Das Haus des HERRN, das es noch nicht gab (2. Mose 23,19)
In 2. Mose 23,19 werden die Israeliten aufgefordert ihre Erstlingsgabe in das Haus des HERRN zu bringen. Dieses gab es zu dem Zeitpunkt aber noch nicht. Die Zuhörer, denen Mose dies also verkündigte konnten damit noch gar nichts anfangen.
Wenn mit dem Haus des HERRN die Stiftshütte gemeint ist (später ist damit der Tempel gemein), dann handelt es sich hier um einen Anachronismus, denn der Befehl zum Bau der Stiftshütte kommt erst in 2. Mose 25.
Das erste der Erstlinge deines Landes sollst du in das Haus des HERRN, deines Gottes, bringen. - Du sollst ein Böcklein nicht kochen in der Milch seiner Mutter.
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Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich in ihrer Mitte wohne.
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Lösungsvorschläge
(vor 6 Monaten)
Ja, vermutlich konnten die Zuhörer des Mose mit vielem, was in diesem Gesetz stand, noch nichts anfangen, denn wenn Sie mal genau schauen, ist dort auch von Feldern und Weinbergen die Rede (2. Mose 22,4f), von Häusern in denen die Menschen leben (22,6f) etc. Das Gesetz ist nicht allein für die Jahrzehnte der Wüstenwanderung gedacht, sondern für die Jahrhunderte danach, wenn das Volk im Land Kanaan lebt, daher deckt es auch schon Rechtsfragen ab, die sich erst später ergeben haben.
Ob man es nun für einen Anachronismus hält oder nicht, hängt allein davon ab, ob man es für möglich hält, daß ein echter Gott seinem Volk schon Jahrzehnte vorher solche Gesetze gegeben haben kann, weil er langfristige Pläne mit ihnen hatte. Im Grund ist es dasselbe wie bei der Entstehung der Evangelien. Liberale Theologen verlegen ihren Entstehungszeitpunkt auf nach 70 n.Chr., weil sie nicht glauben, daß jemand vorher schon von der Zerstörung des Tempels gewußt haben kann. Glaubt man an die Möglichkeit echter Prophetie und daß Jesus die Tempelzerstörung wirklich schon 40 Jahre vorher angekündigt hat, braucht man da auch kein vaticinium ex eventu anzunehmen und kann die Entstehung der Evangelien anhand der Kirchenväter deutlich früher ansetzen.
In beiden Fällen hängt es nicht an Fakten, sondern an unbeweisbaren Vorannahmen.
(vor 6 Monaten)
Es macht logischerweise keinen Sinn etwas zu befehlen, was man dann gar nicht durchführen kann oder erst spätere Generationen. Erstlingsfürchte konnten bereits zur Zeit Josuas eingebracht werden. Spätestens dann stellen sich die Israeliten die Frage was damit zu tun ist und wie sie das Gesetz erfüllen können.
Deine Vergleiche hinken auch. In 2. Mose 22,4 steht "Wenn jemand ein Feld oder einen Weinberg abweiden lässt..." Da wusste erstens jeder was gemeint ist und zweitens gilt das Gesetz nur, wenn der Fall eintritt. Ebenso V. 6 "Wenn einer seinem Nächsten Geld oder Hausrat zur Verwahrung gibt ..." Auch hier findest sich wieder eine Wenn-Bedingung.
Dass es Anachronismen in der Bibel gibt, ist ein Fakt und lässt sich an vielen Beispielen sehen. Siehe dazu die Einleitung (Hintergrund) hier: https://bibellexikon.com/themen_kanon_septuaginta_inspiration.php
Zum Thema "echte Prophetie" bitte das hier lesen: https://bibellexikon.com/themen_echte_prophetie.php
(vor 3 Jahren)
Gott ist offenbar ein vorausschauender vorausplanender Gott, der souverän in der Bezeichnung dessen ist, was ER als sein Haus betrachtet.
Es fing mit Abel an und Bethel war eine Station.
Ihr eigenes spießiges vorurteilsbehaftetes Denken verstellt Ihnen den Zugang zu der ganzen durch den Heiligen Geist geoffenbarten Wahrheit, in die ER die leitet, die Leben aus Gott haben (Joh. 1, 9-13; 1. Kor. 6, 17-20).
(vor 3 Jahren)
Anscheinend hat Gott aber nicht vorausgesehen, dass die Leute, denen er den Befehl gab, mit dem Befehl nichts anfangen konnten.
Es gab zu dem Zeitpunkt weder die Stiftshütte noch den Tempel. Woran haben die Israeliten also gedacht, als Mose Ihnen dieses Gesetz Gottes gab?