Ein Stein kann hören und ist Zeuge (Josua 24,27)

Beim Lesen von Josua 24,27 stellt sich einfach die Frage, wie ein Stein hören und Zeuge sein kann?


Josua 24,27
Und Josua sprach zu dem ganzen Volke: Siehe, dieser Stein soll Zeuge gegen uns sein; denn er hat alle Worte des HERRN gehört, die er mit uns geredet hat; und er soll Zeuge gegen euch sein, damit ihr euren Gott nicht verleugnet.
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Lösungsvorschläge

Von: Michael Kicker
◷ 17 November
(vor 4 Monaten)

Das ist natürlich symbolisch gemeint. Wer immer an diesem Stein vorbei geht, soll sich daran erinnern, dass dieser Stein bei der  Verkündigung dabei war. Für mich ähnlich wie in Schillers Gedicht "die Kraniche des Ibykus".

Von: Markus M.
◷ 17 November
(vor 4 Monaten)

Und wer legt fest, was in der Bibel symbolisch und was wörtlich gemeint ist? Sie etwa?

Wenn es nur symbolisch gemeint war, wäre es sinnvoller von einem Gedenkstein zu reden, wie in 2. Mo. 24,4.

Von: Asathor
◷ 1 Juli
(vor 9 Monaten)

Ernsthaft? Das wird als Widerspruch in der Bibel gelistet?

Man muss doch bei der Beurteilung eines jeden Textes berücksichtigen, dass er Metaphern, Symbole, Ironie usw. enthalten kann. Ganz offensichtlich ist hier der Stein in einem bildlichen Sinn ein Zeuge, also mehr ein Erinnerungsstück. Josua wird wohl kaum geglaubt haben, der Stein sei irgendwie beseelt.

Ja, die Bibel enthält Widersprüche und viele Problemstellen, aber so etwas als Widerspruch aufzulisten, zeugt eher von neurotischer Hyperkritik und macht die Sache unseriös.

Von: Markus M.
◷ 3 Juli
(vor 9 Monaten)

Wenn Ihnen der Widerspruch nicht gefällt, klicken Sie einfach weit, gibt ja noch genügend andere.

Selbst wenn man den Vers bildlich versteht, macht er noch immer keinen Sinn.

Was Josua geglaubt hat, wissen wir nicht. Wenn Sie aber mal 1. Korinther 10,4 lesen, sieht man, dass alles möglich ist.

Von: Daniel Nixdorf
◷ 25 Februar
(vor 1 Jahr)

Erklärungsmöglichkeit:

a) Dass der Stein zugehört hat ist im übertragenen Sinn und deshalb metaphorisch/ allegorisch/ symbolisch gemeint. Die Langlebigkeit von Steinen, die eigentlich nahezu ewig überdauern (außer sie werden zermahlen etc.), soll das Volk daran erinnern, dass es ewig in der Pflicht steht sich an sein Versprechen und hier nochmals am Ende von Josuas Lebenszeit mit Gott erneuerten Bund zu halten. Ebenso wie für die Bibelleser bis heute literarisch der Stein besonders die Langlebigkeit des Bundes symbolisiert und verdeutlicht. Die Bedeutung und Wirkung dieser Symbole kann man dann bspw. psychoanalytisch hinterfragen, wie hier: https://bookshop.org/p/books/for-she-has-heard-the-standing-stone-in-joshua-24-and-the-development-of-a-covenant-symbol-elizabeth-berne-degear/7027468?ean=9781909697744

Oder religionsgeschichtlich, wie hier:
https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/30406/
https://de.wikipedia.org/wiki/Steinkult

b) Der Stein hat auf übernatürliche, wundersame Art und Weise tatsächlich zugehört. Ähnliche Vorstellungen bzgl. Tieren, Pflanzen oder gar unpersönlichen Dingen kennt man ja aus dem alten Heidentum bzw. heutzutage der Esoterik oder fernöstlichen Quellen. Dass es ausgerechnet ein Stein als Zeuge war symbolisiert darüber hinaus – wie in a) – die ewige Selbstverpflichtung des Volkes.

Da es nicht nur hier, wenn auch selten, eine Verkörperung von eigentlich unpersönlichen Dingen in der Bibel und umgebender Literatur gibt (Apokryphen, Pseudoepigraphen etc.), wäre das wohl an sich auch gar nicht so ungewöhnlich. Bspw. in 4. Esra 6,15-16: „(…) die Tiefen der Erde aber werden es verstehen [od. „fühlen“], daß von ihnen selber die Rede ist. Sie werden zittern und schwanken, denn sie wissen, daß an ihnen beim Ende eine Verwandlung geschehen soll.“.

Oder in 1. Korinther 15,26 „als letzter Feind wird der Tod beseitigt“ analog zu Offenbarung 20,14: „Und der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen.“ und ähnliche Passagen in 1. Henoch, wo u.a. die Wasser der Erde in weiblich und männlich kategorisiert werden (Süßwasser, Salzwasser, ober- und unterirdische Wasser etc.) und unpersönliche Dinge wie die Winde des Himmels personifiziert werden (s.a. die Lebendigen Wesen nach den Himmelsrichtungen und dazugehörend die 4 Apokalyptischen Reiter ab Offenbarung 4).

Aber allgemein typisch sind solche Dinge eher für das Heidentum (s.a. Gaia-Theorie, Panpsychismus etc.) und in der Bibel und deren Umfeld selten. Darum fällt es wohl auch mehr auf und eine gute Frage, wieso dies an gewissen Punkten ggf. gezielt zum Tragen kommt.