Wer war Josephs Vater? (Matthäus 1,15-16)

Im Neuen Testament findet man zwei unterschiedliche Stammbäume von Jesus. Das Matthäusevangelium beginnt sogar damit. Es listet die Abstammung Jesu auf. Abgesehen davon, dass man sich die Frage stellen kann, warum der Stammbaum überhaupt wichtig ist, da Jesus ja keinen leiblichen Vater hat und abgesehen davon, dass der Stammbaum konstruiert ist (es fehlen Personen), findet man hier folgende Ahnenreihe von Jesus bzw. Josef:

Jesus > Josef > Jakob > Matthan > Eleasar > Eliud

Das Lukasevangelium bringt in Kapitel 3 jedoch einen völlig anderen Stammbaum. Dort sieht die Ahnenreihe folgendermaßen aus:

Jesus > Josef > Eli > Mattat > Levi > Melchi

Meist wird versucht diesen Widerspruch wegzuerklären, indem man sagt, dass der Stammbaum bei Lukas nicht der Stammbaum von Josef ist, sondern der von Maria. Dieses Argument ist aber aus folgenden Gründen nicht plausibel:

  1. Der Bibeltext behauptet etwas anderes. In Lk. 3,23 steht eindeutig, dass es hier um die Vorfahren von Josef geht. Maria findet hier überhaupt keine Erwähnung
  2. Der Stammbaum in der Bibel geht immer nach dem Vater und nicht nach der Mutter (siehe 4. Mo. 1,18; 1. Chr. 17,11)
  3. Bibelstellen wie 1. Chr. 17,12-14; 22,9-10; 2. Chr. 6,16 und 7,18 deuten darauf hin, dass die königliche Abstammungslinie über Davids Sohn Salomo gehen soll und nicht über Nathan, wie es aber im Stammbaum bei Lukas heißt (V.31)
  4. In Vers 27 liest man dass der Stammbaum über Serubbabel und Schealtiël geht. Diese beiden Personen waren nach Mt. 1,12 und 1. Chr. 3,17-19 aber Nachkommen von Jojachin, von dem Gott gesagt hat, dass seine Nachkommenschaft nicht auf dem Thron sitzen werden (Jer. 22,30)

Matthäus 1,15-16
Eliud aber zeugte Eleasar, Eleasar aber zeugte Matthan, Matthan aber zeugte Jakob, Jakob aber zeugte Joseph, den Mann der Maria, von welcher Jesus geboren wurde, der Christus genannt wird.
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Lukas 3,23-24
Und er selbst, Jesus, begann ungefähr dreißig Jahre alt zu werden, und war, wie man meinte, ein Sohn des Joseph, des Eli, des Matthat, des Levi, des Melchi, des Janna, des Joseph,
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« Die Erde bleibt nicht bestehen in EwigkeitDie erfundene Flucht nach Ägypten »


Lösungsvorschläge

Von: DEBUNKMARTIN
◷ 19 Februar
(vor 2 Monaten)

Matthäus und Lukas geben in ihren Evangelien unterschiedliche Genealogien Jesu, die jedoch nicht im Widerspruch zueinander stehen. Die Unterschiede ergeben sich aus der Art der Aufzeichnung, entweder nach natürlicher Abstammung oder nach dem Gesetz, das die Erhebung von Kindern im Namen eines kinderlos verstorbenen Bruders erlaubte. Einige Personen in der Genealogie von David bis zu Josef waren entweder biologische Nachkommen oder wurden aufgrund des Gesetzes als Nachkommen betrachtet. Die Verflechtungen zwischen den Linien von Salomo und Nathan durch Kindeserhebungen und Zweitehen führten dazu, dass dieselben Personen zu verschiedenen Zeiten verschiedenen Linien zugeordnet wurden. Dies erklärt, warum sowohl Jakob als auch Eli als Väter von Josef genannt werden können. Jakob war biologisch sein Vater, während Eli gemäß dem Gesetz als sein Vater gilt, da Jakob das Kind im Namen seines kinderlos verstorbenen Bruders erzeugte. Die Genealogie von Josef ist daher nicht ungültig, sondern ergibt sich aus verschiedenen Perspektiven. Maria wird auch als Mitglied des Stammes von Josef betrachtet, da gemäß dem mosaischen Gesetz Ehen zwischen verschiedenen Stämmen nicht erlaubt waren.

+ Es ist interessant zu beobachten, wie einige Websites behaupten, Widersprüche in religiösen Texten aufzudecken, indem sie oft Textpassagen aus dem Kontext reißen und sie als solche darstellen. Tatsächlich kann es manchmal so aussehen, als ob sie verzweifelt nach Widersprüchen suchen, wenn in Wirklichkeit viele der vermeintlichen "Widersprüche" erklärt werden können. Dabei die Domain "bibellexikon" zu nutzen, ist mehr als polemisch. Sie ziehen also mit Absicht Hass auf sich. Das zeigt, dass diese Seite wissenschaftliche Auseinandersetzung mit tatsächlichen Widersprüchen nicht im Fokus liegt und weitere Mythen gefördert und Fronten verhärtet werden. Die Seite stellt also gewisse Behauptungen auf, ohne die Möglichkeit einer umfassenden Analyse oder Kontextualisierung zu berücksichtigen.
Es wäre sinnvoll, dass solche Websites ihren Ansatz überdenken und sich stattdessen als "Fragen an die Bibel" und mit kritischen Fragen beschäftigen, die nicht polemisiert werden. Dabei wäre ein offener Umgang mit theologischen und athesitischen, sowie agnostischen Sichtpunkten interessant. Ein objektiverer Standpunkt könnte dazu beitragen, eine ausgewogenere Perspektive auf religiöse Texte zu präsentieren und Menschen eine Möglichkeit aufzuzeigen nach ihrer Weise glücklich zu werden. Es ist wichtig zu erkennen, dass Wahrheit nicht durch Hass gefunden werden kann, sondern durch Offenheit, Forschung und Verständnis. Ein passendes Zitat über Hass und Wahrheit stammt wundersamerweise aus der Bibel: "Bist du weise, so kommt es dir selbst zugute; bist du aber ein Spötter, so hast du's allein zu tragen. "

Von: Markus M.
◷ 20 Februar
(vor 2 Monaten)

Interessant ist, dass Sie mir vorwerfen „oft Textpassagen aus dem Kontext [zu] reißen“, aber beim Matthäusevangelium drücken Sie ein Auge zu (vgl. Mt. 7,4-5). Der Schreiber dieses Evangeliums macht nichts anders als Bibelverse aus dem Kontext zu reißen. Siehe: https://bibellexikon.com/themen_messiaserwartung_judentum_versus_christentum.php#_Toc27992653

Welche Domain ich nutze ist doch mir überlassen. Ich hatte sie noch aus meiner christlichen Vergangenheit übrig. Außerdem sind Christen doch wesentlich kreativer bei Domains auf denen evangelisiert wird.

Von wem kommt denn der Hass, wenn Sie schrieben: „Sie ziehen also mit Absicht Hass auf sich.“? Von Atheisten sicher nicht, wohl eher von Christen.

Das zeigt, dass diese Seite wissenschaftliche Auseinandersetzung mit tatsächlichen Widersprüchen nicht im Fokus liegt“ Aha, das äußern Sie, nachdem Sie lediglich einen Beitrag gelesen haben? Schauen Sie doch mal hier rein: https://bibellexikon.com/diverses.php und lesen Sie meinen Artikel „Kanon, Septuaginta und Inspiration“, wenn Sie an wissenschaftlicher Forschung interessiert sind.

Nun zu Ihrem Lösungsvorschlag:

Vielleicht klären Sie erstmal die Frage, warum jemand, der Gott als Vater hat, überhaupt einen irdischen Stammbaum braucht?

Dann sollten Sie sich die Frage stellen, warum die „Art der Aufzeichnung“ in den Evangelien anders ist, wenn doch derselbe Autor (Gott) dahintersteckt und uns nichts von einer anderen Art der Aufzeichnung mitteilt, weswegen Ihre Ausführung rein spekulativ ist.

Des weiteren lässt sich Ihr Argument mit der Leviratsehe/Schwagerehe leicht entkräften indem man sich beide Stammbäume im Detail anschaut. In beide Stammbäumen findet man die Linie Boas > Obed. Boas zeugte Obed von der Ruth (Mt. 1,5). Wie wir aber wissen war Ruth schonmal kinderlos verheiratet und Boas vollzog die Leviratsehe mit ihr (Rt. 4,5). Wäre Ihr Argument richtig, müsste in einem der Stammbäume Kiljon oder Machlon als Vater des Obed vorkommen. Da dies aber nicht der Fall ist, sieht man, dass Ihr Argument der Leviratsehe falsch ist.

Übrigens wie hieß denn der Vater von Boas? Salmon (Σαλμὼν) oder Sala (Σαλὰ)?