwuchs. Die soziale Macht lag deshalb damals bei den Männern, weil sie einfach körperlich stärker waren und es noch keine Jobs gab, die ohne ordentlich Muskelschmalz funktionierten. Frauen konnten damals nur ihre Reproduktive Funktion und ihre Sorge um die Kinder als Sache von Wert anbieten und wurden dementsprechend auch behandelt. Die gerechte Strafe für den Vergewaltiger war nun ein Leben lang für den Unterhalt und die Versorgung seines Opfers aufkommen zu müssen, weil ihr Vater sie nach der Schändung des "Objekts" nicht mehr an einen anderen Mann verheiraten konnte, der sich sonst um sie kümmern würde, wenn er stirbt. (Denn wegen der Vaterschaftsunsicherheit konnte der neue Ehemann nicht mehr komplett sicher sein, dass potentielle Kinder die Eigenen sind).

Heutzutage haben wir uns zumindest in großen Teilen der Wetl davon distanziert, das finde ich persönlich aus Eigennutz schön :D 

Und selbst ein hartgesottener, freikirchlicher evangelikaler Pastor, der die Bibel sonst in Bezug auf ALLES komplett wörtlich nimmt (Abtreibung, Homosexualität, etc.), würde seine Tochter nicht an einen Typen verheiraten, der sie vergewaltigt und sich danach vor Gericht auf die Bibel bezieht, obwohl es doch "Gottes Wille" ist! ;) solche Heuchler :P 

Von: Anonym
◷ 25 April
(vor 1 Jahr)

Nur aus diesem Grund haben wir geheiratet und eine Familie gegründet.

Von: Cleoleo
◷ 28 Dezember
(vor 1 Jahr)

Was wäre denn wenn eine Frau einen Mann vergewaltigt? Hätte er sie dann als Strafe trotzdem heiraten müssen oder wurde sie dann gesteinigt?

Von: Markus M.
◷ 28 Dezember
(vor 1 Jahr)

Keine Ahnung, ob das in der damaligen Kultur überhaupt vorgekommen ist.
In der Bibel gibt es hierfür keine Regelung. Man müsste also Gott fragen, was man in so einem Fall tun muss.

Von: Olaf
◷ 26 Oktober
(vor 2 Jahren)

Hier wird kein Wiederspruch dargestellt. An dieser Textstelle ist nichts unlogisch, das Gebot entspricht nur nicht den aktuellen "westlichen" Moralvorstellungen. 

Von: Markus M.
◷ 27 Oktober
(vor 2 Jahren)

Sie haben recht, es ist kein Widerspruch, jedoch ein Gebot, welches deutlich macht, dass da kein Gott dahinterstecken kann.
Dieses Gebot wiederspricht sämtlichen Moralvorstellungen, nicht nur den "westlichen".

Von: Micha Käppeler
◷ 19 Juli
(vor 9 Monaten)

Das stimmt leider nicht. Es gibt durchaus Ländern in Afrika in denen Vergewaltigung an der Tagesordnung sind. Wenn die Männer "bock" auf irgend eine Frau haben nehmen sie sie einfach und schlafen mit ihr. Für die Frauen ist das "normal". Sie kennen es nicht anders und wehren sich dementsprechend auch nicht.

Die "Moralvorstellungen" aka das Gewissen sind zwar bei allen Menschen gleich, trotzdem kann das Gewissen abstumpfen oder man handelt bewusst gegen sein Gewissen, weil man es sich rechtzufertigen Versucht. 

@Markus du meintest in einer anderen Diskussion selbst einmal, dass die "Moralvorstellungen" auf der Welt sehr unterschiedlich seien. Hast du deine Meinung diesbezüglich geändert?

Wer sich generell für das Gewissen und auch wie man damit umgehen sollte interessiert sollte unbedingt die beiden Timotheusbriefe lesen. Pauls wird da sehr deutlich und warnt, gegen sein Gewissen zu handeln.

Von: Markus M.
◷ 20 Juli
(vor 9 Monaten)

Und weil es an der Tagesordnung ist, deswegen ist es in dem Land moralsch in Ordnung? Soweit ich weiß haben auch afrikanische Länder Gesetzte gegen Vergewaltigung, dem wäre nicht so, wenn ihr Argument stimmen würde.

"Moralvorstellungen" und Gewissen werden von der Umgebung geprägt und sind nicht bei allen Menschen gleich. Ich habe meine Meinung hier also nicht geändert.

Von: Micha Käppeler
◷ 22 Juli
(vor 9 Monaten)

Wie kann etwas sämtlichen Moralvorstellungen widersprechen wenn Moralvorstellungen rein subjektiv sind?

Von: Markus M.
◷ 22 Juli
(vor 9 Monaten)

Eine Vergewaltigung ist in jedem Land unmoralisch!

Andere Dinge sind es nicht. Wir würden Handabhaken als unmoralisch empfinden. Gibt aber genügend Länder wo das voll okay ist (selbst in der Bibel 5.Mose 25,11-12). Ehrenmorde sind im Westen moralisch verwerflich, in islamischen Staaten oder auch Indien jedoch nicht. Ebenso war Sklaverei Jahrtausende lang moralisch nicht verwerflich. Selbst die Kirche hatte bis ins 19. Jahrhundert viele Sklaven (wiederum gestützt durch die Bibel 3. Mose 25,44-46).

Von: Micha Käppeler
◷ 22 Juli
(vor 9 Monaten)

Stimmt so nicht. In mindestens einigen Afrikanische Ländern bzw. Stämmen sind vergewaltigen sowohl an der Tagesordnung als auch nicht verboten.

Von: Markus M.
◷ 22 Juli
(vor 9 Monaten)

1. Glaub ich Ihnen nicht, bitte liefern Sie eine Quelle für Ihre Behauptung.

2. Selbst wenn es so wäre, so sind wir uns doch einig, dass Vergewaltigung moralisch hier bei uns nicht in Ordnung ist und aus dieser Position bewerten wir die Sache.

Von: Christian Rahn
◷ 20 September
(vor 2 Jahren)

eine materielle Versorgung kann besser erfolgen, indem eine vergewaltigte Frau unter den Schutz des Priestertums gestellt wird, das selbst von der Gabe des Zehnten lebt und außerdem ledige Frauen im Dienst an der Stiftshütte beschäftigt. (1Sam 2,22)

Die lebenslange Bindung an den Vergewaltiger beinhaltet u.U. lebenslange Traumatisierung für das Opfer. Es ist zudem nicht unwahrscheinlich, dass der Täter seine Wut über die Strafe an ihr auslässt – u.U. für den Rest ihres Lebens. Doch wäre auch nur der lebenslange Verzicht auf Wertschätzung und Liebe nicht schrecklich für die Frau?

Zum anderen hat nun jeder Lump, dessen Werbung von einer selten schönen Frau zurückgewiesen wird, die Möglichkeit, sie zu vergewaltigen, um sie lebenslang an sich zu ketten.

Von: Holger Brehm
◷ 5 Mai
(vor 2 Jahren)

Welcher Widerspruch? Es handelt sich um ein Gesetz, das sich vor 3000 Jahren ein patriarchal geführtes primitives Volk gegeben hat und in dem einer Frau auch nicht annähernd gleiche Rechte wie Männern zugestanden wurden. So gesehen ist das Gesetz keine Überraschung. Siehe dazu auch viele andere Bibelstellen. Ich vermute, der Begriff "Widerspruch" taucht in der Frage auf, weil dieses Gesetz im Widerspruch zum Bild von einem Christentum steht, dass sich der Autor aus den vielen netten Stellen, die ihm der Pastor in Kindertagen vorgelesen hat, selbst zusammen gebastelt hat. Man kann erwarten, dass die "christliche Bildung" (Oxymoron) nicht mit dem Ende des Religionsunterrichtes aufhört.

Von: Pia
◷ 25 September
(vor 3 Jahren)

Damals hat diese Regelung die Existenz der Frau gesichert. Wenn sie keine Jungfrau mehr war, hätte sie keinen Mann bekommen und allein waren Frauen damals nicht lebensfähig.

Von: Markus M.
◷ 25 September
(vor 3 Jahren)

1. Überlebensfähig war die Frau natürlich schon. Sie hat ja Eltern und Verwandte, die sich um sie kümmern können.

2. Gott hätte sich ja folgendes Gebot überlegen können. Wer eine Frau vergewaltigt, muss sie lebenslang versorgen, ohne sie zu heiraten. Das wäre doch wesentlich humaner, oder?

3. Heutzutage ist bei der Hochzeit kaum noch jemand Jungfrau und es funktioniert auch. Dass eine Frau, nachdem sie Sex hatte, weniger Wert ist, ist leider ein weiteres Problem, welches durch das Judentum und Christentum entstanden ist.

Von: Jan
◷ 5 Dezember
(vor 2 Jahren)

Nein, es funktioniert eben nicht. Jede dritte Ehe wird geschieden, oder noch mehr.

Von: Nina Per Rieger
◷ 25 Januar
(vor 2 Jahren)

DASS es nicht funktioniert und jede 3. Ehe geschieden wird, ist aber nicht dem Umstand der "Nicht-Jungfräulichkeit" bei Eheschließung geschuldet. 

Von: Holger Brehm
◷ 5 Mai
(vor 2 Jahren)

Welche Existenz? Eine Existenz, in der sie jeden Tag auf's Neue, dann auch legitim, von einem Schwerverbrecher (denn das ist ein Vergewaltiger, auch, wenn Ihnen das scheinbar nicht klar ist) wieder und wieder vergewaltigt wird?! Es ist bemerkenswert, wie unverhohlen grausam einige Menschen auch noch im 21.Jahrhundert sind. Wer so argumentiert, hat jede Menschlichkeit und damit auch jeden Anspruch auf ein Mitspracherecht in Sachen Moral verloren.