Wasser oberhalb des Himmels? (Psalm 148,4)

Psalm 148 ist ein sehr eigenartiger Psalm.

Fraglich ist, wie Materie wie Sonne und Mond (V. 3) oder Feuer, Hagel, Schnee und Nebel (V. 8) Gott loben können. Noch nie habe ich gehört, dass jemand gesagt hat das der Hagel Gott lobt.

Ebenso fraglich ist, was mit den "Wassern, die oberhalb des Himmels sind" gemeint ist. Physikalisch gesehen gibt es so etwas jedenfalls nicht.

Es scheint hier ein (falsches) antikes Weltbild zugrunde zu liegen, welches (wie das babylonische Weltbild) davon ausgeht, dass es oberhalb des Himmels noch Wasser gibt (Vgl.  1. Mose 1,6-9). Diese Vorstellung ist jedoch antiquiert und wurde längst widerlegt.

Links:


Psalm 148,4
Lobet ihn, ihr Himmel der Himmel, und ihr Wasser, die ihr oberhalb der Himmel seid!
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Lösungsvorschläge

Von: Der Heti
◷ 5 April
(vor 8 Monaten)

Konservativen Christen muss man oft erklären, dass die Bibel nicht immer wörtlich zu verstehen ist. Anscheinend muss man das auch den Bibelskeptikern erklären. Psalm 148 ist ein hoch lyirscher Psalm. Selbst der Psalmist benutzt erkennbar Bilder, die nicht die Realität abbilden sollen, sondern auf lyrischem Wege etwas ausdrücken möchten. Wenn er z.B. auch in Psalm 148 schreibt "Er hat erhöht ein Horn seinem Volk.", heißt das nicht, dass er irgendwo über dem Luftraum Israels in Horn angebracht hat.

Im Fall des "Wassers über dem Himmel" kann ich mir entweder vorstellen, dass wirklich ein antikes Weltbild dahinter steckt (was den Psalm in keinster Weise abwerten würde), oder das damit gemeint ist, dass sich Gottes Wesen auch über die Himmel hinaus erstreckt.

Übrigens, wenn man darauf besteht es wörtlich zu verstehen, und physikalisch kleinlich sein möchte: Es gibt sehrwohl Wasser über dem Himmel. Auf dem Mars wurden schon Spuren von Wasser nachgewiesen...

Von: Thomas Popp
◷ 9 Februar
(vor 9 Monaten)

Bibel durch Wort erklärbar machen!! Wasser werden in der Schrift häufig mit Sprachen, Nationen definiert.

Jes. 17,12: Wehe, ein Getöse vieler Völker; wie das Tosen der Meere tosen sie; und ein Rauschen von Völkerschaften; wie das Rauschen gewaltiger Wasser rauschen sie.
 Völkerschaften rauschen wie das Rauschen vieler Wasser.

Jes. 8,7: ... darum, siehe, lässt der Herr das mächtige und große Wasser des Stromes über sie heraufsteigen – den König von Assur und all seine Herrlichkeit. Er wird heraufsteigen über all seine Betten und über all seine Ufer gehen.

Offb. 17,15: Und er spricht zu mir: Die Wasser, die du gesehen hast, wo die Hure sitzt, sind Völker und Völkerscharen[9] und Nationen und Sprachen;

Von: Markus M.
◷ 9 Februar
(vor 9 Monaten)

Und wie wird damit der Widerspruch gelöst?
Soll es heißen "Lobet ihn, ihr Nationen, die ihr oberhalb der Himmel seid!"? Welche Nationen sind denn oberhalb des Himmels? Außerirdische?

In Jes. 17,12 geht es um das Rauschen/Tosen des Meeres. Hier wird einfach etwas verglichen, aber nicht gleichgesetzt. Auch in Jes. 8,7 ist der Vergleich klar.
Off. 17,15 ist ein anderes Thema, da der Sprachhintergrund ein anderer ist (Griechisch vs. Hebräisch), außerdem ist es eine apokalyptische Sprache, was nicht auf den genannten Psalm zutrifft.

Von: Philemon
◷ 26 September
(vor 1 Jahr)

Dass ein antikes Weltbild zugrunde gelegt wird ist offensichtlich, doch wären folgende Frage noch zu erwägen: Was bedeutet hier Wasser, was Himmel? - Wenn wir sagen "Gott ist im Himmel", meinen wir ja auch nicht, dass er auf einer Wolke sitzt! Das Wasser ist außerdem Sinnbild für das Chaos, wie in Gen 1,2ff. deutlich wird.

Von: Markus M.
◷ 26 September
(vor 1 Jahr)

Du würdest also zugeben, dass das Weltbild des Psalmisten falsch ist?

Wenn Wasser ein Sinnbild für das Chaos ist, dann wird der Vers ja noch unverständlicher.

Von: Philemon
◷ 27 September
(vor 1 Jahr)

Ich bin mir nicht sicher, ob man von Weltbildern in den Kategorien "falsch" oder "richtig" sprechen sollte. Per Definition sind es ja "Bilder", die man sich von der Welt macht - ebenso ist unser heutiges "aufgeklärtes / wissenschaftliches / heliozentrisches" Weltbild, schlicht ein Bild, durch das wir versuchen, die Welt zu erklären und zu verstehen. Eine der Grundfragen könnte sein: "Wieso ist die Welt und wieso ist nicht vielmehr nichts?" - der antike Mensch erklärt es sich dadurch, dass Gott das Chaos (Wasser) zurückhält und so Leben ermöglicht - der moderne Mensch versucht es z.B. mittels der Urknalltheorie zu erklären, die letztlich besagt, dass es Zufall ist, das Leben besteht ... Dass sich diese zwei Weltbilder gegeneinander ausspielen lassen, glaube ich nicht, da sie auf komplett unterschiedlichen Ebenen arbeiten.

Der Sinn des Verses ist m. E. schlicht, dass die ganze (von Gott geschaffene) Schöpfung, Gott qua ihrer Existenz lobt - sogar das Wasser/Chaos oberhalb der Himmel, das gegen Leben ist (vgl. Sintflut), sodass deutlich wird, dass es kein mächtigeres Wesen im Kosmos gibt außer Gott.

Von: Markus M.
◷ 28 September
(vor 1 Jahr)

Natürlich gibt es hier ein richtig und falsch, das geozentrische Weltbild war definitiv falsch, genauso wie das biblische Weltbild (eine flache Erde, die auf Säulen steht) definitiv falsch ist.

Dass Chaos etwas mit Wasser zu tun hat, stammt aus dem babylonischen Schöpfungs-Mythos Enūma eliš und nicht aus der Bibel.

Wenn der Sinn des Verses ist, dass die ganze Schöpfung Gott lobt, dann erkläre mal, wie physikalische Objekte wie der Himmel oder das Wasser Gott loben können.

Und bitte erkläre auch, was nun mit "Wasser/Chaos oberhalb der Himmel" gemeint sein soll.

Von: Philemon
◷ 28 September
(vor 1 Jahr)

Sorry, ich glaube nicht, dass diese Diskussion fruchtbar ist. Du erwartest, dass ich dir naturwissenschaftliche Argumente biete für einen Text, der eben nicht naturwissenschaftlich, sondern mythisch ist. Wir argumentieren hier auf komplett unterschiedlichen Ebenen und damit aneinander vorbei. D.h. ja physikalisch gesehen ist das antike Weltbild "falsch", wenn du so willst, doch nicht auf der mythischen Ebene (der du, so vermute ich mal frech, wahrscheinlich keine Wahrheit zuschreiben kannst).

Von: Markus M.
◷ 28 September
(vor 1 Jahr)

Warum sollte ich den biblischen oder babylonischen Mythen eine Wahrheit zuschreiben?

Eine mythische Ebene ist ein nicht greifbares Blablabla, welches man beliebig nach seinen Wünschen auslegen und interpretieren kann.

Von: udaehrt
◷ 23 Juli
(vor 1 Jahr)

Schonmal über Woken nachgedacht?

Von: Markus M.
◷ 24 Juli
(vor 1 Jahr)

Ja, das wird hier aber nicht gemeint sein, da es im Hebräischen ein eigenes Wort für Wolke gibt: שׁחק oder עב (siehe Ps. 78,23; 147,8).